Tansania erklärt die Corona-Krise nach Gebet für beendet

Das Coronavirus bringt weltweit viele Regierungen in Zugzwang. Welche Maßnahmen ergriffen werden sollten und wie man mit der oft unsicheren Datenlage umgeht, dafür wurde bisher noch kein absolut sicheres Patentrezept gefunden. Der Präsident Tansanias, John Magufuli, zeigt jedoch ganz klar wie man es nicht machen sollte: Nach einem kurzerhand angeordneten Dreitagesgebet erklärte er die Pandemie für beendet.

Nachdem die Coronaviren durch das dreitägige Beten und Fasten angeblich vertrieben worden seien, erklärte er in einer Kirche der Hauptstadt Dodoma das Virus, welches er als "Teufel, der nicht im Körper von Jesus Christus leben kann" bezeichnete, für besiegt, berichtet die Welt. Gesichtsmasken könnten daher an die Spender zurückgegeben werden. Kirchen und Moscheen waren in dem Land zu keiner Zeit geschlossen worden.

Doch nicht nur das Management der Corona-Pandemie wird mit Sorge beobachtet, auch der Umgang des Präsidenten mit Kritikern seiner eigenwilligen "Krisenstrategie": So entließ Magufuli den stellvertretenden Gesundheitsminister seines Landes, als dieser Kritik an den nicht vorhandenen Corona-Maßnahmen seines Regierungschefs verlautbaren ließ und Aktivisten half, Informationen über das Virus zu verbreiten.

Außerdem zweifelte der tansanische Präsident die Daten der staatlichen Labore an und verkündete in einer Fernsehansprache, er habe veranlasst, Abstrichproben von einem Schaf, einer Wachtel und diversen Früchten an die Labore zu senden, die allesamt positiv auf Corona getestet worden seien. Seine geringschätzige Meinung gegenüber den staatlichen Laboren hat er damit mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht. Sein Rezept – falls es das Virus trotz der Gebete noch geben sollte – ist neben noch mehr beten das Inhalieren mit Kräutern.

Oppositionelle Kräfte, die seinen Umgang mit Corona oder seine Politik generell kritisieren, werden für John Magufuli von ausländischen Imperialisten unterstützt und laufen Gefahr, inhaftiert zu werden. Generell hält der Präsident die Gefährlichkeit des Virus für eine Art Verschwörung der WHO (World Health Organisation), die von Imperialisten aus dem Ausland gesteuert wird. So ganz scheint Magufuli sich dabei jedoch auch nicht sicher zu sein, denn er selbst hält sich angeblich an Sicherheitsabstände und verbrachte sogar einige Wochen in einem Dorf, auch auf der Beerdigung eines plötzlich verstorbenen Ministers ließ er sich nicht blicken.

Tansania steht Ende Oktober die Präsidentschaftswahl bevor. Kritiker werfen dem amtierenden Regierungschef die Einschränkung der Meinungsfreiheit sowie Unterdrückung der Opposition vor. Die Tatsache, dass für die Wahl keine Wahlbeobachter eingeladen worden sein sollen und dass bei der letzten Kommunalwahl 95 Prozent der Oppositionskandidaten aus teils fadenscheinigen Gründen nicht zugelassen worden waren, lassen auch die kommende Wahl in keinem guten Licht erscheinen. Allerdings scheint Magufuli mit seinem Gegner Tundu Lissu dennoch einen starken Herausforderer zu haben, sollte die Wahl wider aller Kritiken korrekt ablaufen. Lissu bezeichnete das Vorgehen des Präsidenten in der Corona-Krise übrigens als "unverantwortbare Katastrophe".

Unterstützen Sie uns bei Steady!