Wäre Islamverbandschef Aiman Mazyek tatsächlich ein guter Botschafter für die #WirsindRechtsstaat-Kampagne, dürfte es ihm nicht schwerfallen, die sieben Verfassungsfragen zu beantworten, die ihm das Institut für Weltanschauungsrecht (ifw) im November 2019 gestellt hat. Doch seither herrscht beredtes Schweigen. Das ifw hat nun "Erinnerungskärtchen" für Politiker, Journalisten und interessierte Bürger veröffentlicht.
Für die Karikaturen auf den "Erinnerungskärtchen" haben die Illustratoren Olga Hopfauf und Stephan Baumgarten das berühmte Drei-Affen-Motiv "Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen!" aufgegriffen. Dargestellt sind Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) und der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD) Aiman Mazyek. Alle drei Beteiligten haben es bislang vermieden, sich zu äußern, setzen aber gleichwohl die Kampagnenpartnerschaft unkorrigiert fort. Sie schweigen und verweigern die Sachdebatte – trotz deutlicher Kritik. Allein die Nachfrage des ifw auf der Facebook-Seite des Justizministeriums wurde rasch zum Top-Kommentar des Jahres.
Von Seiten der Bundestagsparteien gab es nachdrückliche Kritik an dieser Kooperation nur aus der Union, wobei jedoch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht eingeschritten ist und ihre Justizministerin bei der Demolierung des Ansehens des Rechtstaates gewähren lässt. Hingegen äußerten sich zu dem Vorfall CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn, CDU-Fraktionsvize Carsten Linnemann und der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries in der gebotenen Klarheit im Handelsblatt. Holm Putzke, ifw-Beirat, Strafrechtsprofessor und CSU-Kreisvorsitzender in Passau, unterstützte die sieben Verfassungsfragen mit der Forderung: "Von einem 'Rechtsstaat'-Botschafter des Justizministeriums ist es nicht zu viel verlangt, sich mit einem klaren Bekenntnis zu diesen sieben Punkten zu positionieren."
Aus dem Kreis der Opposition griff die "Bundesarbeitsgemeinschaft Säkulare Grüne" das Thema auf. Jedoch geschah diese Positionierung außerhalb des Bundestages, und keiner der gewählten Abgeordneten der Grünen stellte die problematische Kampagne des Justizministeriums infrage.
Somit wurden von Spitzenpolitikern aus SPD, AfD, FDP, Linkspartei und Grünen (Reihenfolge der Nennung nach der Fraktionsgröße im Bundestag) keine Wortmeldungen im Bundestag oder in den Medien zur Korrektur der regierungsamtlichen ZMD-Werbebotschaft durch das Bundesjustizministerium bekannt. Einfach zu den Akten legen sollte man diese Angelegenheit jedoch nicht.
Warum es wichtig ist, klare Antworten einzufordern, ergibt sich aus der Agenda des Islamverbandes mit dessen Islamischer Charta, den Verbandsmitgliedern und verschiedenen eindeutigen und zweideutigen Wortmeldungen der ZMD-Funktionäre, worüber der hpd detailliert im Artikel "Politischer Totalschaden" berichtete.
Von einem "Rechtsstaatsbotschafter" sollte das Eintreten für den vollen Bestand der Menschenrechte, die säkulare Rechtsordnung, die Freiheit der Kunst und Weltanschauung, die Gleichberechtigung von Mann und Frau oder von Homo- und Heterosexuellen verlangt werden können – oder er sollte kein "Rechtsstaatsbotschafter" sein. So sollte es zudem für die Bundeskanzlerin und die Justizministerin schließlich keine Lappalie sein, wenn die Werte des Rechtsstaates ausgerechnet im Rahmen einer Regierungskampagne für den Rechtsstaat ausgehöhlt werden.
Die sieben Verfassungsfragen, die jeder aufrechte Befürworter des Rechtsstaats mit einem eindeutigen "Ja" beantworten kann, liegen nun als "Erinnerungskärtchen" für Politiker, Journalisten und interessierte Bürger vor. Jeder kann sie den Beteiligten bei passender Gelegenheit stellen. Im Bundestag, in Interviews, bei Podiumsdiskussionen und bei Bürgerversammlungen. Die Fragen lauten:
- Stehen der säkulare und weltanschaulich neutrale Rechtsstaat des Grundgesetzes und die Urteile staatlicher Gerichte aus Ihrer Sicht über den religiösen Rechtsnormen aus Koran, Sunna und den Scharia-Regelungen?
- Sollten aus Ihrer Sicht Nicht-Muslime und Muslime immer und überall ebenbürtige und gleichberechtigte Menschen sein?
- Sollten aus Ihrer Sicht muslimische Frauen im Rahmen der geltenden deutschen Gesetze frei darin sein, denjenigen oder diejenige ihrer Wahl zu heiraten?
- Sollten aus Ihrer Sicht muslimische Frauen als Individuen im Rahmen der geltenden deutschen Gesetze frei darin sein, sich immer und überall so zu kleiden, wie sie es für richtig halten?
- Gelten für Menschen, die sich vom Islam abwenden, aus Ihrer Sicht immer und überall das Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit, freie Entfaltung der Persönlichkeit und alle weiteren Grundrechte?
- Gelten aus Ihrer Sicht für Homosexuelle das Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit, freie Entfaltung der Persönlichkeit und alle weiteren Grundrechte?
- Finden Sie es richtig, dass im Rahmen der geltenden deutschen Gesetze Zeichnungen und Karikaturen von Mohammed veröffentlicht werden dürfen?
