From Ireland with love

Eine ganz schön blasphemische Postkarte

Wegen einer gottverneinenden Postkarte ins Gefängnis? Ein Anwalt hat es in Irland ausprobiert, um Werbung für das Referendum gegen das Blasphemiegesetz zu machen. Spoiler: Er ist noch auf freiem Fuß.

Am 26. Oktober dieses Jahres dürfen die Iren per Referendum über den umstrittenen Artikel 40 der irischen Verfassung entscheiden. Seit mehr als 80 Jahren gibt es das Gesetz, das Blasphemie an christlichen Glaubensinhalten unter Strafe stellt. Zwar steht seit 1999 fest, dass das Gesetz die Meinungsfreiheit aushebelt und damit verfassungswidrig ist, allerdings wird der Artikel immer noch in Irland angewandt.

Seit 2009 gibt es zudem ein Gesetz, wonach man für blasphemische Äußerungen mit bis zu 25.000 Euro bestraft werden kann. Doch wie einfach macht man sich damit straffällig? Das testete nun Andrew L. Seidel, Anwalt der US-amerikanischen Freedom From Religion Foundation, einer der größten und aktivsten Freidenker-Organisationen in den USA. Während eines Besuchs in Irland schickte Seidel eine Postkarte an seine Kollegen in den USA, auf der stand:

"Greetings from Ireland! Blasphemy is illegal here, but there’s still no god. Cheers."

Auf Deutsch:

"Grüße aus Irland! Blasphemie ist hier illegal, aber es gibt trotzdem keinen Gott. Prost."

Beispielbild
Seidel postete das corpus delicti auf seiner Facebook-Seite. (© Andrew L. Seidel)

Wie Seidel in der Irish Central schrieb, verschickte er die Karte außerdem von einer Poststelle in Clonakilty, welche früher eine Kirche war. Der Anwalt wollte mit seiner Karte unter anderem darauf aufmerksam machen, dass das Einschränken von Sprache auch zu einer Einschränkung von Denken führe. "Und jedes Gesetz, das nach Kontrolle sucht und die menschlichen Gedanken einschränkt, ist tyrannisch", so Seidel.

Strafrechtlich verfolgt wurde Seidel trotz seiner Bemühungen allerdings nicht. Denn normalerweise wird Artikel 40 nur angewandt, wenn sich genug Leute darüber aufregen. Das war wohl bei der "There is no god"-Postkarte nicht der Fall.

Das Referendum gegen das Blasphemiegesetz ist übrigens nicht das einzige, was im Oktober ansteht. Irinnen und Iren dürfen zudem darüber entscheiden, ob ein Verfassungsparagraph erhalten bleiben soll, der die häuslichen Pflichten der Frau festschreibt. Danach soll der Staat Frauen von wirtschaftlichen Zwängen zur Lohnarbeit freihalten, damit sie ihre Rolle als Hausfrauen nicht vernachlässigen. Außerdem wählt Irland eine neue Regierung.