BERLIN. (hpd) Alan Posener widerlegt fünf Lügen, die im Zusammenhang seit den Terroranschlägen von Paris immer wieder in Medien und sozialen Netzwerken auftauchen.
Jetzt, da jeder und sein Hund sich in Sachen Paris zu Wort gemeldet haben, mit und ohne Smileys, möchte ich fünf Lügen auflisten, die ich in der Debatte immer wieder gehört haben, was sie nicht besser macht.
Erste Lüge: Der Terror ist auch Ergebnis der Ausgrenzung und Diskriminierung der Muslime in Frankreich.
Unsinn. Viele Minderheiten werden im Westen ausgegrenzt und diskriminiert. Das ist schlimm. Die Juden zum Beispiel wurden über Jahrhunderte in Europa verfolgt. Deshalb griffen sie aber nicht zum Terror. Die Schwarzen in den USA erlitten Jahrhunderte der Sklaverei, ein Apartheidregime in den Südstaaten, ständige Zurücksetzung bis heute. Dennoch griffen sie – von wenigen Ausnahmen in den 1970er Jahren abgesehen – nicht zum Terror.
Hispanics sind oft illegal in den USA und genießen keinen Schutz; und wenn sie Bürger sind, werden sie oft als Bürger zweiter Klasse behandelt. Es gibt keinen mexikanischen Terror. Vietnamesen, Chinesen, Inder und andere werden im Westen diskriminiert. Sie reagieren nicht mit Terror, sondern mit doppelter Arbeit. Nur die Diskriminierung von Muslimen bringt – angeblich – den Terror hervor. Bestimmt nicht deshalb, weil Muslime besonders schlimm diskriminiert werden.
Zweite Lüge: Der Dschihadismus hat nichts mit dem Islam zu tun.
Diese Lüge wird wie eine Mantra heruntergebetet. Das macht sie nur schlimmer. Ganze Bibliotheken sind gefüllt mit Abhandlungen über den Zusammenhang zwischen christlichem Antijudaismus und mörderischem Antisemitismus, über den Zusammenhang zwischen christlichem Fundamentalismus und Hexenwahn, über die üblen Folgen des christlichen Paternalismus und christlicher Homophobie, über die Rechtfertigung von Kolonialismus, Sklaverei und Völkermord durch christliche Ideologen und Kirchen. Aber über den Zusammenhang von Islam und Terror soll man nicht reden? Das erinnert an die Kommunisten, die behaupteten, Stalin habe "nichts mit dem wahren Kommunismus" zu tun, die DDR-Führung sei ein Haufen von "Arbeiterverrätern" usw. usf. Selbstverständlich können die 99.9 Prozent gesetzestreue und moderate Muslime nichts für den Terror. Aber sie können aufhören, sich und anderen die Lüge zu erzählen, der Islam habe damit nichts zu tun. Das wäre der erste Schritt zu einer Reform, die diesen Namen verdient.
Dritte Lüge: Mit Krieg und kriegerischen Mitteln kann man dieses Problem nicht lösen.
Gern auch mit dem Einschub "allein", was die Lüge nicht besser macht. Tatsache ist: Man kann dieses Problem nicht ohne Krieg lösen. Man kann mit einem Krieg nämlich viele Terroristen töten, was eine gute Sache ist. Man kann mit einem Krieg dem Islamischen (ahem!) Staat sein Territorium nehmen, auf dem er unter anderem weitere Terroristen ausbildet, was eine gute Sache ist. Man kann den Terroristen zeigen, dass wir viel stärker sind als sie, was eine gute Sache ist und Möchtegern-Terroristen abschrecken dürfte, was auch eine gute Sache ist. Diese guten Sachen allein rechtfertigen den Krieg gegen den IS. Dass es daneben einen Krieg der Ideen geben muss, einen westlichen Dschihad zur Integration der Muslime und zum Wiederaufbau des Nahen und Mittleren Ostens – Gewiss doch. Aber ohne Krieg gegen die Terroristen ist Entwicklungshilfe nichts.
Vierte Lüge: Wir befinden uns im Notstand. Die Bürgerrechte müssen außer Kraft gesetzt werden.
Gefährlicher Unsinn. Die französischen – und belgischen – Sicherheitskräfte haben vor den Anschlägen total versagt. Fast sämtliche Terroristen waren den Behörden bekannt. Sie wurden nicht ausreichend überwacht. Der Drahtzieher des Angriffs konnte unbehelligt von Syrien nach Frankreich reisen. Waffen und Sprenggürtel konnten beschafft werden. Nach dem Angriff gab es weitere Pannen. Nun versuchen Präsident François Hollande und Innenminister Bernard Cazeneuve, die Hauptversager, versuchen nun, durch hektische Aktivität davon abzulenken. Es geht nicht um die Sicherheit, sondern um die Beschwichtigung des Front National vor den kommenden Wahlen. Die Rechung zahlen vor allem Frankreichs Muslime. Willkürliche Durchsuchungen, unbegründeter Hausarrest, Demonstrationsverbote und dergleichen mehr: Frankreich ist dabei, die Sympathien zu verspielen, die es in aller Welt nach den Pariser Anschlägen erfuhr, und die es braucht, wenn Europa den Bündnisfall ausrufen soll.
Fünfte Lüge: Jetzt sieht man, wie gefährlich offene Grenzen und Flüchtlingsströme sind.
Quark. Die Terroristen waren Einheimische. Vielleicht wurde der eine oder andere Flüchtling rekrutiert. Aber das Problem ist – siehe Punkt vier – die mangelnde Überprüfung der bekannten Gefährder, und nicht die mangelnde Kontrolle der Flüchtlinge, die vor dem mörderischen Wüten des IS und vor dem Schlächter Assad fliehen. Im Gegenteil: diese Flüchtlinge könnten unsere größte Ressource sein, um hiesige Sympathisanten des Terrors aufzuspüren und um potenzielle Sympathisanten vom Schritt hin zum Dschihadismus abzuhalten, wenn wir sie nur als Ressource und nicht als Problem behandeln würden. Die Führung der AfD weiß das alles ganz genau, wie ich im privaten Gespräch feststellen konnte. Aber sie kann der Versuchung nicht widerstehen, mit dem Blut der Pariser Opfer ihr eigenes widerliches Süppchen zu kochen.
Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Autors.
77 Kommentare
Kommentare
Michael Fischer am Permanenter Link
Ich stimme Ihnen bei den meisten Punkten zu, aber eine Aussage wie: "Frankreich ist dabei, die Sympathien zu verspielen, die es in aller Welt nach den Pariser Anschlägen erfuhr, und die es braucht, wenn Europa de
Woher wollen Sie das denn wissen? Haben Sie da in der Kürze der Zeit schon ein europaweites Stimmungsbarometer installiert? Bei mir hat es gegenwärtig jedenfalls noch nicht irgendwelche Sympathien verspielt.
Das ist im Augenblick eine extrem schwierige Situation für dieses Land.
Und vielleicht muß man als Außenstehender nicht immer zu allem zu aller Zeit eine Meinung haben und diese lauthals artikulieren.
Ich schau mir das erstmal eine Weile an. Mehr sog I ned.
MGS Berlin am Permanenter Link
Puh ... wurde ja mal Zeit, dass auch der HPD klare Worte findet, die man gerne unterschreibt. Prima.
Axel Schneider am Permanenter Link
Herr Posener macht sich mit Punkt 3 meiner Auffassung nach schuldig. Schade, dass ich keine Zeit für eine Anklage habe:
"§ 80a StGB Aufstacheln zum Angriffskrieg -
Christian Schin... am Permanenter Link
Der islamische Staat hat einen unserer NATO-Partner mit Kriegswaffen in der Hauptstadt Paris angegriffen - der IS macht noch nicht einmal einen Hehl daraus und bekennt sich zu dieser Tat.
Schade, dass Sie auch keine Zeit zum Nachdenken haben.
Dorothee am Permanenter Link
"Der islamische Staat hat einen unserer NATO-Partner mit Kriegswaffen in der Hauptstadt Paris angegriffen" - warum müssen die Europäer sich immer als Opfer darstellen? Wer hat zuerst in Syrien gebombt?
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Nun, als Opfer stellen sich in erster Linie selbst Muslime dar. Sie sind allein durch die schiere Existenz des "Westens" Opfer, weil der an allem Schuld ist.
Und dann sollte man meiner Meinung nach entweder die "Rückwärtsaufrechnerei" sein lassen (Stichwort: generationenübergreifende Vergeltung) oder richtig aufrechnen. Und da überfiel der "Osten" ab 711 n.u.Z. den "Westen" (Sieg nach einem Angriffskrieg gegen das westgotische Heer), während der "Westen" erst ab ca. 1100 n.u.Z. mit den Kreuzzügen begann.
Jetzt mag man einwenden, dass es in Spanien eine gute Zeit kulturellen Nebeneinanders gab, nachdem die Fronten geklärt waren, aber dann könnte dies auch den Krieg im Irak oder Afghanistan rechtfertigen, da ja versucht wurde, hinterher beim demokratischen Aufbau des Landes zu helfen. Ob erfolgreich oder nicht spielt keine Rolle, da ja stets mehr als eine Seite zum erfolgreichen Ausgang einer Maßnahme gehört.
Diese ganze Aufrechnerei ist also recht müßig und wird immer Widerspruch produzieren. Entscheidend ist doch etwas anderes: Die Daesch-Terroristen versuchen nicht einmal militärische oder politische Ziele im "Westen" zu treffen (die man allein für eventuelle Angriffskriege verantwortlich machen könnte), sondern es wird dezidiert die nicht völlig zu schützende Zivilbevölkerung angegriffen. Bei Charly Hebdo war es die Meinungsfreiheit jetzt in Paris der Sport und das Nachtleben, also die "westliche" Lebensart schlechthin.
Hätte der "Westen" in arabischen Ländern jemals einen ausschließlich gegen die Zivilbevölkerung geführten Angriffskrieg geführt (hier darf man nicht die tragischen Opfer der Zivilbevölkerung als Kollateralschäden einrechnen, weil sie eben nicht das primäre Ziel waren), dann hätte das Ergebnis eher an die Flächenbombardements von z.B. Dresden im II. WK erinnert.
Ich erinnere mich noch genau, wie man auf "westlicher" Seite versucht hat, mit modernen Lenkwaffen wirklich nur militärische oder kriegswichtige Ziele im Irak oder Afghanistan zu treffen. Und wenn die misslang gab es zu Recht viele Diskussionen in der "westlichen" Öffentlichkeit über zivile Opfer. Wobei ich um Missverständnissen vorzubeugen, darauf hinweisen möchte, dass ich die Gründe für diese Kriege eher zweifelhaft bis falsch ansehe, auf jeden Fall in der Durchführung methodisch falsch.
Doch genau dieses Vorgehen ist bei den Daesch-Terroristen nicht zu erkennen. Es gibt auch keine im "Osten" auf breiter Front geführte Diskussion über die zivilen Opfer der Anschläge. Im Gegenteil: in arabischen Netzwerken feiert die überwiegende Mehrheit die Anschläge, so wie ich nach dem 11. September im Fernsehen Aufnahmen von muslimischen Frauen in Nordafrika (ich glaube es war Libyen) sah, die zu hunderten auf der Straßen mit gellendem Zungentrillern den Tod von über 3.000 zivilen Opfern feierten. Null Empathie!
Ich finde schon, dass dies ein elementarer Unterschied zwischen "Westen" und "Osten" ist. Ich persönlich bin ganz klar gegen kriegerische Handlungen und ich bin mir auch recht sicher, dass die bisherigen Luftschläge nicht wirklich weiterhelfen. Und "klassische" Bodentruppen werden auch nicht weiterhelfen, weil der Terror dadurch nicht besiegt werden kann.
Das wird nur mit Maßnahmen in sehr vielen Bereichen parallel gelingen und da sind auch und gerade in Europa viele Hausaufgaben zu erledigen. Eine davon ist endlich aufzuhören mit der Behauptung, der Islam habe nichts mit dem Islam zu tun.
Klarsicht am Permanenter Link
Macht man sich etwa schon „schuldig“, wenn man in der Wahrnehmung des Rechts auf freie Meinungsäußerung zur Lösung eines gemeingefährlichen Problems auch negative Optionen diskutiert.
