Nordrhein-Westfalen

Land NRW zahlt 1,84 Millionen Euro für Pilgerpark

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Mariendarstellung - nicht aus Kevelaer, aber bestimmt genauso wirksam
Mariendarstellung

Zur Förderung des "Pilgertourismus" bewilligte das Land NRW dem niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer gestern 1,84 Millionen Euro. Mit dem Geld soll ein Sole- und Pilgerpark entstehen.

Um den Tourismus in Nordrhein-Westfalen anzukurbeln, überreichte NRW-Wirtschaftminister Garrelt Duin (SPD) am Montag fünf Bewilligungsbescheide in Höhe von insgesamt 7,84 Millionen Euro. Laut Ministerium stammen die Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und aus Landesmitteln.

Schwerpunkte der bewilligten Bescheide sind laut Pressemitteilung des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk "die Industriekultur, der Radtourismus und der Pilgertourismus". Konkret erhielt die Ruhr Tourismus GmbH 6 Millionen Euro zum Ausbau von Netzwerk- und Vermarktungsprojekten der Industriekultur und zur Verbesserung des radtouristischen Angebots im Ruhrgebiet. 1,84 Millionen – und damit knapp ein Viertel der aktuell bewilligten Gesamtsumme – flossen an die Stadt Kevelaer GmbH. "Mit den Mitteln soll", so die Pressemitteilung des Ministeriums, "ein Sole- und Pilgerpark errichtet werden, um dem spirituellen Tourismus am Niederrhein neue Impulse zu geben".

Die Kleinstadt Kevelaer an der niederländischen Grenze ist ein Zentrum der katholischen Marienverehrung in Deutschland mit angeblich rund 800.000 Pilgern jährlich. Der Marienkult in Kevelaer geht nach katholischer Legende auf einen Händler zurück, der im 17. Jahrhundert beim Beten eine geheimnisvolle Stimme vernahm, die sagte "An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen!". Als seine Frau wenig später auch noch eine nächtliche Erscheinung hatte, beschloss man, eine Marien-Kapelle zu errichten. Seitdem pilgern Menschen in den Wallfahrtsort Kevelaer, weil sie sich Wunderheilungen erhoffen.

Die Förderung eines Pilgerparks aus Landesmitteln ist gleich in mehrfacher Hinsicht problematisch. Abgesehen davon, dass es grundsätzlich wohl kaum eine öffentliche Aufgabe ist, "dem spirituellen Tourismus (…) neue Impulse zu geben", ist das Land NRW auch hoch verschuldet. In den Schulen- und öffentlichen Gebäuden des Landes herrscht ein massiver Sanierungsstau. Darüber hinaus handelt es sich bei der finanziellen Unterstützung der Errichtung eines Pilgerparks nicht um eine sonderlich zukunftsorientierte Förderung. Die Mitgliederzahlen der katholischen Kirche in Deutschland sinken seit Jahrzehnten kontinuierlich. Da Marienwallfahrten ferner ein eher älteres katholisches Publikum ansprechen, dürfte die Zahl der Pilger in Kevelaer nicht nur langfristig aufgrund der weiter sinkenden Mitgliederzahl der katholischen Kirche sondern bereits kurzfristig in den kommenden Jahren rapide sinken.