BERLIN. (hpd) Mit der Kundgebung am Brandenburger Tor wurde am gestrigen Sonntag ein Zeichen gegen Antisemitismus und Judenfeindlichkeit gesetzt. Dazu aufgerufen hatte der Zentralrat der Juden und neben viel Politprominenz kamen auch rund 5.000 Teilnehmer.
Zu Beginn standen zwei Irritationen: Aufgerufen war zu einer Kundgebung gegen Antisemitismus und Judenfeindlichkeit: das Fahnenmeer erweckte jedoch den Eindruck, auf einer israelischen Veranstaltung gelandet zu sein. Am Absperrgitter, das die Politiker von den Menschen trennte, lehnte eine Frau, die sich selbst als Polizistin in Zivil vorstellte, und führte rassistische Reden: was das Affentheater für “die da” soll und überhaupt, man soll die Mauer wieder aufrichten. Was sie ganz sicher nicht bemerkte: sie stand dabei im “Ostteil” der Stadt.
Doch langsam füllte sich der Platz vor dem Brandenburger Tor, die weiträumig abgesperrte Straße des 17. Juni blieb allerdings fast leer. Geschätzte 4.000 bis 5.000 Menschen fanden sich ein; schwerbewacht von Polizisten mit Skimaske und Sturmgewehr, die in der Nachbarschaft parkende Autos untersuchten.
Auf den Grossleinwänden wurden immer wieder eintreffende und gut abgeschirmte Politiker gezeigt: Joschka Fischer, Wolfgang Thierse, Joachim Gauck und viele Bundestags- und Berliner Abgeordnete. Im Publikum wurde derweil viel Russisch gesprochen: die jüdisch-russische Gemeinde war zahlreich vertreten. Doch auch aus anderen deutschen Großstädten waren Angehörige jüdischer Gemeinden gekommen, die Busse parken in der Nähe.
Als dann Frau Merkel und Herr Wowereit im Blitzlichtgewitter auftauchten, wurde lautstark ein Schofar geblasen.
“Ich hätte nie gedacht, das es nötig ist, in Deutschland gegen Judenhass zu demonstrieren” sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, zu Beginn seiner Rede. Er fragte - vor allem an die Adresse “islamischer Fanatiker” gerichtet - : “Was hat der Gaza-Krieg mit Antisemismus zu tun?” Wenn die Politik des Staates Israel kritisiert werden soll: “weshalb zündet man dann Synagogen an?” fragte er zu Recht. Die muslimischen Verbände forderte er auf, dringend gegen den Antisemitismus unter jungen, fanatisierten Muslimen vorzugehen. “Das auf Schulhöfen ‘Jude’ wieder ein Schimpfwort ist - damit darf sich die Gesellschaft nicht abfinden.”
Im gleichen Atemzug bedankte sich Graumann bei den Medien, den Kirchen und der Politik (in der Reihenfolge), dafür, dass “sie zu uns gehalten haben.” Das machte auch Springer in den Tagen vor der Kundgebung mit einer Lichtinstallation deutlich; auch deren größte Tageszeitung Deutschlands wies auf die Kundgebung hin.
“Wir stehen zu Israel”, sagte Graumann abschließend, “wir sind mit dem Herzen bei Israel und wir werden das Land immer verteidigen.” Das klang allerdings so, als würde da der Halbsatz fehlen: “egal, was die politisch auch anrichten.”
“Wie kann es sein, dass die Hamas hier in Deutschland auch nur einen Unterstützer hat?” fragte Dieter Graumann und forderte Fairness den jüdischen Gemeinde gegenüber ein. Allerdings ist es schwierig, Toleranz einzufordern und im gleichen Atemzug allein und nur die Hamas am Scheitern jeder Friedenspolitik verantwortlich machen zu wollen. “Deutschland”, wünschte er sich, “soll eine antisemitismusfreie, ja, rassismusfreie Zone werden.”
Am Rande der Kundgebung standen drei Menschen mit Plakaten, die den Krieg Israels gegen Palästina anklagten. Sie waren in hitzige Diskussionen mit den Umstehenden verstrickt.
Berlins Regierender Bürgermeister, Klaus Wowereit, hob den Symbolcharakter des Brandenburger Tors für Deutschland hervor: “Es gibt Mauern aus Beton und Mauern in den Köpfen. Wir stehen hier, weil wir wissen, dass Mauern fallen können.” Stimmenfang auf Kosten von Minderheiten wie im Wahlkampf in Sachsen, Thüringen und Brandenburg nannte er unzumutbar und forderte ein Verbot der NPD. “Das wird nicht genügen, wir müssen alle gemeinsam einstehen gegen Antisemitismus, Homophobie und Rassenhass.”