Im übrigen stachelt Herr Posner nicht zum „Angriffskrieg“ auf, sondern er zieht in seiner Argumentation einen Krieg als Verteidigungsmaßnahme gegen den „IS“ in Erwägung. Auch der 2. Weltkrieg war auf der Seite der Alliierten objektiv eine Selbstverteidigung gegen die Nazi-Diktatur.
Stefan Räbiger am Permanenter Link
Wie würde den Ihre Lösung des Problems IS aussehen Herr Schneider?
Patrick Neu am Permanenter Link
die sache sit das es kein angriffskrieg wäre , der IS hat öffentlich und mehrfach den westlcihen nationen(die deutschland umfassen), den Krieg erklärt, damit herscht bereit der zustand des krieges, auch bretet er sic
Philipp am Permanenter Link
Man kann schon rein rechtlich keinen "Angriffskrieg" gegen jemanden führen, von dem man bereits angegriffen wurde bzw. mit dem man sich schob längst im Kriegszustand befindet.
MichaDo am Permanenter Link
Es wäre eindeutig ein Vertedigungskrieg.
David am Permanenter Link
Chamberlain dachte ähnlich. Ich wūrde sagen, er lag falsch.
Stefan Räbiger am Permanenter Link
Wie sähe denn Ihre Lösung des Problems IS aus, Herr Schneider?
Ruth Schlemmer am Permanenter Link
So kann auch mur ein Mann denken, der nicht bis zur Schwangerschaft vergewaltigt wird, nicht geschlagen wird, sich nicht verschleiern muss, im Gegensatz zu allen Frauen jederzeit alleine das Haus verlassen darf und d
Bernd Mankiewicz am Permanenter Link
Sie unterschreiben das? Wow.
Ruth Schlemmer am Permanenter Link
Mir vorzuwerfen,dass ich anderer Mütter Söhne in den Krieg schicke ist lächerlich in Zeiten einer Berufsarmee, die aus Freiwilligen besteht.
Bernd Mankiewicz am Permanenter Link
Sexistisch und menschenverachtend.
Mattx am Permanenter Link
Interessant und großenteils richtig. Punkt 3 ist sehr diskussionsbedürftig.
Wer hier Krieg fordert, versteht nichts von den Verhältnissen und dem Zustand der Region, wird scheitern und genau das erreichen, was man eigentlich zu verhindern sucht.
fherb am Permanenter Link
Es geht doch nicht um die Frage, einen Krieg anzuzetteln. Es geht um die Frage, den terretorialen Krieg des IS zu beenden.
Dazu kommt, dass der IS von Grund auf geheimdienstlich vorging und somit ganze Regionen weit vor der Eroberung "klar" gemacht haben. Auch diese Fähigkeit geht nachweislich auf das zerschlagene Saddam Regime zurück.
Ergo: Ohne militärische und hoheitliche Stabilisierung wird NICHTS gewonnen. Das bissl Terror in Europa ist dabei das geringste Übel. Wohl aber ist es eine Option, eine ganze Region zwangsweise zu befrieden, damit die Heimatlosen, die derzeit bei uns einwandern, zurück kehren können.
Und, wir reden hier um einen Prozess, der manchmal an die Kolonialzeit erinnern kann und bei dem es um einen Prozess über mindestens 2 Generationen geht. Und genau dort sollten die Asylsucher von Beginn an stark integriert werden.
Bleibt zu hoffen, dass Politiker diese Chance erkennen und nicht dem blinden Volk nach dem Mund reden.
Burghardt am Permanenter Link
Puh! Einiges ist sicher richtig, aber wie kann man so unkritisch Krieg und Gewalt als Lösung definieren? Hirn ausgeschaltet?
Im Grunde ist der o.a Beitrag doch eher erbärmlich!
Little Louis am Permanenter Link
Die ersten vier Lügen sind wohl richtig identifiziert, bis auf die (angebliche) Lüge Nr.5
Meine Gründe:
Zitat 1 :"..Die Terroristen waren Einheimische..." und
Zitat2 :
"...Füchtlinge könnten unsere größte Ressource sein, um hiesige Sympathisanten des Terrors aufzuspüren und um potenzielle Sympathisanten vom Schritt hin zum Dschihadismus abzuhalten, wenn wir sie nur als Ressource und nicht......" (Zitatende)
Es ist nicht bewiesen, dass alle T. "Einheimische" waren . Und wenn, was beweist das? Es entlastet nicht den Islam. Und die meisten Flüchtlinge sind nunmal Muslime. Und inwieweit sie sich vom Dschihad "distanzieren, weiß keiner oder willes nicht wissen.Und die Zukunft ist offen.
Zu Zitat 3:
"...Die Führung der AfD weiß das alles ganz genau, wie ich im privaten Gespräch feststellen konnte. Aber sie kann der Versuchung nicht widerstehen, mit dem Blut der Pariser Opfer ihr eigenes widerliches Süppchen zu kochen..."
(Ende des Zitats)
Tut mir leid, aber die Redlichkeit gebietet, darauf hinzuweisen, dass so etwas ansonsten ziemlich schnell mit dem Prädikat "Verschwörungstheorie" belegt wird. Zumindest klingt es nach "Vorurteil" Und das hat überhaupt nichts damit zu tun, ob man Irgrnwelche Sympathien in die eine oder andere Richtung hegt, oder nicht.
Solcherart halbmanipulative "Argumentation" im Schulferseh- Stil schadet einer humanistischen Agenda, besonders auch dann, wenn sie "gut gemeint" scheint.
Noch einmal: Ich beziehe mich nur auf "Lüge" Nr.5!
Aufgeklärte Menschen bezeichnen es manipulativ-unredlich,
zweifelhafte Thesen geschickt an weniger zweifelhafte Aussagen anzuhängen und zu versuchen , sie in deren Schlepptau genauso glaubwürdig erscheinen zu lassen.
Thomas Friedrich am Permanenter Link
Gehe mit allen Punkte d'accord, abgesehen von der Kriegspropaganda in Punkt 3.
Stefan Räbiger am Permanenter Link
Damit sprechen Sie auch den Kurden und Yesiden das Recht ab sich gegen den IS zu wehren und der NATO diese dabei zu unterstützen. Sollen sich die Kurden und Yesiden abschlachten, Vergewaltigen und vertreiben lassen?
