Pakistan

Dating-Dienste wegen unmoralischer Inhalte geblockt

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Kein Tindern mehr in Pakistan.

Weil Dating-Applikationen angeblich unmoralische und unanständige Inhalte mit sich bringen, wurden in Pakistan mehrere dieser Dienste aufgefordert, die Dating-Optionen auszuschließen und Inhalte zu moderieren. Weil die Dienste nicht auf die Aufforderung reagierten, wurde der Zugang zu den Angeboten durch die pakistanische Telekommunikationsbehörde blockiert. Die Sperre könne aufgehoben werden, wenn sich die Dienste an die lokale Gesetzgebung hielten, hieß es.

Obwohl jeweils nur wenige hunderttausend Male auf pakistanische Mobiltelefone heruntergeladen, haben Dating-Apps wie Tinder oder Grindr die Aufmerksamkeit der pakistanischen Regierung auf sich gezogen. Die Handy-Applikationen dienen dazu, neue Menschen kennenzulernen. Dabei können Freund- und Bekanntschaften ebenso gesucht werden wie Beziehungen oder unverbindlicher Sex.

Da in Pakistan außerehelicher Sex laut Strafgesetzbuch von 1860 unter Paragraf 496B mit bis zu fünf Jahren Haft und Strafen bis 10.000 Rupien (etwa 50 Euro) sowie Homosexualität unter Paragraf 377 mit Haft zwischen zwei und zehn Jahren und einer Geldstrafe belegt werden, soll es auch keine Dienste geben, die es den Menschen einfach machen würden, diese vermeintlichen Verbrechen zu begehen.

Neben Tinder und Grindr, die in den letzten zwölf Monaten in Pakistan 440.000 Mal beziehungsweise 300.000 Mal heruntergeladen wurden, traf der Bann auch Tagged, Skout und SayHi, eine App, die gesprochene Worte in zahlreiche Sprachen übersetzen kann. Angeschrieben wurde auch die Video-Plattform YouTube, damit sie Videos mit Nacktheit, Hassreden oder ähnlich unerwünschtem Inhalt löscht. Eine letzte Warnung, Inhalte zu moderieren, erhielt auch das Videoportal TikTok.

Während die pakistanische Telekommunikationsbehörde Pakistan Telecommunication Authority, kurz PTA, sich in der Pflicht sieht, die Dienste zu moralischerem und den pakistanischen Gesetzen entsprechendem Verhalten zu bewegen, sind andere entsetzt. Zum Blockieren der Dienste befragt, erklärte Tinder, dass man Wege suche, um anstößige Inhalte zu moderieren. Grindr sieht einen wichtigen Dienst für die pakistanische LGBTQ-Gemeinschaft in Gefahr.

Sollten die geblockten Dienste ihre Angebote anpassen, könnte der Bann aufgehoben werden. In den vergangenen Jahren hatte die pakistanische Regierung bereits den Zugang zum sozialen Netzwerk Facebook, dem Micro-Messengerdienst Twitter und der Video-Plattform YouTube blockiert und wieder aufgehoben. Welchen Sinn jedoch eine Dating-App ohne die Möglichkeit zu daten hat, ist fraglich. Ebenso fraglich ist, was im Rahmen einer Moderation bei Apps oder Plattformen vorgesehen ist. Schließlich überwacht in Pakistan bereits jetzt ein eigenes Zentrum auch Cyberkriminalität, die mit Datendiebstahl oder Betrug nichts zu tun hat, sondern sich mit vermeintlich blasphemischem oder unmoralischem Verhalten beschäftigt.

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