Offener Brief an die Deutsche Bischofskonferenz

Müssen alle Steuerzahler für Gottes Bodenpersonal büßen?

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Lale Akgün von den Säkularen Sozis und Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Lale Akgün und Reinhard Marx

Vergangene Woche hatte die Opfervereinigung "Eckiger Tisch" im Rahmen der Deutschen Bischofskonferenz eine wesentlich höhere Entschädigung für Betroffene von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gefordert. Nach Schätzungen würden Kosten von bis zu einer Milliarde Euro auf die Glaubensinstitution zukommen. Inwieweit dies gezahlt werden soll beziehungweise kann, muss erst noch geprüft werden. Lale Akgün und Adrian Gillmann von den Säkularen Sozis fordern in einem Offenen Brief an Kardinal Reinhard Marx eine klare Botschaft der Bischöfe, dass die Entschädigungssumme nicht aus allgemeinen Steuermitteln bezahlt werden wird.

Sehr geehrter Herr Kardinal,

wir haben interessiert die Diskussion um Opferentschädigung verfolgt und respektieren das Eingeständnis des institutionellen Versagens der Kirche, die sich auch durch individuelle Schweigevereinbarungen der Mittäterschaft schuldig gemacht hat.

Wir begrüßen daher die lange überfällige – aber noch immer nicht beschlossene – Einrichtung eines Entschädigungsfonds für die Opfer sexuellen Missbrauchs durch im Dienst der Kirche tätige Personen.

Nachdem wir nun auch die Höhe der zur Diskussion stehenden Entschädigungssummen, mit denen das Leid der Opfer gemildert werden soll, erfahren haben, stellt sich für uns die Frage, wie die Kirche die enormen Beträge aufbringen wird. So wird schon in der Empfehlung der Unabhängigen Arbeitsgruppe "Weiterentwicklung des Verfahrens zur Anerkennung des Leides" die Zulässigkeit der Verwendung von Kirchensteuermitteln in Frage gestellt, aber auch nur eine Teilfinanzierung aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls angenommen.

Bedeutet das, dass die Kirche eine Grundschuld auf den Kölner Dom, die Münchner Frauenkirche oder andere kirchliche Immobilien aufnehmen wird, dass die Straftäter zur Mitfinanzierung herangezogen werden oder ist geplant, diese Beträge aus den allgemeinen Steuermitteln, die der Kirche im Rahmen von Staatsleistungen zufließen, zu befriedigen? Also sollen nun alle Steuerzahler in Deutschland, selbst die nicht katholischen, für die Sünden von Gottes Bodenpersonal büßen?

Mit freundlichen Grüßen

gez. Dr. Lale Akgün – gez. Adrian Gillmann
für den Sprecherkreis der Säkularen Sozialdemokrat*innen