Weil der auf dem Geldschein dargestellte jüdische Dichter Saul Tschernichowski mit einer Christin verheiratet war, verbot Rabbi Ben-Zion Muzafi seinen Schülern, den Schein anzuschauen.
Selbst wenn man glaubt, man hätte schon jeden religiösen Unfug gehört, gelesen oder gesehen: Manchmal wird selbst der Hartgesottenste noch schockiert. Ob der iranische Oberayatollah Ali Khamenei Frauen das Fahrradfahren verbieten will oder der saudische Prediger Bandar al-Khaibari kundgibt, dass ihn Gottes Weisheit gestreift und dabei verlautbart habe, dass es keine Erdrotation gäbe – immer wieder kann man lauthals lachen oder den Kopf schütteln über den hanebüchenen Unsinn, den Geistliche von sich geben. (Ja, auch Jungfrauengeburt und Himmelfahrt zählen zu diesem Unsinn; aber den glauben erstaunlich viele Menschen.)
Einen neuen Höhepunkt erreicht die religiöse Unsinnologie in Israel: Dort hat der ultraorthodoxe Rabbi Ben-Zion Muzafi Schüler verboten, den israelischen 50-Schekel-Schein zu anschauen. Sie dürften keinesfalls das Bild des jüdischen Dichters Saul Tschernichowski sehen, weil dieser mit einer gläubigen Christin verheiratet war, "die jeden Sonntag in der Kirche betete".
Er selbst trage deshalb die 50-Schekel-Banknoten nur zusammengerollt in der Tasche, dann kann nichts passieren.
Das erinnert mich an Otto Waalke, der mal "predigte": "Ich selbst habe immer eine geweihte Christopherrosplakette an meiner Orgel und bin seit dem noch nie mit einer anderen Orgel zusammengestoßen."
8 Kommentare
Kommentare
Thomas Gerlach am Permanenter Link
Wie groß und wie quälend muss (zurecht) der Zweifel des armen Rabbiners an seinen angeblich ewigen Glaubensgewissheiten sein, wenn schon ein Blick auf einen Geldschein diese zu erschüttern droht!
Tobias Stel. am Permanenter Link
Schlimm ist, dass diese Wahnvorstellungen bitterer ernst sind und überall politisch implementiert sind.
Sonst gäbe es ja nichts zu berichten und wir hätten hier knallhartes Bildzeitung- und Bunte-Niveau.
Dieter Bauer am Permanenter Link
Bloß nicht das Geld anschauen! ????
Wolfgang am Permanenter Link
Dem Ärmsten ist der Schein heilig, bei den Reichen funktioniert die Scheinheiligkeit.
Wolfgang am Permanenter Link
Die Welt ist ein Irrenhaus, doch sage mir, wo ist die Zentrale?
little Louis am Permanenter Link
Ich weiß es, Herr Lehrer: Unter der Schädeldecke!
drmarcuse am Permanenter Link
Christopherros? Originelle Schreibweise...
Sascha Konrad am Permanenter Link
typisch religiöse Inkonsequenz: steckt die Scheine zusammengerollt in die eigene Tasche - statt sich von diesem gotteslästerlichen Teil zu trennen, indem er sie seinen Schülern als Taschengeld zusteckt
(notfalls zerteilt wie der Mantel von jenem St. Martin von der Konkurrenzfraktion...)