Nur noch kirchliche Kindergärten in Dortmund-Brechten

Kindererziehung in Gottes Namen

Wer sein Kind nicht in einer Einrichtung der Caritas oder Diakonie betreuen lassen möchte, hat in Dortmund-Brechten keine Alternative mehr. Denn die Stadt hat ihre städtische Einrichtung geschlossen und für den Neubau die Caritas als Träger festgelegt.

Auch in Dortmund fehlt es an Plätzen in Kindertagesstätten. Überall in der Stadt werden neue Kindergärten gebaut. Dass dabei nur bestimmte Träger zum Zuge kommen, darüber wacht eine sogenannte Trägerkonferenz. Zusammen mit dem Jugendamt verteilen dort die etablierten Träger untereinander die einzelnen Standorte. Dieser auch gerne als "Dortmunder Weg" bezeichnete Vorgang unterscheidet sich maßgeblich vom Umgang in anderen Städten und Kommunen, wo zumindest offenen Ausschreibungsverfahren stattfinden.

"Der Dortmunder Weg" hat theoretisch den Vorteil, dass durch die Absprache der Träger zumindest gewährleistet wird, dass vor Ort in den Stadtbezirken unterschiedliche Träger mit ihren Einrichtungen den Eltern die Wahl lassen, von welchem Träger sie ihr Kind betreuen lassen.

In Dortmund-Brechten gibt es nun die Situation, dass dort Eltern ihr Kind nur noch in Einrichtungen der Caritas oder der Diakonie geben können, andere Anbieter gibt es nicht. Zwar gab es dort eine städtische Einrichtung, diese wurde jedoch wegen baulicher Mängel geschlossen Der nun geplante Neubau wird 2021 von der Caritas betrieben werden. Dass Eltern nicht nur ein Anrecht auf einen Kindergartenplatz für ihre Kinder haben, sondern auch die Möglichkeit haben sollten zwischen verschiedenen Trägern zu wählen, wird ignoriert. Diese Trägervielfalt wird zwar vom Gesetzgeber gewollt, aber die Praxis sieht häufig dann anders aus. In Dortmund-Brechten ist sie durch die politischen Beschlüsse nur noch Theorie.

Besonders irritierend an diesem Deal ist, dass die zuständige Bezirksvertretung, das Kommunalparlament vor Ort, zwar sehr deutlich dieser Regelung widersprochen hat. Die Lokalpolitiker haben in ihrem Beschluss darauf verwiesen, dass mit der Vergabe der Einrichtung an die Caritas für konfessionsfreie Eltern keine Angebote mehr vorhanden sind. Im zuständigen Ausschuss und im Rat der Stadt Dortmund wurde dies aber einfach ignoriert.

Möglicherweise könnte dieser Beschluss für die Stadt Dortmund sogar teuer werden, denn sollten sich Eltern über diese Situation beschweren und eine konfessionsfreie Einrichtung für ihre Kinder einfordern, ist die Stadt gefordert den Willen der Eltern auch Rechnung zu tragen. Denn die Stadt wird nur schwer erklären können, wie sie die rechtlich vorgeschriebene Trägervielfalt gewährleistet hat. Die Gemeinschaft Dortmund-Ruhr-Lippe des Humanistischen Verbandes wird Eltern bei der Inanspruchnahme ihres Wahlrechtes unterstützen. "Da sich die Caritas-Einrichtungen nach ihrer Selbstdarstellung einem christlichen Menschenbild verpflichtet fühlen, fehlt es Eltern in Brechten an Einrichtungen, die weltanschaulich neutral sind," so der Vorsitzende der Gemeinschaft, Jens Hebebrand. "Mehr als 25 Prozent der Dortmunder sind nicht konfessionell gebunden, für sie muss es auch in Brechten ein Angebot geben."

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