Karfreitagsprotest in Nordrhein-Westfalen

Fünf Jahre "Brian" in Bochum

Seit Jahren protestiert die säkulare Initiative Religionsfrei im Revier aus Bochum gegen religiös motivierte Verbote am Karfreitag. Die Feiertagsgesetzgebung verbietet an diesem "stillen Feiertag" neben dem Tanzen und vielen anderen Dingen auch das öffentliche Vorführen bestimmter Filme. Auf der Verbotsliste steht auch der Monty Python-Klassiker Das Leben des Brian, den die Initiative – verbotenerweise - seit fünf Jahren am Karfreitag zeigt.

Der "Bochumer Brian" hat bei Säkularen aus ganz Nordrhein-Westfalen inzwischen Kult-Charakter. Als Martin Budich von der Initiative Religionsfrei im Revier 2013 zum ersten Mal gezielt gegen die nordrhein-westfälische Feiertagsgesetzgebung verstieß, zeigte er den Film Das Leben des Brian noch in einem Hinterzimmer des Sozialen Zentrums in Bochum. Doch das ist längst zu klein geworden. Wie schon im Vorjahr war die Bochumer Veranstaltungshalle Riff auch in diesem Jahr mit rund 500 Zuschauern prall gefüllt. Gut 100 weitere Interessenten gab es, doch wegen drohender Überfüllung mussten sie ihren Karfreitag ohne Brian feiern.

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Brian-Plakat 2017 (Foto: Daniela Wakonigg)

Martin Budich leidet nicht an einer Brian-Obsession. – Sein wiederholter Verstoß gegen das NRW-Feiertagsgesetz hat einen äußerst rationalen Grund. Denn nur indem er für diesen Verstoß mit einem Bußgeld belegt wird, vor Gericht landet und den Instanzenweg beschreitet, ist es möglich, dass letztlich das Bundesverfassungsgericht einen Blick auf das NRW-Feiertagsgesetz wirft. Genau das geschieht aktuell. Denn das Verfahren, das sich entwickelte, weil gegen Budich für die Brian-Vorführung am Karfreitag 2014 ein Bußgeld verhängt wurde, hat es im vergangenen Jahr zum Bundesverfassungsgericht geschafft. Doch solange nichts entschieden ist, macht Martin Budich mit seinem inzwischen bereits traditionellen Karfreitags-Brian weiter.

Um dem teilweise von weit her angereisten Publikum neben der Brian-Vorführung noch etwas mehr zu bieten, hatte der Veranstalter in diesem Jahr ein Vorprogramm organisiert. Unter anderem Jan Böhmermann und Carolin Kebekus gaben sich die Ehre – allerdings nur auf der Leinwand. Gezeigt wurden mehrere kirchen- und religionskritische Kurzvideos – unter anderem Böhmermanns Bekenner-Video "Ich bin Atheist" und Kebekus "Dunk dem Herrn", dessen Ausstrahlung der WDR 2013 verweigert hatte.

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Hassprediger Luther alias Armin Schreiner  (Foto: Daniela Wakonigg)

Nach dem Video-Warm-Up gab es zwei Performances. Besonderes Highlight für Ex-Protestanten: "Hassprediger Luther". Historische Informationen über Martin Luther, serviert von Hartmann Schimpf, sowie originale Luther-Zitate, vorgetragen von Armin Schreiner, zeichneten das erschütternde Bild eines mittelalterlichen Hasspredigers. Frauen, Juden, Behinderte – gegen sie alle hetzte der von Protestanten verehrte Martin Luther.

Aber auch für Ex-Katholiken hatten sich die Veranstalter etwas ausgedacht: Eine vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) e.V. angebotene Enttaufung. Nach Auffassung der katholischen Kirche ist ein Kirchenaustritt nämlich nicht gleichbedeutend mit einem Austritt aus der Gemeinschaft der Gläubigen. In diese ist man durch die Taufe aufgenommen – und die Taufe kann nicht rückgängig gemacht werden, sagt die katholische Kirche. Doch kann sie, sagt IBKA-Enttaufungsfachfrau Petra Daheim und bot Enttaufungswilligen den entsprechenden Service vor Ort an: Mit einem handelsüblichen Küchenschwämmchen die Stirn abgetupft – und schon ist die Enttaufung vollzogen. Das Angebot stieß auf so großes Interesse, dass am Ende auf der Bühne eine Massen-Not-Enttaufung stattfinden musste.

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IBKA-Enttaufungs-Fachfrau Petra Daheim  (Foto: Daniela Wakonigg)

Um 21:00 Uhr schließlich begann das ketzerische Highlight des Abends: Die öffentliche Vorführung des Films Das Leben des Brian. Einen geradezu sakralen Charakter erhielt die Vorführung nicht nur, indem viele der Anwesenden die lustigsten Szenen mitsprachen, sondern auch durch einen Klingelbeutel, den Hassprediger Luther durch die Reihen gehen ließ. Martin Budich hatte vor dem Film um freiwillige Spenden für die Veranstaltung gebeten, für die kein Eintrittsgeld genommen wurde. Sollte etwas übrig bleiben, so würde das Geld in das Rahmenprogramm der Brian-Vorführung im kommenden Jahr gesteckt, sagte Budich. Einige namhafte Kabarettisten hätten nämlich bereits ihr Interesse an einem Auftritt bei der Veranstaltung signalisiert.