Das Unwort des Jahres 2017 lautet "alternative Fakten". Die "Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres" hatte den Begriff unter einer Vielzahl von Einsendungen ausgewählt, da er wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage des gesellschaftlichen Diskurses infrage stellt.
Bekannt wurde der Begriff "alternative Fakten" durch die Beraterin des US-Präsidenten Donald Trump, die damit nachweislich falsche Aussagen des Pressesprechers des Weißen Hauses rechtfertigte. Seitdem sei die Formulierung "der verschleiernde und irreführende Ausdruck für den Versuch, Falschbehauptungen als legitimes Mittel der öffentlichen Auseinandersetzung salonfähig zu machen", begründete die Jury ihre Wahl zum Unwort des Jahres.
Die Bezeichnung "alternative Fakten" sei auch in Deutschland zum Synonym und Sinnbild für eine der besorgniserregendsten Tendenzen im öffentlichen Sprachgebrauch, vor allem auch in den sozialen Medien, geworden. "Alternative Fakten" stehe nun für die sich ausbreitende Praxis, "den Austausch von Argumenten auf Faktenbasis durch nicht belegbare Behauptungen zu ersetzen."
Die Jury erreichten 2017 insgesamt 1316 Einsendungen. Die zehn häufigsten Einsendungen aus den Zuschriften an die Jury, die allerdings nicht zwingend den Kriterien der Jury entsprachen, waren "Babycaust", "alternative Fakten", "Nazi" und "Sondierungsgespräche".
Die Unwörter des Jahres in den vergangenen Jahren lauteten "Volksverräter" (2016), "Gutmensch" (2015), "Lügenpresse" (2014), "Sozialtourismus" (2013), "Opfer-Abo" (2012) und "Döner-Morde" (2011).
31 Kommentare
Kommentare
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Grundsätzlich eine gute Wahl mit einer ebenso guten Begründung im mittleren Absatz.
Thomas am Permanenter Link
"Grundsätzlich eine gute Wahl mit einer ebenso guten Begründung im mittleren Absatz."
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"Ich hoffe, es entsteht zu den Vertretern der "alternativen Fakten" nicht eine Gegenbewegung, die jedes Hinterfragen wissenschaftlicher Forschungsergebnisse rundweg ablehnt."
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Mangelhaftes Verständnis der Wissenschaft kann halt in zwei Richtungen ausschlagen. Soll heißen: Religioten werfen mit Steinen im Glashaus, wenn sie die Unkorrigierbarkeit der (im Gegensatz zu ihren eigenen immerhin BELEGTEN) Überzeugungen Anderer kritisieren.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Thomas, können Sie mir eine unter Fachwissenschaftlern allgemein anerkannte Erkenntnis nennen, die von mir oder von der Katholischen Kirche allgemein in der Gegenwart geleugnet wird?
gondel am Permanenter Link
@Norbert Schönecker
Außerdem wird nur umgedreht ein Schuh draus: Können Sie eine unter Fachwissenschaftlern allgemein anerkannte Erkenntnis nennen, welche den Katechismus der Katholischen Kirche stützt?
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Gondel!
Erstens gibt es in der Katholischen Kirche zu Fragen, die nicht dogmatisierte Glaubenssätze betreffen, Meinungsfreiheit.
Zweitens geht es in der Evolutionsbiologie überhaupt nicht um Glaubensfragen. Ich frage bei einem Buch über Biologie ebensowenig nach dem religiösen Glauben des Autors wie bei einer Gebrauchsanleitung für eine Waschmaschine.
Die meisten katholischen Theologen und Bischöfe der Gegenwart sehen das ebenso. Die meisten Naturwissenschaftler auch. In beiden Gruppen gibt es eine Minderheit, die sich bemüßigt fühlt, sich in fremde Fachbereiche einzumischen.
Das von mir geschätzte Buch "Geschichten vom Ursprung des Lebens" ist natürlich nicht "Katholische Lehrmeinung". Die Katholische Kirche hat schon lange keine eigene Meinung mehr zur naturwissenschaftlichen Fachthemen, sondern zeigt ihr Interesse, indem sie die besten Wissenschaftler der Welt in der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften versammelt, um ihnen zuzuhören.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"... indem sie die besten Wissenschaftler der Welt in der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften versammelt, um ihnen zuzuhören."
Zuhören klingt immer gut. Ob die da auch was lernen? Und gegebenenfalls die Meinung (Dogmen) ändern?
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Gegebenenfalls die Meinung ändern: Na sicher! Im Bereich Evolution ist da schon viel geschehen - man vergleiche katholisch mit amerikanisch-evangelikal.
Dogmen ändern: Wird schwierig. Die Auslegung mancher Dogmen ist hingegen schon oft geändert worden.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Gegen den inzwischen immensen Druck der Wirklichkeit kann sich auch das Kirchenschiff nicht endlos stemmen. Dass meinte ich aber nicht.
In Bezug auf die Evolution hieße dies, sie als Tatsache hinzunehmen und sich vom Schöpfungswahn zu verabschieden. "Gott" (egal welcher) hat keinen Platz mehr in der modernen Wahrnehmung der Welt. Er wird nicht mehr gebraucht.
Und warum ist die Änderung/Beseitigung von Dogmen so schwer? Diese wurden von Menschen vor Jahrhunderten festgelegt, willkürlich erfunden. Luther - so sehr ich ihn als Mensch nicht mag - hat die ev. Kirche wenigstens von einem Teil dieser Überbleibsel einer vormodernen Zeit befreit.
Warum nur fällt es gläubigen Menschen so schwer, eigene Irrtümer einzugestehen? Und ein Dogma ist schon per Definition ein Irrtum, weil uns gerade die Wissenschaft lehrt, dass nichts von Dauer ist. Wer dies ignoriert und den Fluss der Erkenntnis staut, der erzeugt keinen geistigen Gewinn, sondern eine Flut, in der alle Erkenntnis untergeht.
Die Ausrede, es handele sich eben um Glauben, kann ich nicht akzeptieren, da Glauben früher (in manchen Klerikerköpfen noch heute) als höherwertig als Wissen eingestuft wurde. Heute haben wir Möglichkeiten, fundamental Wichtiges zu erkennen/wissen. Der Glaube (einst unverzichtbar, um die Welt zu erklären) ist heute obsolet...
