Der Prognosencheck 2019 der GWUP

Wo die Propheten irrten

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Ein katastrophales Szenario: Ganz plötzlich verschiebt sich der magnetische Nordpol und der Kontinent Europa zerbröselt zu ein paar Inseln. Das hat die selbsternannte Nostradamus-Deuterin Rose Stern vorhergesagt. Dies sei der Anfang der Endzeit, und noch in diesem Jahr solle es losgehen. So gesehen, hat der Pol noch ein paar Tage Zeit zum Springen. Trotzdem haben wir gute Gründe, die letzten Kalenderblätter von 2019 ohne Weltuntergangsangst abzureißen, hier nachzulesen und auch hier.

Keine Frage, Weltuntergänge und andere Katastrophen sind beliebt bei Hellsehern. Hätte beispielsweise der amerikanische Pastor Peter Begley Recht behalten, wären die Lichter schon viel früher ausgegangen, nämlich nach einer Mondfinsternis am 21. Januar. Dabei befand sich der Vollmond eine Weile im Kernschatten der Erde zu und erschien deshalb rötlich gefärbt. Gleichzeitig kam er der Erde – nach astronomischen Maßstäben – besonders nah. Deshalb sprachen und schrieben einige Medien vom "Superblutmond". Klar, dass dies die Vorstellungskraft von Apokalyptikern anregt.

Die beiden Untergangsprognosen waren nur zwei von über hundert Vorhersagen für 2019, die der Mainzer Mathematiker Michael Kunkel für die GWUP gesammelt und ausgewertet hat. Ob auf Blogs und Webseiten, YouTube-Videos oder ganz klassisch in Büchern und Almanachen veröffentlicht: Die allermeisten lagen kolossal daneben, andere lieferten nur vieldeutige Aussagen oder relativ wahrscheinliche Glückstreffer. Weder machte Facebook den Laden dicht, wie Hellseherin Julie McKenzie vorausgesagt hatte, noch ist im Frühling die Bundesregierung zurückgetreten – obwohl das Medium Udo Golfmann genau das von Erzengel Metatron erfahren haben will. Und auch mit dem gleichzeitigen Bundesliga-Abstieg von Bayern München und Borussia Dortmund, prognostiziert von Martin Wagner wurde es nicht.

Dabei ist man in der Zunft in den letzten Jahren bereits vorsichtiger geworden, beobachtet Kunkel, der seit 18 Jahren esoterische Vorhersagen prüft. Je schwammiger eine Prophezeiung formuliert ist, umso schwieriger lässt sie sich als komplett falsch entlarven. Ein Beispiel liefert der Astrologe Olaf Staudt:

"In der Zeit vom 8. bis 14. Juli besteht aufgrund mehrerer Spannungsaspekte (Sonne Opposition Saturn und Pluto, Merkur und Mars im Quadrat zu Uranus) erhöhtes Krisenpotenzial.

Außerdem sind heftige Debatten und Diskussionen zu erwarten, möglicherweise sogar verbale Entgleisungen, Beleidigungen und Drohungen. Es kann zu Frustrationen, Enttäuschungen und Rückschlägen kommen."

Dazu Kunkel: "Egal was passiert, 'Krisenpotenzial' kann so ziemlich alles bedeuten und der Astrologe kann nachher alles nur Erdenkliche als Treffer seiner 'Prognose' zuordnen – und tut das auch." Für Kunkels Prognosencheck dagegen lässt sich solch eine Prophezeiung kaum auswerten. Wie will man auch bestimmen, ob sie eingetroffen ist oder nicht?

Präziser war da schon Nicolas Aujula über das erste Kind von Prinz Harry und seiner Frau Meghan: Es wird ein Mädchen, war er überzeugt. Und irrte sich, obwohl er eine 50-prozentige Chance für einen Treffer hatte.

Dennoch gibt es sie, die genauen, treffenden Vorhersagen. Dazu verweist Kunkel auf ein historisches Beispiel, ein Erdbeben der Stärke 4,5 bis 5 in der zweiten Maihälfte 2010 auf den Fidschi-Inseln, 2009 in der Rhein-Zeitung vorausgesagt. Es traf tatsächlich ein, am 16. Mai 2010. Hinter dem verblüffenden Treffer steckt freilich alles andere als die paranormale Fähigkeit der Präkognition, denn die Vorhersage stammt von Kunkel selbst. Er brauchte nur kurz im Internet zu recherchieren, um zu erfahren, dass in dieser Gegend regelmäßig – etwa 1- bis 2-mal pro Woche – die Erde in dieser Stärke bebt.

Alle gesammelten Prognosen im Überblick.

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