Hintergrund
6. Dezember 2019, Justizministerin Lambrecht (SPD) mit Islamverbandschef Mazyek als "Rechtsstaat"-Botschafter: Politischer Totalschaden
15. November 2019, Kampagne #WirSindRechtsstaat: Bundesregierung sorgt mit Islamverbandschef für Irritationen und lässt 7 Verfassungsfragen ungeklärt
18 Kommentare
Kommentare
Jürgen Piater am Permanenter Link
Sehr schöne Aktion. Von wo können die Postkarten zur weiteren Verbreitung bezogen werden?
Franz Ketterle am Permanenter Link
Nichst sehen, nichts hören, nichts sagen!
Das trifft meines Erachtens auch auf die GBS und den HPD zu.
Erstaunlich wenig hört man zu den Grundrechtseinschränkungen durch die Regierung mit dem Vorwand des vorhandenseins einer Pandemie.
Als Unterstützer der GBS war ich bisher der Meinung wir verteidigen die Werte der Aufklärung und damit im erweiterten Sinne auch die im Grundgesetzt niedergeschriebenen Bürgerrechte.
Es scheint sich bei der GBS und HPD die Religionskritik in den Vordergrund zu schieben und die Verteidigung der Werte der Aufklärung zum Nebenschauplatz zu verkommen.
Nur so kann ich mir die absolute Stille um die aktuellen Bürgerrechtsbeschränkungen erklären.
Stefan Dewald am Permanenter Link
https://www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/patientenautonomie-der-krise
https://www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/zur-corona-pandemie
Hans Trutnau am Permanenter Link
Dann halten wir doch dagegen...
Sind wir nicht alle ein bisschen blu - ähm, gbs und hpd?
René am Permanenter Link
@Franz Ketterle:
> Erstaunlich wenig hört man zu den Grundrechtseinschränkungen durch die Regierung mit dem Vorwand des vorhandenseins einer Pandemie.
Es fällt mir ehrlich gesagt schwer, diesen Satz korrekt einzuordnen. Schlägt "Grundrechtseinschränkungen" in die Verschwörungserzählung von der "Außerkraftsetzung des Grundgesetzes"? Ist "Vorwand des Vorhandenseins" ein Hinweis auf eine Leugnung dieses Vorhandenseins? Vielleicht ist der Satz auch viel moderater gemeint. Dann bitte gerne richtigstellen. Aber wenn meine Fragen die Richtung des Beitrages treffen, sehe ich keinen versäumten Handlungsbedarf seitens hpd und gbs.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Da seit mehr als einem Jahr keinerlei Stellungnahme zu den 7 Fragen gekommen sind,
sagt doch dies genau aus, wie es um unseren Rechtsstaat bestellt ist. Die einfachsten und
Es ist eine Schande was wir für Rückgratlose Politiker im Parlament sitzen haben.
Erich am Permanenter Link
Die einfachste Art, Problemen aus dem Wege zu gehen. Das wird aber nichts. Probleme sind dazu da, gelöst zu werden.
David Z am Permanenter Link
Welche Probleme? Für die Islam Islamverbände läuft doch alles prima.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Gut gemacht, ifw! Da haben Abergläubische natürlich so ihre Bedenken, bes. bei der letzten Frage... Blanke Blasphemie geht ja gar nicht.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Mazyek könnte alle Fragen mit "Ja" beantworten und sich auf Taqiyya berufen...
Atheist Steinbrenner am Permanenter Link
... aber er kann sich leider nicht sicher sein, dass alle Muslime sein Ja zu den Fragen als Taqiyya interpretieren würden.
Kathi am Permanenter Link
Haben Sie von unserem " christlichen Rechtsstaat" etwas anderes erwartet? Die Antworten können Sie sich anhand der Reaktionen der Personen, glaube ich selbst wahrheitsgemäß beantworten.
Ingrid Schmall am Permanenter Link
Die schriftliche Beantwortung dieser Fragen ist unumgänglich, egal von welcher Religionsgemeinschaft.
Unbeschadete Partnerwahl, unbeschadeter Austritt aus einer Religion, unbeschadete Akzeptanz den individuellen Geschlechts, unbeschadete Menschenwürde, so könnte das Zusammenleben klappen.
Erich am Permanenter Link
Richtig: Könnte! Nur könnte. Wunschdenken.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hallo Erich, arbeiten Sie doch mit daran, dass es kein Wunschdenken bleibt, sondern Realität wird.
Peter Müller am Permanenter Link
Man könnte solche Fragen doch auch mal dem Zentralrat der Juden stellen, z.B. was wichtiger ist, die Beschneidung von Knaben aus religiösen Gründen oder die im Grundgesetz garantierte körperliche Unversehrtheit?
David Z am Permanenter Link
Ja, sobald im Namen Jawees Konzerte in die Luft gesprengt, Weihnachtsmärkte überrollt und Redaktionen von Satireblättern niedergeschossen werden, ja dann kann man solche Fragen auch den Juden stellen.
David Z am Permanenter Link
Mazyek wird die Fragen nicht beantworten, weil er sie als Anmassung oder sogar Beleidung sieht.
Falls er tatsächlich 100% hinter unserem Grundgesetz steht, wird es ihn ärgern, dass man an ihm zweifelt.
Und falls er nicht dahinter steht, wird er es selbstverständlich nicht sagen.
Davon abgesehen haben wir ja erst kürzlich gesehen, dass man mit grundgesetzfeindlichem Gedankengut sogar Verfassungsrichterin werden kann. Warum regen wir uns also auf?