Ganz hinten am Rande der Kundgebung winkten vier Leute mit der AfD-Fahne dazu. Als später die Veranstaltung zu Ende war, beeilten sie sich sehr, das Gelände zu verlassen. Es sah ein wenig wie eine ängstliche Flucht aus.
Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider konnte leider nicht anders und musste noch einmal kundtun, dass schon die “Beschneidungsdebatte rassistisch war - sie wendete sich gegen Juden und Moslems gleichermaßen.” Das wird ihm wohl niemand mehr ausreden können und den Unterschied zwischen Rassismus und Kinderrechten beibringen. Doch dann diese Worte: “Auch die evangelische Kirche hat zum Judenhass beigetragen. Seit 2000 Jahren war die Kirche gegenüber dem Judentum arrogant.”
“Antisemitismus ist Gotteslästerung.” Darin war sich Schneider mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, einig. Nur dass dieser kein Wort davon sagte, dass auch die kath. Kirche ihr Scherflein dazu beigetragen hätte. Nein, so weit wollte er dann doch nicht gehen. Immerhin aber gab er kund, dass das Christentum und das Judentum von jetzt an “bis zum Ende der Welt Seite an Seite stehen werden.”
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel hielt ebenfalls eine Rede. Sie nannte es “einen ungeheuren Skandal”, das Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland “angepöbelt” werden. “Wer den vollkommen legitimen Krieg Israels dazu benutzt, um gegen Juden zu hetzen” schade der Gesellschaft, so Merkel. “Mit dieser Kundgebung setzen wir Zeichen für Religionsfreiheit - jeder darf seinen Glauben ausüben; egal ob Christ, Moslem oder Jude.” Die Konfessionslosen kamen in ihrer Rede nicht vor. Das hatte Dieter Graumann ihr voraus, der sich ein friedliches Zusammenleben aller Gläubigen und Ungläubigen wünschte.
Außerhalb der Sicherheitszone, am Denkmal für die ermordeten Juden, protestierten vier junge Palästinenser - geschützt von fünf Polizisten - gegen den Krieg im Gaza-Streifen. Die, die von der Kundgebung nach Hause gingen, mussten an den neun vorbei.
27 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider konnte leider nicht anders und musste noch einmal kundtun, dass schon die “Beschneidungsdebatte rassistisch war - sie wendete sich gegen Juden und Moslems gleichermaßen
Wolfgang am Permanenter Link
Die Worte hört ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Johann Wolfgang zu Goethe
Ich schlage vor, das die Bibel neu geschrieben wird. Aber das wird nicht passieren.
Sascha am Permanenter Link
Der hpd ist aber der einzige, der die Teilnehmerzahl mit "4.000 bis 5.000" beziffert, alle anderen Medienbeobachter, Polizei und Teilnehmer gehen von 8.000 bis 10.000 aus.
F. Nicolai am Permanenter Link
Ich weiß nicht woher Ihre Informationen stammen, die Teilnehmerzahlen betreffend. Die Information habe ich auf Nachfrage von der Polizei vor Ort erhalten.
Es ist sehr einfach, sich auf extreme Bilder und Meinungen zu stürzen, um etwas zu beweisen. Dabei lässt sich nämlich gut außer Acht lassen, dass sich auch sehr seriöse Quellen und Fachleute gegen die Beschneidung aussprechen. Und das ganz sicher nicht aus rassistischen Gründen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Zitat: "Ich habe auch Verständnis, für die Kritik, an der Art und Weise, wie die "Beschneidungsdebatte" geführt wurde.
