Die Kunstaktion "11. Gebot: Du sollst Deinen Kirchentag selbst bezahlen!" kritisiert die ungeprüfte Übernahme von Behauptungen der Katholikentagsveranstalter und widerlegt zwei verbreitete Kirchentagslügen.
Münsters Bischof Felix Genn behauptet im Interview mit der Tagespost, der Katholikentag sei "keine katholische Nabelschau", sondern eine Veranstaltung, die für unsere Gesellschaft insgesamt von hoher Relevanz wäre. In die gleiche Richtung stößt Thomas Sternberg, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), im Gespräch mit dem Deutschlandfunk: "Das sind eben nicht nur die Katholiken, die sich hier treffen."
Dem widersprechen die Aktivisten vom 11. Gebot unter Verweis auf die Fakten. Maximilian Steinhaus, Pressesprecher der Aktion: "Der Katholikentag veröffentlicht auf seiner Website selbst Statistiken über die Konfessionszugehörigkeit seiner Teilnehmer: Beim letzten Katholikentag in Leipzig waren weniger als 3 Prozent keine Christen und 2014 in Regensburg waren es sogar weniger als 2 Prozent. Auch der Anteil der evangelischen Besucher beträgt nur rund 10 Prozent. In der Programmdatenbank haben 785 der rund 1.000 Veranstaltungen einen klaren religiösen Bezug. Damit handelt es sich eben doch um nahezu rein kircheninterne Veranstaltungen."
David Farago, Initiator der Aktion, ergänzt: "Die Kirche macht ja gar keinen Hehl daraus und spricht selbst von einem 'Fest des Glaubens' – gerade so etwas darf der Staat aber nicht bezuschussen, da er sich weltanschaulich neutral verhalten muss."
Auf diese erste Legende folgt in Interviews und Presseberichten in der Regel auch die zweite Kirchentagslüge, die von den Medien nicht hinreichend überprüft wird. Noch einmal Bischof Genn im O-Ton: "Alle seriösen Untersuchungen – auch wenn kämpferische Atheisten das anders behaupten – belegen, dass ein Katholikentag sich für eine Stadt auch finanziell rechnet." – Welche Untersuchungen dies sein sollen, hat die Tagespost (s. o.) jedoch nicht hinterfragt.
Auch der Deutschlandfunk (s. o.) ging der Legende auf den Leim. Thomas Sternberg: "Für die Städte, die das austragen, rechnet sich das sehr gut. Wenn ich denke, was in dieser Stadt los ist, und was hier allein schon an Gewerbesteuereinnahmen kommt über den Katholikentag." Der Deutschlandfunk ergänzt: "So sieht es auch die Stadt Leipzig, vor zwei Jahren Austragungsort des Katholikentags: Sie gab eine Million Euro Zuschuss, an Netto-Einnahmen für Stadt und Unternehmen seien mehr als sieben Millionen herausgekommen, rechnete die Verwaltung im Nachhinein vor."
Die Aktivisten haben bereits 2016 darauf hingewiesen, dass die Berechnungen der Leipziger Verwaltung künstlich erhöht wurden, um den hohen städtischen Zuschuss gegen die massive Kritik der Bevölkerung verteidigen zu können.
Maximilian Steinhaus, Pressesprecher der Aktion: "Der Katholikentag hat unzweifelhaft zu mehreren Millionen Euro Umsatz geführt. Entscheidend dabei ist jedoch, dass ein Geldfluss in die Stadt nicht mit einem Geldfluss an die Stadt verwechselt werden darf. Die Steuermehreinnahmen der Stadt betragen nach der Auswertung durch die Stadtverwaltung gerade einmal 180.000 Euro und damit lohnt sich der Katholikentag für den städtischen Haushalt gerade nicht. Wenn die Stadt die Wirtschaft fördern möchte, dann sollte sie die Fördermittel lieber langfristig investieren anstatt in solche einmaligen Events."
Die Kunstaktion "11. Gebot: Du sollst Deinen Kirchentag selbst bezahlen!" kritisiert seit 2014 die verfassungswidrige Subventionierung von Kirchen- und Katholikentagen. Sie wird getragen von der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) und in Münster von dem Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) unterstützt.
Weitere Informationen zur Kunstaktion sowie zur Finanzierung der Kirchentage in Deutschland finden Sie auf der Aktionswebsite: www.11tes-gebot.de
13 Kommentare
Kommentare
Felix am Permanenter Link
vor etlichen jahren war in Frankfurt dieses "fest". die kirchentagsbesucher waren sehr seltsame menschen, benahmen sich sonderlich, ich habe mich unwohl gefühlt.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Wenn einer bezüglich eines Geistes im Weltraum lügt, kann man bei dem auch andere Lügen vermuten...
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Die Redaktion kann anscheinend nicht alternative Fakten von fake news unterscheiden. (Ich auch nicht.)
Gert Veldmann am Permanenter Link
Langweiliges Rumlamentieren und Genöle. Wem schadet der Katholikentag? Wer ihn nicht mag, bleibt zu Hause. Warum sind Atheisten eigentlich immer so verbissen.
G. Veldmann
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Wem schadet der Katholikentag?"
Vielleicht dem Steuerzahler?
"Wer ihn nicht mag, bleibt zu Hause."
