Viele religiöse Konflikte haben mit dem Drang von Glaubensgemeinschaften zu tun, ihren Einflussbereich und ihr Territorium auszubauen. Der religiöse Terminus dafür lautet: Missionieren.
Mission bedeutet oft, in fremden und teilweise exotischen Weltgegenden Leute zu bekehren, die in einem anderen Kulturkreis leben und andere religiöse Überzeugungen pflegen. Die Problematik: Missionare realisieren in ihrem religiösen Eifer häufig nicht, dass sie intolerant auftreten und die religiösen Gefühle und Überzeugungen von Andersgläubigen missachten.
Denn sie sind überzeugt, den Auftrag von Gott bekommen zu haben, die Seelen der "Ungläubigen" zu retten. Letztlich bedeutet die Missionierung, dass den anderen Religionen die Daseinsberechtigung abgesprochen wird. Dies wiederum ist eine Art religiöser Kolonialismus.
Von den Weltreligionen fallen das Christentum und der Islam durch die radikalsten Methoden der Missionierung auf. Christliche Missionare – vor allem freikirchliche – dringen immer noch in alle Weltgegenden vor, um das Evangelium zu verkünden, wie es die Bibel verlangt. Dabei riskieren sie Gefängnisstrafen (China) oder setzen in islamischen Gegenden, in denen sich Islamisten festgesetzt haben, ihr Leben aufs Spiel.
Muslime sind oft noch radikaler. Migranten gründen in westlichen Ländern Moscheen, wollen die Scharia durchsetzen, und die Prediger hetzen die Gläubigen gegen die in ihren Augen dekadente westlich geprägte Bevölkerung auf. Islamisten "missionieren" sogar in ihren Mutterländern Glaubensgeschwister und verfolgen auch politische Ziele. Sie wollen mit Terroranschlägen nicht nur den Westen destabilisieren, sondern in ihren eigenen Ländern das Kalifat erzwingen.
Die Missionstätigkeit verfolgt nicht nur religiöse Ziele, sie hat immer auch mit Macht zu tun. Missionare und Prediger wollen den Einfluss ihrer Religion ausbauen. Das ist der Hauptgrund, weshalb religiöse Konflikte nicht einzudämmen sind. Erstaunlicherweise ist das Missionieren primär das Markenzeichen der monotheistischen Glaubensgemeinschaften, also der Muslime und Christen. (Ausnahme: die Juden.)
Absolutheitsanspruch führt zu einem Elitedenken
Buddhisten, Hindus, Polytheisten oder Animisten haben kaum Interesse, ihre Heilslehre zu verbreiten und zu missionieren. Weshalb ist das so?
Nur die Monotheisten kennen einen allmächtigen Alleinherrscher in Gestalt eines Gottes. Da dieser Gott als Schöpfer des Universums verehrt wird, verkörpert er die absolute Macht und Wahrheit, die es allen zu verkünden gilt.
Da gibt es kein Schlupfloch und keinen Kompromiss, keine Relativierungen und keinen Spielraum für Interpretationen. Es geht zwangsläufig um das Höchste und Letzte. Um alles oder nichts.
Solche absoluten Ansprüche sind problematisch und überfordern uns Menschen heillos. Wir sind labil, verletzlich, ängstlich. Der Glaube an eine vollkommene Instanz, die auch als Erlöser und Retter über den Tod hinaus auftritt, wirkt radikalisierend und erdrückend. Dieser Absolutheitsanspruch führt bei Strenggläubigen zum Elitedenken und oft zur Abwertung Andersgläubiger.
Einen solch ausgeprägten Missionsdrang haben Glaubensgemeinschaften nicht, deren Himmel von mehreren Göttern besiedelt ist. Hindus und Buddhisten kennen keinen Absolutismus. Die vielen hinduistischen Götter stehen für verschiedene Eigenschaften. Und jeder Gott hat seine eigene Wahrheit.
Hindus haben kaum ein Bedürfnis, Andersgläubige zu bekehren
Einen Alleinherrscher, der uns überwacht und uns am Jüngsten Tag richtet, gibt es nicht. Deshalb haben Hindus kaum ein Bedürfnis, ihre Heilsvorstellungen Andersgläubigen zu verkünden. Außerdem empfinden Hindus und Buddhisten, die teilweise auch an Götter glauben, den christlichen Gott nicht als Konkurrenten.