Herr Schneider hat die Debatte verallgemeinernd als "rassistisch" bezeichnet. Nach wie vor ungeklärt bleibt hierbei stets, welche "Rasse" Judentum oder Islam denn nun sein sollen. Ich hatte diese immer für Religionen gehalten. Und dann: Wo bitte waren die von Ihnen geschilderten "Karrikaturen" zu sehen? Mir sind sie unbekannt und auch sehr fremd, weil ich rein sachlich - auf das Kindeswohl konzentriert - gegen Zwangsbeschneidung bin. Als Erwachsener kann sich jeder alles an seinem Körper abschneiden, was ihm ein angeblicher Gott vorschreibt. Da halte ich mich raus. Aber den Schutz unmündiger Kinder vor religiöser Willkür als "rassistisch" zu bezeichnen ist mehr als nur frech! Es kehrt die Dinge auf den Kopf und dies absichtlich: Es soll durch die "rassistische, antisemitische, islamophobe" Nebelbombe von der Tatsache abgelenkt werden, dass die Vertreter der durch Herrn Schneider in Schutz genommenen Religionsvertreter ihren Glauben scheinbar ohne Skrupel ihren unmündigen Kindern mit dem Messer weitervererben wollen. Wenn damit aus rein medizinischen (und nicht etwa aus rassistischen etc.) Gründen nicht bald freiwillig Schluss ist - im Namen der Opfer - dann wird es irgendwann juristische Initiativen geben, die das Ganze von außen stoppen. Nochmal: Das schränkt nicht das Leben von Juden in Deutschland ein, ist nicht begründet in der Angst vor dem Islam oder antisemitischen Motiven, sondern ausschließlich (für meinen Teil und alle, die ich kenne) in der Sorge um das Kindeswohl. Das endlich einmal zur Kenntnis zu nehmen kann doch nun wirklich nicht soooo schwer sein!
Sascha am Permanenter Link
Aber wie ausgeführt, ging es um die Art und Weise. Wem zum Thema Juden nichts anderes einfällt, als "krummnasige, bärtige, messerswchwingende, blutrünstige Kinderquäler", ja mei, was erwartet man bitte?
Andreas am Permanenter Link
Dass die Satire in Deutschland mitunter ziemlich derb ist, stört auch mich.
Sascha am Permanenter Link
@ Andreas:
Es gab diese Karrikaturen (und auch ein Gedicht dazu) in der beschriebenen Art, die schlimme Assoziationen auslösten. Googeln Sie einfach mal. Von der "Gegenseite" habe ich, neben heftigen emotionalen Reaktionen, immerhin zumindest eine bachtliche Anzahl kliniscgher Studien gelesen. Es ging mir auch nicht "um die Deutschen", viele Deutsche solidarisierten sich ja seinerzeit mit der jüdischen Gemeinschaft, andere waren tatsächlich zu einer inhaltlichen Debatte in der Lage und vertraten ihre Positionen ohne Hass und Schaum vor dem Mund.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
@Sascha: (Zitat) "Es gab diese Karrikaturen (und auch ein Gedicht dazu) in der beschriebenen Art, die schlimme Assoziationen auslösten.
Sascha am Permanenter Link
@ Bernd:
Da hilft ein Blick ins Geschichtsbuch, wenn man im Geschichtsunterricht gefehlt hat. Der erste Schritt der Nazis (und davor der christlichen Judenhasser) war es, die Juden zu dämonisieren, als krummnasige und bluttrinkende, abstoßende "Untermenschen" darzustellen. Ihrer Logik nach müssten dann auch Straftatbestände wie Beleidigung, üble Nachrede oder Volksverhetzung abgeschafft werden, oder Aufstachelung zum Rassenhass, da ja "jeder selber in der Lage ist die Spreu vom Weizen zu trennen".
In der Internet-TV-Sendung "Es werde Licht" von den österreichischen Humanisten gab es eine Diskussionssendung zum Thema Beschneidung, an der zwar nur ausschließlich beschneidungsablehnende Personen teilnahmen, aber dennoch der einzige anwesende (humanistische und beschneidungsablehnende) Arzt völlig unwidersprochen festhielt, daß er explizit keine medizinischen Gründe gegen die Beschneidung anführen kann, da es sie seines Wissens nach nicht gibt. Dies ist die Kernaussage der vorliegenden medizinisch- und sexualtheraoeutischen Studien zum Thema.
Für Juden und die jüdische Gemeinschaft gibt es - und das müssten Sie doch wissen, wenn Sie so voller Sympathie sind, oder schenken Sie einer Sache oder Menschen ihre Zuneigung, ohne sich mit ihnen vorher beschäftigt zu haben? - nunmal Basics, die sicher unterschiedlich "streng" eingehalten werden, aber selbst, so meine Erfahrung, von sekularen Juden als wichtig angesehen werden. So die Beschneidung und die Speisevorschriften (Kosher, wozu eben auch das schächten der zum Verzehr als geeignet angesehenen Tiere gehört). Mir sind persönlich jüdische Familien bekannt, die zwar sekular bzw. atheistisch sind, aber beides praktizieren, wobei sie bei der Beschneidung ein Ritual wählen ohne religiöse Symbole und Gebete, aber natürlich ebenso wie bei der Beschneidung mit Symbolen und Gebeten von fachlich-medizinisch qualifizierten Personen es durchführen lassen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
@ Sascha: (Zitat): "Da hilft ein Blick ins Geschichtsbuch, [...].