Chr. Plischke am Permanenter Link
Diesen Beitrag finde ich enttäuschend. Man sieht, dass der Autor eher von Frust geleitet wurde, als von dem Bestreben eine tief gehende und sachliche Analyse zu liefern. Z. B.:
2. Es ist ihm offensichtlich nicht aufgefallen, dass Islam und Terror oft genug unbedarft und böswillig in fast allen Medien in Zusammenhang gebracht wurden. Das angebliche Redeverbot in der Sache, wird von ihm nur herbeigeredet. Weiterhin zeigt der Kommunismus-Vergleich die einseitige Ideologisierung des Autors. Bezeichnet man eine Gesellschaft, in der „die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“ (vgl. MEW Bd. 4, S. 482) als „Kommunismus“, dann war Stalin tatsächlich kein Kommunist. Bezeichnet man es als Humanismus, war er eben kein Humanist. Ich halte eine solche Gesellschaft aber, unabhängig von der Bezeichnung, als erstrebenswert und bin überzeugt, dass dies ein ehrenwertes, aus tiefsten Herzen kommendes Ziel vieler Menschen war, die sich Kommunisten nannten. Die undifferenzierte Stigmatisierung von Menschengruppen bin ich eigentlich aus anderer politischer Richtung gewöhnt. Das widerspricht meinen Vorstellungen von Humanismus und kritischer Vernunft.
Im Allgemeinen vermisse ich bei vielen Artikeln und Kommentaren des hpd zu wenig die Sicht auf die sozialen Hintergründe für das Geschehen in der Welt. Alles wird allein auf die Religionsfrage reduziert. Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Religion kann sehr wohl ein Hindernis für Vernunft sein, aber soziale Ungleichheit, Ausbeutung und die Bomben westlicher Armeen ebenso.
Little Louis am Permanenter Link
@ chr.Plischke um 16:34 am20.11
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Zitat: "Ich finde es erschreckend, wie hier der Kampf der Kulturen direkt und indirekt propagiert wird."
Den "Kampf der Kulturen" hat zunächst einmal eine Gruppe religiöser Fanatiker ausgerufen, die weltweit gerne das Mittelalter wiederhätten. Mehr Kampfansage von praktisch Mittellosen an die "westliche" Kultur kann ich mir nicht vorstellen.
Natürlich haben falsche Aktionen, wie der 2. Irakkrieg und taktisch unkluges Vorgehen in Afghanistan etc. die Situation von "westlicher" Seite aus angeheizt und Motive für "Gotteskrieger" und deren Rekrutierungspropaganda geliefert. Doch erfunden haben "wir" diesen Kulturkampf nicht. Der tobt seit ca. 2600 Jahren an der gleichen Front, selbst als es weder Christentum noch Islam gab. Die Gründe dafür liegen tiefer und sie zu erläutern sprengt den Rahmen hier.
Die Idee der monotheistischen Religion wollte sich von ihrem Entstehungsort aus schon immer weltweit verbreiten. Als Judentum war er zurückhaltender, als Christentum hat er Europa erobert und als der Nachzügler Islam hat er versucht, das Christentum als Konkurrenten zu verdrängen. In Andalusien ging das eine Zeitlang gut (mit Kopfsteuern etc. geregelt), doch das Christentum schlug erbarmungslos zurück. Aber seine Eroberungspläne FÜR DIE WELT hat der Islam offiziell nie aufgegeben.
Wegen der technologischen Schwäche aller muslimischen Länder (die laizistische Türkei nehme ich mal außen vor), die nur durch intensive Wirtschaftskontakte in den "Westen" ausgeglichen werden können (wenn genügend Petro-Dollars vorhanden sind), ist ein offener Krieg gegen die Moderne a) nicht möglich und b) nicht erwünscht. Daher wurde auf eine neue Art von Krieg umgeschaltet: der Terrorismus!
Dieser funktioniert im Zeitalter der globalen Medien völlig anders, als in den Zeiten, in denen man hoffte, mit Kriegen irgendetwas (sinnvolles) erreichen zu können. Heute reichen im Grund militärisch völlig sinnlose Nadelstiche, wie z.B. Charlie Hebdo oder jetzt das Pariser Nachtleben. Die Zahl der Opfer ist dabei irrelevant (bei Flugzeugabstürzen gibt es in der Regel mehr Opfer und selbst bei einem Busunglück kann man schon mal über 40 Tote beklagen).
Es geht um den Effekt danach: Panik und Angst! Das ist die Wortbedeutung von Terrorismus. Die millionenteuren Aktionen, die der "Westen" entfaltet, um der Lage gerecht zu werden, die sich im Wettstreit mit der minütlichen Berichterstattung gegenseitig hochschaukelt, bis hin zum Außerkraftsetzen von Persönlichkeitsrechten, dies alles sind für die Terroristen kostenlose Propagandamittel für ihre Rekrutierung: "Seht her, was ein paar Selbstmordattentäter für einen gewaltigen Effekt haben! Macht mit und unterstützt eure Brüder im Kampf gegen dieses schwache System, dass sich über ein paar Tote aufregt - in einer Anzahl, die jeden Tag unser Volk im Nahen Osten zu erleiden hat!"
Gäbe es keinerlei Berichterstattung über Terrorakte, würden sie nicht stattfinden, weil sie keinen militärischen oder sonstigen Nutzen haben. Die neue Kriegführung des Politislams funktioniert nur im Zusammenspiel zwischen medialer Aufmerksamkeit und politischem Betroffenheitstourismus.
Zitat: "Es ist ihm offensichtlich nicht aufgefallen, dass Islam und Terror oft genug unbedarft und böswillig in fast allen Medien in Zusammenhang gebracht wurden. Das angebliche Redeverbot in der Sache, wird von ihm nur herbeigeredet."
Dieser Zusammenhang, der für Experten offensichtlich ist und auch ansonsten mit einfachen, logischen Schlussfolgerungen begreiflich ist, sickert langsam in die Köpfe unserer Politiker und Journalisten. Lange genug hat es gedauert. Doch noch heute hört man des Öfteren: "Das hat doch mit dem Islam nichts zu tun!"
Dieser Unsinn ist gefährlich, weil er die Ursachen des Konflikts an falschen Stelle suchen lässt. Wer den Islam und die Realität auch in vielen deutschen Moscheegemeinden klein redet oder gar negiert, begeht einen fatalen Fehler. Vor allen beweist er, dass er keine Ahnung von Islam hat.
