Kirchentag 2025: Hannover lädt ein und spendet Steuergeld

Der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) 2025 wird in Hannover stattfinden, das hat die Ratsversammlung der Stadt Mitte Dezember beschlossen. Über 4 Millionen Euro wird das den städtischen Steuerzahler kosten, hinzu kommen Mittel von Land und Bund, sodass das Kirchenfest fast zur Hälfte aus allgemeinen Steuergeldern finanziert wird.

Nach Angaben der offiziellen Kirchentagswebsite ist es bereits das fünfte Mal, dass die niedersächsische Landeshauptstadt das große Missionierungsfest ausrichtet, wo es auch 1949 seinen Anfang nahm. Selbstredend ist der Kirchentagsveranstalter entzückt und prophezeit vorsichtigerweise lieber unkonkret, das Glaubensevent werde "Zehntausende nach Hannover ziehen". Außerdem sollen sich die Einwohner auf die "einzigartige Kirchentagsatmosphäre in der gesamten Stadt freuen" – auch wenn das für sie vor allem bedeutet, dass ihre Stadt eine Woche lang von der Kirche beschlagnahmt und zugunsten der Kirchentagstouristen lahmgelegt wird.

Hannovers Oberbürgermeister, Belit Onay (Grüne), ist jedenfalls hin und weg und wird auf der Kirchentagsseite folgendermaßen zitiert:

"Ich freue mich sehr, dass der Rat der Stadt die Ausrichtung des Kirchentags in Hannover beschlossen hat. 2025 wollen wir die Welt zu Gast haben, über große Fragen diskutieren, gemeinsam feiern und der gegenseitigen Wertschätzung ein Zuhause geben. Für uns ist der Kirchentag eine wunderbare Gelegenheit, unsere Qualitäten als Gastgeberin und als spannender Wirtschaftsstandort zu zeigen. Ich bin mir sicher: 2025 wird ein besonderes Jahr für Hannover!"

Besonders – ja – besonders teuer vor allem. Finanziert wird das Glaubensfest nämlich wieder einmal zu einem erheblichen Teil mit allgemeinen Steuergeldern (also keinen Kirchensteuern). Der Antrag, der mit drei Nein-Stimmen und einer Enthaltung in der Ratsversammlung beschlossen wurde, lautete:

"... die Durchführung des Deutschen Evangelischen Kirchentages 2025 in Hannover mit einer Zuwendung von insgesamt 4 Millionen Euro, zu je 50 Prozent im ersten Quartal 2024 und 2025, an einen noch zu gründenden Verein zur Durchführung des Kirchentages zu Hannover zu fördern sowie darüber hinaus den Verein durch aktive Mitarbeit durch die Verwaltung, Verzicht auf Erträge und Sachleistungen in geschätzter Höhe von 235.000 Euro zu unterstützen sowie die Übernahme von Leistungen, die während der Durchführung des Kirchentages anfallen werden, und derzeit noch nicht ermittelt werden können."

Neben der direkten Fördersumme in Höhe von 4 Millionen Euro stellt die Stadt also Flächen, Räume und Dienste kostenlos zur Verfügung und verzichtet auf Einnahmen (durch Nichterhebung von Gebühren oder in Form von kostenlosen Eintritten in Museen und Bäder) beziehungsweise übernimmt sie die Kosten für Reinigung, Entsorgung oder Strom und Wasser.

In der Begründung geht man im Gegensatz zu der schon vorsichtiger gewordenen Kirchentagsleitung unbeirrt wieder einmal von "voraussichtlich über 100.000" Besuchern in der Stadt aus und beschwört die "positive[n] Effekte für die lokale Wirtschaft". Insgesamt ist für den DEKT die Rekordsumme von rund 25 Millionen Euro zu decken, die neben dem bereits genannten städtischen Anteil mit zusätzlichen 7 Millionen Euro vom Land Niedersachsen und 500.000 Euro vom Bund übernommen werden. Somit würde Stand jetzt fast die Hälfte der Gesamtsumme aus der öffentlichen Hand stammen. Ein Viertel der Kosten, also etwa 6,25 Millionen Euro, will der DEKT über Eigenmittel (wie Eintrittsgelder oder Spenden) finanzieren, hinzu kommen weitere 7 Millionen Euro von der Evangelischen Landeskirche.

Diese sei stolz, heißt es auf der Website des Kirchentages weiter, "erneut einen Kirchentag mit auszurichten und sieht darin auch eine Investition in die eigenen Zukunftsprozesse". Hier werden zwei Faktoren in theologisch geschulter Weise gekonnt verschleiert: Der verwaltungstechnische Trick, den Kirchentag über einen von der gastgebenden Landeskirche und dem Verein zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages eigens dafür gegründeten weiteren – natürlich völlig mittellosen – Verein auszurichten, macht die evangelische Kirche kurzerhand nur zum Mitveranstalter und -finanzierer. Dass großflächig angelegte Missionierung eine "Investition in die eigenen Zukunftsprozesse" ist, versteht sich von selbst – nur, dass man für die Investition eben auch die öffentliche Hand heranzieht, die sich an der Förderung des Fortbestands des Kirchenvolks als eigentlich weltanschaulich neutraler Staat seit Jahren immer wieder gerne beteiligt. Landesbischof Ralf Meister nennt das den "bewährten Zusammenhalt mit Land und Stadt".

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