Sie können mir zutrauen, dass ich genügend Geschichtsbücher gelesen habe. Jedoch kann ich die Substanz der von Ihnen in glühenden Farben in den luftleeren Raum geschleuderten Vorwürfe nicht erkennen.
Und dass sich ein paar rechtsradikale Deppen aus durchsichtigen Motiven an die Thematik gehängt haben, ist 1. unvermeidbar und 2. z.T. auch den harschen und durch die Bank unsachlichen Reaktionen der jüdischen Vertreter geschuldet. Doch alle Beschneidungsgegner, die ich kenne, haben auf rein juristischer, medizinischer und menschlicher Ebene argumentiert. Die Zeit ist einfach vorbei, archaische Kindsopferriten widerspruchslos hinzunehmen.
(Zitat): "In der Internet-TV-Sendung "Es werde Licht" [...] zum Thema Beschneidung, an der zwar nur ausschließlich beschneidungsablehnende Personen teilnahmen, [...] Arzt völlig unwidersprochen festhielt, daß er explizit keine medizinischen Gründe gegen die Beschneidung anführen kann, da es sie seines Wissens nach nicht gibt." (Zitatende)
Das hatte ich versucht bereits auszuführen, offenbar ohne Erfolg. Nochmal: Selbst wenn es so wäre, dass es diese Gründe nicht gibt - was nach allen mir vorliegenden Unterlagen (und das ist eine Menge Fachliteratur) durchaus zweifelhaft ist - bleibt immer noch die komplette Sinnlosigkeit der Zwangsamputation gesunden Körpergewebes, die sogar die Sexualität des Opfers einschränkt. Da sind die Komplikationen noch nicht berücksichtigt, sondern nur die Fälle, in denen "alles gut ging". Diese Schädigung der männlichen Sexualität durch Zwangsbeschneidung ist Juden seit wenigstens 800 Jahren bekannt. Ich empfehle die Lektüre von Moses Maimonides, der dies als erwünschten Effekt darstellte.
(Zitat): "Dies ist die Kernaussage der vorliegenden medizinisch- und sexualtheraoeutischen Studien zum Thema." (Zitatende) Das ist eindeutig falsch. Auch hier rate ich zur Lektüre und zum logischen Nachdenken. Wenn 75% der für das sexuelle Empfinden befähigten Nervenenden unwiederbringlich zerstört werden, um nur einen Punkt herauszugreifen, dann KANN die Sexualität nicht genauso lustvoll sein, wie mit allen Nervenzellen. Wenn Sie sich 75% Ihrer Fingerkuppen amputieren (dauerhafte Entfernung der Nervenenden), dann wird sich ihr Tastempfinden negativ entwickeln. Um eines und eins zusammenzuzählen, muss ich auch nicht unbedingt Mathematik studieren. Schmieren sie sich zum Test mal die Fingerspitzen dick mit Sekundenkleber ein. Dann haben sie eine reversible Simulation dieses Effektes.
(Zitat): "Für Juden [...] - und das müssten Sie doch wissen, wenn Sie so voller Sympathie sind, oder schenken Sie einer Sache oder Menschen ihre Zuneigung, ohne sich mit ihnen vorher beschäftigt zu haben? - nunmal Basics, die [...] als wichtig angesehen werden." (Zitatende)
Ich vermute mal, dass ich über die Erfindung der monotheistischen Religionen mehr weiß, als Sie. Meine Sympathie rührt aus der großen Anpassungsfähigkeit gerade des Judentums und bin deshalb so enttäuscht, dass dieser notwendige Schritt, die "Basics" endlich - wie die Steinigung - abzuschaffen. Die Steinigung für Holzsammeln am Sabbat sah man auch mal als wichtiges Basic an, doch längst haben Juden begriffen, dass dies unmenschlich ist, auch wenn es von Gott geboten ist (nach wie vor unkorrigiert in jedem Tanach nachzulesen). Jetzt fehlt noch die Abschaffung der Zwangsbeschneidung, da heute die Situation anders ist, als in Babylon, wo dies erfunden wurde, um sich von den unbeschnittenen Babyloniern zu unterscheiden.
