Kommentar

Entwicklungshilfe unter Beschuss – Kürzungen mit fatalen Folgen

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Entwicklungshilfe ist ein wichtiger Beitrag zur globalen Stabilität. Von ihr profitieren vor allem Frauen und Kinder.
Entwicklungshelfer

Entwicklungshilfe ist weit mehr als eine moralische Geste. Sie ist ein zentrales Instrument, um im Idealfall wirtschaftliche Stabilität, soziale Gerechtigkeit und Frieden in anderen Ländern zu fördern. Sie finanziert Bildung, Gesundheitsversorgung und Infrastruktur, stärkt lokale Gemeinschaften und unterstützt nachhaltige Entwicklungsprozesse. Dennoch gerät sie meist zu Unrecht in die Kritik. Donald Trump hat die Gelder für Entwicklungshilfe bereits gestrichen, jetzt plant auch die Bundesregierung Kürzungen, die große Auswirkungen für die ärmsten Länder der Welt haben werden, insbesondere auf Frauen und Kinder.

Das Thema Entwicklungshilfe sorgt in Deutschland mitunter für negative Schlagzeilen. So prangern meist rechtskonservative Politiker die Verschwendung von Steuergeldern an. Doch die Fakten zeichnen ein anderes Bild: Entwicklungszusammenarbeit rettet jedes Jahr Millionen Menschenleben, etwa im Kampf gegen Malaria, Tuberkulose oder AIDS. Sie trägt dazu bei, Fluchtursachen zu bekämpfen, Märkte zu stabilisieren und die Auswirkungen der Klimakrise abzufedern. Von diesem globalen Gleichgewicht profitieren auch wohlhabende Staaten – ökonomisch und (sicherheits-)politisch. Entwicklungshilfe ist somit nicht nur Ausdruck von Solidarität, sondern ein Beitrag zur globalen Stabilität.

Besonders wichtig ist die Rolle der Entwicklungszusammenarbeit für die Rechte von Frauen. Sie eröffnet ihnen den Zugang zu Bildung sowie zu Gesundheitsversorgung und ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben. Wer in Mädchen und Frauen investiert, investiert in die Zukunft ganzer Gesellschaften: Niedrigere Kindersterblichkeit, sinkende Geburtenraten und mehr wirtschaftliche Teilhabe sind messbare Effekte.

Kürzungen mit dramatischen Konsequenzen

Vor diesem Hintergrund wirken aktuelle Entscheidungen verantwortungslos. Schon die Regierung Trump hatte Anfang des Jahres mit der Auflösung von USAID (United States Agency for International Development) die internationale Entwicklungsarbeit geschwächt. Die Folgen sind jetzt schon spürbar: Weltweit fehlt es an Mitteln für reproduktive Gesundheitsversorgung. Ein Beispiel für diese Absurdität lieferte jüngst eine Pressemitteilung der Organisation MSI Reproductive Choices (bis 2020 Marie Stopes International), die in deutschen Medien nicht wahrgenommen wurde: Demnach plant das US-Außenministerium, Verhütungsmittel im Wert von 9,7 Millionen Dollar zu vernichten, die für den Globalen Süden bestimmt waren – obwohl sie bereits bezahlt sind und in einem Lager in Belgien bereitstehen. MSI hatte angeboten, Transport und Verteilung selbst zu übernehmen. Stattdessen will Washington 167.000 Dollar ausgeben, um die Waren nach Frankreich zu bringen – zur Vernichtung. Dabei kämpfen viele arme Länder schon jetzt mit leeren Regalen in Kliniken und Apotheken.

Doch auch in Deutschland droht unter der schwarz-roten Bundesregierung ein Rückschritt: Laut Haushaltsentwurf soll das Budget von SPD-Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan um knapp 10 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro sinken, die humanitäre Hilfe sogar halbiert werden – obwohl derzeit rund 300 Millionen Menschen weltweit auf Unterstützung angewiesen sind. Diese Kürzungen kommen zu einem Zeitpunkt mit eskalierenden globalen Krisen: Kriege, Klimakatastrophen, Hunger.

Wer jetzt Entwicklungshilfe beschneidet und nationale Interessen in den Vordergrund stellt, handelt nicht nur unsolidarisch, sondern auch extrem kurzsichtig. Weniger Hilfe bedeutet mehr Not, mehr Instabilität – und langfristig auch mehr Migration, Konflikte und Sicherheitsrisiken. In einer vernetzten Welt kann sich kein Land leisten, den Blick von der Not ärmerer Länder abzuwenden. Entwicklungshilfe ist kein Almosen, sie ist eine Investition in eine gemeinsame, sichere Zukunft.„"

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