Die Nutzung einer gendergerechten Sprache fällt vielen Menschen auch heute noch schwer. Dabei ist ein Umstieg denkbar einfach und birgt das Potenzial, einen Beitrag zur Schaffung von gleichen Verhältnissen für Männer und Frauen zu leisten. Der Macht von Sprache sowie der Tatsache, dass es möglich ist, durch eine zeitgemäße Sprache bereits im Kleinen Verantwortung zu übernehmen, sollten sich mehr Menschen bewusst werden. Ein Kommentar von Constantin Huber.
Alles, was neu ist, was ungewohnt ist, was uns aus unserer liebgewordenen Komfortzone potenziell herauszuholen vermag, betrachten wir Menschen nur zu gerne mit Argwohn. Das betrifft bereits Bereiche, mit denen wir nur peripher etwas zu tun haben, ganz besonders aber alles, was wir tagtäglich nutzen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Veränderung der Sprache immer wieder zum umstrittenen Thema wird. Da keine Sprache auf diesem Globus statisch ist, sondern stets einer gewissen Dynamik unterliegt, können wir sogar davon ausgehen, dass Menschen über sinnvolle Veränderungen und Erweiterungen der Sprache debattierten, seitdem sie miteinander kommunizierten – oder kurz: schon immer.
Gendern – was ist das?
Wenn gezielt geschlechtergerechte Formulierungen gewählt werden, wird gemeinhin vom "Gendern" gesprochen. Geschlechtergerecht ist eine Formulierung genau dann, wenn keine angesprochene oder (vermeintlich) mitgemeinte Gruppierung außen vor bleibt. Das Ziel einer jeden geschlechtergerechten Sprache ist folglich, dass sprachlich ausgeklammerte Personen explizit mitgedacht respektive mitgeschrieben und mitgesprochen werden. Da im Deutschen das generische Maskulinum über Jahrhunderte gang und gäbe war und auch hierzulande die Existenz von biologischen Geschlechtern abseits von männlich und weiblich lange Zeit bestritten wurde, sind es fast ausschließlich Frauen sowie Trans- und Inter-Menschen, die häufig sprachbezogen unsichtbar bleiben. Ein kreativerer und bewussterer Umgang mit Sprache, sofern die Bereitschaft dafür vorhanden ist, kann jedoch dazu beitragen, dass stereotype Rollenbilder abgeschafft werden.
Gendern – mehr Vor- als Nachteile?
Die Sprache beeinflusst unser Denken: Wenn der Begriff "Professor" hauptsächlich mit männlichen Akademiker*innen assoziiert wird und nicht mit Professor*innen, ist die Gefahr groß, dass bei dessen kontinuierlicher Nutzung im kollektiven Gedächtnis noch zu häufig verankert bleibt, dass hauptsächlich Männer Professor*innen werden und dies nicht etwa gleichberechtigt für alle Geschlechter möglich ist. Das schafft vor allem für jüngere Menschen die falschen Anreize und gilt, wie Studien zeigen, für eine ganze Reihe von Berufen. Ein großer Nutzen einer gendergerechten Sprache liegt demnach im Aufbrechen überholter Rollenbilder und der damit einhergehenden, zwar langsamen, aber stetigen Generierung von gleichen Chancen für alle Menschen.
Es gehört zur Demokratie und unserer Verfassung, alle Menschen gleich zu behandeln. Einzig die gendergerechte Sprache drückt diese Wertschätzung aus. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass viele der Agitator*innen gegen das Gendern maßgeblich aus der rechten und antidemokratischen Ecke stammen. Diese – und sei es auch ungewollt – ohne gute Argumente in ihren Anliegen zu unterstützen, ist ein gefährliches Unterfangen. Dabei dürfte es schwer sein, gegen die erdrückende Beweislast von Studien zu argumentieren, die aufzeigen, dass eine gegenderte Sprache unter anderem zu einer veränderten Wahrnehmung führt: dass zum Beispiel häufiger Frauen auch tatsächlich mitgedacht werden.
Machtverhältnisse, die es in unserer Gesellschaft gibt, spiegeln sich auch in unserer Sprache wider. Das generische Maskulinum, welches übrigens auch eine Form des Genderns ist, nur eben jene, die die meisten von uns von klein auf kennen, wird uns gerne als neutral verkauft, obwohl dadurch unsere Sprache eindeutig männlich geprägt wird. Nicht nur die Realität schafft Sprache, sondern Sprache schafft mitunter auch Realität. Mit ihr kommunizieren, manipulieren, verletzten, propagieren und unterdrücken wir. Eine diskriminierende Sprache trägt zur Schaffung und Festigung von Strukturen bei, in denen es benachteiligte Gruppen schwerer haben als unbedingt notwendig. Eine diskriminierungsfreie Sprache muss daher stets als Ideal angestrebt und immer wieder neu reflektiert werden, um sich veränderten Realitäten, zum Beispiel durch den gesellschaftlichen Wandel, anzupassen.
Die gerne angeführten Nachteile, wonach der Lesefluss für eine*n ungeübte*n Leser*in verloren gehe, eine optisch weniger ansprechende Stilistik verwendet werde oder eine kontraproduktive Betonung des Geschlechts stattfinde, überwiegen gegenüber den Vorteilen nicht. Wer häufiger gegenderte Texte liest oder damit gar aufwächst, ist darin genauso schnell wie beim Lesen ungegenderter Texte. Und Ästhetik ist immer höchst subjektiv und kann auch stets gegen andere Aspekte abgewogen werden. Dass die Relevanz der Geschlechter durch eine gedankliche und sprachliche Anpassung explizit hervorgehoben wird, ist das erklärte Ziel der gendergerechten Sprache und kann daher kaum als Argument dagegen geltend gemacht werden. Erst, wenn Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern erreicht ist, kann dies als ein valides Argument für eine sodann auftretende Überflüssigkeit herhalten.
Zumal: Beinahe jeder Mensch kann die folgenden beiden Abschnitte lesen, eine Abgewöhnung der geschlechterungerechten Sprache soll aber zu viel verlangt sein? Eine solche Haltung kann nicht ernst genommen werden.
Ehct ksras! Gmäeß eneir Sutide eneir Uvinisterät, ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wort snid, das ezniige, was wcthiig ist, ist, dsas der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiin snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sein, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nicht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wort als Gzeans enkreenn. Ehct ksras! Das ghet wicklirh!
D1353 M1TT31LUNG Z31GT D1R, ZU W3LCH3N GRO554RT1G3N L315TUNG3N UN53R G3H1RN F43H1G 15T! 4M 4NF4NG W4R 35 51CH3R NOCH 5CHW3R, D45 ZU L353N, 483R M1TTL3W31L3 K4NN5T DU D45 W4HR5CH31NL1ICH 5CHON G4NZ GUT L353N, OHN3 D455 35 D1CH W1RKL1CH 4N5TR3NGT. D45 L315T3T D31N G3H1RN M1T 531N3R 3NORM3N L3RNF43HIGKEIT. 8331NDRUCK3ND, OD3R?
Gendern – ein Ausblick
Nein, das Gendern wird sicherlich nicht alle gravierenden Probleme lösen, die etwa aus der noch nicht erreichten Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie Trans*- und Inter*-Menschen resultieren, aber es vermag zumindest einen kleinen Teil dazu beizutragen. Egal, ob nun Binnen-I, Genderstern, Geschlechtsneutralisierung, Unterstrich, Doppelpunkt oder Schrägstrich: wer eine Form der geschlechtergerechten Sprache nutzt, zeigt, dass er*sie sich Gedanken darüber gemacht hat, wie auch im Alltag allen unnötigen Formen der Diskriminierung Paroli geboten werden kann, damit sich weniger häufig patriarchale Strukturen weiter verfestigen und die bestehenden weiter aufgebrochen werden können. Diese Form der Sensibilisierung ist avantgardistisch und progressiv. Sich dieser in den Weg zu stellen, unterstützt im Endeffekt nur alle Träger*innen reaktionärer Weltbilder.
