Spanien: Sterbehilfe endlich legalisiert

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Am 18. März hat sich im spanischen Kongress eine Mehrheit von 202 Abgeordneten gegen 141 durchgesetzt und die Legalisierung der Sterbehilfe auf den Weg gebracht. Gegen den Widerstand der katholischen Kirche und konservativer Parteien soll das neue, von der sozialistischen Arbeiterpartei und weiteren kleinen Parteien unterstützte Gesetz in einigen Monaten in Kraft treten.

Mit den Worten "ab heute sind wir ein humaneres, gerechteres und freieres Land" ("Hoy somos un país más humano, más justo y más libre") begrüßte der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez die Entscheidung für die Sterbehilfe auf Twitter. Im weiteren Text bedankte er sich bei allen, die sich für ein würdiges Sterben eingesetzt hatten. Spanien schließt sich mit seiner Entscheidung Ländern wie zum Beispiel Belgien oder den Niederlanden an, die Sterbehilfe unter gewissen Bedingungen zulassen.

Bisher war Hilfe beim Suizid unter Paragraph 143 des Strafgesetzbuches verboten und wurde mit Haftstrafen von zwei Jahren bei nicht vollendeter bis zehn Jahren bei erfolgreicher Sterbehilfe bedroht. Mit 202 Stimmen dafür, 141 Stimmen dagegen und zwei Enthaltungen wurde nun der von der sozialistischen Arbeiterpartei PSOE eingebrachte Gesetzesentwurf angenommen, der volljährigen Spanier:innen und Resident:innen (Ausländer:innen, die gewisse Bedingungen zum Beispiel zur Aufenthaltsdauer in Spanien erfüllen) Zugang zu Sterbehilfe zugesteht, wenn sie eine schwere, chronische und unheilbare Krankheit haben, die ihnen großes Leid verursacht, und ein Team aus Mediziner:innen und Jurist:innen zustimmt. Die Kosten sollen aus öffentlichen Mitteln bestritten werden, sodass der Zugang nicht von der finanziellen Situation abhängt. Durchführen können die Suizidassistenz private wie öffentliche Gesundheitseinrichtungen.

Nach Veröffentlichung im BOE, dem Amts- und Gesetzblatt Spaniens, soll es nur mehr drei Monate dauern, bis das Gesetz in Kraft tritt. Wenn es nach dem Willen der katholischen Kirche, einiger Palliativmediziner:innen und rechter Parteien geht, soll es jedoch nicht so weit kommen: Die ultrarechte Partei VOX hat angekündigt, beim Verfassungsgerichtshof gegen das Gesetz zu klagen beziehungsweise das Gesetz zurückzunehmen, sollte die Partei regieren.

Die Spanische Bischofskonferenz hat sich ebenfalls explizit gegen die Sterbehilfe als Linderung von Leid geäußert und schlägt stattdessen vor, Schwerstkranken mit dem Wunsch nach Sterbehilfe Pflege, Nähe und Trost zukommen zu lassen.

Da sich erst im Januar 72 Prozent der Spanier:innen laut einer Umfrage des Soziologischen Forschungszentrums Centro de Investigaciones Sociológicas (CIS) für die "eutanasia", die Sterbehilfe, ausgesprochen haben und nur 15 Prozent dagegen waren, bleibt zu hoffen, dass Menschen in Zukunft tatsächlich Zugang zu Sterbehilfe und einem würdigeren Sterben mit weniger Leid erhalten.

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