Einen Image-Supergau erlebte Ende Januar 2019 der Wuppertaler Zoo: Bilder von einem blutenden und offenkundig schwer traumatisierten Bonobo machten im Netz die Runde. Der 10-jährige Bili war wenige Wochen zuvor vom Frankfurter Zoo zu "Zuchtzwecken" nach Wuppertal verschubt worden. Wissend um die Probleme, die solcher Transfer in aller Regel mit sich bringt, wurde Bili übergangslos in die Wuppertaler Bonobogruppe gesteckt, die ihrerseits in einem viel zu beengten Betonbunker zusammengesperrt ist. Bili wurde von den anderen Bonobos heftig attackiert, letztlich wurde ihm ein halbes Ohr abgebissen.
Es erhob sich ungeahnter Protest gegen die Verantwortlichen des Zoos. Zigtausende von mails überfluteten die Mailboxen nicht nur des Zoos, sondern auch der Stadtverwaltung und des zuständigen Veterinäramtes. Eine Online-Petition, Bili in ein Primatenrefugium nach Südengland zu verbringen, zeitigte in kürzester Zeit mehr als 65.000 Unterschriften: das Wales Ape & Monkey Sanctuary (WAMS), spezialisiert auf die Rehabilitation beschlagnahmter oder abgegebener Affen aus Zirkussen, Zoos, Pharmalaboren oder privater Haltung, hatte sich anerboten, Bili sofort aufzunehmen. (Auch wenn im WAMS keine weiteren Bonobos leben, müsste Bili dort keineswegs isoliert gehalten werden: es wäre eine Vergesellschaftung mit anderen Menschenaffen, ehemaligen Zirkus- oder Laborschimpansen etwa, denkbar.)
Sämtliche Medien des Landes, von BILD und Kölner Express über Berliner Kurier, Rheinische Post und Focus hin zu Mittel-, West- und Süddeutscher Zeitung, schrieben über den Fall. Selbst im Ausland wurde darüber gesprochen, Zeitungen in England, Frankreich, Italien, Tschechien, Österreich oder der Schweiz berichteten großaufgemacht über die Leiden des kleinen Affen: eine in dieser Form noch nie dagewesene Welle des Protestes überrollte den Wuppertaler Zoo.
Irreführende Stellungnahme
In einer ersten Stellungnahme behauptete der Zoo, Bonobo Bili habe in seiner Herkunftsgruppe im Frankfurter Zoo "aus genetischen Gründen nach dem Erreichen der Geschlechtsreife leider nicht länger bleiben" können. Er sei insofern "auf Empfehlung der Spezialistengruppe der Europäischen Zoogemeinschaft und des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes" Ende 2018 in den Wuppertaler Zoo verbracht worden "mit dem Ziel, ihn in die hier existierende Gruppe zu integrieren".
Die Stellungnahme des Zoos war indes grob irreführend: Bili musste nicht "aus genetischen Gründen" aus seiner Frankfurter Bezugsgruppe herausgenommen werden: Er kam, gebürtig im britischen Twycross Zoo – seine Mutter hatte ihn nicht angenommen –, im Alter von drei Monaten in den Zoo Frankfurt, wo er mit Hilfe einer Ammenmütter aufgezogen und erfolgreich in die dortige Gruppe integriert wurde, in der er die folgenden 10 Jahre anstandslos lebte. Er kam also von einer völlig fremden Blutlinie, zudem hätte man ihn problemfrei, temporär zumindest, sterilisieren können, wenn er nicht ins Frankfurter "Zuchtprogramm" gepasst hätte. Tatsächlich aber wurde Bili aus der Frankfurter Gruppe herausgenommen, weil man in Wuppertal ein neues "Zuchtmännchen" haben wollte. Deshalb und nur deshalb wurde er dorthin verschubt, unter Inkaufnahme all der Risiken, die das für ihn bedeutete: Einen erwachsenen Bonobomann einfach in eine gemischtgeschlechtliche andere Gruppe zu stecken, ist bekanntlich mit großen Problemen behaftet, deren sich der Zoo Wuppertal ganz offenbar nicht bewusst war; oder die er billigend – und zum Nachteil Bilis – in Kauf nahm. In späteren Stellungnahmen des Zoos wurden die angeblich "genetischen Gründe" für die Herausnahme Bilis aus seiner Frankfurter Gruppe nicht mehr angeführt.