41 Kommentare
Kommentare
Epikur am Permanenter Link
Schriftlich klappt das ja alles. Wie spreche ich aber Binnen-I und Genderstern aus? Oder: Wie funktioniert eine geschlechtsneutrale mündliche Sprache? Ich bin ja komplett für eine gendergerechte Sprache.
Ina am Permanenter Link
Gegendert zu sprechen klappt wunderbar, wenn mensch sich daran erst gewöhnt hat. Einfach eine Pause machen, wie zwischen zwei Worten. Lehrer*innen spreche ich also Lehrer Innen aus. Polizist*innen Polizist Innen.
Nico Schmelzle am Permanenter Link
Genau das ist auch stets mein Problem mit dem Gendern.
Tatsächlich sind alle mir bekannten Formen des Genderns ein "Stolperstein" beim Vorlesen. Wenn im Text z.B. StudentInnen steht, dann mache ich daraus meist "Studentinnen und Studenten", aber das ist oft mit einem Stocken verbunden und kann teilweise recht umständlich sein. Ich verstehe, dass dieses Stocken sogar beabsichtigt ist, im Sinne von "raise awareness". Leider kann das aber auch massiv vom eigentlichen Thema des Textes ablenken.
Teilweise wird mir vorgeschlagen, den Gendergap mitzulesen, also eine kurze Pause zu machen: Student ... Innen. Das finde ich allerdings noch schlimmer, weil dann habe ich den (Vor-)lesefluss ja sogar vorsätzlich verletzt.
Ein weiterer Vorschlag, den ich häufiger vernommen habe, besteht darin, eine geschlechtsneutrale Form zu nutzen, z.B. Studierende. Aber ich muss ehrlicherweise gestehen (liegt das daran, dass ich ein Mann bin?), dass ich bei "Studenten" und "Studierende" ein- und dasselbe Bild im Kopf habe (ein voller Hörsaal, in dem sowohl Frauen als auch Männer sitzen).
Von daher würde ich mir wünschen, dass es für alles eine tatsächlich neutrale Form gäbe, die sich auch noch elegant aussprechen lässt. Idealerweise könnte man die dann auch gleich in der Einzahl benutzen - es wäre schön, wenn man "ich brauche eine Ärztin oder einen Arzt" mit der Hälfte der Worte ausdrücken könnte.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Es gibt diese Form längst. Sie ist älter als die Diskussion um das "Gendern". Es ist einfach die Berufsbezeichnung ohne geschlechtsspezifische Endsilbe.
Für Frauen gibt es "-in", was der Stein des Anstoßes ist. Doch statt darauf zu bestehen, dass dies verschwindet, um der Berufsbezeichnungen ihre sexistische Komponente zu nehmen, bestehen wenige Frauen aus mir unbegreiflichen Gründen darauf, diese rein sexuell gemeinte Endsilbe sogar noch zu betonen.
Für Männer gibt es keine geschlechtsspezifische Endsilbe. "er", "or" Arzt", "ge", "zist" etc. sind 1. keine einheitliche Endsilbe und 2. meisten überhaupt keine Endsilbe, sondern Wortbestandteil der Berufsbezeichnung. D. h. Berufsbezeichnungen (von wenigen alten Ausnahmen, wie Zimmermann, Kaufmann, Seemann abgesehen) sind per se geschlechtsneutral.
Erst die weibliche Endung bringt die sexuelle Komponente ins Spiel, die Frauen ganz eindeutig ausgrenzt. Gegen diese diskriminierende Endsilbe sollte der Kampf um eine geschlechtsneutrale Sprache (da, wo der Sexus keine Rolle spielt) geführt werden. Ein Zementieren dieses Reliktes aus frauenfeindlichen Zeiten führt zu keinerlei Gleichstellung, sondern polarisiert wieder mal die Gesellschaft in die, die angeblich alles besser machen und die, die sich nichts vorschreiben lassen wollen...
Leon Paysan am Permanenter Link
Solange es vollkommen freiwillig bleibt, kann, wem Ästhetik, Les- und Sprechbarkeit vollkommen egal sind, gendern wie er [sic] will.
Wer nicht mitmacht wird gerne als Sexist dargestellt. Dabei sollte man bedenken: Wenn man Menschen, die keine Sexisten sind, oft genug vorwirft, sie seien welche, dann werden sie welche.
Wenn man die Sprache schon ums Verrecken gendern will, dann doch wenigstens effektiv, schreib- und lesbar. Es drängt sich geradezu auf, einfach generell auf die Endung "in" zu verzichten. Dann spricht man, wie im Deutschen schon immer, von Mitarbeitern, Nutzer, Lesern und erwähnt nur in den ausgesprochen seltenen Fällen, in denen es relevant ist, dass es männliche oder weibliche Mitarbeiter, Nutzer, etc. sind.
Das Gendern, wie es praktiziert wird, ist sexistisch, denn es thematisiert das Geschlecht, wo es nicht relevant ist.
Gendern muss sowieso nur derjenige [sic], für den die Gleichstellung der Geschlechter nicht selbstverständlich ist. Für mich ist es vollkommen selbstverständlich und daher nicht erwähnenswert. Ich bin kein Sexist und genau deshalb gendere ich nicht.
Folker Pollmeier am Permanenter Link
Den Ausführungen kann ich nur zustimmen:
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Vollkommener Zuspruch meinerseits, eine, wie ich meine völlig Überflüssige Verkomplizierung
für die Tatsache, dass wir alle eins sind, nämlich Menschen das "Geschlecht" ist dabei m.E.
Tobias Seyb am Permanenter Link
Ja und? Das ist eine reine Meinungsäußerung. Objektive Argumente kommen nicht vor.
Dagegen liefert die Autorin sehr fragliche Passagen ab:
"Es gehört zur Demokratie und unserer Verfassung, alle Menschen gleich zu behandeln."
Das ist Unsinn. Man kann z.B. Pflegebedürftige nicht wie gesunde junge Leute behandeln.
Bildung und Qualifikation spielen ebenfalls eine unverzichtbare Rolle in einer funktionierenden Gesellschaft, schaffen aber elementare Ungleichbehandlung.
"Einzig die gendergerechte Sprache drückt diese Wertschätzung aus."
Wie bitte? Erstens werden hier Kategorien vermengt, und zweitens drückt sich Wertschätzung primär im Handeln aus.
"Es kommt auch nicht von ungefähr, dass viele der Agitator*innen gegen das Gendern maßgeblich aus der rechten und antidemokratischen Ecke stammen."
Das ist reine Polemik. Personen, die dem Gendern gegenüber kritisch eingestellt sind, als "Agitator*innen" zu verunglimpfen und sprachlich in die "rechte und antidemokratische Ecke" zu rücken, ist unanständig. Außerdem ist es kontraproduktiv, seine Kritiker zu verunglimpfen.
Jazzbert am Permanenter Link
Da haben es die englisch Sprechenden entschieden leichter. Aber.. gibt denn in dieser schwierigen Zeit nicht wichtigere Diskussionsthemen. Satirisch>>Hausfrauenkost?
malte am Permanenter Link
Der Autor macht es sich hier entschieden zu einfach. Ja, es ist tatsächlich empirisch nachgewiesen, dass "gendern" dazu führt, dass Frauen beim Lesen eines Textes auch "mitgedacht" werden.
