Irland

Nach 90 Jahren erstmals offene Pubs am Karfreitag

Seit 1927 war in Irland der Ausschank von Alkohol in Kneipen am Karfreitag gesetzlich verboten. Im Januar wurde diese Regelung vom irischen Parlament aufgehoben. Nach über 90 Jahren dürfen die Iren dieses Jahr am Karfreitag ihr Bier erstmals wieder im Pub trinken.

Der Intoxicating Liquor Act ("Gesetz über berauschende Getränke") machte Pub-Besitzern und Trinkwilligen in Irland seit 1927 das Leben schwer. Das Gesetz regelt unter anderem, wann in Pubs Alkohol ausgeschenkt werden darf – und wann nicht. Ein komplettes Ausschankverbot für Alkohohl sprach das Gesetz von 1927 für Karfreitag, den ersten Weihnachtstag und den St. Patrick's Day aus. Während der St. Patrick's Day, an dem in Irland der Nationalheilige traditionell feuchtfröhlich gefeiert wird, 1960 von der Liste der Verbotstage gestrichen wurde, blieb das Ausschankverbot für den ersten Weihnachtstag und den Karfreitag bestehen. Was dazu führte, dass Pubs an diesen Tagen schlossen, jedoch nicht dazu, dass die Iren sich das gesellige Trinken verbieten ließen. Da der Alkohohlausschank an diesen Tagen zwar in Kneipen, nicht jedoch in Zügen, Schiffen etc. verboten war, wurde es zu einer irischen Karfreitagstradition, sich dort zum gemeinsamen Besäufnis zu treffen.

Viele Iren empfanden das Ausschankverbot von Alkohol am Karfreitag schon lange nicht mehr als zeitgemäß. Kein Wunder, denn der Katholizismus hat auch in Irland immer weniger Rückhalt. 1991 waren noch 92 % der Iren katholisch, laut irischem Zensus 2016 jedoch nur noch 78 %. Der Anteil der Katholiken an der irischen Bevölkerung fiel also innerhalb der letzten 25 Jahre um 14 %.

Dass das Ausschankverbot vom irischen Parlament in diesem Jahr gekippt wurde, hat jedoch noch andere Gründe. Den Verfechtern katholischer Sitten an christlichen Feiertagen kam eine durch und durch weltliche Religion in die Quere: der Sport. Im Jahr 2010 hatten die Planer der Liga offenbar den Kalender nicht ausreichend studiert und ein großes Rugby-Spiel zwischen den Clubs Munster und Leinster im irischen Limerick auf den Karfreitag terminiert. Da der Gedanke an ein großes Sportevent mit geschlossenen Pubs den Gastwirten der Stadt aufstieß, zogen sie vor Gericht. Mit dem Argument, dass geschlossene Pubs an diesem Tag Einnahmeeinbußen von mehreren Millionen Euro für die Gastwirte von Limerick zur Folge hätten, erwirkten sie eine Ausnahmegenehmigung vom karfreitäglichen Ausschankverbot.

Nach der Ausnahmegenehmigung von Limerick 2010 kam es in Irland in jedem Jahr erneut zu Diskussionen über das Alkoholverbot am Karfreitag. Am 25. Januar 2018 entschied das irische Parlament schließlich, das Verbot aufzuheben. Der parteilose Parlamentarier Billy Lawless, der die Gesetzesänderung eingebracht hatte, begrüßte die Entscheidung als progressiven Schritt hinsichtlich einer Trennung von Staat und Kirche. In der Tat zeigt die Tatsache, dass die Abschaffung des karfreitäglichen Alkoholverbots über Parteigrenzen hinweg eine breite Mehrheit im Parlament erhielt, dass sich auch in ehemals streng katholischen Ländern wie Irland zunehmend weltliches Denken durchsetzt.