Nach der jüngsten tödlichen Schießerei in Texas wird in den USA wieder einmal über die Verschärfung der Waffengesetze diskutiert. Ein Politikwissenschaftler der Eastern Illinois University untersuchte nun die Frage, ob in verschiedenen religiösen Bevölkerungsgruppen Waffenbesitz unterschiedlich stark verbreitet ist.
Am 24. Mai wurden in Uvalde (Texas) bei der Schießerei an einer Grundschule 19 Kinder und zwei Erwachsene getötet. Erneut eine Schießerei in den USA, die durch strengere Regelungen für den Waffenbesitz hätte verhindert werden können.
Der Politikwissenschaftler Ryan Burge, Assistenzprofessor an der Eastern Illinois University, wollte nach dem jüngsten Attentat wissen, wie der Waffenbesitz in den USA verteilt ist. Da ein Forschungsschwerpunkt des Wissenschaftlers und Pastors der American Baptist Church die Wechselbeziehung von Politik und Religion ist, ging er speziell der Frage nach, wie der Waffenbesitz in unterschiedlichen religiösen Bevölkerungsgruppen verteilt ist.
Um diese Frage zu beantworten, wertete Burge die Daten der Cooperative Election Study 2020 aus, einer nationalen Meinungsumfrage, die regelmäßig vor und nach den Präsidentschafts- und Zwischenwahlen in den USA durchgeführt wird. Abgefragt wurde darin neben demografischen Faktoren wie beispielsweise der Religionszugehörigkeit auch, ob die Befragten eine Waffe besitzen, wodurch eine entsprechende Auswertung der Daten möglich wurde.
Das Ergebnis seiner Auswertung veröffentlichte Burge drei Tage nach der Schießerei von Uvalde bei Twitter:
Spitzenreiter beim Waffenbesitz sind laut Auswertung der Daten durch den Wissenschaftler weiße Evangelikale, von denen 33 Prozent angaben, eine Waffe zu besitzen. Bei den Mainline-Protestanten sowie den Mormonen sind es 26 und 25 Prozent. Atheisten und Agnostiker rangieren mit 17 und 16 Prozent im Mittelfeld. Am wenigsten Waffen besitzen Buddhisten und Juden (je 11 Prozent), Muslime (9 Prozent) und Hindus (3 Prozent). Interessant an Burges Auswertung ist ferner, dass sowohl schwarze Protestanten als auch nicht-weiße Katholiken signifikant weniger Waffen zu besitzen scheinen als ihre weißen Glaubensgenossen.
Sowohl Ryan Burge als auch der mormonennahen Tageszeitung Deseret News, die den Tweet umgehend aufgriff, ist es wichtig zu betonen, dass die Ergebnisse der Auswertung zeigen, dass immerhin zwei Drittel der weißen Evangelikalen ebenso wie drei Viertel der Mainline-Protestanten und der Mormonen keine Waffe besitzen – dies trifft natürlich nur zu, wenn die in der Cooperative Election Study 2020 gemachten Eigenangaben der Wahrheit entsprechen.
5 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dieses Ergebnis verwundert nicht, sind doch die evangelikalen Weisen die am meisten von
den Kirchen verhetzten und mit Angst indoktrinierten Amerikaner.
distanzierten.
Ich hoffe die USA erkennt dies rechtzeitig und ändert ihren Kurs in Richtung säkulare,
demokratischer Humanität.
David Z am Permanenter Link
Ja, das Ergebnis verwundert nicht. Und zwar deshalb, weil auf dem Land der Waffenbesitz grundsätzlich höher ist als in den Städten und gleichzeitig weisse Evangelikale in ländlichen Gebieten die Mehrheit darstellen.
Davon abgesehen ist die US Verfassung säkularer als unsere und viele andere. Sie scheinen auch nicht die amerikanische Sichtweise auf die "Wehrhafte Demokratie" zu verstehen. Sie scheinen zu glauben, dass nur der demokratische Staat wehrhaft gegen seine Feinde sein muss. Der Amerikaner sieht das geschichtsbedingt weiter: Auch der demokratische Bürger kann sich mit einem zum totalitären Bösewicht gewandelten Staat konfrontiert sehen und möchte daher gleichsam wehrhaft sein. Aus diesem Gedanken sind die Vereinigten Staaten erst entstanden.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ohne weitere Worte: "... dies trifft natürlich nur zu, wenn die in der Cooperative Election Study 2020 gemachten Eigenangaben der Wahrheit entsprechen".
Michael am Permanenter Link
Opfer von Schusswaffengewalt in den USA sind überwiegend Schwarze, obwohl nur 12 % die Bevölkerung Schwarz sind.
https://www.reuters.com/world/us/us-gun-deaths-surged-35-2020-higher-black-people-cdc-2022-05-10/
Morde durch Schusswaffen pro 100000 Einwohner
Durchschnittliche Rate 6 pro 1000000 Einwohner
Schwarze Mordopfer 26 pro 100000 Einwohner
Weiße Mordoper 2 pro 100000 Einwohner
Peter am Permanenter Link
Das Fanatiker einen Hang zu Waffen aller Art haben ist nichts Neues. Da spielt es auch keine Rolle, ob es sich um religiöse oder politische Fanatiker handelt.