Desweiteren behauptet der Autor, es gebe "biologische Geschlechter abseits von männlich und weiblich". Das ist Unsinn. Es gibt (sehr selten) Individuen, die nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden können (Intersexuelle), dabei handelt es sich aber natürlich nicht um weitere biologische Geschlechter. Der Großteil der Menschen, die sich als "weder männlich noch weiblich" definieren, sind Leute, die vollkommen eindeutige Geschlechtsmerkmale haben und sich lediglich Phantasie-Identitäten wie "non-binary", "genderqueer" oder "genderfluid" anheften. Das kann man einfach als bizarre Modeerscheinung ignorieren und muss ganz bestimmt nicht sprachlich abgebildet werden. Durch die Sternchen-Schreibweise werden aber genau solche falschen Vorstellungen von Geschlecht verbreitet: Geschlecht sei ein "Spektrum" oder ein "Konstrukt", es gebe "unendlich viele geschlechtliche Identitäten". Daher ist speziell diese Schreibweise klar abzulehnen.
sandra kreisler am Permanenter Link
Sorry, @Malte, aber nur weil SIE sich nicht vorstellen können, dass man "im falschen Körper geboren ist", ist auch kein wirklich stichhaltiges Argument.
malte am Permanenter Link
Ich spreche niemandem eine Leiderfahrung ab.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Dabei ist ein Umstieg denkbar einfach und birgt das Potenzial, einen Beitrag zur Schaffung von gleichen Verhältnissen für Männer und Frauen zu leisten."
Doppelt falsch. Künstliche Veränderungen einer Sprache haben noch nie zum Erfolg geführt und die geplanten (!) Änderungen hin zu einer angeblich gendergerechten Sprache sorgen für eine wachsende Ungleichheit der Verhältnisse zwischen den Geschlechtern.
"Da keine Sprache auf diesem Globus statisch ist, sondern stets einer gewissen Dynamik unterliegt, können wir sogar davon ausgehen, dass Menschen über sinnvolle Veränderungen und Erweiterungen der Sprache debattierten, seitdem sie miteinander kommunizierten – oder kurz: schon immer."
Diese Änderungen sind nie planvoll. Was es gibt, sind kurzfristige Modeeffekte (Jugendsprache). Gravierende Veränderungen ziehen sich über Generationen hin.
"Geschlechtergerecht ist eine Formulierung genau dann, wenn keine angesprochene oder (vermeintlich) mitgemeinte Gruppierung außenvorbleibt."
Richtig! Und dazu leistet die sogenannte gendergerechte Sprache mit ihren Absurditäten keinen Beitrag. Im Gegenteil, die Kluft zwischen den Geschlechtern wird vergrößert.
"Ein großer Nutzen einer gendergerechten Sprache liegt demnach im Aufbrechen überholter Rollenbilder und der damit einhergehenden, zwar langsamen, aber stetigen Generierung von gleichen Chancen für alle Menschen."
Indem man Frauen zu Anhängseln degradiert und sonstige Geschlechter zu Sternchen? Ernsthaft?
"Es kommt auch nicht von ungefähr, dass viele der Agitator*innen gegen das Gendern maßgeblich aus der rechten und antidemokratischen Ecke stammen."
Sollen damit Kritiker mundtot gemacht werden? Ich bin weder rechts noch antidemokratisch und doch habe ich nachvollziehbare Einwände gegen die Gendersprache, WEIL ich für Gleichberechtigung bin. Einfach mal ein wenig über Sprachentwicklung nachlesen, über Unterschied und Herkunft des generischen Artikels zur sexuellen Identifizierung, dann klappt das schon.
"Das generische Maskulinum, welches übrigens auch eine Form des Genderns ist, ..."
Hier wird der ganz Blödsinn der Argumentation deutlich. Wenn man keine Ahnung von Sprachentwicklung hat, dann bastelt man sich seine eigene Welt. Widde widde...
Heidi Dettinger am Permanenter Link
Ich möchte hier nur mal ein Beispiel einwerfen, das die meisten offensichtlich längst aus ihrem Gedächtnis gestrichen haben:
"Fräulein"
Im Englischen übrigens auch - aus Miss bzw. Mrs. wurde Ms!
Warum also sollte das nicht bei anderen Worten gelingen.
Und ganz ehrlich: Ich persönlich fühle mich schon immer reichlich verarscht, wenn ich auf einem Zeitungsfoto eine Gruppe Seminarteilnehmerinnen mit ein oder zwei eingestreuten Männern sehe und sofort ist die Rede von "den Seminarteilnehmern"... Ich mal wieder außen vor, obwohl deutlich auf dem Foto zu erkennen!
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Das, was mit dem "Fräulein" geschah (ein nettes Wort übrigens, dass man durchaus vermissen darf, ohne darin etwas Anzügliches zu sehen), kann doch auch mit geschlechtsspezifizierenden Nachsilben geschehen.
Warum sollte irgendetwas besser sein, nur weil jetzt die "ein oder zwei eingestreuten Männer" zu Seminarteilnehmerinnen werden? Sprich: dass sie auch das frauenverachtende "-in" angehängt bekommen. Ist das ausgleichende Gerechtigkeit? Jetzt seht ihr bösen Männer mal, wie man unter dem "-in" leiden muss. Oder leiden Frauen gar nicht unter dem "-in", sondern sie wollen... ja was eigentlich?
Warum müssen wir die Welt immer geschlechterapartheitlich gestalten? Warum kriegen wir keine Vereinheitlichung hin, dort, wo sie geboten ist? Ich als Mann möchte kein "-in" angehängt bekommen, auch nicht mit stimmlosem glottalen Plosiv dazwischen. Ich möchte als aufgeklärter und für Gleichberechtigung kämpfender Mann auch keine Extrawurst in Form einer männlichen Nachsilbe. Ich möchte als Berufsbezeichnung einfach nur eine Berufsbezeichnung ohne Verweis auf die Form meines Genitals. Das wird man wohl noch hinkriegen...
Günter Schütz am Permanenter Link
Hallo, in Bezug auf das Gendern darf ich darauf hinweisen, dass ich z.B. die Funktion von der Person trenne. Die Funktion ist "der Bundeskanzler".
Viele Grüße aus dem sonnigen Berlin
CnndrBrbr am Permanenter Link
Warum die Gendersprache Blödisnn ist: Das grammatische Geschlecht und das biologische haben nicht viel miteinander zu tun. Es kann übereinstimmen, muß aber nicht.
Die "gendergerechte Sprache" ist nicht geschlechtergerecht, denn sie trainiert uns, Frauen aus der allgemeinen Sprache auszuschließen. Wenn ich Brötchen kaufe, interessiert mich nicht, ob mein Bäcker einen Penis hat. Studien, die "zeigen", daß wir Frauen mit allgemeinen Ausdrücken nicht "mit"meinen würden, erzeugen nur das gewollte Ergebnis: Sprachsexismus, der vorher nicht da war.
Dieser komische Buchstabensumpf ist eine Zumutung. Rechtschreibfehler sind schon eine Respektlosigkeit für den Leser, aber der Haufen da ist nur Müll.
Hans-Joachim Schmidt am Permanenter Link
Also ich finde den derzeit erreichten »historischen Kompromiss« sehr ausgewogen:
1. Es bleibt bei der strukturellen Ungleichbehandlung der Frauen, was ihre Bezahlung in der Wirtschaft und ihre Karrieremöglichkeiten angeht.
2. Huber & Co. haben das Recht, die deutsche Sprache zu verwüsten und sich per Sternchen, Unterstrich, Doppelpunkt oder Binnen-I (es gibt mit Sicherheit noch viele andere Möglichkeiten!) selbst zu befriedigen.
Im Übrigen bin ich froh, dass es noch Leute wie Epikur, Leon, Tobias, malte und Bernd gibt.
Angelika Wedekind am Permanenter Link
Wie wäre es denn, wenn wir endlich mal korrekt werden bei der Ansprache HERR und FRAU?. Es muss nämlich heißen "Herr XY" und "Dame XY"- oder "Mann XY" und "Frau XY" .
