Kamala Harris oder Donald Trump

Papst kritisiert beide US-Präsidentschaftskandidaten

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Papst Franziskus.
Papst Franziskus (2016)

Papst Franziskus übt scharfe Kritik an beiden US-Präsidentschaftskandidaten: An Trump wegen seiner Ablehnung von Migranten, an Kamala Harris weil sie sich für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch einsetzt. Katholische Wähler müssten bei der Entscheidung auf ihr Gewissen hören, so der Papst weiter. Die US-amerikanische Bischofskonferenz gibt dagegen eine klare Wahlempfehlung. Sie positioniert sich gegen Abtreibung – und stellt sich damit letztlich auf die Seite von Donald Trump.

Demokratin Kamala Harris oder Republikaner Donald Trump? Für die Katholiken in den USA ist die Entscheidung nicht einfach – jedenfalls, wenn sie ihrem Oberhirten folgen. Denn Papst Franziskus kritisiert beide Kandidaten mit scharfen Worten. "Beide sind gegen das Leben – sowohl der, der Migranten hinauswirft, als auch der, der Kinder tötet", sagte der Katholikenchef auf dem Rückflug von einer Pazifikreise. Er forderte die Gläubigen auf, dennoch zur Wahl zu gehen. "Sie müssen das kleinere Übel wählen", so Franziskus weiter, "Wer ist das kleinere Übel? Diese Dame oder dieser Herr? Ich weiß es nicht."

Bezogen auf Trumps Ankündigung, als Präsident eine große Zahl von illegalen Einwandereren auszuweisen, sagte Franziskus: "Lassen Sie es mich deutlich sagen: Migranten wegzuschicken und ihnen nicht die Möglichkeit zu geben, zu arbeiten (…), ist eine Sünde." Sein Vorwurf, Kinder zu töten, bezieht sich auf die Abtreibung, nach katholischer Lehre ebenfalls eine schwere Sünde. Bei früherer Gelegenheit hatte Franziskus den Schwangerschaftsabbruch sogar mit "Auftragsmord" gleichgesetzt.

Das Thema polarisiert auch in den Vereinigten Staaten, und Kamala Harris positioniert sich im Wahlkampf klar für das Recht auf Abtreibung im ganzen Land. Erst vor wenigen Tagen kritisierte sie auf eine Wahlveranstaltung die Anti-Abtreibungs-Politik der Republikaner. Dabei ging es um den Fall einer Frau im Bundesstaat Georgia, die wegen der strengen Gesetze zu spät Hilfe erhielt und starb. Laut der Rechercheplattform Propublica sei ihr Tod vermeidbar gewesen. Die Frau hatte nach Einnahme von Abteibungspillen eine seltene, lebensbedrohliche Komplikation entwickelt, eine Ausschabung hätte sie retten können. Doch Ausschabungen der Gebärmutter sind in Georgia bis auf wenige Ausnahmen verboten. Die Frau starb während einer Notoperation.

Etwa 52 Millionen Katholiken leben in den Vereinigten Staaten und bilden damit die größte Glaubensgemeinschaft des Landes. In Bundesstaaten wie Pennsylvania sind über 20 Prozent der Wahlberechtigten katholisch. Bei der Präsidentschaftswahl im November könnten sie eine entscheidende Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund sorgte die Wahlempfehlung der US-Bischofskonferenz für Aufsehen. Gegenüber dem Papst setzt sie einen anderen Schwerpunkt: Die Bischöfe greifen darin das Reizthema Abtreibung auf und machen Stimmung gegen eine Liberalisierung der Gesetze. Das muss letztlich als Statement pro Trump gelesen werden.

Dabei betrachtet nur eine Minderheit von 44 Prozent der katholischen Gläubigen Abtreibung als wichtigsten Punkt bei der Präsidentschaftswahl. Das ergab eine Umfrage des Pew Research Center. Die weitaus meisten Befragten (72 Prozent) nannten eine Begrenzung der Einwandererzahl als bedeutendstes Thema. In der Gunst der katholischen US-Wähler liegt derzeit Donald Trump mit 52 Prozent vorn. 47 Prozent wollen laut Umfrage Kamala Harris wählen.

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