Ende Januar hatte der Europäische Gerichtshof geurteilt, dass die österreichische Regelung, nach der altkatholische und evangelische ArbeitnehmerInnen am Karfreitag einen staatlichen Feiertag haben, nicht-konfessionelle oder anderen Konfessionen angehörenden Menschen aber nicht, diskriminierend und damit rechtswidrig sei. Österreich erhielt Zeit bis April dieses Jahres, um die Regelung anzupassen. Die Regierung hat nun ihre umstrittene Neu-Regelung, in Form eines halben freien Tages für alle, vorgestellt.
Ein Angestellter einer privaten Detektei hatte nach Angaben des Standard vor dem Obersten Gerichtshof in Österreich gegen die Ungleichbehandlung von ArbeitnehmerInnen geklagt. Er sah eine Diskriminierung gegeben, da ihm, nicht altkatholischer oder evangelischer Konfession, ein Feiertagsentgelt für am Karfreitag geleistete Arbeit vorenthalten werde.
Der österreichische Oberste Gerichtshof wandte sich an den Europäischen Gerichtshof, um klären zu lassen, ob die österreichische Karfreitag-Regelung gegen das Verbot der Europäischen Union zur Diskriminierung aus religiösen Gründen verstoße.
Der Europäische Gerichtshof sah eine Diskriminierung als gegeben an und gab Österreich Zeit für eine Neuregelung noch vor dem nächsten Karfreitag am 19. April dieses Jahres.
Die Regierung aus Österreichischer Volkspartei (ÖVP) und Freiheitlicher Partei Österreichs (FPÖ) stellte nun ihre neue Regelung vor. Diese sieht vor, dass der Karfreitag für alle ArbeitnehmerInnen ab 14 Uhr frei ist. Gegenüber dem Österreichischen Rundfunk (ORF) erklärten die Klubobmänner beider Parteien, Haubner und Rosenkranz, mit dieser Regelung nahe an der bisherigen Regelung bleiben zu wollen. Enttäuscht zeigten sich die katholische und die evangelische Kirche, die den vermeintlichen Messebesuch ihrer Gläubigen in Gefahr sehen. Sie beklagen, mit ihren Vorschlägen, so zum Beispiel den Wegfall des Feiertagsentgeltes, wenn eine altkatholische oder protestantische Person am Karfreitag arbeitet, nicht eingebunden worden zu sein. Die Wirtschaft zeigt sich zufrieden mit der Regelung. Immerhin beenden viele ArbeitnehmerInnen ihre Arbeitszeit am Freitag bereits um die Mittagszeit.
Nicht nur die Kirchen sehen die aktuelle Regelung als Provisorium. Und während in der Zeit noch überlegt wurde, ob in Deutschland Feiertage für muslimische und jüdische Gläubige nötig seien, wünschen sich zahlreiche Angehörige anderer Religionen und vor allem Konfessionslose eine Lösung staatlicher Feiertage von religiösen Vorgaben. Dies könnte mittels zusätzlicher Urlaubstage geschehen. Wer religiöse Dienste verrichten will, kann sich zum Beispiel am Karfreitag einen dieser Tage nehmen. Wer nicht religiös ist, kann sich einen der zusätzlichen Urlaubstage nehmen, um zum Beispiel wichtige Erledigungen zu tätigen. Eine Verschiebung der Erfüllung religiöser Pflichten in die Freizeit könnte eine Lösung für alle Länder sein, in denen Staat und Kirche, zumindest offiziell, getrennt sind. Eine Aufhebung religiös motivierter Feiertage könnte auch ein Ende diverser Zwänge und Verbote (so zum Beispiel Tanzverbote) bedeuten, die nicht-christliche Menschen belasten.
Ein anderer Vorschlag ist die Verwendung von wichtigen Tagen für die Gesellschaft als zukünftige Feiertage. Das Säkulare Forum Hamburg legte mit dem "Internationalen Tag der Menschenrechte" am 10. Dezember ein würdiges Datum vor. Ein Beispiel könnte dafür auch der neue Berliner Feiertag, der am achten März begangene "Internationale Frauentag", sein.
11 Kommentare
Kommentare
David See am Permanenter Link
also ich als Mann finde den Internationalen Frauentag längst überfällig (seit ca 6000Jahren) und wenn der Tag der Menschenrechte vielleicht auch kommt, na um so besser.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Kommt mir somehow wie viel Rauch um nichts vor, z.B.: "Sie beklagen, mit ihren Vorschlägen, so zum Beispiel den Wegfall des Feiertagsentgeltes, wenn eine altkatholische oder protestantische Person am Karfreitag a
Siegrun am Permanenter Link
Also in meiner Firma (in Ö) haben wir freitags eh nur 5,5 h in der Gleitzeit zu arbeiten...und gehen ohnehin Mittag heim...da bin ich ja mal gespannt ob wir überhaupt was davon haben werden, denn wenn es die Regelarbe
vermutlich werden wir nichts davon haben, denn unser Chef ist ohnehin sehr großzügig, sodass der 24.12. und der 31.12. komplett freie Tage sind (betriebsintern), von da her wäre es für mich aber auch ok, wenn jetzt nichts weiteres passiert und alles so bleibt.