Jürgen Rohde am Permanenter Link
Die Argumentation befriedigt nur die Symptome des Problems nicht die Ursachen. Wenn man sich für eine Sache einsetzen will, kann man sich schnell verrennen.
Andreas Leber am Permanenter Link
Der wissenschafts- und aufklärungsfeindlichen Genderideologie verweigere ich mich total und bin noch nicht einmal bereit zu diskutieren.
Das generische Maskulin verwende ich noch konsequenter als früher, da es geschlechtsneutral ist und eben nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer "nur mitmeint".
Das Gegenstück zur Professorin ist eben nicht der Professor, sondern der männliche Professor. Erst der ist spezifisch männlich.
Roland Weber am Permanenter Link
Ich hatte vor langer Zeit einmal den Versuch unternommen, Leser und Leserinnen für etwas gewinnen zu wollen. Sooft ich eine direkte Ansprache versuchte, wurde es grausam.
Ursula Hollwedel am Permanenter Link
Der Autor hat meiner Meinung nach vollkommen recht.
Anstatt zu gendern kann man das generische Maskulinum durch das generische Femininum ersetzen. Dafür gibt es gute Gründe:
1. Die Mehrheit der Menschen ist biologisch weiblich
2. Frauen sind biologisch das Allgemeine (XX), Männer das Besondere (XY)
3. Jahrtausende wurden Männer sprachlich bevorzugt, es wird Zeit, das umzukehren.
Wenn ich mich recht erinnere, hat die Uni Leipzig das in die Tat umgesetzt. Der Aufschrei der armen, nicht sprachlich nicht berücksichtigten Männer war riesig!
Frauen sollen sich aus vorgeschobenen, ästhetischen Gründen aber "mitgemeint" fühlen.
Wie gedankenlos und unverschämt Mensch = Mann gesetzt wird, habe ich selber krass erfahren: Auf meinem Diplomzeugnis (Chemie, 1975) steht "Herr" Ursula Hollwedel. Dabei ist "Ursula" doch ein bekannter, weiblicher Vorname, auch wenn er aktuell nicht in Mode ist. Den Fehler habe ich leider zu spät bemerkt und habe das Zeugnis so heute noch. Bei der Promotionsurkunde (1978) ist der Fehler wieder passiert, aber da habe ich sofort hingesehen und die Annahme der Urkunde bei der Feier verweigert. Die korrigierte Urkunde habe ich mir dann abgeholt.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich habe Ihren Kommentar zunächst für Satire gehalten mit einem angehängten Fallbericht eines Schreibfehlers (einem Freund von mir, dessen Nachname so klingt, als sei er aus einem weibl.
Doch dann verstand ich, dass das wohl ernstgemeint ist (Achtung Witz: oder ernagemeint). Jedoch ist nicht alles faktenbasiert: "Anstatt zu gendern kann man das generische Maskulinum durch das generische Femininum ersetzen." Wenn man dies täte, würde aus "der Teilnehmer" "die Teilnehmer", also der Plural. Die frauendiskriminierende Endsilbe "-in" hat nichts mit dem Artikel oder dem generischen Geschlecht zu tun. Diese Endsilbe bezieht sich ausschließlich auf das sexuelle Geschlecht und wurde in dualistischer Absicht an bis dato rein von Männern besetzte Berufe angehängt. Beweis: die Koryphäe, die Gestalt, die Person kann sexuell männlich und weiblich sein, ist aber immer ein generisches Femininum.
Typisch weibliche, alte Berufe kennen das "-in" überhaupt nicht (Amme, Zofe, Kaltmamsell, Zimmermädchen etc.). Erst da, wo Frauen aus unterschiedlichen Gründen in "Männerberufe" eingedrungen sind, wurden sie als andersartig, als "weiblich" durch die Endsilbe "-in" gekennzeichnet.
Ich würde als Frau für die Streichung des sexistischen "-in" kämpfen, als Mann kann ich das unterstützen, weil ich für die absolute Gleichberechtigung bin. Und wenn es keine weiblichen Berufsbezeichnungen mehr gibt, sondern nur noch Berufsbezeichnungen ohne sexuelle Komponente, dann fühlen sich auch Frauen mitgedacht. Mehr jedenfalls, als durch die Betonung der verbalen Geschlechterapartheit...
Isabella am Permanenter Link
Die Frauen haben einen sehr weiten Weg vor sich, um an Gleichberechtigung zu kommen, wenn selbst das Gendern zum Problem wird.
Lars Temme am Permanenter Link
Liebe Isabella,
ich bin traurigerweise bei Ihnen, eine echte Gleichberechtigung werden wir wohl nicht mehr erleben. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass irgendwann nicht mehr 19 von 20 geschlechterdiskriminierenden Gesetzen Männer benachteiligen, und nur 1 von 20 Frauen, sondern dass es dann keine solchen Gesetze mehr gibt:
https://auschfrei.wordpress.com/rechte/
(In Blau Gesetze und Regeln, die Männer benachteiligen, in Rot solche, die Frauen benachteiligen.)
Sie haben auch völlig recht, dafür bedarf es der Bereitschaft, Offenheit und Empathie, das anzuerkennen. Tun Sie es? Oder halten Sie Ihr Gefühl, gendergerecht angesprochen zu werden, für bedeutsamer als objektive Nachteile?
Freundliche Grüße
Lars Temme
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Ja, ich fühle mich durch alle, die gendergerecht sprechen endlich angesprochen. Sie vermittelt mir den Eindruck, dass eine Teilhabe auch für Frauen möglich ist."
Dann hat Elisabeth Selbert 1948 umsonst für Art. 3 GG gekämpft. Schade. Sie hatte viele Hürden aus dem Weg zu räumen, viele Widerstände zu überwinden. Das ist nach 72 Jahren noch nicht bei Ihnen angekommen? Dafür braucht es eine sexistische Endsilbe, damit Sie Teilhabe ermöglicht sehen? Erneut: Schade! Ich traue Frauen - und die in meiner Umgebung sind so - mehr zu...
M.S. am Permanenter Link
Ich habe als Frau die Frechheit besessen, ein von Männern dominiertes Fach zu studieren und das normal zu finden. Diesen Gender-Quatsch brauche ich sowas von überhaupt nicht, um mich nicht diskriminiert zu fühlen.
Sceric am Permanenter Link
Unabhängig von der Notwendigkeit Personen nicht über Ihr "Geschlecht", Herkunft, etc.
Esiberto C. am Permanenter Link
Ich arbeite seit über 4 Jahrzehnten in einem stark wissenschaftlich gepräpragten Umfeld.
Tomas Köhler am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Huber,
Sie sollten sich diese Studien und die wissenschaftliche Kritik daran mal näher ansehen, bevor Sie von einer „erdrückende Beweislast“ sprechen. Es handelt sich hier um Labor-Studien, die fast alle nur mit Studenten durchgeführt wurden; Einflussfaktoren, wie z.B. der sprachliche Kontext oder stereotype Rollenbilder wurden gar nicht oder nur unzureichend berücksichtigt; gemessen wurden oft nur minimale Effekte, z.T. widersprechen die Ergebnisse sogar den Thesen. Etc. pp.
Linguisten, Philosophen u.a. haben die Aussagekraft dieser Studien ausdrücklich kritisiert. Die These von der „Macht der Sprache“ gilt außerhalb der feministischen Linguistik als unhaltbar. Kritiker der These/der Studien sind u.a.: Ewa Trutkowski, Phillip Hübl, Tomas Kubelik, Gisela Zifonun, Wolfgang Klein, Hans-Martin Gauger, Gisela Klann-Delius, Robert Pfaller, Gero Fischer.