Gondel am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Schönecker,
Und wie wollen Sie ausschließen, dass die Geschichte von Adam und Eva nicht mit Nichtglaubensfragen kollidiert? Und würde die Katholische Kirche den besten Wissenschaftlern dieser Welt tatsächlich aufmerksam zuhören, hätten Adam und Eva nicht längst dem Limbus folgen müssen?
Und meinen Sie tatsächlich, eine Gebrauchsanweisung für eine Waschmaschine könne eine ebenso folgenreiche weltweite Unvereinbarkeit mit Glaubenslehren hervorrufen wie die Evolutionsbiologie?
Und ja, Kinder sollten einen Zugang zu Religion haben wie zu allem anderen auch, und nicht als Säuglinge und im nichteinwilligungsfähigem Kindesalter für eine irrationale Ideologie rekrutiert werden.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
1) Die Geschichte von Adam und Eva ist ein Mythos und kein historischer Bericht. Literarisch steht sie damit einer Sage nahe.
Die Kenntnis über literarische Gattungen hat die Theologie in den letzten 150 Jahren viel weitergebracht.
2) Zu "Rang in der Katholischen Kirche": Warum nicht gleich die Päpste lesen?
Pius XII, 1950: "Deshalb verbietet es das Lehramt der Kirche nicht, daß die Theorie des Evolutionismus, insoweit dort Forschungen angestellt werden über die Herkunft des menschlichen Leibes aus einer bereits bestehenden, lebenden Materie (...) gemäß dem augenblicklichen Stand der weltlichen Wissenschaften und der heiligen Theologie, Gegenstand von Untersuchungen und Besprechungen gelehrter Fachleute auf beiden Gebieten sei. Und zwar sollen die Begründungen für beide Ansichten, also der begünstigenden und auch der ablehnenden, mit gebührendem Ernst, besonnen und maßvoll abgewogen und beurteilt werden." (Enyklika humani generis)
Johannes Paul II, 1996: "Heute, beinahe ein halbes Jahrhundert nach dem Erscheinen der Enzyklika, geben neue Erkenntnisse dazu Anlaß, in der Evolutionstheorie mehr als eine Hypothese zu sehen." (Botschaft an die Päpstliche Akademie der Wissenschaften)
Benedikt XVI, 2007: „weil es einerseits viele wissenschaftliche Nachweise für die Evolution gibt. Das erscheint als eine Realität, die wir sehen müssen und die unser Verständnis vom Leben und Sein bereichert“.
Thomas am Permanenter Link
"Thomas, können Sie mir eine unter Fachwissenschaftlern allgemein anerkannte Erkenntnis nennen, die von mir oder von der Katholischen Kirche allgemein in der Gegenwart geleugnet wird?"
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"Das unlängst erschienene Buch "Kritische Studie zur Evolutionstheorie" ist kein Lehrbuch der Katholischen Kirche!"
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Philosophisch ahnungslose oder verwirrte und sogar religiöse Wissenschaftler gibt es leider zuhauf, und mit Publikationen wie der genannten sabotieren sie den wissenschaftlichen Fortschritt. Auch das ist direktes oder indirektes Ergebnis der geistigen Zersetzung, die von den Religionen ausgeht.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
"Wissenschaftler seien trotz all ihrer ausgefeilten Methoden und hochentwickelten technischen Hilfsmittel grundsätzlich unfähig, bestimmte Teile der Wirklichkeit zu erkennen"
Zu diesem Satz stehe ich auch. Die Naturwissenschaft (die Sie vermutlich meinen) hat ein exakt eingegrenztes Gebiet, nämlich die natürlichen Phänomene innerhalb unseres Universums: also Zeit, Raum, Materie, Energie.
So wichtige Bereiche wie z.B. "Menschenwürde" kommen in der Naturwissenschaft nicht vor. Für das Zusammenleben von Menschen ist diese Menschenwürde aber derart wichtig, dass sie es an den Beginn der deutschen Bundesverfassung geschafft hat.
Auch das, was Menschen unter "Liebe" verstehen, ist nur teilweise naturwissenschaftlich erfassbar. Wie die meisten Menschen vertrete ich die Auffassung, dass Liebe mehr ist als Hormonausschüttung.
Dasselbe gilt für "Sinn". Er ist naturwissenschaftlich nicht fassbar. Aber ein Mangel davon kann Menschen in den Selbstmord treiben.
"die jedem Religiösen ganz unmittelbar zugänglich sind."
Die von mir oben genannten Bereiche sind nicht nur religiösen, sondern allen Menschen unmittelbar zugänglich. Manche Bereiche, wie Kunst oder Religion, nicht allen im selben Ausmaß.
Dennoch halte ich es für wichtig, allen Kindern den Zugang zu Religion, Kunst, Sinn, Liebe und Menschenwürde zu ermöglichen. Erfahrungsgemäß spielt all das im Leben des Menschen eine größere Rolle als die Naturwissenschaften.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"So wichtige Bereiche wie z.B. "Menschenwürde" kommen in der Naturwissenschaft nicht vor."
Was hätte sie da auch zu suchen? Menschenwürde - zumindest die demokratische/säkulare wurde glücklicherweise von Menschen erfunden - zur Verbesserung des sozialen Miteinanders.
"Für das Zusammenleben von Menschen ist diese Menschenwürde aber derart wichtig, dass sie es an den Beginn der deutschen Bundesverfassung geschafft hat."
Ja, aber nicht mal unter den zehn Geboten befindet sie sich. Religionen kennen keine Menschenwürde als Menschenrecht für ALLE. So wie das fünfte Gebot lediglich den Mord in der eigenen Community verbietet. Die Tötung Andersgläubiger (was man getrost als das Treten der Menschenwürde mit Füßen bezeichnen darf) ist hingegen sogar gottgewollt/gottbeauftragt.
"Auch das, was Menschen unter "Liebe" verstehen, ist nur teilweise naturwissenschaftlich erfassbar. Wie die meisten Menschen vertrete ich die Auffassung, dass Liebe mehr ist als Hormonausschüttung."