Die Proteste ebbten nicht ab. Das zuständige Veterinäramt wurde aufgefordert, im Rahmen seiner gesetzlichen Beschützergarantenstellung umgehend zu intervenieren, um Leib und Leben des Tieres zu schützen. Zudem wurden Strafanzeigen gegen den Zoo, die Stadt (als Trägerin des Zoos) und das Veterinäramt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet. Die Zahl der Unterzeichner der online-Petition bewegte sich auf 150.000 zu. Am 27. Januar 2019 organisierten Tierfreunde vor Ort eine eigene Mahnwache vor dem Zoo, über die in verschiedenen Radio- und TV-Sendungen ausführlich berichtet wurde (unter anderem Brisant, SternTV, hr-Fernsehen, n-tv).
Normale Rangordnungskämpfe?
Letztlich sah der Zoo sich zu einer Pressekonferenz gezwungen, auf der Direktor Dr. Arne Lawrenz betonte, die nicht abstreitbaren Verletzungen Bilis seien Ausdruck ganz normaler und natürlicher Rangordnungskämpfe. Es sei mit solchen Anpassungsschwierigkeiten zu rechnen gewesen, Bilis Eingewöhnung verlaufe insofern genauso wie erwartet. Im Übrigen sehe er "Anzeichen dafür, dass sich Bilis Stellung in der Gruppe verbessert". Zudem wiederholte Lawrenz, was er von Anfang an gesagt hatte: Bili bleibe unter allen Umständen in Wuppertal, er, Lawrenz, wolle ihn eher euthanasieren (=töten), als ihn in das Waliser Primatenrefugium abzugeben.
Kurz nach der Pressekonferenz wurde jener Teil des Wuppertaler Menschenaffenhauses, in dem die Bonobos untergebracht sind, für Besucher gesperrt. Niemand sollte die zwangsweise "Integration" Bilis in die Bonobogruppe mehr von außen beobachten können, so dass keine "unschönen" Bilder mehr in die Öffentlichkeit gelangen würden. Die Einrichtung einer Webcam lehnte der Zoo ab. Zugleich begannen selbsternannte Zoolobbyisten auf Facebook- und Instagram, das Engagement der sich um Bilis sorgenden Tierfreunde systematisch zu diffamieren: Da war die Rede von "Hass, Hetze, Beleidigungen und Drohungen gegen den Zoo Wuppertal" (prozoo) oder vom Verbreiten von "Fake-News" und "Lügen", die den Sachverhalt vorsätzlich falsch bzw. heillos übertrieben darstellten. Die Fotos des übel zugerichteten Bonobo seien von Tierrechtlern manipuliert worden, damit die Medien darauf ansprängen. Der Zoo Wuppertal habe nichts falsch gemacht und habe sich keinerlei Vorwürfe gefallen zu lassen (zoos.media). Auch Zoodirektor Lawrenz sprach von Bedrohungen, gar Morddrohungen, denen er ausgesetzt sei, wobei er sich als Beleg auf diesen Facebookeintrag einer erbosten Tierfreundin bezog: "Sperrt doch den asozialen Zoodirektor mit in diesen Käfig, dass die Affen an dem Richtigen ihre Wut auslassen!"
Am 3. Februar fand eine weitere Mahnwache vor dem Zoo statt (der am Sonntag, dem 10. Februar eine nächste folgen soll). Die Zahl der Unterzeichner der Online-Petition überschritt mittlerweile die 250.000er-Grenze.