Ich meine dabei nicht die immer wieder gerne zitierten Koransuren, in denen jeder Moslem aufgefordert wird, Ungläubige (also alle Nichtmulime) umzubringen, sondern die grundsätzliche Doppelfunktion des Korans als Quelle spiritueller Erbauung einerseits und dem Auftrag zur politisch-juristischen Gesellschaftsordnung andererseits.
Das erste basiert auf Unsinn, den man aber nicht verbieten sollte, denn die Gedanken - auch unsinnige - sind bekanntlich frei. Aber die zweite Komponente, die den weitaus überwiegenden Teil des Korans ausmacht, ist heutzutage brandgefährlich, weil alle, die sich auf die Fundamente des Islams besinnen, sich nun aufgerufen fühlen MÜSSEN, dies auch - egal wo sie sind - umzusetzen. Insofern missbraucht der IS nicht den Koran, sondern er gebraucht ihn als Leitfaden zur islamischen Eroberung der Welt. Das dies größenwahnsinnig anmutet liegt daran, dass der "Westen" heute ein wirtschaftlich und militärisch stärkerer Gegner ist, als noch im Mittelalter. Trotzdem bleibt dies die Begründung für die Ausrufung eines Kalifats.
Wer diese Zusammenhänge verkennt - die viel zu lange gerade von der Politik schlicht ignoriert wurden - macht sich mitschuldig an der Eskalation des Konflikts, denn eine belastbare Lösung kann nur gefunden werden, wenn die Kernursache gelöst ist. Einen Schritt in die richtige Richtung haben gerade die Grünen unternommen.
Die einzige - aus meiner Sicht wenig erstrebenswerte - Alternative zur echten Problemlösung wären eben endlose Kriege und Bombenangriffe, die letztlich Terrororganisation nicht dauerhaft schädigen können.
Aber um das zu vermeiden, müssen sich alle Menschen - ob okzidental oder orientalisch - zusammensetzen, gemeinsame Regel für das Zusammenleben in einer Weltgemeinschaft entwickelt und anschließend in ihren Gemeinschaften "verkaufen". Hier geht es um gegenseitigen Respekt, aber auch um den endgültigen Abschied von behauptet "göttlichen" Regel, die heute nicht mehr als psychologisch, pädagogisch, medizinisch, juristisch, soziologisch und last but not least als ethisch sinnvoll gelten können.
Dies wird für beide Seiten zu Abstrichen führen, könnte aber zur Globalhygiene in Sachen wechselseitiger Respekt und dauerhafter Entkrampfung einen erheblichen Beitrag leisten.
David am Permanenter Link
"Es ist ihm offensichtlich nicht aufgefallen, dass Islam und Terror oft genug unbedarft und böswillig in fast allen Medien in Zusammenhang gebracht wurden."
Böswillig? Unbedarft? In fast allen Medien?
"Dabei wurden sicher auch viele Terroristen getötet, aber verhindert hat man damit die Anschläge nicht. "
Das stimmt. Allerdings verschweigen Sie den Umstand, dass die Luftschläge zur Eindämmung des IS nicht unerheblich beigetragen und damit zahllosen
Menschen das Leben gerettet haben.
"Die tausenden, von der US-geführten Allianz getöteten Zivilisten sollten für einen kritischen Kopf eigentlich Warnung genug sein."
Welche Warnung sollte das sein? Dass militärische Waffengewalt leider auch Kollateralschäden beinhalten kann?
"Bezeichnet man eine Gesellschaft, in der „die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“ (vgl. MEW Bd. 4, S. 482) als „Kommunismus“, dann war Stalin tatsächlich kein Kommunist. "
Wie passt dieser Einwand zum Thema Islam? Wollen Sie behaupten, im islamischen Regelwerk Koran und sunna stūnden nur nette Dinge?
"Die undifferenzierte Stigmatisierung von Menschengruppen bin ich eigentlich aus anderer politischer Richtung gewöhnt."
Wieso meinen Sie, dass die Islamkritik undifferenziert ist?
"zu wenig die Sicht auf die sozialen Hintergründe...soziale Ungleichheit, Ausbeutung und die Bomben westlicher Armeen ebenso."
Die dänische Karrikaturkrise sollte Ihnen eigentlich klargemacht haben, wie falsch Sie liegen. Dänemark hat keine Kolonialgeschichte, hat keine fremden Völker ausgebeutet, hat keine Bomben im Nahen Osten geworfen und wurde dennoch Ziel des radikalislamischen Furors weltweit - wegen einer kleinen Zeichnung.
Ich schliesse ab mit einem Zitat, das im Orginal besser klingt als ūbersetzt:
"To claim that people who punish people by killing them for blaspheming Islam while shouting ‘Allah is greatest’ has ‘nothing to do with Islam’ is madness."
Chr. Plischke am Permanenter Link
Eine tolle Diskussionskultur haben Sie David. Einzelne Sätze herausnehmen und dann ein Gesamtbild ableiten.
Über Jahre wurden in den deutschen (und anderen europäischen) Medien mehr oder wenig unterschwellig der gesamte Islam als Feindbild kultiviert, indem er mit Unterdrückung oder Terror verbunden wurde.(http://www.bpb.de/apuz/29060/der-islam-in-deutschen-medien?p=all; http://hinter-den-schlagzeilen.de/2014/11/03/die-angst-vor-dem-islam/)
Fakt ist, dass das militärische Eingreifen einer US-geführten Allianz erst zum Erstarken des IS beigetragen hat, indem halbwegs stabile Staatsstrukturen beliebig zerstört wurden. Jetzt den militärischen Einsatz unter Inkaufnahme von Kollateralschäden mit Rettung von Menschenleben zu rechtfertigen, mag vielleicht pragmatisch sein ("Das Kind ist nun mal in den Brunnen gefallen"), aber es grenzt stark an Zynismus. Die Toten durch Drohnenangriffe in den letzten Jahren sollten auch noch erwähnt werden. Menschen, die in Regionen lebten, denen offiziell kein Krieg erklärt wurde. Also ich fühle mich unwohl bei dem Gedanken und war der Meinung das hat etwas mit Empathie zu tun. Wenn Sie, David, auf die von den unschuldigen Toten ausgehende Warnung mit derartigen Gegenfragen reagieren ("Welche Warnung sollte das sein?") und anscheinend ziemlich gleichgültig menschliche Opfer als Kollateralschäden bezeichnen, dann haben wir ganz unterschiedliche Vorstellungen von Humanismus.
