Der türkische Präsident Erdogan treibt die Gleichschaltung deutscher Moscheegemeinden auch in Berlin zielbewusst voran. So lässt er über den türkischen Religionsattaché den Vorstand der Şehitlik-Moschee in Neukölln feuern und den auf Öffnung zielende Kurs der größten Berliner Moschee beenden.
In einer aktuelle Pressemitteilung der Säkularen Grünen Berlin wird gefordert, die Kontakte mit dem Verein Ditib sowie Mitarbeitern der türkischen Religionsbehörde Diyanet sofort auszusetzen.
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (Ditib) spielt eine tragende Rolle bei der Kontrolle und Überwachung türkischer Vereine und Moscheen. Dieser Dachverband von etwa 900 Moscheen in Deutschland Ist Teil der türkischen Religionsbehörde Diyanet. Ihm gehört auch die Sehtlik-Moschee an.
In der Presseerklärung heißt es: "Ditib ist auch deshalb weder ein religiöser Verein noch eine Religionsgemeinschaft, sondern eine national orientierte Vereinigung im Dienst der türkischen Regierung. Sie kann daher nicht den Status der öffentlich-rechtlichen Körperschaft beanspruchen. Dies hat die Bündnis 90/Die Grünen in dem Beschluss zur Religions- und Weltanschauungspolitik vom November 2016 in Münster klargestellt.
Die türkischen Generalkonsulate übernehmen zunehmend die Rolle der geheimdienstlichen Überwachung und Gleichschaltung dieser Trägervereine. Damit muss umgehend Schluss sein! Der neue Berliner Senat sollte zügig ein Konzept erarbeiten, den Einfluss der türkischen Religionsbehörde Dianet und ihrer Ableger wirksam einzudämmen. Er muss auch aufklären, inwieweit Imame von Ditib- Moscheen die Namen vermeintlicher Gülen-Anhängern an Diyanet gemeldet haben."
Die Säkularen Grünen Berlin weisen darauf hin, dass – solange der Verdacht geheimdienstlicher Tätigkeiten in Deutschland durch die türkischen Konsulate und ihre Helfer nicht ausgeräumt sei – öffentliche Stellen ihre Kontakte auf diejenigen Ditib-Mitglieder zu beschränken haben, die eindeutig nichts mit diesen Machenschaften zu tun haben. Die vom Grundgesetz garantierte Religions- und Weltanschauungsfreiheit darf nicht von einem anderen Staat zu dessen politischen Zwecken missbraucht werden.
"Auch in Berlin müssen jetzt die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass nicht weiterhin Imame aus der Türkei ungehindert in Deutschland arbeiten dürfen, von der dortigen Religionsbehörde bezahlt und für Erdogan zu Handlangerdiensten verpflichtet werden.
In Deutschland werden an Universitäten mittlerweile hoch qualifizierte islamische Theologinnen und Theologen ausgebildet, die mit den hiesigen Verhältnissen vertraut sind. Das Land Berlin sollte deren Anstellung in Moscheegemeinden- zumindest auf Zeit – ggf. auch finanziell unterstützen. Moscheegemeinden, die sich nicht durch die türkische Regierung und deren islamistischen Kurs vereinnahmen lassen wollen, sollen nicht länger aus wirtschaftlichen Gründen (Bezahlung der 'Export'-Imame durch die Türkei) von der AKP-Regierung abhängig sein."
Abschließend wird noch einmal gefordert: "Es muss Schluss gemacht werden mit dem Schmusekurs von Behörden und Parteien mit dem verlängerten Arm Erdogans in Deutschland! Die konservativen Verbände sind kein Teil der Lösung sondern ein Teil des Problems."
1 Kommentar
Kommentare
Resnikschek Karin am Permanenter Link
Prima! Ditib hat auch in Tübingen beim Aufbau des/r Islamzentrums/-Islamwissenschaften seine Hände im Spiel.
Solange wir Konfessionsfreien vom eigenen Staat nicht geschätzt werden, habe ich ein Problem mit diesem verkirchlichten Staat und seinen postdemokratischen Verhältnissen. Karin Resnikschek