Die gegenwärtige Situation der katastrophalen Finanzierung notwendiger Kita-Einrichtungen durch Land und Bund wird von den christlichen Kirchen offenbar dazu benutzt, um sich wieder besser in der Öffentlichkeit darzustellen.
Es geht auch in Wuppertal wohl nur vordergründig um den Unterhalt der Kitas und plötzlich sind die Landeszuschüsse einfach zu knapp. 24 % der Wuppertaler Kitas werden von kirchlichen Trägern betrieben. Da die Kirchen jährlich durch die Zwangsabgabe "Kirchensteuer" und durch staatliche Zuschüsse gegenüber anderen freien Trägern im Vorteil sind, würde es sie nicht arm machen, wenn sie den erhöhten Eigenanteil tragen müssten.
Aber das ist nur vordergründig das, was die Kirchen bewegt. Am 16. März diesen Jahres stand in der "Westdeutschen Zeitung" ein Beitrag unter dem Titel: "Diakonie will mit der Fusion ihr politisches Gewicht verstärken". Dort verkündete der Diakonie-Vorstand Thomas Oelkers mit stolz geschwellter Brust, dass im vergangenen Jahr ein fast 10-jähriger Prozess des Zusammenwachsens abgeschlossen sei. Das neue Diakonische Werk umfasse ab 2019 knapp 5.000 Sozialeinrichtungen in den Bundesländern NRW, Rheinland-Pfalz und Saarland und biete 135.000 Mitarbeitern Arbeit. Damit zähle diese "Mammut"-Diakonie zu den größten Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege.
Noch mehr aufhorchen lassen muss allerdings die Aussage von Oelkers, dass man mit der Fusion in den drei Bundesländern eine "stärkere politische Vertretung" schaffen wolle. Der Wettbewerb sei intensiver geworden: "Die Zeit der Schutzgebiete ist vorbei!" Also steht uns eine mächtiger werdende kirchliche Institution als "Global Player" bevor, die mit brutalen Unternehmer-Methoden und der Unterstützung und Förderung durch die Politik die anderen freien Träger an die Wand drücken will?
Der theologische Vorstand Christian Heine-Göttelmann beklagt dann auch, dass so Diakonie wohl als Lobbyist für Unternehmungen wahrgenommen werde und damit "das christliche Selbstverständnis als Anwalt der ausgegrenzten Menschen in den Hintergrund" rücke.
So kann man auch die Initiative der Wuppertaler Diakonie in einem etwas anderen Licht sehen. Dazu passt, dass in der Osterausgabe der "Wuppertaler Rundschau" der Katholik Dr. Bruno Kurth und Ilka Federschmidt vom Evangelischen Kirchenverband gemeinsam begründen, warum sie in den christlichen Kindergärten den christlichen Glauben verbreiten wollen.
Sie beziehen sich dabei ausgerechnet auf die Lehren von Immanuel Kant, der zeitlebens mit den Kirchen im Clinch lag. Er kritisierte z.B. rituelle kirchliche Praktiken als "Pfaffentum" und bekam dafür 1793 einen Maulkorb verpasst.
Aber all das, was Kurth und Federschmidt den Kindern an Grundregeln fürs Leben mitgeben wollen, bezieht sich ausschließlich auf "Glaube und Hoffnung". Dabei kann man gerade hier Kant’s "Kategorischen Imperativ" als religionsneutrale und allgemeingültige Ethik den Kindern genauso gut erklären: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde!"
Zu diesen allgemeingültigen Regeln des Zusammenlebens der Menschen braucht man 3-jährigen Kindern keine zweifelhaften Geschichten zu erzählen.