An den falschen Stellen zu differenzieren, kann eben am Ende auch eine falsche Schlussfolgerung ergeben. Dänemark ist Teil der europäischen Politik- und "Werte"-Gemeinschaft und wird als solches wahrscheinlich auch von den islamischen Terroristen so wahrgenommen. Da ist es unwichtig, ob es eine "Kolonialgeschichte" hat. Dänische Truppen nahmen z.B. an den Einsätzen im Irakkrieg teil. Der ehemalige Ministerpräsident war Chef der NATO. Die Zeichnungen haben die terroristischen Täter ja nicht radikalisiert. Dies geschah im Vorfeld. Die Argumentation, dass der Islam als Religion, Urgrund ist, ist für mich eben zu einfach. Es müssen sehr viel mehr Faktoren hinzukommen, als das Auswendiglernen und die wörtliche Auslegung alter Texte, um Menschen zu solchen Taten zu bringen. Ich weiß es nicht besser, würde mir aber eine offene Diskussion darüber wünschen. Hier habe ich aber das Gefühl, dass alles nur auf die Religionsfrage reduziert wird. Religion ist aber auch nur ein Teil des ideologischen Überbaus einer Gesellschaft.
Ich sehe mich als Atheist (der DAWKINschen Stufe 6) und habe kein Interesse daran, den Islam, wie jede andere Religion, zu verteidigen. Das zu unterstellen zeigt, dass mein Kommentar nicht vollständig gelesen oder verstanden wurde. Gleiches gilt für die Argumentation mit dem Kommunismus. Ich beziehe mich auf den Kommentar von POSENER, den Sie offensichtlich nicht gelesen haben.
David am Permanenter Link
"Über Jahre wurden in den deutschen (und anderen europäischen) Medien mehr oder wenig unterschwellig der gesamte Islam als Feindbild kultiviert, indem er mit Unterdrückung oder Terror verbunden wurde."
Kann ich so ūberhaupt nicht bestätigen. DashatallesnichtsmitdemIslamzutun war und ist grösstenteils immer noch der Meinungsstandard.
" Fakt ist, dass das militärische Eingreifen einer US-geführten Allianz erst zum Erstarken des IS beigetragen hat, indem halbwegs stabile Staatsstrukturen beliebig zerstört wurden"
Das mag vielleicht fūr die ersten Golfkriege gelten. Fūr den Konfessionskonflikt im Irak shia vs sunni, der erheblich dem IS in die Hände gespielt hat, schon weniger. Und fuer den Būrgerkrieg in Syrien gar nicht.
"und anscheinend ziemlich gleichgültig menschliche Opfer als Kollateralschäden bezeichnen, dann haben wir ganz unterschiedliche Vorstellungen von Humanismus."
Warum umterstellen Sie mir Gleichgūltigkeit? Kollateralschäden sind u. Umständen selbstverständlich menschliche Opfer.
"Dänemark ist Teil der europäischen Politik- und "Werte"-Gemeinschaft und wird als solches wahrscheinlich auch von den islamischen Terroristen so wahrgenommen."
Genau. Die dänischen bzw europäischen Werte der freien Meinungssäusserung sind hier offwnsichtlich das "Problem". Da ist es fūr den orthodoxen Muslim in der Tat unwichtig ob eine Kolonialgeschichte besteht. Wie können Sie zu der Erkenntnis gelangen und dennoch keinen Zusammemhang zur Religion ausmachen?
"Die Zeichnungen haben die terroristischen Täter ja nicht radikalisiert. "
Nein? Was dann? Sie unterstellen also den ständig Beleidigten dass sie die Unwahrheit sagen? Wissen Sie etwas, was die Radikalen selbst nicht wissen?
" Es müssen sehr viel mehr Faktoren hinzukommen, als das Auswendiglernen und die wörtliche Auslegung alter Texte, um Menschen zu solchen Taten zu bringen"
Grundsätzlich bin ich hier bei Ihnen. Wenn aber das gleiche Phänomen immer und immer wieder bei einer bestimmten Gruppe auftaucht, in dieser aber naherzu alle Personenvariablen betrifft, dann sollte man schon nachdenklich werden.
"Religion ist aber auch nur ein Teil des ideologischen Überbaus einer Gesellschaft."
Richtig. Und nun vergegenwärtigen wir uns, wie stark die Religion die islamischen Gesellschaften beeinflusst. Ideen haben Konsequenzen.
"Ich sehe mich als Atheist (der DAWKINschen Stufe 6) und habe kein Interesse daran, den Islam, wie jede andere Religion, zu verteidigen. "
Wie Sie sich sehen, kann ich schwerlich wissen. Ich kann nur von dem ausgehen, was Sie schreiben. Atheismus schūtzt im ūbrigen nicht vor Trugschlūssen.
"Gleiches gilt für die Argumentation mit dem Kommunismus. Ich beziehe mich auf den Kommentar von POSENER, den Sie offensichtlich nicht gelesen haben."
Wer hier nicht richtig liesst wird eigentlich schnell klar: ich hatte dort nicht argumentiert sondern eine Frage gestellt.
Chr. Plischke am Permanenter Link
Ich kann und will nicht auf alle Fragen und Ausführungen eingehen. Das letzte aber zuerst. Ich hatte aber argumentiert, und wollte so auf Ihre Frage Antworten, was denn das mit dem Islam zu tun hätte.
Ich halte den Weg, Phänomene wie Terror und Selbstmordattentate allein auf Religion zurückzuführen (und wenn ich mir Ihre anderen Kommentare anschaue, scheint es, dass Sie dies auch noch nur auf den Islam reduzieren) für einseitig und den Blick einengend. Dies wird meiner Meinung nach der Komplexität der menschlichen Psyche und Gesellschaft nicht gerecht.