Eskalierende Übergriffe
Obgleich der Zugang zu dem Wuppertaler Bonobo-Gehege für Besucher gesperrt wurde, entstanden am 6. Februar 2019 neue und noch weitaus erschreckendere Bilder (Hinweis der Redaktion: Das bei Facebook veröffentlichte Video zeigt explizite Gewaltszenen!) als sie zwei Wochen davor durch die Medien gegangen waren: Bonobo Bili wurde erneut von der eingesessenen Bonobo-Gruppe heftigst attackiert, dem Vernehmen nach verlor er dabei einen Finger (bzw. einen Zeh) und wurde auch im Genitalbereich schwer verletzt.
Und wieder wusste der Wuppertaler Zoo nichts anderes zu vermelden, als dass "in der vergangenen Woche zahlreiche positive Sozialkontakte zwischen Bili und anderen Gruppenmitgliedern beobachtet werden" konnten. Daneben seien jedoch auch immer wieder die "arttypischen innerartlichen Aggressionen" aufgetreten, die sich vor allem gegen Bili richteten. An der Einschätzung des Zoos habe sich auch nach der neuerlichen Attacke nichts geändert: "Die Bemühungen zur Integration von Bili werden in Verbindung mit Maßnahmen, die eine Abschwächung der Aggressionen zum Ziel haben, weiter fortgesetzt." Koste es, was es wolle.
Ahnungslos oder wider besseres Wissen?
Seit der unverantwortlichen Herausnahme aus seiner Bezugsgruppe im Zoo Frankfurt, in die der 10 Jahre alte Bonobo völlig problemfrei integriert war, und dem Transfer nach Wuppertal, ist Bili massivem Mobbing seitens der anderen Wuppertaler Bonobos ausgesetzt, das zu erheblichen Verletzungen des Tieren geführt hat. Das Mobbing stellt keineswegs, wie der Zoo Wuppertal – ahnungslos oder wider besseres Wissen – behauptet, "gänzlich normale und natürliche Rangordnungskämpfe oder Anpassungsschwierigkeiten" dar, vielmehr handelt es sich dabei um ein rein zoospezifisches Problem: Es tritt in dieser Form nur in Zoos, sprich: bei auf engstem Raum zusammengesperrten Bonobos auf, im Freiland, wo die Tiere einander ausweichen können, wurde dergleichen noch nie beobachtet. Ganz im Gegenteil verfügen Bonobos im Freiland über artspezifische Beschwichtigungs- und Konfliktlösungsmöglichkeiten (i.e. sexuelle Interaktionen), die ihnen in Gefangenschaftshaltung weitgehend verloren gehen. Deshalb kann es in Zoos zu derart eskalierenden Gewaltübergriffen kommen.
Bili müsste zu seinem Schutz sofort aus der Wuppertaler Gruppe herausgenommen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass er dort "integriert" werden kann, wird immer geringer, hingegen steigt das Risiko, dass er in der dortigen Gruppe zu Tode kommt.
34 Kommentare
Kommentare
pavlovic am Permanenter Link
Ich weiß nicht, Colin Goldner meint die Geschichte wäre eine Erfolgsstory weil so viel Aufmerksamkeit einem Tier zuteil käme.
Der Vorwurf der Ungleichbehandlung ergibt jedoch nur unter Symmetriebedingungen Sinn. Menschen können Tiere daher gar nicht diskriminieren, denn beide sind in moralischer Hinsicht fundamental ungleich. Ungleichbehandlung von in relevanter Hinsicht Ungleichen ist gerecht. Man kann dem Menschen nicht sinnvoll vorwerfen: „Du glaubst wohl, du hättest Sonderrechte, bloß weil du allein alle Pflichten hast, was?“ Das ist so ähnlich, wie wenn man sagte: „Du glaubst wohl, du bist der Stärkste, bloß weil du mehr Kraft als alle anderen hast. Schwächere sind genauso stark wie du, also lass dich gefälligst von ihnen verprügeln!“
Paradoxe Botschaften wie die der Tierrechtler dienen tyrannischen Herrschaftsinteressen. Wer versucht, jemandem den Pelz zu waschen, ohne ihn nass zu machen, reibt sich bei diesem Versuch auf. Tierrechts-Gurus können je nach Gusto bestimmen, wer bei diesem Versuch erfolgreicher ist und wer nicht. "
Katrin Iltgen am Permanenter Link
...ein Schelm, wer Böses dabei denkt... . Danke Colin Goldner für Ihren Beitrag, da kommt dieser Kommentar leider nicht mit. Macht aber schon was her... .
