Der Protest gegen das Feiertagsgesetz durch die öffentliche Aufführung des Monty-Python-Klassikers "Das Leben des Brian" ist in Bochum bereits zu einem festen Karfreitags-Ritual geworden. In diesem Jahr gab es erstmals zusätzlich eine Tanzveranstaltung, um das säkulare Vergnügen am Karfreitag zu maximieren. Das alles völlig legal – dank einer amtlichen Befreiung vom gesetzlich festgeschriebenen karfreitäglichen Vergnügungsverbot.
An Karfreitagen ist es gesetzlich verboten, sich öffentlich zu vergnügen, weil Christen an diesem Tag des Todes ihres Religionsstifters gedenken. Um diesen nicht mehr zeitgemäßen besonderen staatlichen Schutz christlicher Feiertage grundsätzlich auf den Prüfstand stellen zu lassen, verstößt die Initiative Religionsfrei im Revier mit der Aufführung des an Feiertagen verbotenen Films "Das Leben des Brian" seit sechs Jahren bewusst gegen das Feiertagsgesetz von NRW. Für die Filmaufführung am Karfreitag 2014 wurde gegen Martin Budich als "Brian-Verantwortlichem" der Initiative von der Stadt Bochum ein Bußgeld verhängt. Das Verfahren schaffte es – wie von den Religionsfreien beabsichtigt – zum Bundesverfassungsgericht.
Doch statt das Feiertagsgesetz auf seine Zeitgemäßheit zu überprüfen, schlug das Bundesverfassungsgericht einen anderen Weg ein. Bereits 2016 hatte es im Fall einer verbotenen karfreitäglichen "Heidenspaß-Party" in München geurteilt, dass Ausnahmegenehmigungen für das Vergnügungsverbot zu erteilen sind, wenn das Vergnügen einen weltanschaulichen Hintergrund hat. Bereits zum zweiten Mal erhielt die Initiative Religionsfrei im Revier in diesem Jahr so von der Bezirksregierung Arnsberg eine Ausnahmegenehmigung für ihre Brian-Aufführung. Und das, obwohl sie diesmal das Event um eine Tanzveranstaltung erweiterte und sogar darauf hinwies, dass es sich um eine besonders vergnügliche Veranstaltung handeln würde.
"Damit sind die Bestimmungen des Feiertagsgesetzes faktisch von der Bezirksregierung als bedeutungslos erklärt worden", heißt es in einer Pressemitteilung der Initiative Religionsfrei im Revier. "Bisher galt das Tanzverbot am Karfreitag als unantastbar. Dass die Bezirksregierung nach der Genehmigung der Vorführung eines verbotenen Films im letzten Jahr jetzt auch das Tanzen erlaubt hat, ist für Religionsfrei im Revier ein schöner Erfolg, der am Karfreitag gebührend gefeiert wird. Das Ziel bleibt aber weiterhin, das Feiertagsgesetz vom obersten Gericht als verfassungswidrig eingestuft zu bekommen", so Religionsfrei im Revier.
Und so vergnügten sich die religionsfreien Bochumer diesmal erneut ganz legal beim Monty-Python-Klassiker "Das Leben des Brian". Und nicht nur Religionsfreie aus Bochum, auch aus Westfalen und dem Rheinland waren Säkulare angereist, um sich bei der Veranstaltung zu vergnügen. Dass das Vergnügen Ausdruck ihrer nicht-religiösen Weltanschauung ist, daran ließ unter anderem das informative Rahmenprogramm keine Zweifel aufkommen. Bevor die Filmvorführung begann, klärte Martin Budich das Publikum im ausgebuchten Riff über die Feiertagsgesetze der Länder und das juristische Verfahren um den Bochumer Brian auf. Außerdem wurde auf die anstehende deutschlandweite säkulare Buskampagne aufmerksam gemacht, die im Mai auch in Bochum Halt machen wird, sowie auf das religionsfreie Gegenangebot zum Dortmunder Kirchentag in Juni: den Ketzertag Dortmund 2019.
Nach dem "Leben des Brian" folgte der zweite Höhepunkt des Abends: die Tanzveranstaltung. Der weltanschauliche Segen hierfür wurde den Religionsfreien durch Michael Schmidt-Salomons "Wort zum Karfreitag" erteilt, welches das anwesende Weibs- und Mannsvolk vergnüglich in den Tanz gleiten ließ.
4 Kommentare
Kommentare
Klaus Bernd am Permanenter Link
Car-Friday
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Für alle die am Karfreitag nicht in Bochum dabeisein konnten, wurde der Film am Ostermontag im RTL 2 gezeigt und wie immer musste man die Genialität der Monty Payton
Truppe bewundern.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Der Film wird wie immer täglich (und nächtlich) ganz oder szenenweise bei YouTube gezeigt.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Ob der "liebe Gott" nebst Sohnemann den Film auch schon gesehen haben? Passiert ist eigentlich nichts. Konnten sie auch wahrscheinlich nicht, denn er war nicht auf hebräisch synchronisiert.