Sie können die biologischen Komponenten von Sexualität wissenschaftlich erkennen und definieren. Ohne die gäbe es keine Liebe (ein eingeschlechtliches asoziales Wesen kann bestenfalls selbstverliebt sein). Das emotionale Gefühl der Liebe steht zur Sexualität, wie die Freude an einem Kunstwerk zum Objekt der Betrachtung. Ohne Kunstwerk keine Kunstgenuss, ohne Sexualität keine Liebe. Nun haben Menschen Ersatz geschaffen, wenn es an der Grundlage für das Gefühl mangelt.
So wurde die Liebe im Laufe der Evolution zum sozialen Kitt zwischen Gruppenmitgliedern, der sich von der körperlichen Sexualität emanzipiert hat. Z.B. Elternliebe etc. Das kann man durchaus wissenschaftlich definieren und messen, wenn man es denn zur Kenntnis nehmen will.
"Dasselbe gilt für "Sinn". Er ist naturwissenschaftlich nicht fassbar. Aber ein Mangel davon kann Menschen in den Selbstmord treiben."
Sinn existiert nicht. Daher die verschwurbelte "Argumentation" der Religionen hierzu. Der Sinn des Lebens wird quasi zu 100% ins (nicht falsifizierbare) Jenseits verschoben. Wir sollten alle gottgefällig leben, dann gibt's den ganz dicken Bonbon - nach dem Schluss. Das definiert man dann als Sinn.
In den Selbstmord getrieben werden wohl am ehesten die, denen man erfolgreich eingeredet hat, es gäbe einen Sinn im Leben und die ihn dann (wie zu erwarten) nicht finden.
"Dennoch halte ich es für wichtig, allen Kindern den Zugang zu Religion, Kunst, Sinn, Liebe und Menschenwürde zu ermöglichen. Erfahrungsgemäß spielt all das im Leben des Menschen eine größere Rolle als die Naturwissenschaften."
Sind Sie darauf auch noch stolz, dass die Vermittlung einer Wahnvorstellung - die imstande ist, logisches Denken zu blockieren - dazu führen kann, dass die gelernten Irrationalismen eine größere Rolle im Leben spielen als die Naturwissenschaften? Ja, das sind Sie, weil Sie selbst in diesem Irrationalismus gefangen sind. Schade!
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Ja: Liebe, Kunst, Religion und Menschenwürde - alle diese können logisches Denken blockieren (bei Sinn bin ich mir nicht ganz sicher).
Denn: Der Mensch empfindet sich selbst als weit mehr als eine Maschine. Und diese Selbstempfindung (oder Selbstwahrnehmung) des Menschen nehme ich ernst.
Nebenbei:
1) Liebe ist deutlich mehr als ein Gefühl. Sie ist zu einem großen Teil ein Willensakt.
2) Der Begriff "Sinn" ist keineswegs ein Monopol der Religion. Menschen können sehr wohl auch im Diesseits Sinn finden und, besonders beachtlich, auch selbst Sinn produzieren. Es gibt Atheisten, die ihren Lebenssinn darin sehen, Tiere zu schützen oder als Notfallsanitäter zu arbeiten.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Ja: Liebe, Kunst, Religion und Menschenwürde - alle diese können logisches Denken blockieren (bei Sinn bin ich mir nicht ganz sicher).
Und Ja: Ich halte dennoch die Vermittlung dieser Kenntnisse für wichtiger als die Vermittlung von Naturwissenschaften."
Liebesunterricht gibt es (hoffentlich) zu Hause.
Kunstunterricht gibt es in der Schule, vllt. auch zu Hause.
Menschenwürde ist ein Teil von Sozialkunde/Politik; in der Schule und (hoffentlich) auch zu Hause.
Religionsunterricht gibt es in einer zunehmend säkularen Welt praktisch nur noch in der Schule.
Sie halten die Vermittlung religiöser Wahnvorstellung für WICHTIGER als die Vermittlung der Naturwissenschaften? Wie tief sind Sie ihn Ihrem persönlichen Wahn eigentlich gefangen? Erbmonarchie, Fantasy-Unterricht, Ablehnung der Demokratie... Wie weit wollen Sie das Rad der Zeit denn noch zurückdrehen?
"Denn: Der Mensch empfindet sich selbst als weit mehr als eine Maschine. Und diese Selbstempfindung (oder Selbstwahrnehmung) des Menschen nehme ich ernst."
Warum wird man zur Maschine, wenn man Unsinn ablegt und sich dem Sinnvollen zuwendet? Ein auf die Welt kommendes Kind ist noch nicht religionsverblödet. Es sieht sich ganz natürlich eingebettet in eine Welt, die es nach und nach erforscht und vermittelt bekommt. Gäbe es keine Religion, würde das auch so bleiben und das Kind könnte glücklich werden. Doch da kommt eine Ideologie daher, die dem armen Kind erst mal einredet, ein Sünder zu sein und dann - gegen Entgelt - Hilfe anbietet.
"Nebenbei:
1) Liebe ist deutlich mehr als ein Gefühl. Sie ist zu einem großen Teil ein Willensakt."
Sie meinen, man kann sich das vornehmen, heute mal jemanden zu lieben? Ich kann mir vornehmen, Ihre - egal wie schräge - Meinung zu tolerieren. Aber ob ich Sie (nur als Beispiel) willentlich lieben könnte...? Und was machen Sie, wenn Sie sich in eine Frau verlieben sollten? Können Sie sich dann willentlich entlieben, weil das Ihr Arbeitgeber verbietet?
"2) Der Begriff "Sinn" ist keineswegs ein Monopol der Religion. Menschen können sehr wohl auch im Diesseits Sinn finden und, besonders beachtlich, auch selbst Sinn produzieren. Es gibt Atheisten, die ihren Lebenssinn darin sehen, Tiere zu schützen oder als Notfallsanitäter zu arbeiten."
Ich habe nirgends geschrieben, es gäbe keinen Sinn. Ich wehre mich nur gegen die Fake News, dieser Sinn sei gottgegeben. Ich kann mir jeden beliebigen Sinn im Leben selbst suchen und darauf bin ich stolz. Ich würde mich jedoch nie däumchendrehend zurückziehen und hoffen, dass "Gott" mir schon irgendeinen Sinn gegeben hat...
