Piratenpartei Hessen: Bekenntnisgebundener Religionsunterricht ist gescheitert

Die Piratenpartei Hessen fordert einen gemeinsamen neutralen Ethik- und Weltanschauungsunterricht für alle Schüler anstelle eines Bekenntnisunterrichts, in dem die Kinder nach der Religion der Eltern getrennt unterrichtet werden.

Das Land Hessen arbeitet nicht mehr mit dem Religionsverband DITIB beim islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen zusammen. Anlass dazu sei ein zu großer Einfluss des türkischen Staates. Die Piratenpartei Hessen begrüßt diese Entscheidung, sieht den Spezialfall DITIB allerdings nur als Symptom eines allgemeinen Problems:

Für die Durchführung bekenntnisgebundenen Religionsunterrichts an Schulen benötigt der Staat Organisationen als Partner, die zumindest irgendwie legitimiert sind, weite Teile der Anhänger einer Religion zu vertreten. Das konnten historisch die großen christlichen Kirchen von sich behaupten. Vor diesem Hintergrund hat sich das Modell in Deutschland auch entwickelt.

Die Piratenpartei hält dieses Modell für ungeeignet und fordert "einen gemeinsamen neutralen Ethik- und Weltanschauungsunterricht für alle Schüler" anstelle eines Bekenntnisunterrichts, in dem die Kinder nach der Religion der Eltern getrennt unterrichtet werden. "In einer pluralistischen Gesellschaft ist es weder praktikabel noch wünschenswert, an öffentlichen Schulen speziellen Unterricht für jede Religion anzubieten", erklärt Matthias Pfützner, politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Hessen. "Im Gegenteil: Es ist Aufgabe der Schulbildung, die Auseinandersetzung mit anderen Weltanschauungen sowie das Reden und Diskutieren miteinander zu fördern", führt Pfützner weiter aus.

Ein Ende des bekenntnisgebundenen Religionsunterrichts ist auch im Interesse der Beschäftigten. "Es darf nicht sein, dass ein Lehrer an einer staatlichen Schule nicht mehr unterrichten darf, bloß weil er seine Religion wechselt oder ablegt", ist sich Pfützner sicher.

Nicht zuletzt macht ein gemeinsamer, nicht bekenntnisgebundener Unterricht es leichter, Angebote für alle Schüler zu schaffen. Das aktuelle Modell hat auch in der Vergangenheit bisweilen zu Schwierigkeiten geführt, wenn für einzelne Schüler kein Unterrichtsangebot zustande kam. Schulen und Eltern hatten sich über Betreuungskosten gestritten. Verfassungsrechtlich ist die Möglichkeit, öffentliche Schulen als "bekanntnisfreie Schulen" ohne Religionsunterricht zu gestalten, gegeben.
 

Unterstützen Sie uns bei Steady!