Es gab auch, entgegen Ihren fleißigen Darstellungen in anderen Kommentaren hier, viele andere Volks-, Religions- und politische Gruppen, die auf Terror und Gewalt zurückgriffen, um Ihre Ziele durchzusetzen. So werden die urchristliche Gemeinden mit dem IS verglichen (http://www.welt.de/kultur/article148039788/War-das-Christentum-der-IS-der-Antike.html). Ein anderes Beispiel sind die Tamilen in Sri Lanka, wo ein religiöser Hintergrund des Konfliktes nicht direkt gegeben ist.
Religion ist höchstwahrscheinlich ein starker Katalysator für die Radikalisierung und vor allem Enthumanisierung (d. h. Tötungsenthemmung und Empathieverlust) einiger Menschen. Dass aber nicht alle religiösen Menschen gleich losziehen und andere töten, weist doch auf andere Faktoren hin. Genau so ist es natürlich mit der sozialen Lage. Prekarisierung und Perspektivlosigkeit allein führen auch nicht zwangsläufig dazu. Es ist, als ob man ein Phänomen wie den Regenbogen nur durch Regen oder nur durch Sonnenlicht erklären will. Es sind beide Faktoren notwendig und weitere kommen hinzu. Nichts anderes wollte ich ausdrücken. Religionskritik und sozioökonomische Analyse sollten sich ergänzen. Das fehlt mir bei dem Gastkommentar von POSENER und weiteren Statements aus der Richtung hpd, gbs u. a.
Weiterhin möchte ich, auch weil mir das in einem Ihrer anderen Kommentare hier aufgefallen ist, Sie noch mal darauf aufmerksam machen, dass es falsch ist, wenn Sie behaupten, dass Dänemark an den Angriffen im nahen Osten nicht beteiligt war. Es war aktiver Teil der "Koalition der Willigen" und hatte ein mehrere hundert Mann starkes Kontingent in Irak bis 2007 stationiert. In Afghanistan haben sie sich ebenfalls engagiert. Man sollte beim Argumentieren eben darauf achten auch richtige Informationen zu vermitteln.
David am Permanenter Link
"Allein" auf die Religion schieben? Wer macht das denn? Natürlich gibt es andere Faktoren, die Radikalisierung bewirken können.
"Es gab auch, entgegen Ihren fleißigen Darstellungen in anderen Kommentaren hier, viele andere Volks-, Religions- und politische Gruppen, die auf Terror und Gewalt zurückgriffen, um Ihre Ziele durchzusetzen"
Selbstverständlich gab es die. Und? Haben die Ideen des Faschismus, des Nationalsozialismu oder des Kommunismus nicht ganz spezifische Konsequenzen bewirkt?
Wollen Sie etwa leugnen, dass es Menschen gibt, die religiöse Ideen tatsächlich verinnerlichen? Wenn nicht, dann müsste doch auch für Sie daraus folgen, dass die Ideen im orthodoxen Islam ein real existierendes Problem darstellen.
"So werden die urchristliche Gemeinden mit dem IS verglichen (http://www.welt.de/kultur/article148039788/War-das-Christentum-der-IS-der-Antike.html). Ein anderes Beispiel sind die Tamilen in Sri Lanka, wo ein religiöser Hintergrund des Konfliktes nicht direkt gegeben ist.
Die frühen Christen waren ganz sicher keine Chorknaben. Ich persönlich halte sie auch zum großen Teil mitverantwortlich am Niedergang des röm. Reiches. Aber die frühen Christen mit dem IS zu vergleichen ist schon ein ziemlich unpassender, ja böswilliger, Relativierungsversuch. Und selbst wenn: es sind jedenfalls keine Christen, die in Europa und anderswo seit einigen Jahren Menschen töten unter Berufung auf ihre Schriften und dabei fröhlich ihren Gott lobpreisen.
Sri Lanka: Und? Selbstverständlich gibt es auch Selbstmordattentate ohne religiösen Hintergrund. Ohne ideologische Indoktrination geht es aber nie. Und dass die Idee des Märtyrertums im Islam eine Rolle spielt, sollte einleuchten.
"Religion ist höchstwahrscheinlich ein starker Katalysator für die Radikalisierung und vor allem Enthumanisierung (d. h. Tötungsenthemmung und Empathieverlust) einiger Menschen."
Das ist mir zuwenig. Die Idee des Märtyrers, die Idee des Jihads, die Idee des Kalifats, die Idee der Dschizya (Sondersteuer für Ungläubige), die Idee Frauen als Kriegsbeute/Sklaven zu sehen, die Idee Dieben die Hände abzuschlagen usw sind nicht zufällig vom Himmel gefallen.
Die Ideen der Nazis waren eben auch nicht nur "Katalysator" sondern ganz spezifisch.
"Dass aber nicht alle religiösen Menschen gleich losziehen und andere töten, weist doch auf andere Faktoren hin."
Völlig richtig. Und zwar darauf, dass viele Muslime eine klaren Verstand und die normale menschliche Emphathie bewahrt haben. Anderseits sollte uns zudenken geben, wieviele Muslime weltweit mit den Ideen des orthodoxen Islam bzw des Salafismus oder sogar des IS symphatisieren.
Ihr Hinweis auf das Dänische Sicherungskontingent von ca. 500 Männchen ist sachlich sicherlich richtig. Nun müssten Sie noch erklären, warum dies Menschen dazu bringen sollte, in religiösen Wahnsinn zu verfallen und unschuldige Menschen zu bedrohen oder sogar zu töten, wenn eine dänische Zeitung eine Zeichnung veröffentlicht.
Marinela am Permanenter Link
Ich halte dies alles für eine vereinfachte Darstellung, bzw. falsches Verständnis von Argumenten.
1. Diskriminierung führt zu Terrorismus
2. Islam und Dschihad
Hier gilt es ebenfalls GENAU zu unterscheiden. Die Islamisten nutzen eindeutig religiöses Vokabular und setzen all ihren Aktionen eine Sure aus dem Koran oder einen Spruch des Propheten auf. Genau so bedienen sie sich aber der Märtyrer-Rhetorik von links- oder rechtsradikalen Gruppen und zum Teil der Ideologien von Franz Fannon oder den Jakobinern. Der Punkt ist: Islamischer Terrorismus instrumentalisiert den Islam beliebig, aber den Denkfehler, den viele daraus machen ist: Islam = Terrorismus - und das kann so nicht stehen bleiben!