V. Wolf am Permanenter Link
Der Unterschied zur natürlichen Situation ist, dass
1. BILI eine Handaufzucht ist
2. Er aus seiner funktionierenden Gruppe von Menschen heraus genommen wurde, und nicht verstoßen wurde.
Mitleid am Permanenter Link
Ich habe selten so einen ellenlang gequirlten Blödsinn gelesen.
`Erzwungene Integration´ funktioniert weder im Tierreich noch bei uns.
… und schon gar nicht in geschlossenen Räumlichkeiten ohne Fluchtmöglichkeit …
… und das hat weder etwas mit Geld, Hetze, Entfesselung eines Mobs oder sonst irgendeiner links-grün verblendeten Ideologie zu tun …
Bitte verzichten Sie auf eine Antwort, ich werde Sie eh nicht lesen.
Vesna Menzel am Permanenter Link
Artgerecht ist nur die Freiheit. Alles andere nur Theorie. Und darunter müssen von uns Menschen festgehaltenen Lebewesen leiden. Unfassbar!
Vesna Menzel am Permanenter Link
Wer denkt der Mensch wer er sei? Was doch grundsätzlich für eine merkwürdige Idee Tiere einzusperren, um sie zur Schau zu stellen. Weil wir die Möglichkeit dazu haben dürfen wir so etwas?
Kay Krause am Permanenter Link
Das höhere Wesen" (?) Mensch in seinem Wahn!
Verena Draesecke am Permanenter Link
Ein wirklich brillant geschriebener Artikel, der zudem noch absolut den Tatsachen entspricht. Herzlichen Dank dafür!
Gerd Braun am Permanenter Link
Ich kann leider nicht einschätzen, wer nun den größeren Sachverstand besitzt, der Zoodirektor und sein Team an Spezialisten oder die Initiatoren der Protestbewegung.
Wenn er in freier Wildbahn von seiner Gruppe verstossen worden wäre wegen eines neuen dominanten Männchens und sich dann einer anderen Gruppe anzuschließen versuchte - wäre es da nicht wahrscheinlich zu vergleichbaren Rangkämpfen gekommen? Kann dies jemand hier mit Sicherheit verneinen?
So viel weiß ich: Aggressionsabbau durch Koplutation funktioniert zwar bei Bonobos innerhalb der Gruppe. Aber ob dies auch mit Neuankömmlingen funktioniert halte ich eher für zweifelhaft, da geht es dann über Rangkämpfe. Und Bonobos sind eben wilde Tiere, welche auch nicht ohne Grund Reisszähne tragen. Ich warne daher vor zu viel Vermenschlichung, wie sie zB der Autor dieses Artikels an den Tag legt.
Dr. Lea Korcova am Permanenter Link
Der Bonobo hatte seine Gruppe, wo er gut integriert war, gehabt. Wozu dann diese Quälerei? Und zu dem Begriff Integration - es war seine Familie mit festen Beziehungen von welcher er rausgerissen wurde!
Anna am Permanenter Link
In freier Natur werden die Tiere aber nicht einfach in die Gruppe geworfen.
In freier Natur nähern sich Tiere an. Erstmal in Sichtweite. Gucken, was passiert.
Dann noch näher usw.
Bonobos im speziellen reagieren sich durch Sex ab. Dh ein dominantes Weibchen hätte ihn vermutlich Mal Ran gelassen und er wäre irgendwann darüber integriert gewesen.
