BERLIN. (hpd) Vor fast 500 Jahren, am 31. Oktober 1517 schlug Luther der Legende nach seine 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasshandels an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg und leitete damit letztlich die Spaltung der Kirche ein. Im Jahr 2017 feiert die Lutherstadt Wittenberg das Reformationsjubiläum mit vielen vorauseilenden kirchlichen und kulturellen Veranstaltungen. Die Feierlichkeiten gelten der theologischen, kulturgeschichtlichen und politischen Würdigung ihres großen Sohnes. Ob Luthers dunkle Seiten anlässlich der geplanten Jubelfeierlichkeiten zur Sprache kommen werden?
Sicherlich wird zu Recht Luthers kulturgeschichtliche Bedeutung, die durch Bibelübersetzung und große innerkirchliche Veränderung gekennzeichnet wird, gewürdigt. Seine antijüdischen Schriften und die frauenfeindlichen und sonstigen menschenverachtenden Äußerungen der letzten fünfzehn Jahre seines Lebens wurden aber bisher in Rundfunk, Fernsehen, Film und Zeitungen geradezu systematisch verschwiegen. Bezeichnend für diese einseitige Sicht war der von kirchlichen Kreisen initiierte und geförderte Film "Luther". Es handelte sich dabei schlicht um einen Propagandafilm. Luthers dezidierter Antisemitismus, seine Frauenfeindlichkeit, sein Abscheu gegenüber missgebildeten Kindern, die er zu töten empfahl, seine Menschenverachtung, wie sie sich zum Beispiel gegenüber den damals aufständischen Bauern äußerte, wurden mit keiner Silbe erwähnt.
Ob Luthers dunkle Seiten anlässlich der geplanten Jubelfeierlichkeiten zur Sprache kommen werden? Seine judenfeindliche Haltung jedenfalls bildet eine schwere Hypothek. In interessierten Kreisen ist Luthers Antisemitismus nicht unbekannt, breiten Kreisen der Bevölkerung, die hier in großer Ahnungslosigkeit einem Mann huldigt, fehlt es an diesen Informationen.
Luthers Antisemitismus kommt ausführlich und besonders deutlich in seinem etwa 150-seitigen Buch "Von den Jüden und iren Lügen", um das es hier geht, zum Ausdruck. Man wird diese Schrift in öffentlichen Bibliotheken kaum finden. Sie wäre aufgrund Luthers Sprache für uns auch schwer verständlich. Von daher ist die Arbeit der Herausgeber Büchner, Kammermeier, Schlotz und Zwilling sehr anzuerkennen, die eine Übertragung in heutiges Deutsch vorgenommen haben. Der Aufbau des Buches und die Anordnung der Texte erfolgten sehr überlegt und leserfreundlich, indem dem linksseitig angeordneten Originaltext die Übersetzung in verständlichem Deutsch rechtsseitig gegenübergestellt wurde. Sehr hilfreich zum Verständnis sind das Glossar und die erklärenden Anmerkungen. Diese helfen, den Luther-Text auch in seinen theologischen Zusammenhängen zu verstehen und zu deuten.
Wer diesen Text zum ersten Mal liest, dem wird der Atem stocken. Luther empfiehlt hier u.a. detailliert, was das nationalsozialistische Regime fünfhundert Jahre später tatsächlich ausführte. Luther will seinen "treuen Rath" geben und schlägt gegen die "verbösten" und "vergifteten" Juden vor, "daß man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke", "daß man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre", "daß man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein und Talmudisten", "daß man ihren Rabbinen bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren", "daß man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe", "daß man ihnen den Wucher verbiete, … und nehme ihnen alle Baarschaft und Kleinod an Silber und Gold", schließlich "daß man den jungen starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brod verdienen im Schweiß der Nasen".
Kann man heute noch einen Menschen feiern und verehren, der die hier zitierten – neben vielen anderen, höchst fragwürdigen – Äußerungen von sich gab? Nicht ohne Grund stand Luther bei Hitler in hohem Ansehen. Nach unserem heutigen Verständnis würde Luther heute als Theologe und Politiker gesellschaftlich geächtet und als Volksverhetzer angeklagt werden.
