Vergangene Woche hatte die Opfervereinigung "Eckiger Tisch" im Rahmen der Deutschen Bischofskonferenz eine wesentlich höhere Entschädigung für Betroffene von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gefordert. Nach Schätzungen würden Kosten von bis zu einer Milliarde Euro auf die Glaubensinstitution zukommen. Inwieweit dies gezahlt werden soll beziehungweise kann, muss erst noch geprüft werden. Lale Akgün und Adrian Gillmann von den Säkularen Sozis fordern in einem Offenen Brief an Kardinal Reinhard Marx eine klare Botschaft der Bischöfe, dass die Entschädigungssumme nicht aus allgemeinen Steuermitteln bezahlt werden wird.
Sehr geehrter Herr Kardinal,
wir haben interessiert die Diskussion um Opferentschädigung verfolgt und respektieren das Eingeständnis des institutionellen Versagens der Kirche, die sich auch durch individuelle Schweigevereinbarungen der Mittäterschaft schuldig gemacht hat.
Wir begrüßen daher die lange überfällige – aber noch immer nicht beschlossene – Einrichtung eines Entschädigungsfonds für die Opfer sexuellen Missbrauchs durch im Dienst der Kirche tätige Personen.
Nachdem wir nun auch die Höhe der zur Diskussion stehenden Entschädigungssummen, mit denen das Leid der Opfer gemildert werden soll, erfahren haben, stellt sich für uns die Frage, wie die Kirche die enormen Beträge aufbringen wird. So wird schon in der Empfehlung der Unabhängigen Arbeitsgruppe "Weiterentwicklung des Verfahrens zur Anerkennung des Leides" die Zulässigkeit der Verwendung von Kirchensteuermitteln in Frage gestellt, aber auch nur eine Teilfinanzierung aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls angenommen.
Bedeutet das, dass die Kirche eine Grundschuld auf den Kölner Dom, die Münchner Frauenkirche oder andere kirchliche Immobilien aufnehmen wird, dass die Straftäter zur Mitfinanzierung herangezogen werden oder ist geplant, diese Beträge aus den allgemeinen Steuermitteln, die der Kirche im Rahmen von Staatsleistungen zufließen, zu befriedigen? Also sollen nun alle Steuerzahler in Deutschland, selbst die nicht katholischen, für die Sünden von Gottes Bodenpersonal büßen?
Mit freundlichen Grüßen
gez. Dr. Lale Akgün – gez. Adrian Gillmann
für den Sprecherkreis der Säkularen Sozialdemokrat*innen
16 Kommentare
Kommentare
Lila Grütze am Permanenter Link
Da wird wohl die eine oder andere Immobilie in Top-Lage verkauft werden müssen.
annen anne Nerede am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Marx, hätte auch gereicht.
Jochen Beck am Permanenter Link
Eine Milliarde Euro sind für die Kirchen ein Klax, denn allein das Immobilienvermögen wird auf zweihundert Milliarden Euro geschätzt.
Allerdings ist die Befürchtung wohl berechtigt, dass die Kirche die Kosten erfolgreich auf den Staat überwälzen könnten. Wenn nicht aufgepasst wird …
Amelie Metze am Permanenter Link
Dann werden einfach wieder nur die immensen Summen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 dafür verwendet und schon ist es wieder die Allgemeinheit, die herhät und Herr Marx kann behaupten, dass es keine Steuerg
Klaus Bernd am Permanenter Link
Ich finde es gerechtfertigt, die DBK zu verdächtigen, dass sie die Entschädigungen auch aus den Staatsleistungen und/oder Kirchensteuern bezahlen will und von ihr ein Statement zu verlangen, das nicht zu tun, aber:
…a) Bei der “Transparenz” der kirchlichen Finanzen und der Fähigkeit der katholischen Finanzjongleure, schwarze Kassen zu füllen, wird niemand nachvollziehen können, woher die Mittel für die Entschädigungen eigentlich kommen.
b) Die Höhe der Entschädigung wird von den Bischöfen sicher noch in lang- lang- langwierigen Verhandlungen deutlich heruntergehandelt werden. Das Druckmittel dafür liegt ja schon auf dem Tisch: den Geschädigten läuft die Lebenszeit davon.