Hier drei Links zum Einstieg in die Kritik:
www.nzz.ch/amp/feuilleton/gendergerechte-sprache-die-diskussion-ist-politisch-vergiftet-ld.1567211
www.nzz.ch/amp/feuilleton/der-erfolg-des-steht-in-den-sternen-gendergerechte-sprache-ld.1369855
https://ids-pub.bsz-bw.de/frontdoor/deliver/index/docId/8290/file/Zifonun_Die_demokratische_Pflicht_2018.pdf
Mit freundlichen Grüßen
Tomas Köhler
Michael Krüger am Permanenter Link
"Es kommt auch nicht von ungefähr, dass viele der Agitator*innen gegen das Gendern maßgeblich aus der rechten und antidemokratischen Ecke stammen."
Danke für diesen entlarvenden Satz. Dieses sattsam bekannte Muster, Kritiker in die "rechte" oder gern auch "antidemokratische" Ecke zu stellen, also zu diffamieren, statt sich argumentativ mit berechtigter Kritik auseinanderzusetzen, ist eines echten Demokraten unwürdig. Repräsentative Meinungsumfragen belegen, dass nahe 70% der Bevölkerung im Gendern keine sinnvolle Maßnahme erkennen können. Daran wird der Beitrag des Herrn Huber - [Beleidigung von der Redaktion gelöscht] - auch nichts ändern.
Ayn am Permanenter Link
Constantin Huber bringt fast keine Argumentation, sein Kommentar hat damit mehr mit Virtue Signalling gemein als mit einer eingehenden Auseinandersetzung mit der Frage, warum Gendern "sinnvoll" sei.
Die einzig argumentative Position scheint die des linguistischen Idealismus zu sein: "Sprache schafft Realität" wird dabei axiomatisch vorausgesetzt.
Dieser linguistische Idealismus ist ein alter, in aktivistischen Kreisen und von der virtue-signallenden Masse perpetuierter Irrtum. Es gibt einige empirische Falsifizierungen der Annahme des sozialkonstruktivistischen sprachlichen Determinismus:
Im Türkischen gibt es gar keine grammatikalischen Mittel, einen Geschlechtsunterschied auszudrücken - ergo ist das eine perfekt gendergleichgestellte Sprache. Wo kommt also der türkisch-islamische Machismo her? Denken türkische Patriarchen offener und weniger Stereotyp?
Ein weiteres Beispiel wäre das Ungarische, auch hier gibt es keinerlei Einfluss der geschlechtsneutralen Grammatik auf das Denken. Die alte Sapir-Whorf-Hypothese ("Sprache determiniert Denken") ist in ihrer ursprünglich deterministischen Form einfach ausgemachter esoterischer Humbug.
Wenn Aktivisten also auf "ungerechte Sprache" rekurrieren, implizieren sie mithin eine konstitutive Wirkung auf tatsächliche "Ungerechtigkeit" in der Welt.
Hier mal der aktuelle Stand innerhalb der linguistischen empirischen Forschung:
http://home.uni-leipzig.de/helium/Querdenker/Referate2009/SapirWhorfSteveRiedl.doc
Fazit aus dem Text:
- In verschiedenen Sprachen gibt es logische & sprachliche Ähnlichkeiten.
-Es besteht ein Zusammenhang zwischen Sprache und Logik (Hinweis darauf, dass Denken und Logik der Sprache vorausgehen, nicht umgekehrt).
-->Weltbilder sind vielmehr ein Erzeugnis des Denkens, wobei die Sprache nur ein Werkzeug bleibt.
-Sprache = Weitergabe von Denken, welches schon unsprachlich gebildet ist, nicht Formulierung der Gedanken wie bei Whorf (Sapir-Whorf-Hypothese).
-Formulieren= unabhängiger Vorgang, Denken genannt, der von der Natur der einzelnen Sprachen weitgehend unbeeinflusst ist (!)
-Großzahl der Linguisten akzeptieren heute die These also nur noch in der äußerst schwachen Form: die Sprache kann geringfügigen Einfluss auf unser Denken haben - zwingt aber keine Denkvorgänge auf, wirkt also nicht wirklichkeitskonstituierend!
Martin Mair am Permanenter Link
Da beim Gendern im Deutschen die weibliche Form weiter ein Anhängsel der männlichen (Ur)Form ist, it das auch nicht wirklich "geschlechtergerecht".
In anderen Sprachen geht das weniger hatschert als im Deutschen! Im spanischen und isländischen sind beide Geschlechtsformen gleichermaßen von einer neutralen Form durch eine Silbe von 2 bzw. 3 Buchstaben unterscheidbar. Da kann leicht das Neutrum genommen werden.
Gisela Schröder am Permanenter Link
Ich wählte einen „männlichen“ Beruf – trotz der Warnung meiner Mutter.
Für solche Entwicklungen war unser freiheitlich-demokratischer Rechtsstaat sehr förderlich, in dem jeder unabhängig von überkommenen, aber nicht (mehr) sinnvollen Denkschemata sein Leben gestalten kann.
Früher stellte ich mir unter Professoren tatsächlich nur Männer vor, zumindest im naturwissenschaftlichen Bereich, da in diesem Bereich Frauen äußerst selten eine Professur innehatten. Andererseits hatte ich nie den Gedanken, dass ich selbst allein aufgrund meines Geschlechts nicht Professor werden könnte. Heute gibt es selbst im naturwissenschaftlichen Bereich schon etliche Professorinnen, wenn auch noch nicht viele. Und im Bereich der Genderstudien gibt es sogar fast nur Professorinnen. Wer sich also heute noch unter Professoren nur Männer vorstellt, muss wohl uninformiert, lernunfähig oder sehr dumm sein. Kann allein eine gegenderte Sprache daran etwas ändern? Wo leben denn die Leute, denen es nach Constantin Hubers Meinung bis heute noch nicht bewusst geworden sein soll, dass es bei den Richtern, Busfahrern, Lehrern, Frisören, Ärzten, Soldaten und eben auch Professoren mehr oder weniger viele Frauen gibt?
Mein Selbstbewusstsein ist stark genug. Ich brauche keine gegenderte Sprache, um mich wertgeschätzt zu fühlen. Im Gegenteil, ich fühle mich dadurch eher herabgesetzt. Denn offenbar meinen etliche Leute, oft auch Männer (oder sind das etwa alle trotz ihres männlichen Vornamens gar keine Männer?), sie müssten für Nicht-Männer sorgen, weil diese nicht in der Lage seien, für sich selbst zu sorgen. Hoch lebe das patriarchale System!
Dazu verschandeln und verkomplizieren sie unsere Sprache, die ich bisher für ein wertvolles Kulturgut gehalten habe.
Nehmen wir die Schreibweise mit dem Binnen-I oder dem Gendersternchen. Besonders krasse Beispiele sind BäuerInnen, JüdInnen, die auch durch die Schreibweise Bäuer*innen, Jüd*innen nicht besser werden. Als Bauer oder Jude würde ich mich nicht angesprochen, sondern veralbert fühlen. Als Leser, dem der Inhalt im Alltag wichtiger ist als die Form (Poesie zähle ich nicht zur Alltagslektüre), bemühe ich mich um ein effektives Lesen und übersetze geflissentlich das Binnen-I durch ein kleines i bzw. überlese geflissentlich das Gendersternchen. Dadurch wird meine Lesegeschwindigkeit durch das Gendern wenigstens nicht allzu sehr gemindert. Aber ich wundere mich dann, dass nur noch von Frauen die Rede ist: „Will da etwa jemand, dass ich nur noch an Frauen denke und nur noch über Frauen nachdenke?“ Und ich stolpere über die Grammatikfehler, die für eine*n sprachliebende*n Leser*in (→für einen sprachliebenden Leserin) wie mich dazu führen, dass die Qualität des Textes automatisch geringer eingestuft wird.
