Female Pleasure

Fünf Frauen, fünf Religionen, fünf Wege zur Freiheit

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Female Pleasure ist ein schweizer Dokumentarfilm, der fünf Frauen zu Wort kommen lässt, die sich für ein Ende der Unterdrückung weiblicher Sexualität einsetzen. Dabei werden ihre fünf ganz unterschiedlichen Kulturkreise beleuchtet, die eines eint: Frauen und ihre Sexualität werden möglichst klein gehalten. Sie gelten als Verführerinnen zur Sünde und müssen alles daran setzen, Männer nicht zu reizen. Selbst wenn das bedeutet, dass ihnen als jungen Mädchen Geschlechtsorgane abgeschnitten werden.

Immer, wenn Frauen ganz kurz glauben, im 21. Jahrhundert angekommen zu sein und endlich nicht mehr wegen ihres Geschlechts benachteiligt zu werden, kommen unerträgliche Kommentare zur #MeToo-Debatte, rät ihnen der nächstbeste Geistliche, schön artig zu sein oder sich mal ganz ordentlich vermöbeln zu lassen, oder sie werden wegen ihrer Körperbehaarung heruntergeputzt. Und dann zeigt sich wieder, was sich als roter Faden durch "Female Pleasure" zieht. Frauen haben strikte Anweisungen, wie sie sich zu verhalten und auszusehen haben. Tanzen sie aus der Reihe, drohen hohe gesellschaftliche, körperliche und familiäre Strafen.

Regisseurin Miller gibt den fünf porträtierten Frauen, ihren Geschichten und ihrem Einsatz gegen Unterdrückung und für sexuelle Aufklärung viel Raum. Die Protagonistinnen, Deborah Feldman, Leyla Hussein, Rokudenashiko, Doris Wagner und Vithika Yadav zeigen in eindringlichen Gesprächen auf, wie die religiösen und patriarchalen Strukturen ihre Leben nachhaltig beeinflusst haben.

Es ist bestürzend zu sehen und zu hören, wie selbst die eigenen Familien Religion und Tradition höher werten als das Wohl der eigenen Tochter oder Enkeltochter, so dass Genitalverstümmelung und Zwangsheirat noch immer durchgeführt werden. Auch unerträglich ist, dass schon jungen Mädchen beigebracht wird, dass ihr Körper schmutzig und sündig sei. Der Körper zu verhüllen und ein sexueller Übergriff ihre Schuld sei. Menstruation wird als unrein gewertet.

So unterschiedlich Christentum, Buddhismus, Islam, Hinduismus und Judentum in manchen Dingen sein mögen, so feindlich stehen sie weiblichen Körpern und weiblicher Sexualität gegenüber. So ist die japanische Künstlerin Rokudenashiko zu Recht verwundert, dass beim schintoistischen Fruchtbarkeitsritual alle, inkl. kleiner Kinder, Süßwaren in Penisform lutschen, während ihr eigenes Vaginaboot eine Anzeige wegen Obszönität nach sich zieht. Die Schuld sieht sie beim Buddhismus, der bei seinem Einzug in Japan die weibliche Lust verpönt habe.

Doris Wagner ergeht es als Nonne im katholischen Kloster ähnlich. Soll sie doch ihren Körper strikt verhüllen, um nicht einen der Klosterbrüder zu reizen. In der Hierarchie gering eingestuft, ist sie männlichen Übergriffen ausgesetzt, die Schuld wird bei ihr gesucht und sie wird vom Vatikan im Stich gelassen.

Obwohl im Kino ein Stapel Taschentücher benötigt wird, wahlweise um sie nass zu weinen, wahlweise aber auch, um wütend hineinzubeißen, gibt der Einsatz der fünf Frauen auch viel Kraft. Sie haben sich nicht einschüchtern lassen. Obwohl sie von ihren Familien und Gemeinschaften verstoßen wurden, verfolgt und sogar mit dem Tode bedroht werden, setzten sie sich für eine bessere Zukunft für Frauen und Mädchen ein. Mit Aufklärungsworkshops, Büchern, Kunstwerken, Straßenperformances und viel Öffentlichkeitsarbeit brechen sie Traditionen und Vorurteile auf.

Die 97 Minuten Filmdauer sind gut investiert. Auch und besonders für Männer.