(Zitat): "[...] (Kosher, wozu eben auch das schächten der zum Verzehr als geeignet angesehenen Tiere gehört)." (Zitatende)
Das Schächten von Tieren muss selbstverständlich auch eines Tages aufhören, weil wir inzwischen Tiere nicht mehr, wie früher auch Kinder, als Gegenstände sehen, mit denen der Besitzer tun und lassen kann, was er will. Wer ernsthaft gegen Massentierhaltung eintritt, darf von dem Schächten nicht Halt machen. Wir müssen die Welt stückweise verbessern und alte Bücher, die dem im Weg stehen, müssen ideologisch weichen und ins Regal obsoleter Literatur, wie die meisten "Heiligen Bücher".
(Zitat): "Mir sind persönlich jüdische Familien bekannt, die zwar sekular bzw. atheistisch sind, aber beides praktizieren, [...]" (Zitatende)
Das weiß ich, Christen feiern ja auch Weihnachten und Ostern, ohne an das Jesuskind zu glauben oder ohne zu wissen, um was es eigentlich geht. Doch Weihnachten und Ostern tut nicht weh und beeinträchtigt nicht die Sexualität. Außerdem gibt es einen rabbinisch entwickelten Alternativritus - die Brit Schalom - die völlig unblutig und theologisch geprüft zum Namensfest gefeiert werden kann. Doch das wird gerade von deutschen Vertretern der jüdischen Gemeinden schlicht ignoriert, weil man darauf besteht, kleinen Kindern unbedingt die Vorhaut von der Eichel abzureißen und abzuschneiden - in der Regel OHNE Betäubung (ich empfehle hier die Lektüre von Paul Spiegel, der dies sogar begründet!). Allein diese Tatsache zeigt mir, dass es hier in Wahrheit um Rechthaberei auf dem Rücken neugeborener Menschen geht, die dieser Staat schutzlos lässt, und damit unter dem Deckmantel deutscher Geschichte deren Blut vergießen. Hier macht sich jeder schweigende Deutsche mindestens zum zweiten Mal an Juden schuldig! Wie lange noch wollen wir wegsehen und uns herausreden: "Ich habe von nichts gewusst!"?
Sascha am Permanenter Link
@ Bernd Kammermeier:
Auch durch ständiges und ausführliches wiederholen werden unzutreffende Aussagen nicht zutreffender. Sämtliche Studien - etwa im Auftrag von Ärztevereinigungen oder deutschen Krankenkassen - untermauern die medizinische Sinnhaftigkeit der männlichen Vorhautbeschneidung und verneinen negative Auswirkungen auf das Sevualleben - ich kann ihnen gterne Links dazu liefern.
Die Steinigung war4 meines Wissens zu keinem Zeitpunkt ein Basic im Judentum.
Die entsprechenden widerlich-primitivaen Karrikaturen gab es nicht nur in braunen Zirkeln, sondern eben auch in sich mit dem Etikett "Humanistisch" schmückenden Medien.
Und sicherlich mögen etwa Veganer Tiere anders wahrnehmen als der Rest der Welt, ich glaube aber, Sie hängen hier einer Utopie nach. Zumal es im Judentum durchaus seit 3000 Jahren Vorschriften zum Schutz von Tieren gibt, die es etwa im Christentum nie gab.
Noch ein Kritikpunkt am obigen Artikel und der etwas überraschenden Wahrnehmung des Autors von der Kundgebung: Vielleicht mag es für manche überraschend sein, wenn Juden ein besonderes Verhältnis zum jüdischen Staat haben - und es gab einige Israelofahnen auf der Kundgebung. Aber bislang war es mir nicht möglich, ein Foto oder Video ausfindig zu machen, wo ein "Fahnenmeer" zu erblicken war. Da der Autors, der ja anscheinend Fotos gemacht hat, hiervon auch kein Foto aufzubieten hzat, frage ich mich, welches Ziel er mit dieser Formulierung verfolgt?
Tobias Spengler am Permanenter Link
@Sascha Zitat:"Auch durch ständiges und ausführliches wiederholen werden unzutreffende Aussagen nicht zutreffender.