Norbert Schönecker am Permanenter Link
"Ich habe nirgends geschrieben, es gäbe keinen Sinn."
- Das war dann doch, vorsichtig formuliert, zumindest etwas missverständlich.
"Ich würde mich jedoch nie däumchendrehend zurückziehen und hoffen, dass "Gott" mir schon irgendeinen Sinn gegeben hat..."
- Genau das, was ich auch geschrieben habe!
Ansonsten scheinen Sie, so wie ich, der Meinung zu sein, dass es durchaus wichtig ist, Kindern so manches beizubringen, was sich naturwissenschaftlicher Falsifikation entzieht. Was tun wir also? Erzählen wir Kindern "alternative Fakten", wenn wir ihnen etwas über Menschenwürde beibringen? Boykottieren wir das logische Denken, wenn wir Liebe als etwas Erstrebenswertes darstellen? Bestärken wir Wahnvorstellungen, wenn wir Kunstgenuss nicht ausdrücklich auf biochemische Vorgänge reduzieren?
"Religionsunterricht gibt es in einer zunehmend säkularen Welt praktisch nur noch in der Schule."
- In Österreich gibt es pro Jahr etwa je 45.000 Firmungen und Erstkommunionen. Das heißt, etwa 50% jedes Jahrgangs werden auf diese Sakramente vorbereitet. Wohlgemerkt: 50% von der Gesamtbevölkerung, nicht nur der Katholiken! Ihr Satz stimmt einfach nicht.
Thomas am Permanenter Link
"Erzählen wir Kindern "alternative Fakten", wenn wir ihnen etwas über Menschenwürde beibringen?"
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"Boykottieren wir das logische Denken, wenn wir Liebe als etwas Erstrebenswertes darstellen?"
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Nein, wer hätte das auch behauptet? Wir sollten nur nicht vorgeben, sie sei ein eigenständig existierendes, also reales Objekt. Real sind nur die Wesen, in denen Prozesse ablaufen, die ihnen die Empfindung von Liebe vermitteln. Im Übrigen sollten wir auch nicht verschweigen, daß Liebe emotionale Abhängigkeit bedeutet, gewaltige Probleme mit sich bringen kann und daher nicht BEDINGUNGSLOS erstrebenswert ist.
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"Bestärken wir Wahnvorstellungen, wenn wir Kunstgenuss nicht ausdrücklich auf biochemische Vorgänge reduzieren?"
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Darauf brauchen wir ihn nicht zu "reduzieren", denn er IST "nur" Äquivalenzklasse von Vorgängen in neuronalen Systemen. Gänzlich unberührt davon bleibt seine (naturgemäß SUBJEKTIVE) Erlebnisqualität, über die wir uns nach Herzenslust austauschen und sogar wissenschaftliche Erhebungen durchführen können.
Thomas am Permanenter Link
"Die Naturwissenschaft (die Sie vermutlich meinen) hat ein exakt eingegrenztes Gebiet, nämlich die natürlichen Phänomene innerhalb unseres Universums: also Zeit, Raum, Materie, Energie."
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"So wichtige Bereiche wie z.B. "Menschenwürde" kommen in der Naturwissenschaft nicht vor."
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Die "Menschenwürde" ist ja auch kein reales, sondern ein fiktives Objekt, ein Konstrukt, eine Äquivalenzklasse von Gehirnprozessen, eine Erfindung der Menschen.
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"Für das Zusammenleben von Menschen ist diese Menschenwürde aber derart wichtig, dass sie es an den Beginn der deutschen Bundesverfassung geschafft hat."
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Das ist bedeutungslos, denn auch "Gott" hat es dorthin geschafft. Außerdem ist die "Menschenwürde" ein speziesistisches Monstrum und zutiefst beschämendes Produkt ethischer Zurückgebliebenheit. Menschsein an sich hat nämlich KEINERLEI (!) ethische Relevanz, denn nicht alle Menschen sind in allen ihren Zuständen leidensfähig, und nicht alle leidensfähigen Wesen sind Menschen. Das Postulat der "Menschenwürde" mag zu gewissen Fortschritten im Umgang der Menschen miteinander geführt haben, aber gleichzeitig ist sie der Zement eines Faschismus, unter dem Abermilliarden nichtmenschlicher Tiere fortgesetzt leiden müssen. Darüberhinaus stellen sich die Verfechter der "Menschenwürde" in eine Reihe mit allen Anderen, die willkürlich darüber befinden, welche Leidensfähigkeiten und Interessen welcher Wesen sie wie berücksichtigen und ob überhaupt. Mit dieser Willkür muß es ein Ende haben, wenn sich die Menschheit ethisch entwickeln soll! Die Klasse der ethischen Bezugsobjekte ist unteilbar, und sie besteht in der Menge ALLER leidensfähigen Wesen, also nicht nur solchen, denen man beliebigerweise eine wie auch immer geartete "Würde" zuspricht (und ebenso beliebigerweise wieder absprechen kann).
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"Auch das, was Menschen unter "Liebe" verstehen, ist nur teilweise naturwissenschaftlich erfassbar."
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ALLES ist nur teil- und annäherungsweise "erfassbar" - eine wissenschaftliche Binse. Und auch die Liebe ist nicht real, sondern Äquivalenzklasse von etwas, das reale Objekte TUN. Man kann die Liebe (über das subjektive Erleben hinaus) nicht erkunden, ohne neuronale Systeme und ihre Besitzer sowie deren Lebensumstände zu untersuchen. Und wo man mit den Naturwissenschaften nicht weiterkommt, wendet man sich halt an die Human- oder Geisteswissenschaften.
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"Wie die meisten Menschen vertrete ich die Auffassung, dass Liebe mehr ist als Hormonausschüttung."
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Sie ist die Empfindung bestimmter Vorgänge in unserem Körper - nicht mehr und nicht weniger.
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"Dasselbe gilt für "Sinn". Er ist naturwissenschaftlich nicht fassbar."
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Natürlich nicht, denn er ist etwas, das bewußte Wesen bestimmten Objekten zuordnen und nichts eigenständig Existierendes. Man muß also bewußte Wesen und ihr Denken erforschen, um herauszufinden, was sie unter "Sinn" verstehen und wie sie mit diesem Konstrukt umgehen.
