Verbot für homöopathischen Corona-Impfstoff

Einen Corona-Impfstoff in homöopathischer Version hat eine Apotheke in Koblenz auf den Markt gebracht. Doch das Angebot währte nicht lange: Am Freitag verboten die Behörden den Verkauf. VertreterInnen der wissenschaftlich fundierten Medizin hatten in den sozialen Medien heftige Kritik am Vertrieb des Produkts geübt. Die Affäre ist bezeichnend für die Praxis vieler Apotheken, pseudowissenschaftliche Scheinmedikamente ohne spezifische Wirkung zu verkaufen.

Als "Wohlfühlapotheke" mit "langer Tradition" im Bereich Homöopathie präsentiert sich die Koblenzer Schloss-Apotheke auf ihrer Homepage. Das kann aber freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Homöopathie eine veraltete, von der Wissenschaft überholte Heilslehre ist.

Hinsichtlich der Kundenwünsche ist die Schloss-Apotheke dagegen offenbar am Puls der Zeit. Als "Pfizer/BioNTech Covid 19-Vaccine in potenzierter Form bis D30" pries sie ihr Produkt auf ihrer Homepage an. Erhältlich als Globuli (Zuckerkügelchen) oder "Dilution (zur Ausleitung)". Das Angebot wurde zwischenzeitlich von der Website entfernt, denn am Freitag hatte das rheinland-pfälzische Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung den Weiterverkauf untersagt. Es werde geprüft, "ob gegen arzneimittelrechtliche oder sonstige Vorschriften verstoßen wurde".

Der Behörde geht es um die Herkunft des verwendeten Impfstoffs. Wie Apothekenleiterin Annette Eichele angibt, habe sie "geringe Restmengen" aus einem Impfzentrum und einem Altenheim in Koblenz mitgenommen. Dieses Vakzin wäre "sonst in den Müll geworfen" worden. Für Eichele könnte das noch ein Nachspiel haben: Der Verantwortliche für das Impfzentrum, der Koblenzer Oberbürgermeister David Langner, sei vom Landesamt beauftragt, dem Vorfall nachzugehen und nach eigenem Ermessen "geeignete Mittel zu ergreifen".

Für 15 Euro seien zehn Gramm Globuli über den Ladentisch gegangen, so die Apothekenleiterin. Man habe sie auf Anfrage von Heilpraktikern und Ärzten hergestellt und weniger als ein dutzend Mal verkauft. Dank des Mittelchens solle die Corona-Schutzimpfung "besser und richtiger wirken, möglichst ohne Nebenwirkungen zu entfalten". Allerdings gibt die Fachapothekerin mit Doktortitel zu, dass nichts davon wissenschaftlich belegt ist. Inzwischen warnt die Apothekerkammer Westfalen-Lippe vor solchen Angeboten.

Nach dem Eklat teilt die Koblenzer Schloss-Apotheke auf ihrer Homepage mit, die Beschreibung des Produkts sei "missverständlich" gewesen. Gleich auf der Startseite findet sich nun der Hinweis, dass die BioNTech-Globuli kein Ersatz für eine Corona-Impfung darstellen und zu keinem "impfähnlichen Schutz" führen. Alle Kundinnen und Kunden würden erneut kontaktiert, "um die richtige Anwendung zur besseren Verträglichkeit einer bereits erfolgten Impfung zu garantieren" – was immer das heißen mag. Immerhin erfährt die Kundschaft nun: "Eine darüber hinausgehende Wirkung – insbesondere als Impfstoff – verspricht das Produkt nicht."

Dass der Vorfall ein breites Echo in den Sozialen Medien hervorgerufen hat (vgl. etwa hier), ist als Erfolg der Aufklärungsarbeit über Homöopathie zu werten. Jedoch darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass dessen ungeachtet die Irreführung von PatientInnen durch Pseudomedizin weitergeht. Dem Mediziner Dr. Christian Lübbers ist zuzustimmen, wenn er dazu auf Twitter fragt: "(…) warum auf die Apotheken schimpfen, wenn Homöopathika in Deutschland weiterhin als Arzneimittel registriert und von Krankenkassen erstattet werden dürfen?" Er konstatiert: "Wer selbst im Angesicht der Pandemie noch toleriert, dass Hilfe suchende Patienten auf falsche Versprechen der Homöopathen hereinfallen, Homöopathie könne Impfungen ersetzen oder Impfnebenwirkungen behandeln, ist entweder ein skrupelloser Geschäftemacher oder Gesundheitsminister."

Unterstützen Sie uns bei Steady!