Aus dem Buchtext wird deutlich, wie eng sich Luther an den Bibeltexten orientierte, heute würde man seine Interpretationen wohl als kreationistisch bezeichnen. Auch spricht er immer wieder ohne den geringsten Zweifel von den vielen Wundern, die Jesus vollbracht habe. Sein ganzes gottergebenes, bibeltreues Denken offenbart sich hier. Ich denke, dass es für die interessierte Öffentlichkeit, die ja nicht nur aus Theologen besteht, wichtig ist zu erfahren, was und wie dieser Mann wirklich gedacht hat. Seine Verachtung und sein Hass auf die Juden ist geradezu krankhaft zu nennen. Um seinen Abscheu diesen Menschen gegenüber noch zusätzlich zum Ausdruck zu bringen, lässt er keine noch so verächtliche Bezeichnung aus.
Aus mindestens zwei Gründen ist die ins Hochdeutsche übersetzte Fassung sehr zu begrüßen:
1. Angesichts der bevorstehenden Lutherfeiern sollte der Öffentlichkeit noch viel mehr als bisher bekannt gemacht werden, wie massiv und detailliert ausgeführt Luthers Hass auf die Juden war.
2. Das Original, auch spätere, leichter lesbare Fassungen sind – die Kirche hat wohl dafür gesorgt – in den Bibliotheken praktisch nicht zu finden. Falls ausnahmsweise doch, dann in Luthers Sprache verfasst und in damaliger Schrift und Ausdrucksweise nicht leicht zu lesen und zu verstehen. Die vorliegende Neuausgabe füllt erfreulicherweise diese Lücke und vervollständigt das Bild dieser Persönlichkeit um seine höchst fragwürdigen Seiten.
Die Herausgabe dieses Textes in umgangssprachlichem Deutsch, der das Denken Luthers besonders verständlich wiedergibt, kann deshalb nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der Öffentlichkeit wird ein Mann vorgeführt in seinem eigentlich schlichten Denken, mit zwar imponierenden Bibelkenntnissen, die von ihm aber so naiv gedeutet und als geschichtliche Wahrheiten genommen werden, wie das kaum ein heutiger Theologe noch tun würde. Insofern erlebt man als Leser bei der Lektüre die Diskrepanz zwischen seiner bis heute anhaltenden Wertschätzung und seiner tatsächlichen Einstellung und Gesinnung. Liest man seine sich immer wiederholenden Tiraden gegen "die" oder "den" Juden, dann kann man sich gut vorstellen, wie er heute gegen andere Religionen, Humanisten, Konfessionsfreie oder gar Atheisten polemisieren, ja hetzen würde.
Rechtfertigt Luthers kultureller Beitrag zur deutschen Sprache und die Loslösung von einem korrupten Papstregime diese bisher so einseitige Sicht auf ihn? Bischöfin Käßmann bezeichnete Luthers Judenhass bagatellisierend als "überzogen". Bischof Huber sprach verharmlosend von Luthers "beschämenden Aussagen zu den Juden". Man fragt sich, wie können die Veranstalter dieses Luther-Jubiläums und die mitjubelnden Politiker eingedenk des Holocausts guten Gewissens diesen Mann so feiern? Müsste nicht, wie bei anderen historischen Größen auch, Luthers heutige Bedeutung für uns nach heutigen Maßstäben beurteilt werden? Muss man Luther nicht eigentlich als einen der geistigen Vorväter einer rassistischen Ideologie bezeichnen?