c) Bevor die r.k.K. einen einzigen Quadratmeter Grundbesitz oder eine rentable Immobilie verkauft, muss nach meiner Meinung deutlich mehr passieren. Es ist ihre erklärte Absicht, diese als “Pfand” einzusetzen und lieber zu verpachten als zu verkaufen.
d) Ich rechne vor allem damit, dass sie versucht, ihren Anteil für die sozialen Einrichtungen noch weiter zurückzufahren.Durch die Monopolstellung, die sie da in diversen Regionen innehat, ist die Politik hier am leichtesten zu erpressen.
e) Denkbar ist für mich auch, dass sie nach dem Modell Notre Dame z.B. den Kölner Dom verkauft. Natürlich nicht zu dem Wert, mit dem er heute in ihren Büchern steht. Die Instandhaltung wäre dann Sache des Käufers, die Nutzung natürlich nach wie vor der r.k.K. vorbehalten.
f) Eine Erhöhung der Kirchensteuer wäre wohl denkbar aber sehr riskant, da es besser ist, die “Gläubigen” nicht daran zu erinnern, dass sie überhaupt welche bezahlen.
Das alles natürlich unter dem Vorbehalt, dass die r.k.K. tatsächlich (trotz b) in Finanznot kommen sollte. Die Säkularen der SPD sind sicher nicht so naiv, das nicht in ihre Überlegungen einzubeziehen. Die DBK zu einem Statement zu zwingen, halt ich trotzdem für eine gute Idee.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Das wäre der Gipfel der Frechheit, wenn die Missbrauchsopfer ihre Entschädigungen über
Steuergelder selbst bezahlen müssten.
Carola Dengel am Permanenter Link
Es kann nicht sein, daß wir als Steuerzahlerinnen und Struerzahler diese Verbrecher für ihre Verbrechen bezahlen. Das genau würde der Griff in die Steuerkasse bedeuten.
Smaragdwolf@gma... am Permanenter Link
Das Jugendamt hat mit Schuld wie oft wurde weggeschaut. Die Entschädigungen die bisher für alle Misshandlungen bezahlt wurden sind eine Ohrfeige für die Opfer.
Klaus sohl am Permanenter Link
Ihnen fehlt anscheinend der Durchblick und die Empathie für die Opfer, die mit unter grausame Zustände durchleben mussten.Diese Opfer sind bis zum heutigen Tag in ihrem Tun und handeln gefangen und können bis Heute üb
Hans Trutnau am Permanenter Link
Egal, aus welchem Beutel die RKK die Kohle nimmt - letztendlich ist es immer von uns gestohlenes, d.h. unser aller Geld.
Epikur am Permanenter Link
Abgesehen davon, dass der Steuerzahler büssen muss, sind die rentablen Immobilien der RKK wohl ganz weltich und die Kirchengebäude die unrentabelsten.
Haim o Herrmann am Permanenter Link
Ich denke dieses Problem kann die RKK dadurch lösen, dass sie Ihre Immobilien dem Staat unter der Bedingung verkauft, dass sie für soziale Zwecke genutzt werden.
Haimo Herrmann am Permanenter Link
Ich denke wenn die RKK ihren Immobilienbesitz beschneidet, könnte sie nicht nur die benötigten Mittel aufbringen sondern auch andere Probleme unserer Gesellschaft lösen helfen. Wenn der Staat zB.
Smaragdwolf@gma... am Permanenter Link
Sollen nicht nur die sexuellen Übergriffe entschädigt werden sondern auch die schweren körperlichen Misshandlungen denn da sehe ich keinen Unterschied.
Die bisherigen Zahlungen so wie sie stattgefunden haben sind eine Frechheit man muss das Geld voraus legen bevor man eins bekommt und man muss etwas kaufen.
BertBergmann am Permanenter Link
Eine Summe x-y zuzahlen ist das eine,aber Straffrei aus der Sache zukommen
ist für unser Strafrecht schon sehr Perfite.Das zeigt wie sehr Staat und Kirche
Wo bleibt der Aufschrei in der Bevölkerung??!!
Alexander Wintzen am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Marx ,hätte auch gereicht .
Sehr richtig und das nur für einen Kalauer benutzte " Gottes Bodenpersonal " ist absolut unangemessen. Ansonsten ein guter und wichtiger Brief.