Nigeria: Entführungen und Morde durch Boko Haram

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Symbolbild
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Das westafrikanische Nigeria kommt nicht zur Ruhe. Seit Jahren terrorisiert die islamistische Gruppierung Boko Haram das Land im Wunsch, die Scharia als Rechtsgrundlage zu etablieren sowie als westlich bezeichnete Bildung auszumerzen.

Trotz gegenteiliger Behauptungen Präsident Muhammadu Buharis scheinen die Attacken der sunnitischen Terrorgruppe nicht weniger zu werden. Schlagzeilen machten in Europa in den letzten Wochen nicht nur die gewalttätigen Zwischenfälle bei Wahlen, sondern auch Entführungen und Morde, die Boko Haram zugeschrieben werden.

Vor wenigen Tagen erst musste die Nichtregierungsorganisation Action against hunger bekanntgeben, dass sechs ihrer Mitarbeiterinen und Mitarbeiter in der Nähe des im Nordosten Nigerias gelegenen Damasak entführt wurden. Nach Angaben des ORF waren der Fahrer der Angestellten erschossen und die Insassen entführt worden. In einer Videobotschaft musste eine der Angestellten bestätigen, vom zur Terrorgruppe Boko Haram gehörenden Islamic State's West Africa Province, kurz ISWAP, gefangen gehalten zu werden und um das eigene Leben zu fürchten.

Bei einer Begräbnisprozession wurden am vergangenen Sonntag 65 Menschen bei einem Angriff ermordet, der Boko Haram zugeschrieben wird. Dabei sind Menschen bei einem Trauerzug beschossen und 21 von ihnen getötet worden. Als ihnen die Nachbarschaft zu Hilfe eilte, wurde auch sie beschossen, was weiteren 44 Menschen das Leben kostete. Die Attacke wird als Vergeltungsschlag angesehen, weil die Bewohner*innen sich bereits bei einem Angriff von Boko Haram zur Wehr gesetzt hatten.

In den letzten zehn Jahren starben etwa 20.000 Menschen bei Attacken der sunnitischen fundamentalistischen Gruppe. Etwa zwei Millionen Menschen sind auf der Flucht vor dem Terror.

Nachdem im Jahre 2014 die Entführung von knapp 300 Schülerinnen durch Boko-Haram-Terroristen weltweit für Trauer und Wut sorgte, ist die Aufmerksamkeit danach wieder abgeflaut. Die Gefahr für die Bevölkerung in Nigeria, aber auch in umliegenden und von Boko Haram angepeilten Ländern wie Tschad, Niger und Kamerun, ist nicht abgeflacht. Dieses Jahr fanden im Februar die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen und im März die Wahlen der Gouverneure, der Gemeinderäte und Parlamente der Bundesstaaten statt. In zahlreichen Gemeinden kam es dabei zu Gewalt mit Verletzten und Toten. Aus Angst trauten sich viele Menschen nicht zu wählen oder mussten vor Attacken sowohl im Norden des Landes als auch im Süden fliehen.

Nigeria hat seinen eigenen Bericht zur Gewalt bei Wahlen veröffentlicht. Der Nigeria Election Violence Report, kurz NEVR (zu deutsch etwa "Nigerias Bericht zur Gewalt bei Wahlen"), zählt seit 2010 bereits über 1.000 Fälle, von denen jedoch nicht alle der Terrororganisation Boko Haram und ihren Splittergruppen zugeschrieben werden.

Obwohl Präsident Buhari nach Anhgaben des Washington Examiners bereits im Jahre 2015 die Zerschlagung der Terrrororganisation Boko Haram und die Beendigung der Korruption angekündigt hatte, ist die Realität noch weit davon entfernt.