Es wird höchste Zeit, der Öffentlichkeit ein realistisches und ehrliches Bild von Martin Luther zu präsentieren. Zum Gesamtbild dieser historischen Figur gehören sein Antisemitismus, seine Frauenverachtung, sein Abscheu gegenüber den unterdrückten Bauern, sein absolutes Obrigkeitsdenken, seine oft polemischen Ausfälle gegen Menschen, die nicht seinen Erwartungen entsprachen. Ein Großteil der Gedanken Luthers widerspricht unserem heutigen, an den Menschenrechten orientierten normativen Konzept. Der "gute" Luther lässt sich nicht von dem »bösen« trennen. Luther muss als Gesamtpersönlichkeit gesehen werden. Das weiß die Evangelische Kirche, schließlich setzt man sich abseits der Öffentlichkeit mit Luthers dunklen Seiten sehr wohl auseinander. Würden die kirchlichen Repräsentanten redlich und konsequent handeln, desavouierten und demontierten sie allerdings ihren Religionsstifter.
Es ist das Verdienst der Übersetzer und Interpreten dieser Schrift, der Öffentlichkeit, den feiernden Politikern und der einseitig informierten Bevölkerung ein wichtiges Stück Aufklärung geliefert zu haben. Ob die Botschaft tatsächlich ankommt, ist bei der "Schwerhörigkeit" der Kirchen, der Politiker, auch des Großteils der Medien aber mehr als ungewiss. Käme eine solche Neubewertung Luthers doch einem religiösen Kulturbruch gleich.
Karl-Heinz Büchner/Bernd P. Kammermeier/Reinhold Schlotz/Robert Zwilling (Hrsg.), Martin Luther. Von den Juden und ihren Lügen. Erstmals in heutigem Deutsch mit Originaltext und Begriffserläuterungen, Aschaffenburg 2016 (Alibri-Verlag), 347 S., 20,00 Euro
Das Buch ist auch bei unserem Partner denkladen.de erhältlich.
14 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Vorab vielen Dank lieber Uwe Lehnert für diesen vertiefenden und ergänzenden Beitrag zur Diskussion um Luther.
Da ich gerade an Abschriften von Luthers Originaltexten für die Folgebände sitze, stach mir dieser Satz besonders ins Auge:
"Der Öffentlichkeit wird ein Mann vorgeführt in seinem eigentlich schlichten Denken, mit zwar imponierenden Bibelkenntnissen, die von ihm aber so naiv gedeutet und als geschichtliche Wahrheiten genommen werden, wie das kaum ein heutiger Theologe noch tun würde."
Es ist in der Tat erstaunlich, mit welchen sprachlichen Tricks Luther nachzuweisen versucht, dass die Juden nicht nur Christus- und Prophetenmörder seien, sondern das bereits ihr Tempeldienst und ihre Tier- bzw. Speiseopfer falsch seien, da - z.B. - Gott viel zu groß für einen solchen kleinen Tempel sei (er nennt ihn verächtlich "Tempelin"). Gott reiche immerhin bis in den Himmel und die Erde sei sein Fußbänkchen.
Man mag schmunzeln in Anbetracht dieser kindlichen Naivität, die er in dicken Traktaten offenbarte. Doch ich frage mich die letzten Tage, während ich mühsam seine Texte in Frühneuhochdeutsch abtippe, wann denn je "vernünftige" Theologen hinzugetreten seien, die mit derlei substanzlosem "Argumentieren" aufgehört hätten.
Vor Luther war dies sicher keiner, Luther selbst auch nicht und danach? Warum (und vor allem wie?) soll plötzlich ein Theologe aus seiner Fakultät gekrochen sein, der die Bibel auf die einzig richtige Art interpretierte? Und warum wird dieser Theologe nicht mit mehr Pomp und Firlefanz gefeiert als Luther?
Oder könnte es gar sein, dass sich bis heute kein derartig erleuchtetes Beispiel eines Theologen eingefunden hat, der etwas Seriöses aus Bibel und Co. herausfilterte? Was ich in der Tat erkenne, ist ein peinliches Rückzugsgefecht der Theologie, das Gott immer substanzloser macht, immer transzendenter, immer entrückter aus der Wirklichkeit.
Doch wenn heutige Exegese richtig sein sollte, warum um Gotteswillen haben sich dann alle Theologen vor der heutigen Generation derart furchtbar geirrt? Hat Gott vielleicht bei seinen ersten Offenbarungen undeutlich gesprochen, eventuell zu viel Manna im Bart, so dass er nuschelte?