In ihrem Himmel haben viele Götter Platz, auch der christliche. Anbeten müssen sie ja nicht alle. Sie sehen keinen Grund, dem christlichen oder muslimischen Schöpfer den Gottesstatus abzusprechen und Christen oder Muslime zu missionieren und bekehren.
Dieser seltsame Drang bleibt in erster Linie den expansionsfreudigen monotheistischen Religionen vorbehalten.
Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.
21 Kommentare
Kommentare
Junius am Permanenter Link
Ja, liest sich schön, stimmt nur leider nicht mit den beobachtbaren Fakten überein. Der Buddhismus ist heute eine der großem Weltreligionen, und ist nicht vom Himmel gefallen. Das wird man nicht ohne Mission.
David Z am Permanenter Link
Im grossen und ganze sehe ich das ähnlich. Allerdings, so ganz passt die Argumentation nicht: Das Judentum ist auch monotheistisch, will aber grade nicht missionieren.
Petra Pausch am Permanenter Link
genau das steht in dem Artikel: "Erstaunlicherweise ist das Missionieren primär das Markenzeichen der monotheistischen Glaubensgemeinschaften, also der Muslime und Christen. (Ausnahme: die Juden.)"
Sascha Bohnenkamp am Permanenter Link
Wobei es durchaus auch bei den Juden ähnliche Probleme gab (Samariter) und gibt.
Man denke z.B. daran, dass der Israelische Staat ein Staat der Juden sei .. und damit alle Nicht-Juden abwertet (auch real).
Das Judentum mag keine Nicht-Juden bekehren wollen, aber schon im AT wird kräftig gegen Andersgläubige ausgeteilt.
David Z am Permanenter Link
Dass Israel Nicht-Juden "abwertet" halte ich für eine ganz üble, wenn nicht schon infame Behauptung.
Willie am Permanenter Link
Zu: "Das Judentum ist auch monotheistisch, will aber grade nicht missionieren."
Wenn man sich etwas mit dem Judentum beschäftigt, dann kommt man recht schnell auf diese 613 (?) zu erfüllenden Gesetze. Daraus folgert, dass diese Religion von einem Kreislauf ausgeht, wo der Anfang eben auch ein Ende beinhaltet. Das "Original" brauchte eben keine Mission.
Die dann darauf aufbauenden, weiteren Religionen waren damit aber nicht einverstanden, sie bauten ihre Heilsgeschichten und ein ewiges Leben nach dem Tode ein, was die Menschlichkeit, das Menschgemachte, nochmals heraushebt.
David Z am Permanenter Link
Dass mag durchaus so sein.
Religionen sind eben nicht alle gleich. Auch innerhalb ihrer "Gattung".
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Und dabei geht es letztendlich nur um die Weltherrschaft und die Unterdrückung und Ausbeutung der Menschen, sowohl bei den Christen als auch beim radikalen Islam.
A.S. am Permanenter Link
Bei Religion geht es immer um die Macht der Priester. Das ist im Hinduismus und im Buddhismus ebenso der Fall. Die Götter leugnen darf man auch dort nicht.
Monotheistische Priester können, anders als polytheisitische Priester, schlecht andere Religionen neben sich vertragen. Denn diese stellen ja die eigene mit dem einen "wahren" Gott in Frage.
Missionierung: Auch hier geht es um die Macht der Priester. Je mehr Anhänger, desto größer ihre Macht.
Die Juden setzen hier ausschließlich auf biologische Vermehrung.
Das Christentum hat die Mission in die Welt gebracht, den organisierten Gläubigen-Klau bei anderen Religionsgemeinschaften.
Der Islam hat sich die Missionierung bei den Christen abgeguckt. Unklar ist mir, wer von den beiden zuerst "mit dem Schwert" missioniert hat. Die frühen christlichen Missionare in Europa, noch in der Römerzeit bzw. kurz danach, waren alles andere als zimperlich. Mohammed selbst hat seine Sekte sich mit Gewalt verteidigen und vergrößern lassen.
Thomas Reichert am Permanenter Link
Auch Hindus missionieren bzw. bedrängen "Andersgläubig" Beispiel? https://www.gfbv.de/de/news/indiens-hindu-extremisten-bedraengen-andersglaeubige-christen-und-muslime-protestieren-gegen-uebergri/
Sascha Bohnenkamp am Permanenter Link
Das ist eine etwas romantisierte Sicht auf den Hinduismus und Buddhismus.
Schwere Strafen für Ungläubige etc. kannte man auch in Tibet durchaus usw.
