Von schwimmenden Vögeln, fliegenden Fischen und Sachsens Flüchtlingshilfe

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Dresden, Dezember 2014
Dresden, Dezember 2014

BERLIN. (hpd) Der CDU-Politiker Marian Wendt geriet durch einen sehr schrägen Vergleich in die Schlagzeilen. In einem Interview mit der WELT gab er kund, dass eine gleichgeschlechtliche Ehe nicht nötig sei. Er erklärte "den natürlichen Gang der Zeugung: 'Der Fisch kann nicht fliegen, der Vogel nicht schwimmen. Und auch wenn der Fisch es will, er wird niemals fliegen können.'" Doch wenn man genauer hinschaut, wird es noch unappetitlicher.

Die fehlerhafte Metapher kommentierte Ramona Wagner für die Richard-Dawkins-Foundation: "Herr Wendt vergisst dabei, dass es sehr wohl Fische gibt, die fliegen können (beachtliche 400–500 Meter mit einer Geschwindigkeit von 70 Km/h), und Vögel die schwimmen (man nennt sie Wasservögel, weitere Erklärung wohl nicht nötig).

Auch wenn homosexuelle Paare miteinander keine Kinder zeugen können, sind sie trotz allem sehr wohl in der Lage, Kinder zu erziehen und vor allem im Stande, die gleiche liebevolle Umgebung zu bieten, wie heterosexuelle Paare..."

Und selbst die WELT kann mit dieser Aussage des CDU-Hinterbänklers nicht so recht etwas anfangen. Der Autor des Artikels "windet sich … geradezu, diese gegen Schwule und Lesben gerichtete Abgrenzungshaltung des CDU-Politikers zu verteidigen" schreibt das Magazin queer. "Wenn der Mann in den Fünfzigerjahren in den Südstaaten der USA aufgewachsen wäre, hätte er wohl mit denselben Argumenten gegen 'gemischtrassige' Ehen polemisieren können. Auch damals hatten konservative Politiker bei diesem Thema gerne mit Tiervergleichen gearbeitet."

Wendt ist ein überzeugter CDU-Politiker und sein Vergleich hinkte nicht nur. Damit könnte das Thema abgeschlossen sein.

Doch wenn man einmal etwas genauer hinschaut, fällt noch Anderes auf: seine Facebook-Seite zeigt unbeabsichtigt aber exemplarisch, wie es zu den aktuellen Ausschreitungen gegen Flüchtlinge in Sachsen kommen konnte. Politiker bedienen populistische Stammtischparolen und blenden unbequeme Wahrheiten aus.

Zu einer Grafik, die sächsische Umfrageergebnisse zur Asylpolitik zeigt, schreibt Wendt: "Wer Hilfe braucht bekommt sie! Dafür sind die Sachsen bekannt." Ausgenommen sind - wie er einen Satz später schreibt - die vielen Asylbewerber, die sich hier in Deutschland einfach nur ein gutes Leben machen wollen. Diese Art von Hilfe war dieser Tage in Dresden offensichtlich: Mitarbeiter des Roten Kreuzes, die ein Flüchtlingslager errichten, wurden von einem braunen Mob angegriffen: "Am Donnerstag wurden das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und das Technische Hilfswerk (THW) damit beauftragt, die Zeltstadt in Dresden zu errichten. In Windeseile haben sie, gemeinsam mit vielen Dresdner Firmen, die Fläche beräumt und drei große sowie 30 kleine Zelte aufgestellt. […] Mehrere sehr aggressive Personen hätten versucht, die DRK-Helfer daran zu hindern, das Lager aufzubauen. In einem Fall habe jemand so getan, als würde er einen Helfer mit Absicht umfahren."

Doch mit solcherlei Kleinigkeiten hält sich der CDU-Poliker nicht lang auf. Er teilt lieber mit, dass er es korrekt findet, den politischen Gegner vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Gemeint ist dabei allerdings nicht die NPD und der rechte braune Rand, sondern die Partei DIE LINKE. Auch das dürfte denen gefallen, die in der Nacht zu Montag das Auto des Freitaler LINKEN-Politikers Michael Richter in die Luft sprengten. Freital liegt ebenfalls in Sachsen und Richter setzt sich gegen die zur Wehr, die dort seit Wochen gegen Flüchtlinge hetzen.

Für seine Leser hat Marian Wendt einen Sonntagsgruß: Das Bonhoeffer-Zitat beginnt mit den Worten: "Wo Gottes Wort bei mir ist, finde ich in der Fremde meinen Weg…" Meint Wendt damit, dass die Flüchtlinge mehr beten sollten?