In dem US-Bundesstaat an der Westküste werden keine Häftlinge mehr hingerichtet: Das veranlasste sein frisch amtierender Gouverneur per Dekret. Eine andere Person absichtlich zu töten sei falsch. Wer von dieser Entscheidung nicht begeistert ist? Ein gewisser Donald Trump.
737 Menschen warteten in Kaliforniens Todestrakten bis gestern auf den Tod, so viele wie nirgends sonst in den USA. Der wird sie jetzt nicht mehr ereilen – zumindest nicht durch staatliche Hand. Er glaube nicht, dass der Staat das Recht habe, zu töten, sagt Gavin Newsom von den Demokraten, seit Januar Gouverneur des Silicon-Valley-Staates. Gestern setzte er deshalb die Todesstrafe per Dekret aus, wie Die Zeit berichtet. Die Hinrichtungskammer im Staatsgefängnis "San Quentin" in der Nähe von San Francisco, in dem sich sämtliche Todeskandidaten befinden, werde mit sofortiger Wirkung stillgelegt.
Präsident Donald Trump findet die Anordnung falsch: "Die Freunde und Familien der stets vergessenen Opfer sind nicht begeistert, und ich bin es auch nicht", ließ er die Welt via Twitter wissen. Der Gouverneur widersetze sich dem Wählerwillen indem er die "eiskalten Killer" leben lasse: Zwei Initiativen zur Abschaffung der Todesstrafe waren erfolglos. Eine Staatsanwaltsvereinigung bezeichnete das Moratorium im Vorfeld als "voreilig und unüberlegt".
Bereits seit dem Jahr 2006 wurde in Kalifornien niemand mehr exekutiert, nachdem ein Bundesrichter die Giftspritze als verfassungswidrige Hinrichtungsform eingestuft hatte. Sie sei eine grausame und außergewöhnliche Form der Bestrafung.
"Ich glaube nicht, dass eine zivilisierte Gesellschaft eine Führungsrolle in der Welt einfordern kann, solange ihre Regierung die vorsätzliche und diskriminierende Hinrichtung ihrer Mitglieder billigt", zitiert Der Spiegel Gouverneur Newsom. Er bezieht sich damit auf eine Studie, nach der jeder 25. zum Tode Verurteilte unschuldig sei. "Das absichtliche Töten einer anderen Person ist falsch", sagte er laut tagesschau.de. Er könne keine Vollstreckung von Todesurteilen zulassen, wenn er wisse, dass auch Unschuldige darunter seien.
In 30 von 50 Bundesstaaten der USA gibt es die Todesstrafe noch. Seit Jahren werden aber immer weniger Menschen zum Tode verurteilt beziehungsweise tatsächlich exekutiert, zitieren Der Spiegel und tagesschau.de Zahlen von Human Rights Watch. Stattdessen bleiben die für schuldig Befundenen lebenslang in Haft.
15 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Gestern lief - passend zu dieser Meldung - der Spielfilm "True Crime" im TV.
Ich beglückwünsche Gouverneur Newsom zu seiner humanen Entscheidung und verabscheue erneut den leider noch amtierenden "Präsidenten" wegen seines inhumanen Kommentars. Alttestamentliche Rachegelüste gehören nicht ins 21. Jh. ...
Kay Krause am Permanenter Link
Moin Herr Kammermeier! Was Sie vollkommen richtig sagen, würde ich auch auf die Soldaten, (die für ihre Heldentaten auch noch im Namen des "Herrn" gesegnet werden) im Krieg ausweiten wollen!
Kay Krause am Permanenter Link
Wer hat denn ernsthaft von Mr. Trump(eltier) eine andere (humanere) Reaktion erwartet?
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Die Todesstrafe ist keine Strafe! Lebenslang hinter Gittern und nicht nur 15 Jahre ist die richtige Lösung für Opfer der Hinterbliebenen und den Täter!
Kay Krause am Permanenter Link
Hallo W.Schaefer: für die Todesstrafe gibt es zwei Gründe:
Und darin werden sie vom Bibeltext auch noch bestärkt!
Kay Krause am Permanenter Link
Sorry, W. Schaefer, der zweite Teil meiner Antwort ist irgendwo untergegangen. Ich wollte unter
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Kostengünstige Lösung auch eine Erlösung. Es geht halt immer wieder nur um das Geld.
Gott Mammon lässt grüßen!
Zeitenzeuge am Permanenter Link
Bravo! Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung! Der nächste müsste die endgültige Abschaffung sein. Dann würde ich auch wieder dorthin reisen.
Die Todesstrafe ist vielleicht christlich, auf jeden Fall aber ist sie unmenschlich!!!
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Die Todesstrafe ist vielleicht christlich, auf jeden Fall aber ist sie unmenschlich.
Christlich und unmenschlich ist ein und das selbe paar Stiefel.
Kay Krause am Permanenter Link
Meister Baierlein: ALLES, was der Mensch tut (oder unterläßt), IST menschlich! Mag es für einen Humanisten auch noch so wenig nachvollziehbar und unverständlich sein!
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hi Kay , ich kann jetzt an dem ausführen der Todesstrafe nicht gerade etwas Menschliches sehen, als Menschlich verstehe ich die Möglichkeit zu verzeihen.
Da aber auf unserer Erde Menschen auch für geringfügige Vergehen hingerichtet werden
hört bei mir die Menschlichkeit auf und die Mordlust fängt an.
Kay Krause am Permanenter Link
Und was hat das Christentum auch nur im Entferntesten mit irgendeiner Art von Humanismus (Menschlichkeit) zu tun? Nein, es ist die normale Menschlichkeit. So sind wir einfach!
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
lieber Kay, das ist fast eine Fatalistische Einschätzung.
Humanismus ist das Gegenteil von Christentum.
Kay Krause am Permanenter Link
Lieber Meister Baierlein, diesen Disput können wir endlos fortsetzen, ohne zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen:Ich stimme Ihne ja in allem zu, mir geht es um die Wort-Findung und -Benutzung.
Als "Untier" könnte man wohl eher den Menschen bezeichnen, denn er kann (sofern er will) rein verstandesgemäß handeln, da ihm der größte Teil seines Instinktes eh abhanden gekommen ist. Aber auch gegen diese Argumentation kann man natürlich wieder einen Einwand finden.
Über die falsch verwendeten Begriffe "Arbeitnehmer" und "Arbeitgeber", schreibe ich Ihnen ein andermal, wenn's zum Thema paßt!
pavlovic am Permanenter Link
Das eigentliche Problem mit Hinrichtungen ist, dass es eben keineswegs sicher ist, ob die Menschen wirklich schuldig sind. Die Justiz - und das ist ein weltweites Phänomen - arbeitet häufig schlampig.