Peter Benien am Permanenter Link
Von welchen Spezialisten sprichst du hier? Von denen Pro oder Contra.
Claudia Wettl am Permanenter Link
Verneinen kann man es natürlich nicht, dass es in der freien Wildbahn zu vergleichbaren Rangkämpfen kommen kann, aber in der FREIEN Wildbahn KANN das TIER FLIEHEN, im ZOO hat das Tier KEINE AUSWEICHMÖGLICHKEIT im ein
.
Christine Reinecke am Permanenter Link
Wie wäre es, wenn Sie als möglicherweise christlicher Mensche ungewollt zu den IS Milizen verfrachtet werden.
Barbara Kröber am Permanenter Link
Ja das kann man nahezu ausschließen denn Bonobos sind sehr gut erforscht. Kein Tier dass so attackiert wird und es überlebt bleibt dort.
Mitleid am Permanenter Link
Sie können nicht einschätzen, warnen aber vor Vermenschlichung – oh man …
Anscheinend haben Sie den Artikel weder richtig gelesen noch verstanden.
Siehe oben.
Jörg Gaiser am Permanenter Link
Wenn ein Bonobo in freier Wildbahn von einer Gruppe verstossen wird, hat er die Möglichkeit sich zurückzuziehen bzw. zu flüchten, was ihm in einem Zookäfig nicht möglich ist.
Pia U. am Permanenter Link
Zu Rangordnungskämpfen gehören, zumindest meines Wissens nach, immer mindestens zwei Individuen.
Somit wird offensichtlich gemobbt.
Edmund Schmidt am Permanenter Link
Menschen reißen ihn aus seiner vertrauten Gruppe, liefern ihn aus und berauben ihn dabei der Möglichkeit der Flucht.
Nicole Richtarsky am Permanenter Link
Meine Meinung dazu ist das hier grobfahrlässig gehandelt wird,mir ist bewusst das Tiere allgemein bei zusammenführungen nicht immer für uns Menschen schön handeln, aber es ist auch so das jeder Tierbesitzer weiss das
Und ich als Mensch trage ab dem Moment wo ich einTier in meine Obhut nehme die Verantwortung dafür, und so erwarte ich auch vom Wuppertaler Zoo endlich Verantwortung für Bili zu übernehmen und sich einzugestehen das die zusammenführungen nicht funktioniert, oder soll der weitere Verlauf so enden das der Preis für diese Ignoranz Bilis leben kostet? Ehrlich... Lassen Sie zb einen neuen Hund weiter in einem bestehenden Rudel das ihn nicht akzeptiert und böswillig angreift, und blutig beisst??Und das immer wieder??? Nein manchmal passt es einfach nicht!
Und ich hoffe vom tiefsten Herzen das Bili endlich den Wuppertaler Zoo verlassen darf, in ein neues Leben ohne Angst und Gewalt, denn er hat es so verdient!!
Judith kraft-hekd am Permanenter Link
Ich wüsste gerne den derzeitigen Stand. Es ist ein Horror und wo überall tobt der Mensch noch und kuckt das veterinärämter weg.
Peter Benien am Permanenter Link
Danke für diesen Artikel. Auch meine Recherchen ergaben, dass derartiges in freier Wildbahn nicht passiert, nur in Zoos bei zu kleinen Gehegen.
Ilse Mirschel am Permanenter Link
Man kann es nicht ertragen, was da im Wuppertaler Zoo geschieht. Warum können verantwortliche Menschen wie z. B der Zoodirektor u.a. es geschehen lassen, dass ein Lebewesen so leidet?
Ellen Frenzel am Permanenter Link
Armer Bili,ich wünsche Dir und Mato, daß ihr bald aus diesem Zoo befreit werdet.daß ist unerträglich.Warum ist dieser Zoodirektor so uneinsichtig und will dich mit aller Macht behalten.Einfach unvorstellbar.Mein Herz
T.Hartner am Permanenter Link
Vielen Dank für diesen Artikel! Endlich sagt jemand, wie es wirklich ist! Vier Pfoten ist auch eingeschaltet.