Für 99% aller Theologen war Gott immer eine Art Übermensch, auf Englisch: Superman. Er war riesengroß und lebte direkt über uns. Bis die Raumfahrt offenbarte, dass er dort nicht ist. Nun begann - auch unterstützt durch andere empirische Forschung - eine peinliche Odyssee dieses Giganten in immer fernere Gefilde, dorthin, wohin noch nie ein Gott verbannt wurde und wohin nach menschlichem Ermessen auch nie ein Mensch gelangen kann.
Der exorbitant gefeierte Reformator (eigentlich: Kirchenspalter) jedenfalls war lediglich einer der sola scriptura-Exegeten (also christliche Fundamentalisten = Christianisten), der durch seine Schriften "gewaltiglich" beweist, dass Theologie ohne jeden Nährwert für die reale Welt ist. Im Gegenteil: Wer dadurch zu dem Ergebnis kommt, seine Mitmenschen vertreiben oder ausrotten zu dürfen, beweist viel eher die Gefährlichkeit von Theologie, bzw. der zugrundeliegenden "heiligen" Texte.
LUTHER-JAHR?
LUTHER-NEIN!
Daniel Glaeser am Permanenter Link
Ich beabsichtige ohnehin mir das Buch zu kaufen. Was mich tatsächlich mal interessieren würde ist, was in den Jüdischen Gemeinden von Luther gehalten wird.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Hallo Herr Glaeser,
bzgl. der Reaktionen von Juden verweise ich auf folgenden hpd-Bericht: http://hpd.de/artikel/warum-martin-luther-antisemit-12990
Darin habe ich ein wenig des Materials verwendet, was vor kurzem aus den Niederlanden zu uns geschwappt ist. In der Tat gab es dort konstruktive
Treffen zwischen jüdischen Verbänden und der PKN, wobei die Juden auf eine Ächtung von Luthers Schriften drängten. Die PKN ist dem nachgekommen.
Luther hat so viel unsägliches Material hinterlassen, das er heute mit einer Unzahl von Prozessen wegen Volksverhetzung und Aufrufen zur Gewalt konfrontiert würde. Nicht nur in Nürnberg hätte er auf die Anklagebank gehört.
Ich finde die Idee gut, in eine Synagoge zu gehen und nachzufragen, wie es den Leuten dort geht angesichts von über 150 Mio. Euro (in denen auch unfreiwillige Steuergelder von Mitbürgern jüdischen Glaubens stecken), die für den Luther-Enthusiasmus verschleudert werden. Wie geht es Menschen, deren Familien in der Regel Opfer antijüdischer Hetze zu beklagen haben, wenn in diesem Land einer der wirkmächtigsten geistigen Brandstifter gegen das VOLK der Juden - also nicht nur ihrer RELIGION - so euphorisch gefeiert wird?
Danke übrigens dafür, unser Buch kaufen zu wollen. Wir haben sehr viel Arbeit investiert und wir werden auch die restlich judenfeindlichen Schriften Luthers veröffentlichen. Es ist eine so nervige Arbeit, sich mit Luthers Hasssprache auseinanderzusetzen. Aber da muss man durch, wenn man etwas zum Positiven verändern will. Nur wer sich an den Dreckkübel wagt, kann ihn leeren...
LUTHER-JAHR?
LUTHER-NEIN!
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Sozialhistorisch hat Luther zudem wirklich furchtbare Schuld auf sich geladen, indem er derart deutlich gegen die Bauernaufstände Stellung bezog, dass er damit die Legitimation für eine gnadenlos brutale Ausrottung de
Die geschichtliche Bedeutung der Bauernaufstände als erste große "soziale" Bewegung der deutschen Geschichte ist erst spät zutreffend eingeschätzt worden. Mit der Parteinahme gegen die Bauern und für die Fürsten -die ja nicht zu jedermann so nett und freundlich waren, wie sie gern, z.B. in dem genannten Lutherfilm, dargestellt werden- hat Luther nicht nur zahllose Grausamkeiten und Menschenleben mit auf dem Gewissen, sondern auch das System der landlosen Bauern (Leibeigenschaft) noch einmal für mehr als 200 Jahre konserviert.
