Laut internationaler Medienberichte haben Parlamentarier verschiedener Parteien in Island eine Gesetzesinitiative zum Schutz auch von Jungen vor nicht-therapeutischen Vorhautamputationen ("Beschneidung") eingebracht. Mit der Definition von einem "teilweise oder vollständigen Entfernen von Sexualorganen" ähnelt der Vorschlag der Formulierung, die die WHO bereits für weibliche Genitalverstümmelung etabliert hat.
In Dänemark startete in der vergangenen Woche eine Parlamentspetition erfolgreich, die ein notwendiges Mindestalter von 18 Jahren für nicht-therapeutische Vorhautamputationen vorsieht. Beim Erreichen von 50.000 Unterschriften wird das Parlament diesen Gesetzesvorschlag behandeln.
Dazu Victor Schiering, Vorsitzender von MOGiS e.V. – Eine Stimme für Betroffene:
"Wieder einmal wird deutlich, dass Genitalverstümmelungen unabhängig vom Geschlecht des Kindes in vielen Ländern ein Thema sind. Zu betonen ist hier, dass die Initiativen aus der politischen Mitte heraus erfolgen bzw. dort breite Unterstützung erfahren. Wir fordern, dass auch in Deutschland die Parteien des demokratischen Spektrums diese Debatte im Sinne des Kinderschutzes endlich wieder aufnehmen. Dies ist schlicht eine Frage des Respektes davor, was Jungen in Deutschland täglich mit voller gesetzlicher Billigung erdulden müssen."
Önder Özgeday aus dem Facharbeitskreis Beschneidungsbe troffener im MOGiS e.V. und Vorstandsmitglied ergänzt: "83 Prozent der dänischen Bevölkerung befürworten ein Mindestalter von 18 Jahren für Vorhautamputationen." Es werde deutlich, dass die Rechtfertigungen für ein weiteres Ignorieren der Rechte von Jungen hingegen immer absurder werden: "Während 2012 in Deutschland die gesetzliche Schutzlosstellung von Jungen vor Genitalverstümmelung als notwendige 'Staatsraison' deklariert wurde, befürchten nun in Dänemark einige Kritiker der Parlamentspetition, ein universeller Kinderschutz in dieser Frage könne zu einer Zuspitzung der Sicherheitslage des Landes führen."
Özgeday fragt weiter: "Kindergenitalien zur Terrorabwehr? Hoffentlich lässt sich auch die Mehrheit der Parlamentarier davon nicht beeindrucken und vertraut darauf, dass Kinderrechte keine Bedrohung, sondern eine notwendige Voraussetzung für ein friedliches interkulturelles Zusammenleben darstellen."
5 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"... ein universeller Kinderschutz in dieser Frage könne zu einer Zuspitzung der Sicherheitslage des Landes führen..."
Das ist in der Tat eine extrem schräge "Argumentation". Weil bestimmte "Verfechter" einer religiösen Wahnvorstellung meinen ausflippen zu dürfen, nur weil ihnen verboten werden könnte (und hoffentlich bald wird), kleinen Junge ein wichtiges Stück ihres Penis abzuschneiden, wird deren Kindern - sofern männlich - in vorauseilendem Gehorsam das Recht auf körperliche Unversehrtheit verwehrt? "Hey, Kleiner, lass dir mal die Vorhaut abschnippeln, weil dein Vater sonst ausflippt!"
Wenn die religiös beschneidenden Eltern nicht endlich lernen, dass Kinder auch intakt vollständig sind, dann muss der Staat in seiner Funktion als Wächter der Rechte einschreiten und entsprechende Schutzgesetze erlassen. Punkt.
agender am Permanenter Link
meget godt.
(Das ist dänisch und heisst "sehr gut")
Olaf Just am Permanenter Link
Skide godt!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ein richtiger Weg!
angelika richter am Permanenter Link
In einer Gesellschaft, in der der Gleichheitsgrundsatz gilt, haben entweder Jungen und Mädchen ein Recht auf körperliche Unversehrtheit, gerade was auch ihre intimste Körperzone betrifft.
Alles andere ist blanker Sexismus.