Die nächste Station auf der Deutschlandtour der Buskampagne war Bochum, von Münster aus 76 Kilometer entfernt. Dort besuchte der Bus den Kemnader See und das Bergbaumuseum. Außerdem gab es eine Stadtrundfahrt, auf der der Doppelstockbus ziemlich niedrige Unterführungen meistern musste.
Was macht ein Bochumer am Muttertag? Er fährt an den Kemnader See oder besucht das Deutsche Bergbaumuseum, so das Kalkül der Regionalgruppe "Religionsfrei im Revier" (RiR) im Förderkreis der Giordano-Bruno-Stiftung (GBS). Und wo platziert man sich bei Ersterem besser als an einem Eisstand? Leider war das Wetter zwar sonnig, aber etwas zu kühl für Eis, weshalb der ganz große Ausflugstourismus hier ausblieb. Dennoch kamen einige Fahrrad- und Inlineskate-Fahrer am Infostand im Grünen vorbei.
Für das Bergbaumuseum wiederum schien das Wetter zu gut zu sein, dort tummelten sich nur wenige Besucher. Von hier aus startete die Rundfahrt durch die Ruhrpott-Stadt. Nach dem Krieg sei hier 1945 das Ruhrbistum neu entstanden, was einen regelrechten katholischen Kirchenbau-Boom ausgelöst habe. Heute sieht es völlig anders aus: ein Drittel der Kirchen seien stillgelegt. Es werde diskutiert, was mit den nicht mehr benötigten Gebäuden anzufangen sei. Evangelische Kirchen würden häufig umgenutzt – beispielsweise ist das Musikforum, an dem der Bus vorbeifuhr, ein profanisiertes "Gotteshaus" – während die Katholiken es vorzögen, die Ex-Kirchen abzureißen.
Der Bus passierte die Ruhr-Universität, die seit 10 Jahren für über eine Milliarde Euro saniert und erweitert wird. Vorbei ging es auch am "Sozialen Zentrum", ein "wichtiger anti-klerikaler Ort" wie ihn Martin Budich, der Stadtführer der Gruppe, nannte. Hier fand nämlich der erste "geordnete Verstoß" gegen das Feiertagsgesetz von Nordrhein-Westfalen statt: RiR zeigt hier traditionell an Karfreitag "Das Leben des Brian". Neuerdings findet das sogar legal statt, ein Schritt, womit verhindert wurde, dass die GBS-Regionalgruppe vor das Bundesverfassungsgericht zieht. Häufig fuhr der Bus auch über die Autobahn, um die man innerhalb des Ruhrgebiets mit seinen eng zusammenliegenden Großstädten auch für kurze Strecken nicht herumkommt. Es sei die Autobahn mit der größten Staudichte Deutschlands, erzählte der Stadtführer, das Wuppertal-Institut habe ausgerechnet, dass es 16 Spuren geben müsste, damit der Verkehr ohne Behinderung fließen könnte.
Spannend wurde es, als der Bus einige Unterführungen passieren musste, die mit einer Maximalhöhe von vier Metern ausgewiesen waren – exakt die Höhe des Kampagnen-Fahrzeugs. Auch die Oberleitungen verliefen nur 15 Zentimeter höher – und der Bus fuhr mit offenem Verdeck. "Um ein Haar hätten wir dann die Schlagzeile der ersten säkularen Märtyrer auf der Titelseite der Bild-Zeitung gehabt. Da bekommt 'Schlussmachen jetzt' eine ganz andere Bedeutung", scherzte der Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, der ebenfalls an Bord war und persönlich die Busfahrerin nach den Navigationsanweisungen der Bochumer lotste. Hin und wieder sorgte ein Fahrgast für Verwirrung, der sich einen Spaß daraus machte, die Richtungsanweisungen immer ins genaue Gegenteil zu verkehren. Am Abend hieß es im "Bahnhof Langendreer" einmal mehr: "Abschied von der Kirchenrepublik – 100 Jahre Verfassungsbruch sind genug!"
Der hpd ist Medienpartner der Säkularen Buskampagne 2019 und berichtet über alle Tage der Tour des Busses durch Deutschland.