FRANKFURT AM MAIN. (hpd) Dem Ort der Veranstaltung angemessen, war ein Bembel der Siegerpokal des ersten "Science Slam in Ffäm". Gewonnen hat ihn Johannes von Borstel mit seiner Präsentation über Herzkammerflimmern und Wiederbelebung.
Wissenschaft und Atheismus
Ausgerichtet wurde die Wissenschafts-Battle im Café1 an der FH vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA). In ihren einleitenden Worten wies die Vize-Vorsitzende Heike Jackler darauf hin, dass die Förderung von Wissenschaft zwar nicht den Kern der Tätigkeit des Atheisten-Verbandes ausmache, aber trotzdem zu seinen Zielen gehöre. Sie erinnerte daran, dass der Skeptiker James Randi und der Evolutionsbiologe Greg Graffin mit dem IBKA-Preis ausgezeichnet worden sind, und verdeutlichte, dass ohne die Vorstellung, dass es keine Götter gibt, die nach Belieben ins Weltgeschehen eingreifen, Wissenschaft ein relativ sinnloses Unterfangen ist. Denn wo anstelle von Naturgesetzen Gottes unergründlicher Wille waltet, bleibt jede Erkenntnis beliebig.
Danach übernahm Sebastian Bartoschek die Leitung durch den Abend. Auf einem blauen aufblasbaren Sessel sitzend, neben sich ein von unten beleuchtetes Gehirn aus gelbem Wackelpudding, stellte er die sieben Kandidatinnen und Kandidaten vor. Er übte mit dem Publikum das Abstimmungsverhalten per Erzeugung begeisterten Lärms ("Stufe 1 für Xavier Naidoo, Stufe 10 für Bad Religion feat. Slayer") und kultivierte die Kunst der holprigen Überleitung.
Gespräch mit Waffen
Zunächst traten vier Slammer an: Der Psychologe Rainer Banse erörterte, ob es glücklicher macht, sich selbst einen Partner (oder eine Partnerin) zu suchen oder Mutti machen zu lassen (unerwartetes Ergebnis: arrangierte Ehen schneiden in der Selbsteinschätzung der Beteiligten gar nicht so schlecht ab).
Die Pharmazeutin Claudia Courts nahm Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) unter die Lupe. Sie hatte bei ihren Recherchen in einer einschlägigen Apotheke gearbeitet, überrascht die Steigerung der Fruchtbarkeit durch Fledermauskot entdeckt und die Frage, ob da "Chemie drin" ist, tapfer ertragen.
Die Biologin Patricia Hess stellte dem Publikum die Familie der Sandgräber (etwas despektierlich "Wurst im Pelz" genannt) und ihre komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse vor.
Den Sieg in der ersten Runde trug jedoch Cornelius Courts davon, der das Publikum mit seinen Ausführungen über Kopfschuss, Back Spatter und Pistolen, die sich nicht an die Omerta halten, begeisterte.
Herzrasen nach Gezappel
Nach der Pause zeigte sich dann, warum es eigentlich sinnlos ist, über einen Science Slam zu schreiben. Zunächst vollbrachte der Philosoph und Volkswirt Kai Kühne das Kunststück, das Publikum mit seiner Powerpoint-Präsentation zum Thema "Politische Arbeitsrechtsprechung" zum Lachen zu bringen. (Nein, er hat sich nicht im Mikrofonkabel verheddert und ist auch nicht im aufblasbaren Sessel versunken. Wie gesagt, es lässt sich nicht beschreiben, wer's nicht gesehen hat…)
Der Chemiker Jörg Kossmann erklärte, dass die Herstellung von Superlegierungen so ähnlich funktioniert, wie eine Hochzeitsfeier, zu der die Jungs vom Junggesellenabschiedsabend mit einem eigenen Tisch kommen. Oder halt eben nicht. Denn nur dann klappt's auch mit der Flugzeugturbine.
Am beeindruckendsten fand das Publikum aber Johannes von Borstels Auftritt. Sein Hochleistungsgezappel, das den Zuschauern die verschiedenen Störungen der Herzfunktion vor Augen führte, lässt sich nur live erleben, da hilft nicht mal YouTube.
And the winner is…
Als der Biologe Courts und der Mediziner von Borstel dann zur entscheidenden Abstimmung über den Tagessieg auf die Bühne kamen, wurde es nochmal richtig laut im Café. Moderator Bartoschek konnte sich nicht entscheiden und verfluchte wahrscheinlich den Tag, an dem er sein iPhone anstatt des Applausometers gekauft hatte. Also setzte er ein Stechen an, aus dem Johannes von Borstel als Sieger hervorging (obwohl eine Gruppe von Besuchern, die vorne rechts saßen, noch Stunden später Stein und Bein schworen, dass es bei Cornelius Courts lauter gewesen sei). So erhielt der Mann im Anzug den Bembel, der ihn als Gewinner des IBKA-Science Slam auswies, während sich seine sechs Kontrahenten mit einer Packung Pechkeksen begnügen mussten.
Der letzten Applaus des Abends war dann Vera Muth vorbehalten. Die Koordinatorin der GerDiA-Kampagne hatte den "Science Slam in Ffäm" federführend organisiert.