Bei solch einer Aussage weiß ich eigentlich gar nicht wo ich anfangen soll, denn noch 'fälscher' bzw. unverfrorener geht es kaum. Nur einmal ein paar Anmerkungen:
Für faktisch jeden Bockmist können Sie die passende Studie finden bzw. in Auftrag geben. Es existieren gefühlt eine Million Studien zur männlichen Beschneidung, die dieser mitunter unglaubliche medizinische Vorteile bescheinigen. Blöd ist nur, dass sich die aus den Studien ergebenen medizinischen Vorteile in der Realität nie wiederfinden lassen. Vergleichen Sie doch einmal die HIV-Prävalenz der USA, Israel sowie der Türkei mit der Deutschlands. Allzu effektiv kann die Beschneidung im Kampf gegen AIDS/HIV jedenfalls nicht sein. Sollte die männliche Beschneidung tatsächlich so viele medizinische Vorteile sowie keinerlei/oder nur wenige Nachteile haben, wie Sie hier behauptet haben, warum sprechen sich sämtliche europäische Mediziner-Organisationen gegen die nicht medizinisch indizierte Beschneidung aus? Warum empfiehlt bis heute keine einzige Mediziner-Vereinigung die routinemäßige Beschneidung? Warum konnte 2012 die damalige deutsche Bundesregierung keine deutsche oder zumindest europäische Mediziner-Organisation vorzeigen, die keinerlei Einwände gegen die auf Wunsch der Eltern durchzuführende Beschneidung gesunder Jungen hatte? Warum können ( oder wollen? ) Befürworter der männlichen Beschneidung bis heute kein einziges Land mit hoher Beschneidungsrate nennen, dessen Bevölkerung im Vergleich zu der aus Ländern mit einer erheblich niedrigeren Beschneidungsrate vor min. einer Krankheit verschont geblieben ist bzw. weniger stark betroffen ist? Zu guter Letzt seien Sie doch bitte so freundlich und geben Sie den einen oder anderen Link an, aus denen Sie Ihre medizinischen Erkenntnisse über die männliche Beschneidung gezogen haben.
Sascha am Permanenter Link
@ Tobias Spengler:
Sie ver4kürzen und entellen jetzt aber sehr massiv.
Die HIV-Prävention lässt sich aus sämtlichen (!) entsprechenden Studien ersehen - und zwar wenn der Aktive beschnitten und der Passive infiziert ist.
Natürlich gibt es für alles mögliche Studien - nur offenbar für die Beschneidungsablehner nicht, hier wurde bislang keine einzige Studie nach meinem Wissen vorgetragen, und immerhin sehen das (s.o.) auch humanistisch-beschneidungskritische/ablehnende Mediziner exakt genauso.
Wie kommen Sie eigentlich darauf, die HIV-Infektionsrate in Israel sei genauso hoch oder höher als etwa in Deutschland? Generell wird m.W. auch in Israel die Benutzung von Kondomen als Prävention gegen HIV empfohlen.
Tobias Spengler am Permanenter Link
@Sascha: Ihre Antwort enttäuscht mich doch sehr.
Zum wiederholten Male erwähnen Sie Studien zur männlichen Beschneidung, deren Aussagekraft bezüglich der medizinischen Vorteile derart ausgeprägt sein soll, dass selbst hart gesottene Gegner der Beschneidung männlicher Minderjähriger die medizinischen Vorteile gar nicht mehr bestreiten würden. Explizit nennen tun Sie weder eine einzelne dieser zahlreichen Studien noch die vielen Beschneidungsgegner. Auch Ihnen dürfte hinlänglich bekannt sein, dass Studien keine Naturgesetze zu Tage fördern und sich Studien bzw. deren Ergebnisse daher auch <b>immer</b> an der Realität messen lassen müssen. Und genau hieran zeigt sich dann auch die fehlende Qualität der Studien – mitunter auch die fehlende Seriosität der Studienverantwortlichen. All die ach so tollen medizinischen Vorteile der männlichen Beschneidung können Sie in der freien Wildbahn nämlich nirgends wiederfinden. Deshalb hört die Diskussion der Beschneidungsbefürworter daher an genau dieser Stelle auch immer abrupt auf. Studien werden immer gerne angeführt, die reale Welt muss aber immer außen vor bleiben.
Vor zwei Jahren verfassten mehrere europäische Mediziner-Vereinigungen gemeinsam ein <a href =“http://circumstitions.com/Docs/aap-12-europe.pdf“>Positonspapier zur männlichen Beschneidung</a>, in dem sie die Existenz medizinischer Vorteile verneinten. Hinsichtlich HIV/AIDS heißt es u.a.:“This
evidence, however, is contradicted by
other studies, which show no relation-ship between HIV infection rates and
circumcision status. […] The African findings are also not in line
with the fact that the United States
combines a high prevalence of STDs
and HIV infections with a high per-
centage of routine circumcisions. The
situation in most European countries
is precisely the reverse: low circum-cision rates combined with low HIV and
STD rates.“
Wollen Sie tatsächlich immer noch behaupten die männliche Beschneidung habe medizinische Vorteile, die sogar die Beschneidung gesunder Jungen rechtfertigt, während bis heute keine einzige Mediziner-Organisation die Beschneidung gesunder Jungen empfiehlt bzw. die allermeisten Organisation derartige Beschneidungen kategorisch ablehnt? Nehmen Sie endlich die Fakten zur Kenntnis: Die männliche Beschneidung hat keine medizinischen Vorteile!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
@ Tobias: Lass es gut sein, Tobias. Leute, wie Sascha sind unverbesserlich. Sie leiden am Pippi Langstrumpf-Syndrom (mach ich mir die Welt, wie sie mir gefällt).