Woraus hat Luther seine diesbezügliche Haltung abgeleitet? Richtig, aus der Bibel. Auch er ist nichts weiter als ein "furchtbarer Theologe", der im Namen seiner Religion theoretische und praktische Menschenverachtung geübt hat.
Was spielt da die sogenannte "Reformation", die neuzeitliche Kirchenspaltung, für eine Rolle? Was soll da gefeiert werden? Ich verstehe es nicht.
Hannes Müller am Permanenter Link
Angesichts des Ausmaßes der Hexenverfolgungen („die nach der Judenverfolgung größte nicht kriegsbedingte Massentötung“, G. Schormann, Hexenprozesse in Deutschland, 21986, S.
Chronologische Übersicht zu Luthers Hexenreden 1516 – 1540
- Über die Hexen, die mit dem Teufel einen Bund eingehen.
(Predigt über die 10 Gebote, Das erste Gebot. Juli 1516. W3,1148ff)
- Luther will Bestrafung der Hexen. (ebd., W3,1179f)
- Zauberei sei durch Erfahrung und Bibel bestätigt
(Vorlesungen üb. den Galaterbrief, Gal 3,1 u. 5,20. Okt.1516. W8,1463.1611f)
- Wiederholungen (Erklärung der 10 Gebote. 1518. W3,1356; Vorläufer des Katechismus. 1520. W10,153; Betbüchlein. 1522. WA10/2,380)
- Hexen = böse Teufelshuren, die ...
(Predigt: Am Tage d. hl. drei Könige. 1522. W11,319f)
- Weiber-Natur = Zauberei / Aberglaube
(Predigt über den 1. Petrusbrief. 1523. W9,1053f)
- Frauen vom Teufel bevorzugt (Pred. üb. 1. Mose 3,1-6 v. 14.5.1523. W3,73.77)
- böser Geist schwängert Zauberinnen
(Pred. üb. 1. Mose 6,1-4 v. 14.6.1523. ebd. 137)
- „Deshalb töte man sie, ... auch, weil sie mit dem Teufel Umgang haben.“ (Pred. üb. 2. Mose 22,18: Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen. 1526. WA16,551f)
- Folterdrohungen an Wettermacherinnen (Predigt v. 15.8.1529. WA29,520f)
- Bannspruch über angebliche Hexen (22.8.1529. ebd.539)
- Gebet gegen Hexen, damit sie entdeckt und gefoltert werden
(12.9.1529. ebd.557f)
- Macht des Teufels (Gr. Katechismus: Erklär. des Vaterunsers 1529. W10,115.121)
- Die Teufelsverbündeten (Auslegung des 1. Gebotes. 1529. ebd.34)
- Herrschaft des Teufels / Wechselbälge [= “Teufelskinder“, H.M.]
(Kommentar zum Galaterbrief (Gal3,1). 1531. W9,255f)
- schändliche Wettermacherinnen / Teufelshuren
(Pred.‘n üb. d. Taufe v. 18.1.1534 u. 6.1.1535. WA37,261.636f; W10,2066f)
- Buhlteufel und Teufelskinder / Wechselbälge
(Vorlesung üb. Genesis 6. 1536. W1,447)
- Folter und Scheiterhaufen für Hexen (Pred. üb. Gal 5,20. 1536. WA41,683)
- Warnung bei Todesstrafe vor Zauberei und Ketzerei
(Pred. v. 19.4.1538. WA46,287)
- Teufelskinder ersäufen (Tischreden. 1538. W22,755ff)
- „Mit Hexen muß man kein Mitleid haben; ich wollte sie selber verbrennen.“ (Tischreden. 25.8.1538. W22,782ff)
- „Teufelshuren ... wo man sie kriegt, mit Feuer verbrennet, wie recht ist, ... um der Lästerung willen.“ (Von den Konzilien und der Kirche. 1539. W16,2296)
- Über Teufelshuren und Zauberinnen mit Berufung auf Hiob
(Pred. v. 2.5.1540. W7,1354f)
- Treiben der Hexen nehme wieder überhand (Tischreden. 1540. WA TR 4,621)
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W = Walch (Hrsg.), Luthers Sämtliche Schriften, 1986/87;
WA = Weimarer Ausgabe
Text aus:
Luthers Hexenreden, in Hannes Müller, Wurzeln der Gewalt in Bibel und Christentum. 2003
Kay Krause am Permanenter Link
Für mich ergibt sich die Frage, lieber Bernd Kammermeier und Mitautoren: wer wird's lesen? Diejenigen, die's nötig hätten, mit Sicherheit nicht!