Das Gendern durch Nennung sowohl der weiblichen als auch der männlichen Bezeichnungsweise produziert zwar keine Grammatikfehler, aber wegen der größeren Textlänge benötige ich (und sicher auch jeder andere) für derart gegenderte Texte mehr Zeit. Wenn ich einen Text lese, um mich zu informieren, dann finde ich die ständigen Wiederholungen durch das Gendern äußerst lästig, denn sich bieten keinen Informationsgewinn, sondern sind einfach nur ermüdend. Als Beispiel möge die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg dienen: Sie enthält in ihrer offiziellen Form, einer gegenderten Form, insgesamt mehr als 4 % mehr Wörter und mehr als 4 % mehr Zeichen (ohne Leerzeichen) als die Form, in der das generische Geschlecht verwendet wird, die man also durch Weglassen der genderbedingten Wiederholungen erhält. Der Abschnitt über den Senat hat in der gegenderten Form sogar mehr als 11 % mehr Wörter und mehr als 12 % mehr Zeichen (ohne Leerzeichen) als die nicht gegenderte Form, und beim Abschnitt über die Verwaltung sind es gar mehr als 11 % mehr Wörter und mehr als 14 % mehr Zeichen (ohne Leerzeichen). Beispielsweise hat der aus 21 Wörtern bestehende Satz „Die Erste Bürgermeisterin (Präsidentin des Senats) oder der Erste Bürgermeister (Präsident des Senats) und die Senatorinnen und Senatoren bilden den Senat.“ gegenüber dem aus nur 12 Wörtern bestehenden Satz „Der Erste Bürgermeister (Präsident des Senats) und die Senatoren bilden den Senat.“ keinen informatorischen Mehrwert, im Gegenteil, er bürdet dem Gehirn sogar noch die zusätzliche Aufgabe auf, aus der Menge an Wörtern die relevante Information herauszufiltern.
Ich habe jetzt wohl einige stichhaltige Argumente gegen die Verwendung der Genderns aufgeführt, zumindest über das, was hierzulande unter Gendern verstanden wird.
Damit habe ich mehr Kontra-Argumente aufgeführt als ich Pro-Argumente in Constantin Hubers Aufsatz gefunden habe:
Die Studie, die er als Beispiel für “die erdrückende Beweislast von Studien“ verlinkt hat, hat gar nichts mit der in Deutschland verwendeten Art des Genderns zu tun, taugt also nicht als Pro-Argument.
Die übrigen Verlinkungen behandeln entweder nicht das Thema Gendern oder enthalten nur Aufforderungen oder Hinweise zum Gendern, eignen sich also ebenfalls nicht als Pro-Argumente.
Die beiden lustigen Textbeispiele am Ende seines Aufsatzes (im ersten Beispiel habe ich leider einen Schreibfehler entdecken müssen) taugen zwar als Unterhaltung für eine fröhliche Gesellschaft, aber nicht als Argument für die Verschandelung unserer Sprache.
Ich stimme Constantin Huber zu, wenn er meint, dass Sprache nicht statisch ist, sondern stets einer gewissen Dynamik unterliegt. Im Gegensatz zu ihm bin ich aber der Meinung, dass eine Veränderung der Sprache nicht von einigen „Auserwählten“ allen übrigen aufgedrückt werden darf, zumindest nicht in unserem (noch?) freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat!
Auch seinen Satz „Es gehört zur Demokratie und unserer Verfassung, alle Menschen gleich zu behandeln.“ kann ich vorbehaltlos unterschreiben. Aber der folgende Satz „Einzig die gendergerechte Sprache drückt diese Wertschätzung aus.“ lässt mich an seinem Demokratieverständnis zweifeln. Für mich drückt sich diese Wertschätzung nämlich nicht allein im Gendern, sondern in vielem anderen, vor allem auch dadurch aus, dass man die anderen Menschen auch dann achtet, wenn sie eine andere Meinung haben als man selbst. Dass es Constantin Huber an dieser Wertschätzung mangelt, dafür liefert er in seinem Aufsatz sogar selbst die Beweise. Mit seinem Satz „Es kommt auch nicht von ungefähr, dass viele der Agitator*innen gegen das Gendern maßgeblich aus der rechten und antidemokratischen Ecke stammen.“ suggeriert er, dass alle, die bezüglich des Genderns nicht seiner Meinung sind und etwas dagegen sagen, wie zum Beispiel jetzt ich, verdächtigt werden müssen, aus einer rechten und antidemokratischen Ecke zu kommen. Dies empfinde ich als eine unverschämte Hetze und Diskriminierung. Am Ende seines Aufsatzes beschreibt er das Gendern mit den positiv belegten Adjektiven „avantgardistisch“ und „progressiv“ und unterstellt allen, die sich dagegen aussprechen, dass sie die Erhaltung reaktionärer Weltbilder unterstützen. Auch das ist eine unzulässige Diskreditierung. Schließlich haben mein Mann und ich mit unserem Vorbild und der Erziehung unserer Kinder mehr für Geschlechtergerechtigkeit bewirkt und für Aufklärung (auch gegen reaktionäre Weltbilder) gesorgt als Constantin Huber mit seinem Artikel.
Er schreibt auch: „Eine diskriminierende Sprache trägt zur Schaffung und Festigung von Strukturen bei, in denen es benachteiligte Gruppen schwerer haben als unbedingt notwendig. Eine diskriminierungsfreie Sprache muss daher stets als Ideal angestrebt und immer wieder neu reflektiert werden, um sich veränderten Realitäten, zum Beispiel durch den gesellschaftlichen Wandel, anzupassen.“ Offenbar bezieht er diesen Satz nur auf das Gendern, also nur auf die Form der Sprache, nicht aber auf deren Inhalt. Dabei kann er mit noch so viel Gendern, also nur mit der Form seiner Sprache, den Schaden, den er mit dem Inhalt dieses seines Aufsatzes angerichtet hat, nicht wieder gut machen.
Mit seinem Aufsatz hat Constantin Huber bei mir den Eindruck hervorgerufen, er sei ein eifernder Gender-Missionar. Mir persönlich machen eifernde Missionare Angst, sowohl eifernde Gender-Missionare ebenso wie eifernde religiöse Missionare als auch eifernde Missionare sonstiger dogmatischer Ideologien. Ich befürchte nämlich, dass solche eifernden Missionare unserem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat Schaden zufügen könnten.
Ich finde es durchaus in Ordnung, wenn der Humanistische Pressedienst im Rahmen der Pressefreiheit auch Aufsätze wie den von Constantin Huber veröffentlicht. Ich finde es aber bedauerlich und halte es für bedenklich, wenn er sich als "Humanistischer Presssedienst nicht wenigstens in einem Kommentar von der darin enthaltenen inhumanen Hetze und antidemokratischen Diskriminierung distanziert.
Übrigens ist hier ein Tipp, wie man sich in bestimmten Fällen dagegen wehren kann, durch Gendern allzu sehr gestört zu werden: Für den Firefox-Browser gibt es Add-ons, die auf Knopfdruck einen Text „entgendern“. Für meine Untersuchung der Hamburger Verfassung habe ich „Binnen-I be gone“ verwendet, musste aber noch etliche Stellen nachbearbeiten.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Vielen Dank, liebe Gisela Schröder, für diesen strukturierten Beitrag, der das Thema von der Huberschen Ideologie auf den Boden der Tatsachen stellt.
Ich selbst komme mir in diesen Debatten immer etwas hilflos vor, weil schnell der Vorwurf kommt, ich als Mann sei ja für die Beibehaltung des frauenunterdrückenden Systems. Nein, das bin ich nicht. Ich erkenne sogar im Gendern eine frauenunterdrückende Komponente, weil das "-in" sexistisch abgrenzt. Nur, wo der Sexus eine Rolle spielt (Schauspielerin), sollte er vorkommen. Berufe sollten Beruf sein, die prinzipiell von allen Menschen ausgeführt werden können.