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"Aber ein Mangel davon kann Menschen in den Selbstmord treiben."
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LEIDEN treiben Menschen in den Suizid, aber auch sie sind keine realen Objekte, sondern Äquivalenzklassen von Vorgängen IN realen Objekten.
Da Sie offenbar niemals gelernt haben, korrekte ontologische Klassifizierungen vorzunehmen, also zutreffend zwischen Dingen und Konstrukten zu unterscheiden, möchte ich Sie noch einmal an Bunge und Mahner verweisen, denn tiefgreifende philosophische Verwirrung wie die Ihre ist eine denkbar schlechte Voraussetzung für einen rationalen Austausch.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Wie kommen Sie darauf, dass ich nicht zwischen Dingen und Konstrukten unterscheiden könne?
Nun nehme ich mich selbst und andere Menschen durchaus ernst. Und Menschen können nun mal, anders als naturwissenschaftliche Messinstrumente, Konstrukte sehr gut wahrnehmen. Wir empfinden Liebe, Sinn, Freude, aber auch Hass und Ungerechtigkeit.
Ich halte es für durchaus sinnvoll, über diese Empfindungen zu sprechen. Auch methodisch darüber zu sprechen. Und wenn Menschen über ein Thema methodisch sprechen, Daten und Berichte sammeln und diese vergleichen, kann man das m.M.n. ein wissenschaftliches Vorgehen nennen.
Wohlgemerkt: Ich meine immer noch das Sprechen über die Konstrukte, nicht über die damit verbundenen messbaren inner- oder außermenschlichen Vorgänge!
Und so entstanden wissenschaftliche Disziplinen wie Ethik, Rechtskunde und Psychologie.
Natürlich wird es sinnvoll sein, wenn z.B. ein Psychologe auch einiges von Neurologie versteht. Aber diese bleibt für ihn eine Hilfswissenschaft.
(Das wertet die Neurologie nicht ab. Die Mathematik ist überhaupt nichts anderes als eine Hilfswissenschaft für fast alle anderen Wissenschaften, was dazu führt, dass ohne sie fast überhaupt nichts funktioniert in der Welt).
Da viele Menschen Gotteserfahrungen machen, rein subjektiv, ist es auch sinnvoll, diese Erfahrungen methodisch zu sammeln und auszuwerten. Wieder: Ich meine nicht das Messen von Gehirnvorgängen während einer Meditation, sondern die Erfahrung, wie der Mensch sie wahrnimmt. Dieses ernsthafte methodische Sammeln und Ordnen von Gotteserfahrungen ist die Theologie.
Damit ist nicht bewiesen, dass Gott realer ist als die Menschenwürde oder die Gerechtigkeit. Aber eine Beschäftigung damit halte ich für völlig legitim.
Zur Frage, wie wirklich nicht-messbare Dinge sind - z.B. Geist, Ideen, Gott, Erinnerungen, die Zukunft, die Vergangenheit, das Leben, die Würde, das Gute - gibt es mehr als nur ein Buch und mehr als nur eine Meinung. Und nicht nur religiöse Menschen vertreten die Realität nicht-messbarer Dinge. Thomas Nagel z.B.
Thomas am Permanenter Link
"Wie kommen Sie darauf, dass ich nicht zwischen Dingen und Konstrukten unterscheiden könne?"
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"Ich habe sehr konsequent den Dingen (Zeit, Raum, Materie, Energie) einerseits einige Konstrukte (Liebe, Sinn, Menschenwürde) andererseits gegenübergestellt."
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Ihre Klassifikation ist fehlerhaft, denn auch Zeit, Raum und Energie sind keine Dinge, weil sie nicht eigenständig existieren und nicht unabhängig von realen/materiellen Objekten beschrieben werden können (siehe wiederum Bunge, der nicht nur Philosoph, sondern auch Physiker ist).
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"Menschen können nun mal, anders als naturwissenschaftliche Messinstrumente, Konstrukte sehr gut wahrnehmen."
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Menschen nehmen keine Konstrukte wahr, sondern sich verändernde Dinge innerhalb oder außerhalb ihres Körpers. Dabei handelt es sich um Vorgänge, die naturwissenschaftlicher Untersuchung mehr oder weniger gut zugänglich sind. Daß niemand sonst wissen kann, wie es sich anfühlt, man selbst zu sein (egal, ob ein Herr Schönecker oder eine Fledermaus), ist übrigens kein "Problem", sondern vollkommen banal, denn es liegt in der Natur des Subjektiven.
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"Dieses ernsthafte methodische Sammeln und Ordnen von Gotteserfahrungen ist die Theologie."
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Ginge es in der Theologie nur um subjektive Erfahrungen, gäbe es sie gar nicht, denn dann könnte man ihre Thematik in der Psychologie oder anderen Humanwissenschaften abhandeln. Da Theisten typischerweise von der eigenständigen, also realen Existenz "Gottes" ausgehen, fällt er in den Zuständigkeitsbereich der Naturwissenschaften. Dort aber kommt er nicht vor!!! Sind Naturwissenschaftler (im Gegensatz zu jedem hergelaufenen Theisten) also Vollidioten???
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"Und nicht nur religiöse Menschen vertreten die Realität nicht-messbarer Dinge. Thomas Nagel z.B."
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Sie alle irren sich! Die "Realität" der Konstrukte besteht darin, Äquivalenzklassen von Vorgängen IN realen Objekten zu sein und eben nicht in ihrer eigenständigen Existenz. Es gibt sie nur, weil und solange neuronale Systeme existieren. Ohne klare Abgrenzung von Realität und Fiktion wäre die Wissenschaft ein chaotisches, ja sinnloses Unternehmen! Nicht zuletzt deshalb sind die Religionen mitsamt allen übrigen irrationalen Glaubenssystemen Todfeinde der Wissenschaft.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Zuerst mal zur Physik und zur Definition von "Ding":
Außerdem behaupten Sie, dass nur Dinge real existieren.
Spätestens jetzt wird es problematisch. Es folgt nämlich daraus, dass Zeit, Raum und Energie nicht real existieren. Bei der Zeit mag das ja noch angehen, aber beim Raum schaut das dann doch anders aus. Ich habe jedenfalls gelernt, dass der Raum sich ausdehnt. U.U. sogar mit Überlichtgeschwindigkeit, was Dinge bekanntlich nicht können. Offenbar scheint der Raum durchaus etwas zu sein, was von Dingen unabhängig real existiert. Der Raum scheint sogar die Existenz von Dingen zu ermöglichen, nicht umgekehrt.