Was allerdings diese hopp-die-hopp Umsetzung angeht finde ich es schon schwachsinnig, da das die Personalverrechner ganz schön in die Bredouille bringt. Denn für einen halben Feiertag gibt es keinen Präzedenzfall und das muss ja irgendwie umgerechnet werden, z.B. auf die Schichtler, bekommen die dann einen halben Feiertagszuschlag, oder nur nach 14:00h und was ist mit Teilzeitlern??...oder oder oder.....
Stefan Dewald am Permanenter Link
Carfreitag ist dieses Jahr am 19. April. Da kann man auch an was ganz Andreas denken: http://www.kleiner-kalender.de/event/fahrradtag/90316.html
Kay Krause am Permanenter Link
Stefan Dewald: Die Fahrräder zusammen mit ihren Pedalisten müßten dann aber zu einem groooßen Fahrradtreffen kommen, wo sie mithilfe einer zweckentfremdeten Klobürste und sogenanntem "Weihwasser" , wohlgeme
Ich habe einmal an so einem groß angelegten Motorrad-Treffen teilgenommen, ohne mich vorher genau zu informieren, was da alles geboten wird: Freunde! Ich kann Euch sagen, es war sowas von lachhaft, um nicht zu sagen lächerlich! Zum Glück bin ich von den Klobürstenspritzern verschont geblieben (stand zu weit weg!) Und mein Motorrad verrichtet seitdem (es sind 30 Jahre!) unbeschadet seinen Dienst. Man sieht also: die Teilnahme an diesem Treffen hat doch Erfolg gezeigt! Für Geistergläubige ist dies doch geradezu ein Beweis?!
Markus Schiele am Permanenter Link
Ich möchte anregen, dass wir nicht von "Konfessionslosen" sprechen, sondern konsequent von "Konfessionsfreien", wenn wir über uns selbst sprechen. Das geschieht auf dem hpd ja auch schon meist.
A.S. am Permanenter Link
Zwei Vorschläge zur Güte für alle religiösen Feiertage:
1. Die Feiertage werden abgeschafft. Wünschenswert aus atheistischer Sicht, aber vermutlich nicht mehrheitsfähig.
Beispiel: Die im Bundesmittel ca. 6 christlichen Feiertage werden gestrichen, der Arbeitnehmer-Jahresurlaub um 6 Tage erhöht. Für maximal 6 Tage im Kalenderjahr kann ein Arbeitnehmer Urlaub aus religiösen Gründen vom Arbeitgeber verlangen, der dann gewährt werden muss. Eine angemessene Frist für den Religionsurlaubsantrag dürfte bei vier Wochen liegen, damit der Arbeitgeber planen kann. Religiöse Feiertage kommen schließlich nicht überraschend. So haben alle Arbeitnehmer die gleiche Menge Urlaub und sind bezüglich religiöser Feiertage flexibel. Auch Kleinstreligionen (Spaghettimonster) haben so eine Chance auf arbeitsfreie religiöse Feiertage.
Siegrun am Permanenter Link
Der Umsetzung auf Urlaubstage kann ich mich nur voll anschließen...jetzt jammern die Kirchen, aber ich wüßte nicht, daß am Karfreitag die evangelischen Kirchen hier in Österreich aus allen Nähten geplatzt wären...
…
Im zweiten Jahr habe ich es gewußt und beantragt (Nachweis über Kirchenbeitrag vorlegen), sowie auch bekommen..aber in der Kirche war ich natürlich nicht...tss tss...mittlerweile spare ich mir seit Jahren die klerikalen Zwangsabgaben und habe bisher gut gelebt, auch mit Karfreitagsarbeit. In Summe hatten wir in Ö die gleiche Anzahl Feiertage, wie ein Bayer (der nicht in Augsburg lebt), statt 3. Okt haben wir am 26. Okt als Nationalfeiertag und am 8.12. an religiösen, sodass der Karfreitag rein zahlenmäßig ersetzt war.
Edmund Schmidt am Permanenter Link
Sehr gute Lösung! Jetzt wäre nur noch ein Ausgleich für die erheblich erhöhte Bezahlung für Arbeit an den bisherigen Feiertagen zu schaffen. (Beispiel Zeitungsdruck)
Hans Trutnau am Permanenter Link
Öha, jetzt bin ich platt - Frau Sander gewährt religiöse Gründe!
Aber der Vorschlag ist nicht unelegant...
Kay Krause am Permanenter Link
Seit Jahren pädiere ich für die konsequente Abschaffung ALLER kirchlichen/religiösen Feiertage!
Alternativ zu den verlorenen Feiertagen wären doch ein paar zusätzliche Urlaubstage für ALLE sinnvoll! Weihnachten ist ein traditionelles Fest, was man unter dem neuen (und uralten) Begriff Winter-Sonnenwende (Jul) weiter als Festtage begehen könnte!) Nun fragen Sie zu recht: was ist mit Ostern? Zu Ostern werden lediglich die vom Weihnachtsfest übriggebliebenen Schokoladen- Weihnachtsmänner eingeschmolzen, zu Osterhasen geformt, und die Industrie macht wieder einen Reibach! Und das genau ist doch letztlich nur noch der Sinn unserer ganzen Feierei! Habe die Ehre!