Amen!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Auch ohne Amen haben Sie vollkommen Recht, lieber Kay Krause.
Am besten sollte jeder, der einen Pfarrer kennt, diesem das Buch in die Hand drücken, aber auch Politikern, die für die Steuerverschwendung gestimmt haben.
Es ist schon eine kuriose Welt in der wir leben: Die einen, die eine verbale Dreckschleuder und geistigen Brandstifter feiern, bekommen ihre Aktivitäten generös aus der Staatsschatulle honoriert, während wir vier wackeren Übersetzer von Luthers Unrat viele Monate unseres Lebens investieren, um darüber aufzuklären, welch Geistes Kind der feine Herr Luther war, der Hochgelobte und Vielgepriesene - und das ehrenamtlich!
Manfred Gilberg am Permanenter Link
Lieber Bernd aus B.
Buch unbedingt nicht nur kaufen sondern auch lesen. Ich habe bereits damit angefangen.
Den Autoren ein ganz dickes Lob. Lob? Vielleicht müssen wir über dieses „böse“ Buch hinaus mal über unseren Sprachgebrauch nachdenken. Von daher gesehen möchte ich den Autoren vielmehr großen Dank aussprechen. Bei Lob fällt mir doch gleich immer wieder „lobet den Herrn“ ein und das würde den Autoren bestimmt nicht gefallen. So überhöht möchten sie sich sicher nicht sehen und auch nicht gesehen werden.
Von wegen Sprache und deren bewusster Gebrauch,
siehe Michael Schmidt-Salomon: Die Kirche im Kopf. Alibri Verlag
Dank an Bernd Kammermeier und Kollegen!
Bernd aus B. am Permanenter Link
Den Autoren ein großes Lob!
(Muss mir das Buch unbedingt besorgen.)
Wie aber bringt man die meist kirchengläubigen verantwortlichen Redakteure für Kultur in den Zeitungshäusern und vor allem den öffentlich-rechtlichen Medien dazu, ihre lobhudelnde, sentimentale Erstarrungshaltung gegenüber den Kirchen und ihrer Theologie aufzugeben?
Richtig peinlich wird mir immer zumute, wenn ich Herrn Stephan Kulle auf Phoenix beobachte, wenn er wieder einmal live von einer Papstwahl berichtet. Dann fangen seine katholisch geschulten Augen zu leuchten an und er kann seine Begeisterung für dieses Hochamt seiner Kirche nur mühsam unterdrücken.
Wie soll da eine nüchterne Berichterstattung möglich sein, bei der die Schattenseiten dieser Institutionen mit der gleichen Akribie beleuchtet werden wie ihr strahlend erscheinendes Hofzeremoniell?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Den Autoren ein großes Lob! (Muss mir das Buch unbedingt besorgen.)"
Danke! Aber bitte beim Denkladen (beim hpd verlinkt) bestellen.
"Wie aber bringt man die meist kirchengläubigen verantwortlichen Redakteure für Kultur in den Zeitungshäusern und vor allem den öffentlich-rechtlichen Medien dazu, ihre lobhudelnde, sentimentale Erstarrungshaltung gegenüber den Kirchen und ihrer Theologie aufzugeben?"
Nur durch Beharrlichkeit! Steter Tropfen...