Hausarrest für gottlos glückliche Menschen?
"Warum sind Atheisten eigentlich immer so verbissen."
Und wer ist so dogmatisch (die Steigerungsform von "verbissen")? Oder wer fühlt ständig seine religiösen Gefühle verletzt, wenn jemand H.A.S.I. ans Kreuz nagelt?
"Ihre humoristischen Möglichkeiten sind eng begrenzt und hauen niemanden vom Hocker."
Sicher ist unser Humor begrenzter, als der in Bibel und Katholizismus. Die sind schreiend komisch (gut, früher haben deren Opfer bei der hochnotpeinlichen Befragung geschrien).
"Wenn man ihre Versammlungen besucht, spürt man schnell: hier regieren Neid und Attitüde der "Zukurzgekomenen"."
Welche Versammlungen haben Sie denn schon mal besucht? Ich mache das seit vielen Jahren regelmäßig bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Da habe ich noch nie Neid verspürt, sondern Freude darüber, dass wir nicht dem Gotteswahn verfallen sind und dass wir eine evolutionär-humanistische Gesellschaft mit aufbauen helfen dürfen, statt den Quatsch einer bronzezeitlichen altorientalischen Hirtenkultur mit krämpfigen Worten in die Gegenwart zu retten.
"Nun freut Euch doch mal des Lebens!!!!!! Seid fröhlich!!! Locker!!"
Wir sind schon gottlos glücklich. Wir erleben einen mächtigen Heidenspaß, statt immer nur die doofen Höllenqualen. Das ist so schön - da tanze ich jeden Karfreitag vor schierer Freude...
Thomas Henninger am Permanenter Link
Oh Mann Herr Veldmann,
es geht nicht um witzig sein oder ob der Katholikentag jemandem schadet, es geht darum das jeder Verein seine Party selbst bezahlen sollte.
Lockere Grüße
Wolfgang am Permanenter Link
Werter Herr Veldmann!
Wenn nach 2000 Jahren immer noch Lügen verbreitet werden, z.b. es gäbe ein Leben nach dem Tode (Nur für Christen!), ein Mann hat aus Wasser Wein gemacht (Straftat) und hat Menschen durch Handauflegen geheilt (Wunderheilung!) und das Ganze nur im Handaufhalten endet, (die Linke zum Greifen und die rechte zum Festhalten)darf der doch eigentliche humorvolle Atheist den Veranstaltern auf die Füße treten. So wahr mir gott helfe!
Und siehe, kein Einspruch von oben!
Evil Ernie am Permanenter Link
die antwort ist ganz einfach, er schadet allen nichtkatholiken, die dieses unsägliche sektentreffen durch ihre steuergelder mit finanzieren müssen. lockere, fröhliche grüße. Ernie
Guido W. Reichert am Permanenter Link
Ist es so schwierig zu begreifen, dass Ihr Satz "Wer ihn [den Katholikentag] nicht mag, belibt zu Hause" doch viel besser so lauten müsste: Wer ihn nicht mag und nicht besuchen möchte, der bezahlt ihn halt n
So einfach ist das eben nicht und der Gleichbehandlungs- oder Nicht-Diskriminierungsgrundsatz gibt im Bereich "öffentlicher Wohltaten" mit Fug und Recht einem "Zukurzgekommenen" ganz legitime Gründe für Klage - und Klage muss nicht zwingend "humorvoll" vorgebracht werden (auch wenn sie dies hier doch wurde).
Wie humorlos doch leider auch und gerade Katholiken sein können, kann man doch jederzeit bei den Kündigungen in öffentlich finanzierten (!) Einrichtungen bestaunen, wo wegen Scheidung oder Fehlglauben bei verkündungsfernen Tätigkeiten gekündigt wird. Richtig humorlos wird es übrigens -- hier kann ich aus Erfahrungen im Bekanntenkreis sprechen --, wenn wirklich gute Katholiken versuchen, den Segen Ihrer Kirche für eine neue Bindung nach einer Scheidung zu erhalten.
Ganz zweifellos gilt in der Tat die Empfehlung: Wer es nicht mag, der sollte seinen Glauben zur Not außerhalb organisierter Religiosität ausleben. Das Erstaunliche aber ist, dass Mitgliedschaft in den beiden großen Religionsgemeinschaften stark unkorreliert mit den Zuwendungen des Staates zu sein scheint...
Gondel am Permanenter Link
"Warum sind die Atheisten eigentlich immer so verbissen ..."
Schon klar, unalternative Fakten zur Kenntnis zu nehmen ist nicht jedermanns Sache, aber die schon von Einstein erkannte Grenzenlosigkeit der menschlichen Dummheit halt eben auch nicht.
Heide am Permanenter Link
Zu kurz gekommen? Wohl eher künstlich zu kurz gehalten. Stichwort Diskriminierung. Auch, und das ist das überhaupt nicht humorvolle, von der angeblich neutralen staatlichen Seite.
Jann Wübbenhorst am Permanenter Link
Die Richtigstellung zur finanziellen Bilanz des Katholikentages ist wichtig.
Kay Krause am Permanenter Link
Jaaaa, Gerd Veldmann, ein dreifaches Jaaa,jaaaa, jaaa! Sie haben sowas von recht!!!