Auch gibt es jede Menge religiös motivierte Gewalt in Indien etc.
Ergo so groß ist der Unterschied zwischen Polytheismen und "Mono"theimen leider nicht.
Willie am Permanenter Link
Der Punkt ist aber doch, dass das Christentum und die Muslime die Mission in ihrer Religion festgeschrieben haben, in sog. heiligen Schriften. Es gibt eben diesen Missionsauftrag bei den Hindus und Buddhisten nicht.
Dass man bei Land- und Bevölkerungsbeherrschung versucht innere Streitereien zu vermeiden, haben wir ja auch bei uns erlebt mit einem "cuius regio, eius religio". Ohne diesen tiefen Missionsgedanken hätte es mMn nicht diesen Führer in diesem Ausmaß geben können. Was nicht bedeutet, dass er nicht doch hätte Macht ergreifen können, aber dieser Hass hätte keine Grundlage gehabt.
Sascha Bohnenkamp am Permanenter Link
So what?
Es zählt doch was real passiert und nicht was auf irgendeinem Blatt steht.
Ich kann da in der Praxis keinen Unterschied sehen.
Sascha Bohnenkamp am Permanenter Link
Guckst du https://de.wikipedia.org/wiki/Missionierende_Religion
Da findest auch ein wenig zu Mission durch Juden, Hindus etc.
nikolaus am Permanenter Link
die parsen missionieren auch nicht
aber sie propagieren üppiges essen, hab ich gehört
Roland Weber am Permanenter Link
Genauso wenig wie bei den Kriegsverbrechen unter Hitler bin ich willens, die Verbrechen des Christentums als "verjährt/erledigt/überholt" oder mit ähnlichen Vokabeln der Geschichte überlassen - oder hier gar
... Myanmar müsse alles tun, um einen Völkermord an den noch im Land lebenden 600.000 muslimischen Rohingya zu verhindern.
Geht's bei Muslimen heutzutage untereinander und gegen fortschrittliche Menschen um's "Missionieren"?
Kurz: Alle Religionen taugen nichts, selbst wenn sie Menschen nur "verdummen"!
Wer schwach im Denken ist, braucht eben eine starke Stütze!
Roland Weber
Andrea am Permanenter Link
Danke für diese klärenden und zutreffenden Zeilen.
Paul am Permanenter Link
Sämtlichen Missionaren, gleich welcher Religion, sollte man entgegenhalten, ob sie denn an der Macht ihres Gottes / ihrer Götter zweifeln.
Könnte es sein, dass "Gott" bzw. die "Götter" zwischenzeitlich gestorben sind, da er/sie nicht mehr erscheint/erscheinen? Die Vermutung liegt nahe. Die weitergehende Vermutung wäre, dass Gott/Götter NIE existiert haben, sondern lediglich der Phantasie früher lebender Menschen entsprungen sind. Geltungshungrige "Priester" haben dann behauptet, auf den Berg hinaufgestiegen zu sein und mit "Gott"/"Göttern" gesprochen und von diesen Weisungen erhalten zu haben, insbesondere peinlich genaue Gebetsvorschriften und Fastenvorschriften.
Colin Goldner am Permanenter Link
Das kann man so nicht sagen, lieber Hugo Stamm.
Missionierung ist JEDER verfassten Religion wesenseigen, egal ob mono- oder polytheistisch ausgerichtet. Der Unterschied liegt allenfalls im Grad der Aggressivität.
R. Schulze am Permanenter Link
Der Autor verbreitet Unwahrheitenbar um seine persönlichen Abneigungen gegen die bösen Christen und den neuen Feind, den Islam, zu verbreiten.
Religionen sind sogar in soweit positiv zu bewerten, dass sie ein einfaches Werkzeug sind, Gruppen von Menschen zu einen und ihnen Grundwerte zu vermitteln. Ja, ich weiss, geht auch ohne Religion, aber mit war es in der Geschichte meistens einfacher.
Paul München am Permanenter Link
Religionen jagen den Menschen Angst ein, das fängt schon damit an, dass diejenigen, die nicht regelmäßig beten, als "schlechte" Menschen abgestempelt werden und ihnen mit Strafen im Diesseits oder Jenseits g
Jedoch ist "beten" eine reine Zeitverschwendung, und das Verlangen, zu beten, ist Zeit-Diebstahl, da ein Empfänger der Gebete nicht existiert. Folglich sind Religionen sehr wohl ein PROBLEM.