Obwohl ich also ein Mann bin, setze ich mich gegen reale Diskriminierung von Frauen ein, wo sie - stetig schwindend - noch erkennbar ist. Aus vielen Gründen - von denen Sie viele aufgeführt haben - bringt das Gendern nichts oder verschlimmert sogar die Lage (Sprache und Gleichstellung). Wir müssen die Inhalte in den Mittelpunkt rücken und die Form verständlich, les-, hör- und genussvoll aussprechbar lassen. In diesem Rahmen entwickelt sich Sprache weiter. Chefideologen mit Neusprech und Gutdenk führen in die Sackgasse und lenken von den echten Problemen ab...
Ralf Rosmiarek am Permanenter Link
„ … wenn Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern erreicht ist“
Dieser Tage läßt sich, unsere Phantasie läuft längst auf Hochtouren, eine weltumspannende lebensbedrohliche Krankheit besonders gut vorstellen, die zur Gefahr für den gesamten Planeten wird. Alle Staaten sind betroffen. Ein vermeintliches Heilmittel steht plötzlich zur Verfügung und wird global verabreicht. Doch trotz allen Bemühens: Die Krankheit bleibt virulent und breitet sich weiter aus. Das gepriesene Heilmittel ist eben keines, verschlimmert jedoch die Wirkung der Krankheit. Ein Zweifel am Heilmittel mag sich trotzdem kaum einstellen, zu massiv sind die verzweifelten Menschen beschäftigt, den Kampf des Überlebens zu vollziehen. Unablässig zudem erfolgt die mentale Einpeitschung: Das Heilmittel wirkt! Der Glauben an die Wirksamkeit des Medikamentes wird absurd, ist doch die Nutzlosigkeit hinlänglich sichtbar. Bereits Nietzsche wußte: „Denn so ist der Mensch! Ein Glaubenssatz könnte ihm tausendfach widerlegt sein - gesetzt, er hätte ihn nötig, so würde er ihn immer wieder führ wahr halten“.
Die westliche Welt befindet sich seit geraumer Zeit in einer Krise. Spaltung der Gesellschaft, Zunahme von Gewalt, Extremismus, Terror, ökonomische Instabilität sind ihre die Zeichen. Das beschworene Ideal einer harmonischen, friedlichen, gerechten, multikulturellen Gesellschaft ist eine Illusion. Das Mittel zur gesellschaftlichen Gesundung: die Political Correctness. Das Mittel ist allerdings hochtoxisch, auch wenn prinzipiell nichts einwendbar ist gegen eine diskriminierungsfreie Sprache, die sich bemüht, Stigmatisierung und Vorurteilsbildung zu mindern. Political Correctness ist jedoch längst zu purer Ideologie verkommen, Glockengeläut ersetzt länger schon das Argument. Welchem infantilen Mainstreamunfug, der durch überzogene wissenschaftliche Tarnfarbe nicht gebessert wird, will man hier also huldigen? Wer im Diktat oder Aufsatz das oben angeführte - „Ehct ksras! Gmäeß eneir Sutide eneir Uvinisterät, ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wort snid, das ezniige, was wcthiig ist, ist, dsas der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiin snid“ - Geschmiere fertigt, wird - so mein Hoffen - noch immer mit einem „Ungenügend“ nach Hause geschickt und darf über Rechtschreibung, grammatisches Geschlecht, Stil und anderes nachdenken. Oder will und muß kaschiert werden, daß eine Umkehr nicht mehr möglich ist, um den Verlust einst selbstverständlicher Fähigkeiten aufzuhalten? Korrektes Schreiben wäre demnach eine Spezialfähigkeit? Sprachverfall wird letztlich zum unaufhaltbaren Sprachwandel stilisiert.
Der nackte Affe, der Mensch also, ist das einzige Tier, das nicht allein aus „tierischem“ Instinkt heraus kämpft und tötet. Der Mensch findet dazu eigene, eben menschliche Gründe: seine Ideologien! Über die Dummheit sagte Paul Tabori: „Sie ist die tödlichste Waffe des Menschen, seine verheerendste Seuche, sein teuerster Luxus“. Nämliches gilt für die Ideologie.
„Und nun Parität in allen Bereichen“ - schreibt Monika Maron und wird erstaunt fragen: „Ist Parität erreicht, wenn Frauen Holz hacken und die Männer stricken? Wird am externen Uterus geforscht, damit Männer endlich gebären können und Mutterväter werden, womit sogar die Steigerung der Parität erreicht wäre, beides in einem, nur das Stillen wäre noch ein Problem“.
Damit freilich nicht genug, der real existierende Irrsinn geht weiter und weiter. Die „Neuen deutschen Medienmachergendersterncheninnen“ (Leitspruch: „Wir sind nicht die besseren Journalist*innen. Aber auch nicht die schlechteren.“ - Wozu braucht es diese Neugründung dann?) haben herausgefunden: Kriminelle ausländische Familienclans werden als kriminelle ausländische Familienclans bezeichnet, während doch die inländischen „weißen“ Familienclans als „Unternehmerfamilie“ bezeichnet werden. So liest man überdies davon, daß die Stuttgarter Polizei „von jugendlichen Straftätern – von deutschen Jugendlichen! – den Migrationshintergrund der Eltern ermitteln“ will. Ob dann aber der deutsche Clan noch so „weiß“ ist? Gut, das ist natürlich ungerecht und rassistisch, aber leider auch sprachlich schlampig, etwa „bei der massive (sic) Steuerhinterziehung eines Klaus Zumwinkel“. „Egal“, meint Constantin Huber, egal ebenso „ob nun Binnen-I, Genderstern, Geschlechtsneutralisierung, Unterstrich, Doppelpunkt oder Schrägstrich: wer eine Form der geschlechtergerechten Sprache nutzt, zeigt, dass er*sie sich Gedanken darüber gemacht hat, wie auch im Alltag allen unnötigen Formen der Diskriminierung Paroli geboten werden kann, damit sich weniger häufig patriarchale Strukturen weiter verfestigen und die bestehenden weiter aufgebrochen werden können“.
Zu den „unnötigen Formen der Diskrimierung“ noch einige wenige Beispiele dieser Tage: Die „Deutsche Forschungsgemeinschaft“ (DFG) nimmt nach massiven Protesten einen Beitrag von Dieter Nuhr aus dem Netz, um ihn nach massiven Gegenprotesten erneut online zu präsentieren. Dieter Nuhr bewies Rückgrat und lehnte das Angebot der DFG, sein Statement wieder in „kommentierter Form“ online zu stellen, ab. Die Kabarettistin Lisa Eckhart wird von einer Veranstaltung des Hamburger Literaturfestivals ausgeladen, „man könne nicht für ihre Sicherheit garantieren“, heißt es zur Absage. Audi haut in den berühmten Sack, mag für sein Modell "RS 4 Avant" so doch nicht werben und entschuldigt sich öffentlich, nachdem ein Werbefoto mit einem Kind, das eine Banane ißt, für grandiose Aufregung in den sogenannten „sozialen Netzen“ sorgte. Die Werbung sei mit Blick auf Verkehrsopfer geschmacklos. Der Basketball-Bundesligist Telekom Baskets Bonn feuert den Nationalspieler Joshiko Saibou, weil dieser auf der Berliner Corona-Demo mitgelaufen war. Gute Ideen hinsichtlich Gleichschaltung, ach nein, Gerechtigkeit war’s, haben natürlich immer auch die Grünen. Somit soll es nach ihrem Willen keine Werbung für Fastfood mehr geben. Denn da war ja noch was hinsichtlich der neuen Gesundheitsreligion und -diktatur.
