Säkulare aus den Berliner Koalitionsparteien unterstützen Güner Balci

Streit um Integrationsbeauftragte

In der Debatte um die Ernennung der Journalistin Güner Balci zur Neuköllner Integrationsbeauftragten haben sich nun die innerparteilichen Arbeitsgruppen der Säkularen und Humanisten der Berliner SPD, der Säkularen Grünen und der Säkularen Linken zu Wort gemeldet und sich auf die Seite von Balci gestellt. In den Tagen zuvor hatte ihre Ernennung durch die teils vehemente Kritik aus den Reihen der Grünen und der Linken eine kontroverse Debatte ausgelöst.

Walter Otte von den Säkularen Grünen und Roman Veressov von den Säkularen Linken erklären dazu:

"Frau Balci ist eine hervorragende Wahl. Die Journalistin ist im Bezirk beheimatet und kennt die Situation und die Problemlagen vor Ort. Sie tritt rechter Stimmungsmache ebenso entschieden entgegen wie einem fundamentalistischen oder politischen Islam. Sie hat einen klaren Blick für die Probleme der Einwanderungsgesellschaft auf allen Seiten. Die Kritik der Grünen und die teils diffamierenden Angriffe der Neuköllner LINKEN auf Frau Balci sind sachlich ungerechtfertigt und nicht nachvollziehbar. Wir fordern unsere BVV-Fraktionen auf, davon Abstand zu nehmen."

"Güner Balci hat sich besonders um die Stärkung der Frauen in der migrantischen Community verdient gemacht. Zu Recht wird sie vom Berliner Lesben- und Schwulenverband sowie vom Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg unterstützt. Vom Bezirksbürgermeister erwarten wir ebenfalls eine deutliche Zurückweisung der teilweise diffamierenden Kritik. Frau Balci wünschen wir viel Erfolg bei ihrer neuen schwierigen Aufgabe", ergänzen Bruno Osuch und Ulrich Biehler von den Humanistischen und Konfessionsfreien Sozialdemokraten.

Es handelt sich deutschlandweit um die erste gemeinsame Initiative der säkularen Kräfte der drei Mitte-Links-Parteien. Während die Säkularen Grünen bereits seit mehreren Jahren aktiv sind, hatten sich in den vergangenen Monaten in den Berliner Landesparteien der SPD und Linken ebenfalls entsprechende Gruppen formiert.

"Die Stellungnahme für Güner Balci ist der Auftakt zu einer fortlaufenden Zusammenarbeit über die Parteigrenzen hinweg, mit Blick auf die Programme zu den Abgeordnetenhauswahlen und darüber hinaus", so die Vertreter der drei Gruppen.

Hintergrund

Die Journalistin und Autorin Güner Balci ist neue Integrationsbeauftragte in Berlin-Neukölln. Ihre Wahl sorgte im Vorfeld für Aufregung: Die Neuköllner Linken warfen Balci vor, den umstrittenen ehemaligen SPD-Politiker Thilo Sarrazin unterstützt und mehrfach Vorurteile gegenüber Muslimen geäußert zu haben. Die Kritik der Linken richtete sich zudem dagegen, dass Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) nicht, wie vorgesehen, den Migrationsbeirat an der Auswahl und Ernennung Balcis beteiligt habe.

Bernd Szczepanski, Co-Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung, sagte laut Tagesspiegel, Frau Balci "benenne viele Probleme zwar korrekt und konkret, präsentiere aber keine Lösungsansätze".

Die bekannte Fernsehjournalistin hat ihre Kindheit und Jugend in Berlin-Neukölln verbracht und kennt die dortigen vielfältigen sozialen und migrantischen Probleme. Sie beschäftigt sich schon lange mit der Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen, mit dem Recht auf gleichberechtigte Teilhabe, mit patriarchalen, menschenrechtsfeindlichen Strukturen, mit Rassismus und mit den Mängeln der Integration, scheut aber auch nicht davor zurück, gegenüber islamistischen Ansichten, Organisationen und Personen die richtige Tonart anzuschlagen.

Unterstützen Sie uns bei Steady!