Aber das ist eine physikalische Frage. Hier bin ich kein Fachmann.
In der Philosophie kenne ich mich besser aus. Deshalb unterscheide ich auch, wie ich bereits erklärt habe, sehr genau zwischen Dingen und Konstrukten. Und Raum und Energie halte ich ganz sicher nicht für Konstrukte, bei der Zeit bin ich mir (nach meinem physikalischen Wissensstand) nicht sicher.
"Menschen nehmen keine Konstrukte wahr ..."
- Natürlich nehmen Menschen Konstrukte wahr, genauso, wie sie Farben und Stimmen wahrnehmen können. Bei letzteren werden genaugenommen Licht- bzw. Schallwellen wahrgenommen und vom Gehirn als eine bestimmte Farbe oder eine bestimmte Stimme gedeutet, schon klar. Ähnlich, nur etwas komplexer und mit einigen Umwegen, ist es mit Konstrukten wie Liebe und Gerechtigkeit.
Aber Sie können natürlich konsequent sein und sagen, dass Menschen keine Farben wahrnehmen, sondern eben nur Licht in bestimmten Wellenlängen. Für den Alltag erscheint mir das aber etwas pingelig. Und worauf Sie hinauswollen (Unterscheidung zwischen Dingen und Konstrukten) habe ich, wie Sie mir hoffentlich endlich glauben, verstanden.
"Ginge es in der Theologie nur um subjektive Erfahrungen, gäbe es sie gar nicht, denn dann könnte man ihre Thematik in der Psychologie oder anderen Humanwissenschaften abhandeln."
- Könnte man. Man kann sie aber auch als eigene Wissenschaft betreiben, so, wie man Musik als eigene Wissenschaft betreiben kann. Man kann sogar, wenn man will, die Musik als Thema aufteilen und chinesische Musik als eigene Wissenschaft betreiben und Seminare darüber abhalten, welche Musik in welcher Kultur zu welcher Zeit als schön oder als künstlerisch hochstehend empfunden worden ist. Nichts spricht dagegen.
Die Theologie (allgemein) ist analog zur Musik (allgemein).
Katholische Theologie ist analog zu chinesischer Theologie.
In unseren Breiten wird meistens nur spezialisierte Theologie als Studium angeboten. Also z.B. katholische Theologie. Hier wird v.a. erforscht, was Katholiken und ihre Vorfahren (frühe Kirche, Juden) in Hinblick auf Gott für wahr halten und hielten. Dagegen spricht genausowenig wie gegen Erforschung chinesischer Musik.
Ob man jetzt Gott für ein Konstrukt hält (so wie Musik ein Konstrukt ist) oder für eine transzendente Realität, ändert nichts an der theologischen Forschung. Ein Atheist kann genauso Theologe sein wie ein gläubiger Mensch.
In der christlichen Verkündigung hingegen versuchen wir explizit, Gott als Realität darzustellen, die in dieser Welt gegenwärtig ist. Das ist etwas Anderes als Theologie. Deshalb ist christliche Verkündigung auch keine Wissenschaft und sollte sich nicht als solche darstellen.
Einen wissenschaftlichen Beweis wird man für Gott schwer finden können. Seine Existenz ist auf wissenschaftlich-experimentellem Weg nicht einmal falsifizierbar. Mir macht das nichts aus. Ich nehme seine Konstrukte wahr (die Transzendentalien: das Gute, das Wahre, das Schöne, das Eine) und schließe daraus auf einen zugrundeliegenden Gott. Weil ja Konstrukte bekanntlich nicht von selbst existieren.
Gondel am Permanenter Link
"Ich nehme seine Konstrukte wahr (die Transzendentalien: das Gute, das Wahre, das Schöne, das Eine) und schließe daraus auf einen zugrundeliegenden Gott.
Alles klar, und das Schlechte, das Verlogene, das Hässliche, das Viele lassen Sie selbstverständlich außen vor.
Woher wollen Sie wissen (Isaac Newton: Was wir nicht wissen, ist ein Ozean), dass Sie nicht das blanke Entsetzen packt, erblickten Sie nur einen kleinen Zipfel von den Dingen, die sich uns kaum jemals erschließen werden?
Es ist doch nur diese erbärmliche Wunschgedankenerfüllungssucht, welche Sie die Dinge so sehen lässt, wie Sie sie sehen. Irgendwann werden Sie kapieren, dass das auf etliche Außenstehende nur albern wirken kann.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
"das Schlechte, das Verlogene, das Hässliche" sind Perversionen des Guten, Wahren und Schönen. Letztere sind das Ursprüngliche.
"Woher wollen Sie wissen (...) , dass Sie nicht das blanke Entsetzen packt, erblickten Sie nur einen kleinen Zipfel von den Dingen, die sich uns kaum jemals erschließen werden?"
- Im Gegenteil: Ich bin mir sicher, dass der Anblick dessen, was sich mir nicht erschließt, mich entsetzen ließe. Schon kurze Ahnungen der Größe und Leere des Alls, der Bedeutungslosigkeit meines Daseins im Kontext des Universums oder der Vergänglichkeit dieser Welt lassen mich schaudern.
Sich Gott als einen harmlosen Opa oder gütigen Geist vorzustellen, wäre kindlich und außerdem unbiblisch. Das ständige Reden vom "lieben Gott" ist eine reine Selbstberuhigung.
Natürlich, der christliche Gott ist lieb. Aber er ist auch furchterregend und unbegreiflich. Und wenn er wirklich nur so wäre, wie ich ihn mir vorstelle oder wünsche, dann wäre er ein reichlich erbärmlicher Gott.
Ich erwarte, wenn ich ihm gegenüberstehe, ein Schaudern, das das Schaudern angesichts der Weite des Weltalls und der Endgültigkeit des Todes weit übersteigt. Ich erwarte allerdings auch Liebe, die die menschliche Liebe weit übersteigt. Und ich erwarte Überraschungen.