Redaktionen anschreiben, Leserbriefe posten, seinen Bundestagsabgeordneten anschreiben, dem örtlichen Pfarrer "Von den Juden und ihren Lügen" in die Hand drücken, an Aktionen teilnehmen, den Mund aufmachen!
Aber ich spüre und lese, dass sich das Thema "Luthers Judenhass" zunehmend verbreitet. Noch wird es von Redaktionen hier und da geblockt, aber das beweist ja nur, dass man dort fürchtet, dass die Verbreitung der Nachricht, dass Luther ein Antisemit war, im Land des Holocaust nicht gut ankommt.
Also: Dran bleiben, aktiv werden, aufklären...
LUTHER-JAHR?
LUTHER-NEIN!
Dieter Bauer am Permanenter Link
Als stolzer Besitzer dieses kleinen, aber feinen, Büchleins kann ich nur Lob und Anerkennung den Verfassern zollen, die eine großartige Leistung erbracht haben.
Dr. Ingeborg Wirries am Permanenter Link
Ja, dieser menschenverachtende Hetzer Martin Luther muss endlich von seinem Sockel geholt werden!
Nur: Wer von den Normal-Christen erfährt davon, zumal die Kirchen- funktionäre aller Hierachieebenen bis hinein in den Religionsunterricht alles daran setzen, Luthers Verbalschandtaten weichzuzeichnen?
Es hilft nicht, dass - wie Uwe Lehnert zurecht feststellt - dieses Buch in den Bibliotheken steht. Sein Inhalt muss auf die Straße, zu den Menschen!! Noch ist die Mehrheit der Bevölkerung ahnungslos bzw. gezielt fehlinformiert. Wer kennt schon Luthers Hetze gegen die Frauen, Behinderte, sozial Benachteiligte, die Bauern, die Vernunft, welche für ihn "des Teufels Hure" ist?
Der IBKA Landesverband Niedersachsen-Bremen hat 2012 einen "Luther-Flyer" erstellt, der regelmäßig an den IBKA-Infoständen an die PassantInnen gegeben wird und regelmäßig seine erhellende Wirkung erzeugt.
"Erster Einsatz des neuen Luther-Flyer" mit dem Flyer in 2 Anhängen (11/2012):
http://hpd.de/node/14274
"Martin Luther - noch ein Grund zum Kirchenaustritt" (10/2015):
http://www.ibka.org/luther-hannover
Weitere Einzelheiten sind beim IBKA erhältlich. Regelmäßige Infostände - so zeigt die Erfahrung seit 2012 - sind ein sehr erfolgreiches Instrument, um eine größere Öffentlichkeit zu erreichen. Der wahre, schlimme Luther muss aus den Bibliotheken auf die Straße geholt werden - ehe er im "Jubeljahr" 2017 auf neue Weise verfälscht wird!!!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Danke für diesen Kommentar, liebe Frau Dr. Wirries,
genau das haben wir vor und haben bereits damit begonnen. Noch läuft alles mühsam an, es ist ja auch eine Frage des Geldes, doch ich beobachte eine sich schleichend verbreiternde Diskussion um Luther.
Leserkommentare von mir in der WELT werden (noch) kommentarlos zensiert, weil es manchen Medien nicht so passt, den werbeträchtigen Luther völlig zu demontieren. Geplante Luther-Musicals werden von uns kritisch hinterfragt, Vorträge finden statt, Lesungen. Alles noch viel zu wenig und zu unkoordiniert, aber es geht voran.
Ich bin guter Dinge, dass 2017 nicht so reibungslos für die EKD verläuft, wie dort gedacht.
LUTHER-JAHR?
LUTHER-NEIN!
Dieter Bauer am Permanenter Link
Es ist erstaunlich, wie hilflos die "Hohe Geislichkeit" der leider noch zu wenig beachteten Informationskampagne gegenüber reagiert.
Wer das Buch gelesen und seinen Inhalt verinnerlicht hat, der wird "Dr. Martin Luther" sicher mit anderen Augen sehen, kann dem Treiben der "Lutheraner" keinesfalls positiv begegnen.