Norwegische Humanisten in Wien

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Trond Enger (li.), Secretary General des Human-Etisk Verbond mit Gerhard Engelmayer vom Humanistischen Verband Österreich.
Trond Enger (li.), Secretary General des Human-Etisk Verbond  mit Gerhard Engelmayer vom HVÖ.

In Norwegen wird der Humanistische Verband in gleicher Weise behandelt wie Religionen, was bedeutende Auswirkungen im Hinblick auf die rechtliche Situation und auf die staatliche Unterstützung hat.

Mitglieder des Humanistische Verbandes aus Norwegen waren in Wien zu Gast. Durch meinen norwegischen Kollegen Trond Enger von den norwegischen Humanisten bin ich auf diesen Besuch aufmerksam geworden. So ergaben sich sehr anregende Gespräche zwischen den österreichischen und den norwegischen Humanisten. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Stadt Oslo Gedanken über eine Zusammenarbeit sowohl mit Religionen als auch mit Humanisten macht. Das ist in Norwegen eine Selbstverständlichkeit; bei uns in Österreich habe ich jedoch noch nie von so einem Versuch gehört.

Norwegische Delegation in Wien
Norwegische Delegation in Wien

Es ist schade, dass in Österreich niemand je daran denken würde, auch die Humanisten zu solchen Gesprächen einzuladen. Das zeigt die enormen Diskrepanzen im Denken und in der Kultur im Umgang mit Weltanschauungen. Österreicher Humanisten mussten bei entsprechenden Anlässen sehr schmerzhaft erfahren, dass zum Beispiel bei der parlamentarischen Enquete über den Ethikunterricht die Konfessionsfreien nicht eingeladen waren, obwohl doch bei dabei primär die Konfessionsfreien, Humanisten und Atheisten die Betroffenen sind. Es fiel tatsächlich niemandem der Verantwortlichen ein, auch nur einen Vertreter der unmittelbar Betroffenen einzuladen, während sämtliche, auch winzige Religionen, eingeladen waren. Bei anderen Gelegenheiten wie dem Kongress des Kulturvereins über Ethikunterricht etc. ging es ähnlich zu.

Von den Norwegern lässt sich daher lernen, dass man nicht nur religiöse Menschen als Menschen mit Spiritualität betrachtet, sondern alle einbezieht. Es gibt Menschen, die keine Religion haben, aber dennoch wahrgenommen werden wollen, denn sie sind nicht nichts, sondern zum Beispiel Humanisten. Ich denke, dass es ein Gebot der Fairness wäre.

Laut Habermas ist es auch ein Gebot der Diskussionskultur in einem Land, dass ein Diskurs mit allen Betroffenen geführt wird und nicht über die Betroffenen. Es ist schon richtig, dass man religiöse Menschen vielleicht leichter lenken kann und sie daher politisch interessanter sind, aber die Zeit, in der Humanisten sich angepasst ruhig verhalten, ist schon deshalb vorbei, weil mittlerweile ein Viertel der Bevölkerung konfessionsfrei ist und zehn Prozent der Menschen dezidierte Atheisten sind, das sind mehr, als es praktizierende Christen gibt. (Nur sechs Prozent konsumieren den Service der Christen.) Schon aus diesem Grund sollte man seitens der Politiker mehr in Richtung der Partizipation denken.

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