Es funktioniert nicht reibungslos mit der Übertragung des Gewünschten, da ist noch immer die allzu lästige Wirklichkeit. Hinzu kommt „die schlechte Erfahrung, dass die Sprache durch ideologische Eingriffe viel an Verständlichkeit, Prägnanz und Schönheit verliert! Jeder Sprachbewusste muss zwangsläufig zum Gender-Gegner werden und jenen europäischen und deutschen Behörden den Kampf ansagen, die die Sprachverrenkungen der Gender-Vertreter amtlich gemacht haben, mit dem Ergebnis, dass sich die Behördensprache noch weiter als gewöhnlich von der Alltags- und Literatursprache entfernt … Achtung der Minderheit ist aber auch ohne theoretische Verrenkungen möglich und nötig“ (Günter de Bruyn). Es gab mal eine Zeit, sagt Alice Schwarzer, da „waren uns die Gesetze und Regeln völlig egal. Wenn man etwas für richtig fand, dann hat man nicht gefragt: Darf man das? Oder wer fördert das denn? Man hat es einfach gemacht.“ … Nun aber feiert er wieder Urstände - der ideologische Wahn einer vermeintlichen Gesinnungselite! „Die Wüste wächst“ (Nietzsche).
Jörg Elbe am Permanenter Link
Der Ausdruck "gendergerechte Sprache" beinhaltet bereits das Ergebnis für die aufgestellte Behauptung. Dies kennt man auch von anderen Ideologien, im Besonderen den Religionen mit Gottesbehauptungen.
Sprache verändert sich stetig z. B. kommen neue Begriffe aus dem technischen Bereich hinzu, die es zuvor nicht geben konnte. Grundlegende Veränderungen erstrecken sich über längere Zeiträume. Die behauptete "gendergerechte Sprache" ist jedoch keine organische Veränderung, sondern eine ideologische, von oben aufoktroyierte, im realen Leben weitgehend ohne Relevanz, gegen das Sprachgefühl und die sprachliche Ökonomie stehende, und in weiten Teilen Verhunzung der Sprache.
David Z am Permanenter Link
"Alles, was neu ist, was ungewohnt ist,... .betrachten wir Menschen nur zu gerne mit Argwohn"
Möglich. Aber nicht alles, was neu ist automatisch gut.
"Ein kreativerer und bewussterer Umgang mit Sprache, sofern die Bereitschaft dafür vorhanden ist, kann jedoch dazu beitragen, dass stereotype Rollenbilder abgeschafft werden."
Nein. Gendern macht genau das Gegenteil. Anstatt zu vereinen, dividiert es die Gesellschaft. Wie so oft bei identity policies.
" Einzig die gendergerechte Sprache drückt diese Wertschätzung aus."
Diese Behauptung ist eine Unverschäntheit.
" Es kommt auch nicht von ungefähr, dass viele der Agitator*innen gegen das Gendern maßgeblich aus der rechten und antidemokratischen Ecke stammen"
Dieser freche Diffamierungsversuch grenzt an Beleidigung.
"Dabei dürfte es schwer sein, gegen die erdrückende Beweislast von Studien zu argumentieren,"
Das ist überhaupt nicht schwer. Man muss die Kritik halt auch zur Kenntnis nehmen, anstatt cherry picking zu betreiben und dabei zu glauben, man hätte die Weisheit gepachtet.
"Machtverhältnisse, die es in unserer Gesellschaft gibt, spiegeln sich auch in unserer Sprache wider"
Was für "Machtverhältnisse"? Was reden Sie da? Die mächtigste Person im Land ist eine Frau.
"Nicht nur die Realität schafft Sprache, sondern Sprache schafft mitunter auch Realität. "
Ach wie schön, wenn's doch so einfach wär. Der Kommunismus hat dieses Dogma übrigens auch verbreitet.
"Eine diskriminierende Sprache trägt zur Schaffung und Festigung von Strukturen bei, in denen es benachteiligte Gruppen schwerer haben als unbedingt notwendig."
Ohje, ich hoffe, sie beziehen sich nicht auf das generische Maskulinum. Soviel Feindseligkeit hat das arme Ding nun wirklich nicht verdient.
" Eine diskriminierungsfreie Sprache muss daher stets als Ideal angestrebt und immer wieder neu reflektiert werden"
Solange Sie noch nicht einmal die exakte Anzahl von Geschlechtern beziffern können, müssen wir gar nichts.
"Die gerne angeführten Nachteile, wonach der Lesefluss für eine*n ungeübte*n Leser*in verloren gehe..."
Danke für den Schmunzler. Quod erat demonstrandum.
" Erst, wenn Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern erreicht ist, kann dies als ein valides Argument für eine sodann auftretende Überflüssigkeit herhalten."
Da die Gleichberechtigung bereits jetzt zum Glueck und zu Recht erreicht ist, können wir dann bitte mit diesem Quatsch aufhören, ja?
" Eine solche Haltung kann nicht ernst genommen werden."
Entschuldigung, der einzige, der hier nicht ernst genommen werden kann, ist jemand, der behauptet, die o. g. Textbeispiele seien gut zu lesen.
"wer eine Form der geschlechtergerechten Sprache nutzt, zeigt, dass er*sie sich Gedanken darüber gemacht hat,..."
Nein. Eine solche Person zeigt vielmehr, dass sie sich unkritisch einer totalitären Ideologie unterwirft, die dem Menschen vorschreiben will, wie er zu sprechen hat.
"... wie auch im Alltag allen unnötigen Formen der Diskriminierung Paroli geboten werden kann, damit sich weniger häufig patriarchale Strukturen weiter verfestigen und die bestehenden weiter aufgebrochen werden können."
Welche "patriachalischen Strukturen" bitte? Die aus Nahost importierte Machokultur und Geschlechterappartheid scheinen Sie nicht zu meinen.
Ganz im ernst, lieber Herr Huber, meinen Sie nicht auch, dass es wichtigere Themen gibt als dieses Steckenpferd? Haben wir in diesem Land sonst wirklich keine anderen Probleme?
Assia Harwazinski am Permanenter Link
Man kann Alles übertreiben...
Selberdenker am Permanenter Link
Einen Dank den vielen Kommentatoren! Ich habe einige neue Hinweise und nützliche Links erhalten.
M.E. ist das einer derjenigen Artikel, bei denen die Nutzerkommentare nützlicher sind, als der Artikel selbst.
Im Wesentlichen handelt es sich beim Gendern um eine Erfindung aus dem geisteswissenschaftlichen Elfenbeinturm. Der Durchschnittsbürger redet und schreibt nicht so, egal ob Mann oder Frau.
Die Regeln der Sprache und die Argumente von Germanisten werden dabei oftmals ausgeblendet. Dass das sprachliche und das biologische Geschlecht in der deutschen Sprache entkoppelt sind, interessiert da wenig.
Ich selbst musste mir letzten Winter zum ersten Mal "gefallen lassen", einem Gender-Zwang beim Schreiben einer Hausarbeit an der Universität folgen zu müssen. Widerstand zwecklos.
Ein Nutzer hat es treffend beschrieben: Diese Genderzeichen sind eine Art symbolische Selbstbefriedigung derjenigen, die sie nutzen. Die Lösung für ein vermeintliches, selbstgeschaffenes Problem. Dieses resultiert aber lediglich aus einer Unkenntnis der deutschen Sprache.
Für die Gleichberechtigung der Frauen sind Gendersternchen unnützt. Vielleicht sind sie auch nur Ersatz dafür, dass scheinbar keine Fortschritte mehr in den wesentlichen Dingen zu erwarten sind? Gleiche Bezahlung für "Frauenberufe" usw.