Sascha am Permanenter Link
@ Bernd Kammermeier:
Wenn man sich auf die Wissenschaft beziehen möchte, sollte man schon das Prinzip von Rede und Gegenrede anerkennen. Mir ist bislang zwar durchaus aufgefallen, das Sie "gegenargumentieren" wollen - nur die Argumente habe ich noch nicht entdecken können. Es wird auf "Erfahrungen" einzelner verwiesen, ohne nachzufragen, ob diese "Erfahrungen" einer medizinischen objektiven Prüfung standhalten oder ob sie Ergebnis subjektiver Selbsteinschätzungen sind. Dabei geht es nicht um den Vorgang selber, sondern um die unterstellten Auswirkungen.
Sie beziehen sich auf den Tennach hinsichtlich der Frage, was zu Todesstrafen in Form von Steinigungen oder ähnlichem geführt hzat. Defenieren Sie doch ihre Quelle. Ich habe das früher ähnlich kritisieret, da ich nur die christlichen Übersetzungen kannte - bis mir jüdische Bekannte, muttersprachlich hebräischsprechende, die Unterschiede in den christlichen Übersetzungen und im Original, bzw. in den von jüdischen Verlagen und Gemeinden herausgegebenen Übersetzungen zeigten. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Aussage in Jesaja, die laut christlichen Übersetzungen behauptet, der Messias (Meshiach) werde von einer "Jungfrau" geboren. Tatsächlich aber heißt es, er werde von einer "jungen Frau" geboren - was wohl, da sind wir uns sicher einig, ein eklatanter Unterschied ist.
Hank am Permanenter Link
@Sascha
"Erstmals seit Jahrzehnten wurden in Deutschland - aus der vermeintlichen "Mitte" heraus - Juden (und Muslime) wieder in Karrikaturen als "Krummnasige, bärtige, schwarzgekleidete, mit blutigen Messer fuchtelnde Kinderquäler" dargestellt. "
Meinen sie die im Berliner Kurier? Ich hätte gedacht, dass es sich um einen muslimische Amputation handelte, der junge Mann ist doch fast so groß wie der Amputateur!
Findet das jüdische Ritual nicht am achten Tag nach der Geburt statt?
Wissen sie auch, was in der Zeitung "Die Jüdische" stand?
Da schrieb ein Ernst Meir Stern in Bezug auf einen Arzt, der einen Mohel wegen Körperverletzung anzeigte:
"Als persönliche Konsequenz dessen wünschte ich, es würden sich ein paar beherzte Juden finden, die sich den werten Herrn schnappen und ihm ruckzuck eine rituelle Beschneidung (humanerweise mit Lokalbetäubung) verpassen!
Das ganze selbstverständlich gefilmt und ins Internet gestellt, als eindeutiges Signal für alle seine Gesinnungsgenossen in Europa, dass Juden sich heutzutage nicht mehr alles bieten lassen."
Mir ist nicht bekannt, dass dieser Gewaltaufruf für Herrn Stern irgendwelche Konsequenzen gehabt hätte.
In der Publikation jewishpress.com erschienen bzgl. der norwegischen Kinderombudsfrau Anne Lindboe, die sich für ein symbolisches Ritual einsetzt folgende Kommentare:
"Honestly , the world is almost blowing up and this asshole wants to give a lesson to a communauty that have almost 6000 yrs of existance and experience on this field… Asshole …."
"This nazi is going to educate us on what G*d said? "
"...while the Vikings disappeared so obviously they Nordics were not men and virile... "
Rassismus?
"Yes, you heard me right, rape. The goyim like to be able stick their greasy smegma covered glans penis into any dry hole they come across whether willing or not. I'm sure this shiksa like a nice fat c**k. "
"goyim": "In English, the use of the word goy can be controversial. It is often used pejoratively to refer to a non-Jew." (wiki)
pejorative = herabsetzend
Shiksa = Schickse
"on Hebräisch שֶקֶץ šeqeẓ, „Unreines, Abscheu“)[1] bezeichnet ursprünglich eine nichtjüdische Frau.[2] Das Wort ist aber auch ein jiddisches Schimpfwort... Der Duden jedoch definiert eine Schickse als Synonym zu einer Prostituierten" (wiki)
Aha, genital vollständige Männer werden als schmierige Vergewaltiger dargestellt...
Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
@Hank: Am lustigsten finde ich immer die Stellen, in denen Juden ihre Religion für 6.000 Jahre alt halten. Wahlweise auch mal 4.000 oder 3.500 Jahre.
Frank Linnhoff am Permanenter Link
Welch ein Aufwand, welch politische Prominenz.
Selbst wenn ich an diesem Tag in Berlin gewesen wäre, ich hätte nicht an dieser Demonstration teilgenommen. Unter dem Meer an israelischen Fahnen hätte ich den Eindruck gehabt, für die Politik der israelischen Regierung zu demonstrieren. Und tatsächlich sind die prominenten Redner in die Falle getappt, indem sie den Unterschied zwischen Judentum und Israel verwischten . 5000-6000 Teilnehmer sind ein krasser Misserfolg, welcher sich nicht hinweg diskutieren lässt. In Zeiten inflationärer Propaganda, wie den jetzigen, scheint das Volk nicht mehr gewillt zu sein, bei Veranstaltungen dieser Art mit zu machen.
Sascha am Permanenter Link
Nun ja, auch junger Käse ist Käse ;). Gibt es eigentlich Quellen zu dem orakeln um das Alter des Judentums?
Und: An der Kundgebung nahmen auch der Präsident des Zentralrats deutscher Sinti und Romas und der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime teil. Es gab vereinzelte Israelfahnen - warum auch nicht? Aber das herumphantasieren von einem "israelischen Fahnenmeer" wird auch durch ständiges wiederholen nicht zutreffender und wirft eher ein bezeichnendes Licht auf die vermeintlichen ethischen Prinzipien, wozu ja auch Wahrheitstreue gehört, der Verbreiter dieses Mythos.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
@ Sascha: Ich versuch's noch mal, man soll ja nie aufgeben, seine Mitmenschen aufzuklären.
Sascha am Permanenter Link
@ Bernd:
Jatzt bin ich aber enttäuscht. Zum einen: Wer ist Israel Finkelstein? Wen Norman Finkelstein gemeint sein sollte, muss angefügt werden, daß er als (Honorar)Referent bei palästinensischen Organisationen auftritt und dort gerne als der "Kronzeuge" präsentiert wird. Zur Ehrenrettung der ev.-hum. Szene muss weiter hinzugefügt werden, das anlässlich eines Auftritts von Finkelstein beim "palästinensischen Apotherverein" in Berlin auch gbs-Aktivisten an der Gegendemo vor dem Veranstaltungshotel teilnahmen.
Zu den anderen, durchaus bekannten Autoren, gehört eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihren vorgelegten Thesen. Tatsächlich stehen ihre Thesen im eklatanten Widerspruch zum heutigen geschichtswissenschaftlichen und archöologischen Wissenstands, sowohl was die Abfassung der Torah betrifft, als auch hinsichtlich des "JHWH-Kults".
Aber was hat das mit den subjektiven und sehr wunderlichen, aus der Luft gegriffenen Behauptungen von den "israelischen Fahnenmeeren" auf der obigen Kundgebung zu tun? Und was haben diese mit einer evtl Entkräftung der klinischen Studien zu tun?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Wenn ich Israel Finkelstein schreibe, dann meine ich das so. Er ist Direktor des Archäologischen Institutes der Universität Tel Aviv.
Sascha am Permanenter Link
Doof nur, daß das Judentum keine Hölle kennt - das ist eine christliche Erfindung ;). Wissenschaft lebt davon, das es keine Dogmen gibt - das gilt natürlich auch für Israel Finkelstein.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
@ Sascha: Schon mal den Begriff "Gehenna" gehört? Ich spare mir breite Erläuterungen dieser jüdischen Hölle, die von manchen Rabbinern durchaus imaginär als ewige Höllenstrafe für Sünder angesehen wird.
Sascha am Permanenter Link
Zwei Rabbiner, drei Meinungen - heißt es nicht umsonst. Und sicherlich vertreten "manche Rabbiner" so einiges, ist das in der Szene der "evolutionären Hummanisten" nicht genauso?
Natürlich ist das Judentum auch nach meiner Erfahrung durchaus flexibel dort, wo es objektive Gründe gibt. Bei der Beschneidung gibt es sie aber nunmal nicht, wie von humanistisch-atheistischen Ärzten selber in entsprechenden Internetvideos eingeräumt wurde - so what?