Thomas am Permanenter Link
"Außerdem behaupten Sie, dass nur Dinge real existieren.
Spätestens jetzt wird es problematisch. Es folgt nämlich daraus, dass Zeit, Raum und Energie nicht real existieren."
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"Ich habe jedenfalls gelernt, dass der Raum sich ausdehnt. U.U. sogar mit Überlichtgeschwindigkeit, was Dinge bekanntlich nicht können."
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Stimmt. Der Raum IST ja auch kein Ding!
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"Der Raum scheint sogar die Existenz von Dingen zu ermöglichen, nicht umgekehrt.
Aber das ist eine physikalische Frage. Hier bin ich kein Fachmann."
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Aber Einstein war es. Nach der Allgemeinen Relativitätstheorie ist der Raum kein Behälter von Dingen, sondern die Grundstruktur der physischen Menge aller realen Objekte. Daher kann man die Raumzeit nicht unabhängig von den Dingen beschreiben, die sie konstituieren.
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"In der Philosophie kenne ich mich besser aus. Deshalb unterscheide ich auch, wie ich bereits erklärt habe, sehr genau zwischen Dingen und Konstrukten."
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Nein, das tun Sie NICHT! Zumindest "gönnen" Sie sich einige Ausnahmen, und das hat (nicht nur) in Ihrem Fall verheerende Folgen.
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"Und Raum und Energie halte ich ganz sicher nicht für Konstrukte,"
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Sind sie aber. Sobald keine Gehirne mehr existieren, die Dinge, Energie und Raum begrifflich (!) voneinander unterscheiden, wird es nur noch die Dinge selbst geben.
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"Bei letzteren werden genaugenommen Licht- bzw. Schallwellen wahrgenommen und vom Gehirn als eine bestimmte Farbe oder eine bestimmte Stimme gedeutet, schon klar."
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Es ist eine Frage der Denkdisziplin, sich das ständig bewußt zu halten - auch, um nicht in sprachliche Schlampigkeit abzugleiten, wenn Präzision gefragt ist (z.B. im philosophischen Diskurs).
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"Aber Sie können natürlich konsequent sein und sagen, dass Menschen keine Farben wahrnehmen, sondern eben nur Licht in bestimmten Wellenlängen. Für den Alltag erscheint mir das aber etwas pingelig."
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Kommt auf den Zusammenhang an. Als Anti-Irrationalist muß ich jedem akuten Verdacht einer ontologischen Fehlkategorisierung nachgehen.
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"Man kann sie [die Theologie] aber auch als eigene Wissenschaft betreiben, so, wie man Musik als eigene Wissenschaft betreiben kann."
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Musik ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst! Für ihre Erforschung ist die Musikwissenschaft zuständig. Auch Theologie ist keine Wissenschaft, denn sie beruht auf einem Sammelsurium offensichtlicher Falschaussagen. Die Untersuchung religiöser Glaubenssysteme und ihrer realen Kontexte ist Aufgabe der Religionswissenschaft.
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"In unseren Breiten wird meistens nur spezialisierte Theologie als Studium angeboten. Also z.B. katholische Theologie. Hier wird v.a. erforscht, was Katholiken und ihre Vorfahren (frühe Kirche, Juden) in Hinblick auf Gott für wahr halten und hielten."
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Theologie soll - v.a.! - zur Festigung bestimmter Wahnvorstellungen in Vorbereitung ihrer möglichst effizienten Dissemination dienen. Wissenschaftliche oder anderweitig analytische Verfahren fnden in ihr gerade so weit Anwendung, wie von ihnen keine nennenswerte Gefahr für den Fortbestand der Theologie ausgeht. Theologen werden NIEMALS kollektiv beschließen, ihr Fachgebiet in der Religionswissenschaft aufgehen zu lassen, denn sie werden niemals einsehen, daß ihr Gott nicht existiert - egal, wie zwingend die Gründe dafür sind. Auch das disqualifiziert die Theologie als Wissenschaft. Sie wird leider nur mit den Theologen selbst aussterben können.
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"Ob man jetzt Gott für ein Konstrukt hält (so wie Musik ein Konstrukt ist) oder für eine transzendente Realität,"
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Was ist "transzendente Realität", wie erkennt man sie, und warum wird sie von den Realwissenschaftlern nicht erkannt? Wollen Sie WIEDERUM implizieren, sie seien Vollidioten? HÖREN SIE ENDLICH AUF DAMIT!
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"Ein Atheist kann genauso Theologe sein wie ein gläubiger Mensch."
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Er "kann", aber die Menge der echten Atheisten unter denen, die sich für ein Theologiestudium entscheiden und es nicht schreiend abbrechen, dürfte doch SEHR überschaubar sein (mir ist kein einziges Beispiel jemals bekannt geworden). Atheisten, deren Interesse der Religion als kulturellem Phänomen gilt, werden sich jedenfalls normalerweise für die Religionswissenschaft entscheiden.
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"In der christlichen Verkündigung hingegen versuchen wir explizit, Gott als Realität darzustellen, die in dieser Welt gegenwärtig ist."
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Das ist mir nicht entgangen. Ich bin selbst Opfer von Leuten wie Ihnen und werde wohl lebenslang mit den Spätfolgen der geistigen Behinderungen kämpfen müssen, die sie mir zugefügt haben.
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"Einen wissenschaftlichen Beweis wird man für Gott schwer finden können. Seine Existenz ist auf wissenschaftlich-experimentellem Weg nicht einmal falsifizierbar."
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Zum Glück gibt es ja noch die Logik, mit der sich absolute Falschheit und mit ihr die absolute Unmöglichkeit der Existenz bestimmter Objekte feststellen läßt. Ansonsten gilt, was ich schon mehrfach ausgeführt habe: der realfaktische Wahrheitswert empirisch unprüfbarer Aussagen ist nicht ermittelbar, weshalb es falsch ist, ihnen einen solchen zuzuordnen. Religioten lügen also nicht nur, wenn sie logisch falsche, sondern auch wenn sie empirisch unprüfbare Behauptungen als wahr ausgeben.
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"Mir macht das nichts aus."
