USA: Religiöse Fundamentalisten auf dem Vormarsch

Söder-Kreuz auf Amerikanisch

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Während Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in Bayern mit seinem Kreuz-Erlass für Unruhe sorgt, tobt in den USA eine ähnliche Debatte. Erst vor wenigen Tagen stimmte das Repräsentantenhaus von North Carolina dafür, dass in Schulen künftig der Schriftzug "In God We Trust" angebracht werden muss. Laut der Befürworter nicht aus religiösen, sondern aus kulturellen Gründen.

Laut US-amerikanischer Medienberichte ging dem Beschluss im Repräsentantenhaus von North Carolina die Diskussion voraus, ob es sich bei dem Spruch "In God We Trust" ("In Gott setzen wir unser Vertrauen") um religiöse Werbung handle. Die Unterstützer des Gesetzentwurfs 965 bestritten die Vorwürfe der Gegner, dass es sich hierbei um den Versuch handle, Religion im Allgemeinen oder das Christentum im Besonderen zu befördern. Viel mehr gehe es darum, mit dem Spruch die nationale Geschichte und Identität zu stärken, da "In God We Trust" das offizielle nationale Motto der USA sei. Eine Argumentation, die auf erstaunliche Weise an die aktuelle bayerische Kreuz-Debatte erinnert.

Als offizielles nationales Motto der USA ist "In God We Trust" allerdings erst gut 70 Jahre in Gebrauch. Um sich in der Zeit des Kalten Kriegs von der atheistischen Sowjetunion abzuheben, schrieben sich die Vereinigten Staaten 1956 Gott auf ihre Fahnen. Das seit der Zeit der Gründungsväter der USA gebräuchliche Nationalmotto "E pluribus unum" ("Aus vielen Eines"), das an das Zusammenwachsen der amerikanischen Nation aus vielen Bundesstaaten bzw. Kolonien erinnerte, wurde damals vom US-Kongress durch das Gottes-Motto ersetzt.

Seit vielen Jahren setzen sich Atheisten-Vereinigungen in den USA für eine Abschaffung des Mottos ein, da es ihrer Meinung nach gegen den Ersten Verfassungszusatz der USA verstößt, nach dem unter anderem kein Gesetz erlassen werden darf, das die Einführung einer Staatsreligion zum Gegenstand hat.

Die Abgeordneten von North Carolina interessierten solche Einwände allerdings herzlich wenig. Mit 94 zu 15 Stimmen wurde der Gesetzentwurf am 7. Juni vom Repräsentantenhaus des Bundesstaats angenommen. Während die demokratischen Abgeordneten in ihrem Abstimmungsverhalten gespalten waren, stimmten die republikanischen Repräsentanten geschlossen für den Gesetzentwurf, der nun vom Senat des Bundesstaats beraten werden muss.

North Carolina ist nur einer von mehreren Bundesstaaten, in denen derzeit über eine "In God We Trust"-Schilderpflicht in Schulen und Behörden beraten wird. Keine zufällige Entwicklung, denn seit der Amtseinführung von Donald Trump gibt es in den USA immer mehr Versuche religiöser Hardliner, der Gesellschaft christliche Werte aufzuzwängen.

Das von mehreren christlichen Gruppen entwickelte Projekt "Blitz" – ein Germanismus, der durch deutsche Blitzkriegs-Strategien im Ersten und Zweiten Weltkrieg Einzug in die englische Sprache hielt – hat es sich hierbei zur Aufgabe gemacht, Politiker mit christlichen Modell-Gesetzentwürfen zu versorgen, die von diesen nur in ihr jeweiliges Parlament eingebracht werden müssen. Eine dieser gesetzgeberischen Blaupausen ist der "In God We Trust"-Gesetzentwurf, mit dem das Projekt "Blitz" äußerst erfolgreich ist. Seit 2017 traten "In God We Trust"-Gesetze bereits in Alabama, Arizona, Florida, Louisiana und Tennessee in Kraft.