USA

Todkrank durch Gesundbeten

BERLIN. (hpd) Eine junge Frau aus Idaho ist heute todkrank, weil ihre Eltern ihr in der Kindheit medizinische Hilfe versagten. Aus religiösen Gründen. Die junge Frau fordert nun eine strafrechtliche Verfolgung ihrer Eltern.

Mariah Walton ist 20 und schwer krank. Die meiste Zeit verbringt sie im Bett. Sobald sie sich bewegt, muss sie künstlich mit Sauerstoff versorgt werden. Walton leidet an Lungenhochdruck, der ihr Herz und ihre Lunge irreparabel geschädigt hat. Allein eine gefährliche Transplantation von Herz und Lunge könnte ihr heute helfen.

Dabei hätte es nie so weit kommen müssen. Denn Waltons Lungenhochdruck wird verursacht durch ein kleines Loch in ihrem Herzen, mit dem sie zur Welt kam. Durch einen chirurgischen Eingriff in ihrer Kindheit hätte das Loch geschlossen werden können und Walton hätte ein normales Leben führen können.

Aber ihre Eltern verweigerten ihr den Arztbesuch, der diese Diagnose frühzeitig ermöglicht hätte. Aus Glaubensgründen. Mariah Walton wuchs auf als Tochter bibeltreuer Mormonen in Idaho. Arztbesuche lehnten die Eltern – auch für ihre Kinder ab – weil sie glaubten, dass Krankheit durch den Glauben und die Kraft des Gebetes geheilt werden können. Mit 18 schaffte es Walton schließlich selbst, einen Arzt aufzusuchen. Aber da war es bereits zu spät. Der unbehandelte Lungenhochdruck hatte ihrer Lunge und ihrem Herzen schweren Schaden zugefügt.

Mariah Walton wandte sich nun mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit. Dem amerikanischen Fernsehsender ABC sagte sie, dass sie eine strafrechtliche Verfolgungung ihrer Eltern begrüßen würde. Nicht nur, weil sie es verdient hätten, sondern auch, weil es andere vielleicht davon abhalten würde, ebenso zu handeln.

Dass es tasächlich zu einer strafrechtlichen Verfolgung ihrer Eltern kommen könnte, ist derzeit jedoch höchst unwahrscheinlich, da es in Idaho ein Gesetz gibt, das Eltern schützt, wenn sie aus religiösen Gründen zum Schaden ihrer Kinder handeln. Wenn dort ein Kind misshandelt oder vernachlässigt wird oder aufgrund versagter medizinischer Behandlung stirbt, weil es dem Glauben der Eltern entspricht, so werden die Eltern in Idaho nicht zur Verantwortung gezogen. Begründet wird das Gesetz mit der durch die amerikanische Verfassung garantierten freien Religionsausübung.