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Und genau diese intellektuelle Disziplinlosigkeit ist das Problem! Durch sie werden Sie zu einem Teil der Weltkultur des Irrationalismus, die Wissenschaft behindert, Ethik verunmöglicht und so die Erde zu einem "höllischen" Ort für Abermilliarden leidensfähiger Wesen macht. Was Kleriker und ihre Komplizen tun, ist ein Verbrechen, und ich fordere entschieden, ihnen wenigstens so weit das Handwerk zu legen, daß sie keine Minderjährigen mehr verblöden können. Das bedeutet auch ein Verbot von Religionsunterricht, und zwar nicht nur an staatlichen Schulen. Außerdem sollte es Religionsgeschädigten möglich sein, ihre Indoktrinatoren zu verklagen. Wer es dennoch wagt, Kinder und Jugendliche in den Wahnsinn zu lügen, muß zumindest einkalkulieren, dafür eines Tages zur Verantwortung gezogen zu werden.
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"Ich nehme seine Konstrukte wahr (die Transzendentalien: das Gute, das Wahre, das Schöne, das Eine)"
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Schwaaafel....
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"und schließe daraus auf einen zugrundeliegenden Gott. "
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Und NOCH eine Portion antiwissenschaftlicher Impertinenz - diese Unverschämtheit ist wirklich atemberaubend.
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"Weil ja Konstrukte bekanntlich nicht von selbst existieren."
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Richtig, aber jeder Begriff repräsentiert ENTWEDER ein Ding, ODER ein Konstrukt. "Gott" ist fiktiv, Sie aber halten ihn unkorrigierbar für real - Sie, Herr Schönecker, haben eine Wahnstörung. TUN SIE WAS DAGEGEN!
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Ich begebe mich mal auf eine sprachliche Metaebene:
Erstens:
Ich impliziere nie, dass Menschen mit anderer Weltsicht Idioten sind. Dazu kenne ich viel zu viele hochintelligente, vernünftige und verständnisvolle Atheisten und Agnostiker. Woraus schließen Sie denn eigentlich, dass ich manche Menschen, insbesondere atheistische oder agnostische Wissenschaftler, für Vollidioten halte?
Zweitens:
Sie hingegen zählen mich zu der Menge der Religioten. Was mich zum Sprichwort führt: Wie der Schelm denkt, so ist er. Da Sie selbst über Menschen anderer Weltsicht nur abfällig denken können, setzen Sie diese Haltung auch bei anderen Menschen voraus. Sie irren aber!
Drittens:
Wie bereits einige andere Kommentatoren in diesem Forum halten Sie mich für einen Verbrecher ("Was Kleriker (...) tun, ist ein Verbrechen, ...).
Auf dieser zwischenmenschlichen Basis ist eindeutig kein Dialog möglich, sondern nur Kampf gegen den Feind.
An einem solchen aber beteilige ich mich nicht. Ich bin nämlich ein friedfertiger Mensch.
Alles Gute, leben Sie wohl!
Thomas am Permanenter Link
"Woraus schließen Sie denn eigentlich, dass ich manche Menschen, insbesondere atheistische oder agnostische Wissenschaftler, für Vollidioten halte?"
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"Sie hingegen zählen mich zu der Menge der Religioten."
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Das ist nur konsequent, denn ich bezeichne ALLE Formen des Irrationalismus als Idiotien. Verglichen mit dem, was idiotische Menschen auf der Erde anrichten, ist das ausgesprochen harmlos, weshalb ich Kritik daran generell als unverhältnismäßig zurückweise.
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"Wie bereits einige andere Kommentatoren in diesem Forum halten Sie mich für einen Verbrecher."
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Zurecht, denn was Sie tun, ist professionelle Körperverletzung! Bestünde Ihr Beruf darin, z.B. Gliedmaßen anderer Menschen so zu beschädigen, daß sie für den Rest des Lebens nur noch eingeschränkt nutzbar sind, würde man ihn verbieten und Sie vor Gericht zerren. Leider ist die meist irreparable Schädigung von Gehirnen und ihrer Denkfähigkeit durch religiöse Indoktrination nicht nur legal, sondern sogar "Menschenrecht", aber das hindert mich nicht daran, sie aufs Schärfste zu verurteilen.
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"Ich bin nämlich ein friedfertiger Mensch."
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Darauf sollten Sie sich nichts einbilden, denn "friedfertig" zu sein, ist nur einer der unendlich vielen willkürlichen Schlüsse, die man aus falschen Überzeugungen ziehen kann (ex falso sequitur quodlibet!). Ethisch betrachtet sitzen Sie trotzdem mit jedem religiotisch angetriebenen Terroristen im selben Boot - freilich auch das, ohne es zu bemerken und als Problem zu erkennen.
Thomas am Permanenter Link
Gondel hat vollkommen recht.
little Louis am Permanenter Link
Zu:
Der zitierte Text versucht zu suggerieren, dass nur in den "Sozialen Medien" antifaktisch kommuniziert würde und man folglich den "nichtsozialen" Medien relativ bedenkenlos trauen könne. Letztere Suggestion ist natürlich selbst "antifaktisch", wodurch sich der gesamte Tesxt selbst ad absurdum führt. Damit bewirkt er letztlich das Gegenteil dessen, was Humanisten am Herzen liegen sollte. Nämlich aufklärerische Faktentreue.
Eberhard Duschl am Permanenter Link
Ich kann nicht verstehen, warum wir uns erst jetzt über alternative Fakten aufregen und vom postfaktischen Zeitalter reden.
Roland Weber am Permanenter Link
Leider genießt die Theologie im Vergleich zum meanstream-geschleuderten Politik-Rummel nur geringe Aufmerksamkeit, sonst könnte man aus Glaubenssicht auch lesen, dass es in kritischen Fällen auch eine "kontrafakt
Gegen die "kontrafaktische Wahrheit" wirken die "alternativen Fakten" oder "praktikable Narrativen" wie ein ausgelutschte Bonbons. Alternative Fakten wären ja immerhin noch irgendwie denkbar (wenn keine eindeutigen Beweise vorliegen) - aber was kann man einer kontrafaktischen Wahrheit noch entgegen halten? - Nichts - und schon gar keine Fakten!
Wolfgang am Permanenter Link
"Alternative Dummheit" gehört auch dazu. Man kann auch gleich Christentum sagen. Erspart Umwege.