BERLIN. (hpd) Küken können abstrakt denken. Das fanden die Evolutionspsychologen Antone Martinho und Alex Kacelnik der altehrwürdigen Universität Oxford heraus. Und das vom ersten Lebenstag an. So tief verwurzelt ist diese Fähigkeit also in der Entwicklung der Psyche, in der wir uns oft noch für die Krönung halten.
Gänse und Enten laufen bekanntlich ihre ganze Kinderzeit dem Wesen oder Objekt nach, an dem ihr Augenmerk zuerst hängen bleibt, nachdem sie das Licht der Welt erblickten. Wenn alles gut geht, ist das die Mutter, wenn sie Pech haben, auch ein Gummistiefel oder ein Fußball.
Das Erste, was die Oxforder Versuchsküken zu sehen bekamen, berichten Der Standard, Spiegel online und das Hamburger Abendblatt, waren zwei geometrische Gegenstände, die einen zwei Kegel, die anderen zwei Kugeln, eine dritte Gruppe eine Kugel und einen Kegel gleicher Farbe. Sobald sie wieder zwei Gegenständen gleicher Art, und sei es unterschiedlicher Farbe, zu sehen bekamen, folgten sie ihnen blindlings leise piepsend wie einer Mutter.
Selbst ihnen vorher unbekannten zwei Würfeln liefen sie hinterher, ja sogar einem länglichen Quader und einem gleichseitigen Würfel. Andernfalls ließ sie das Gummizeug kalt. Eine weitere Küchleingruppe bestand aus ungleichen Konstellationen, und gleich und gleich zog sie nicht an, denn darauf waren sie zuvor nicht geprägt worden. Gleich und ungleich wissen sie also zu unterscheiden. Mithin etwas, was man für sich genommen nicht sehen, aber denken kann.
Damit haben diese flauschigen Winzlinge wohl den alten Universalienstreit entschieden. Gibt es neben den Dingen und Ereignissen auch Eigenschaften, Relationen oder Zahlen?
Platon, Thomas von Aquin und Bertrand Russell waren davon überzeugt, Aristoteles und Duns Scotus sagten: Nein. "Realisten" werden die ersteren genannt, "Nominalisten" die anderen, die meinen, solche Ideen werden aus der Erfahrung gewonnen.
Die Sache gleicht der Frage nach dem Primat von Huhn oder Ei. Die Küken sind also Realisten. Doch wissen wir das nur durch eine Versuchsanordnung, mittels der das Verhalten der gefiederten Zwerge empirisch beobachtet wurde. Den Küken wird es piepegal sein. Schließlich will auch nicht jedes Entlein ein Schwan sein.
4 Kommentare
Kommentare
Harald Freunbichler am Permanenter Link
Eine interessante Erkenntnis, so sie denn eine ist.
Ich für mein Teil konnte das anhand dieses Textfragments, nicht nachvollziehen.
Nun, Küchlein sind immer ungleich und doch ähnlich, oder nicht?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ging mir ähnlich. Inwiefern können sie "abstrakt denken", wenn sie Kegel, Würfel oder Farben NICHT unterscheiden?
Simone Guski am Permanenter Link
Stimmt. Hier hat sich der Fehlerteufel hervorgewagt.
Thomas am Permanenter Link
Offenbar können Küken bestimmte Gleichheiten von Gegenständen wahrnehmen. Das mag so noch nie beobachtet worden sein, aber von einer WAHRNEHMUNGsfähigkeit auf eine DENKfähigkeit zu schließen, geht doch zu weit.
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"Gibt es neben den Dingen und Ereignissen auch Eigenschaften, Relationen oder Zahlen?"
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Natürlich "gibt" es sie, aber nicht alle diese Objekte gehören derselben ontologischen Kategorie an. Nur Dinge existieren "an sich", während es Ereignisse, Eigenschaften, Relationen und Zahlen nicht ohne Dinge gibt, die sie durchmachen, besitzen oder denken. Wer's noch genauer wissen will, studiere die Werke Mario Bunges.