Great Ape Project am Permanenter Link
Stellungnahme von Prof. Volker Sommer zur Situation des Bonobomannes Bili im Wuppertaler Zoo:
Unsere stammesgeschichtlich nächsten Verwandten sind die Mitglieder der Gattung Pan: Schimpansen und Bonobos. Die Entwicklungswege der beiden afrikanischen Menschenaffenformen teilten sich vor etwa einer Million Jahre. Die Grundzüge ihres Verhaltens innerhalb der eigenen Gruppe lassen sich für Schimpansen unter dem Stichwort "Patriarchat" zusammenfassen (Männchen dominieren Weibchen, bis hin zur Gewaltanwendung), während umgekehrt für Bonobos das Stichwort "Matriarchat" zutrifft (Weibchen dominieren Männchen, bis hin zur Gewaltanwendung). Diese Asymmetrien reflektieren vermutlich Konkurrenzstile, die durch unterschiedliche Ernährung hervorgerufen werden.
Im Freiland ist es durchaus nicht unüblich, dass Bonobo-Männchen von Weibchen angegriffen werden, speziell von weiblichen Koalitionen. Schlimme Verletzungen kommen vor, sehr vermutlich bis hin zum Töten von Männchen. Das gleiche trifft auf die Haltung in Gefangenschaft zu, wo Männchen regelmässig Opfer weiblicher Aggressionen werden [was in Wuppertal aber nicht der Fall ist: Bili wird in erster Linie von zwei halbwüchsigen männlichen Bonobos attackiert, d.Red.]; typische Verletzungen sind Verstümmelungen der Finger oder Zehen und Genitalien.
In Gefangenschaft wird die Verletzungsgefahr allerdings durch drei Faktoren verschärft.
– Erstens ist es im Unterschied zum Freiland nicht selten, dass gefangen gehaltene Männchen in eine andere Gruppe umgesetzt werden. Das ist aber das genaue Gegenteil der natürlichen Situation. Denn im Freiland sind Männchen "philopatrisch", d.h., sie bleiben mit ihren Geschlechtsgenossen in ihrer Geburtsgruppe, während die Weibchen auswandern.
– Zweitens wird oft ein einzelnes Männchen mit einer Gruppe von Weibchen eingesperrt; das ist ebenfalls das Gegenteil der Freilandsituation, denn hier werden sogenannte Viel-Männchen-Viel-Weibchen Gesellschaften gebildet. Dass Tiergartenbiologen und -biologinnen dieses lange bekannte Faktum ignorieren, spiegelt eine patriarchal gepolte mentale Einstellung wider – Zooleute denken eben gerne im traditionellen Schema vom "Alphaaffen", der der Chef mehrerer Weibchen ist, und sich schon irgendwie durchbeissen wird...
– Drittens können, im Unterschied zum Freiland, die eingesperrten Tiere nicht einfach vor den Angreifern fliehen – sondern sind ohne eine Möglichkeit des Entkommens auf Gedeih und Verderb mit den Aggressoren konfrontiert.
Diese Umstände reflektieren die grausame Wirklichkeit des Zooalltags, bei dem hochsensible Kreaturen lebenslang hinter Gittern gehalten werden, nur damit wir uns an ihnen ergötzen können. Mit Natur- oder Artenschutz hat dies übrigens nichts zu tun; niemals wurde oder wird ein Bonobo aus einem deutschen Zoo in die Wildnis entlassen werden. Das wäre schon deshalb Unsinn, weil Hunderte von entwurzelten Bonobos, die ihrer Waldheimat beraubt wurden, in Afrika in Auffangstationen sitzen. Wenn also "Auswilderung" in Frage kommt, dann wären dies die ersten Kandidaten. Und nicht die Gefangenen von Wuppertal.
Der Zoo Wuppertal hat bereits in der Vergangenheit bezüglich der Menschenaffenhaltung negative Schlagzeilen gemacht. Das Management war weder damals noch heute dazu bereit, auf Kritik einzugehen – man ist sich seiner "guten Sache" eben sicher.
Dem Bonobomann Bili hilft das nicht. Der flüchtet sich, wie es Menschen auch tun würden, angesicht seiner aussichtlosen und verzweifelten Situation in Depression und Selbstaufgabe.
Volker Sommer ist Professor für Evolutionäre Anthropologie am University College London und erforscht seit Jahrzehnten die Ökologie und das Verhalten wilder Affen und Menschenaffen in Asien und Afrika.
Vesna Menzel am Permanenter Link
Danke für den konstruktiven Beitrag!
Gisela Bracht am Permanenter Link
Der abgebene Zoo Frankfurt fühlt sich nicht mitverantwortlich?
Warum wird er nicht zur Rücknahme aufgefordert?
Andy am Permanenter Link
Würden wir in einer Gruppe bleiben, die uns 3 Monate schickaniert. Ein halbes Ohr abbeisst. Und jetzt noch den Finger und den Genitalbereich scheinbar verletzten.
Ich frage mich mit was für einen Zoo haben wir es zu tun, der einen Affen lieber tötet als ihn in die Hände anderer zu geben, bei denen er noch eine Chance auf ein friedliches Leben hat.
Wenn man das Verhalten des Zoos auf unser menschliches Verhalten projeziert, muss ich mich schon fragen, mit wem wir es hier zu tun haben. Rücksichtlos, empathielos, egoistisch.....
Sim am Permanenter Link
Das passt wohl auch zum Thema: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/tiger-toetet-artgenossin-bei-erster-begegnung-in-londoner-zoo-a-1252456.html
Edith Okon am Permanenter Link
Der Wuppertaler Zoo gerät wiederholt in Verruf wegen Tierquälerei. Hier wird bewusst mit dem Leben eines Tieres gespielt um mehr Aufmerksamkeit zuerlangen.
Antonietta am Permanenter Link
Zoos geben zwar einen geringen Bruchteil ihres jährlichen Budgets für Naturschutzprojekte aus.
Bärbel Treutler am Permanenter Link
Nach den eigenwilligen Aussagen des Zoodirketors zum Thema Bonobo Billi habe ich mal nachgeschaut, was im Schulfach Biologie über die friedlichen Bonobos geschrieben wird.
Heidi Dittrich am Permanenter Link
Ich bin entsetzt! Wie lange muss das arme Tier denn noch leiden?! Die Verantwortlichen, die keinerlei Verantwortung zeigen!, behaupten, dass auch in freier Wildbahn solche Kämpfe stattfinden.
Seit Wochen leidet dieses Tier und es ist kein Ende absehbar. Warum will man den Bonobo nicht in das bereite Affenrefugium gehen lassen?! Hat man Angst davor, dass noch mehr Schreckliches zu Tage tritt?! Was ist mit den anderen Zoos in Deutschland, hört man von denen was? Es wäre gut wenn diese den Mut aufbrächten, den Wuppertaler Zoo öffentlich ächten und verurteilen würden. Stattdessen wird Euthanasie angeboten! Auch um zu vertuschen, dass alles noch viel schlimmer ist, als bekannt.
Ihr Menschen, die so handeln können, kotzt mich an!!! Ihr, die ihr zuschaut wie ein den Menschen verwandtes Lebewesen zu Tode gequält wird erinnert mich an überwunden geglaubte Zeiten in Deutschland! Weiter so, denn wer so grausam Tieren gegenüber Tieren sein kann, der überwindet bald auch die Scheu Menschen gegenüber.
Nehmt endlich den Tier aus dieser Gruppe, denn es leidet unsäglich! Und auch für den Rest der Gruppe bedeutet es Stress pur! Schämt euch, da zuzuschauen!!!