3.
Krieg hilft gegen Terrorismus
Wie genau ist Al Quaeda entstanden? Wie genau ist ISIS so stark geworden? Erinnern wir uns doch: Es waren Kriege, die die USA geführt hat, die diese Gruppen erst ausgebildet bzw. stark gemacht haben. Es ist irrsinnig zu glauben, dass ein kurzfristiger (möglicherweise) Sieg gegen den IS zu weniger Terrorismus in der Welt führt. In den anderen Punkten stimme ich ebenfalls zu. Hier auch mein ausführlicher Kommentar zur Sachlage: https://www.fischundfleisch.com/blogs/politik/paris-eine-abrechnung.html
David am Permanenter Link
1. "Kann Diskriminierung zu Terrorismus führen? Antwort: Ja! Genau darum geht es den Kommentatoren, die dies in den Raum stellen."
Dass Diskriminierung Unmut auslöst, zweifelt sicher keiner an. Und dass Diskriminierung organisierten Terrorismus begūnstigen kann, mag durchaus sein. Ist das aber im Vergleich zu anderen Grūnden nicht belanglos und zwar genau solange, wie wir diesen vermeintlichen Zusammemhang nur bei einer (!) vermeintlich diskriminierten Gruppe unter vielen feststellen können?
2. "Genau so bedienen sie sich aber der Märtyrer-Rhetorik von links- oder rechtsradikalen Gruppen und zum Teil der Ideologien von Franz Fannon oder den Jakobinern. Der Punkt ist: Islamischer Terrorismus instrumentalisiert den Islam beliebig,
Nein. Die Gotteskrieger bedienen sich nicht der Märtyrer Rhetorik von links oder rechts sondern exakt der des Koran. Islamisch motivierter Terrorismus "instrumentalisiert" den Islam daher in keinster Weise sondern schöpft aus dem Ideenfundus einer im Fundament totalitär und militant angelegten Religionsideologie.
3. Dass Kriege durchaus helfen können wissen wir spätestens seit dem 2. WK. Die Idee ist also nicht grundsaetzlich abwegig. Ob ein weitreichender Bodenangriff gegen den IS etwas langfristiges bewirken kann ist allerdings auch mMn fragwūrdig. Dazu wäre die Bereitschaft fuer jahrzehntelanges Engagement vor Ort notwendig sowie eine zur Besinnung gekommene Bevölkerung und beides sehe ich bisher nicht.
Marinela am Permanenter Link
Ist das nicht belanglos, dass Menschen, die seit Jahrzehnten (ich sage, durch Kolonialisierung z.T. auch seit Jahrhunderten) unter Diskriminierung leiden, unmütig werden? Ich denke nicht.
Mir scheint auch, Sie sagen, Gewalt ist ein grosser Bestandteil des Islams. Ich denke, jede Religion hat Passagen, die Gewalt zulässt, genau so das Christentum wie der Islam. Es gibt auch im westlichen Raum genug Philosophien, die sich nicht auf Religion gründen, die ebenfalls Gewalt als probates Mittel zulassen. Wenn also jemand wahllos Passagen aus dem Koran nimmt und sagt: Dieser eine Satz, den wir mal ohne Kontext hier heraus genommen haben, rechtfertigt all das Morden, dann mag das natürlich einen religiösen Mantel haben - aber Islam ist das nicht. Das ist der Punkt. Ich empfehle Ihnen ein sehr gutes Buch zum politischen Islam "Islamist Politics in the Middle East: Movements and Change" von Samer S. Shehata, das erstens aufzeigt, dass politischer Islam tatsächlich mehr politisch als religiös motiviert ist, welche grossen Unterschiede es zwischen politische Islam an sich und dann noch innerhalb islamistischer Gruppierungen wie Hamas, Hizbollah oder al Quaeda gibt - mir wird das alles immer sehr schnell generalisiert und über einen Kamm geschert. Ich finde es bedenklich, die politische Dimension von Terror komplett zu ignorieren und sich nur auf die religiösen Aspekte zu fokussieren. Natürlich ist religiöse Rhetorik vorhanden, das streitet keiner ab. Ich denke aber, wir bewegen uns da in eine gefährliche Richtung, wenn wir diese Bewegungen NUR religös sehen und völlig aus ihrem politischen Kontext lösen.
David am Permanenter Link
" Ist das nicht belanglos, dass Menschen, die seit Jahrzehnten (ich sage, durch Kolonialisierung z.T. auch seit Jahrhunderten) unter Diskriminierung leiden, unmütig werden? Ich denke nicht. "
Inder, Indianer und viele andere Volksgruppen waren ebenfalls kolonisiert, sprengen sich aber heutzutage nicht fröhlich in die Luft. Dänemark hat keine Kolonialgeschichte und kämpft nicht im Nahen Osten und wurde dennoch Ziel der weltweiten Aggression von Muslimen.
"ABER: Wenn sie gar keine Perspektive haben, keine einzige Möglichkeit sich einzubringen und wie Menschen behandelt zu werden - das ist ja das Argument - dann legen wir damit den Boden für mehr Radikalisierung UND einer gut fundierten Argumentation von Extremen"
Perspektivlosigkeit ist nicht das alleinige Schicksal von Muslimen. Sie bedienen hier das Cliche der speziellen Opferrolle. Diskriminierung und Ausgrenzung sind generelle Grundsatzprobleme.
"Mir scheint auch, Sie sagen, Gewalt ist ein grosser Bestandteil des Islams."
Selbstverständlich. Stellen Sie das in anbetracht der Tatsache, dass der Religionsgrūnder höchstpersönlich Menschen geťötet hat und als Feldherr an Schlachten teilnahm, etwa in Abrede? Die militärische Ausbreitung des Islam, nachzulesen in jedem Geschichtsbuch, lässt Sie nicht an lhren Worten zweifeln?
"Ich denke, jede Religion hat Passagen, die Gewalt zulässt, genau so das Christentum wie der Islam. "
Nein. In gleich Masse ganz sicher nicht.
Dazu braucht man die beiden Propheten nur nebeneinander stellen. Einige asiatische Religion beinhalten sogar das komplette Verbot, irgendein Lebewesen zu töten. Zu behaupten, alle Religionen wären gleich, ist ein objektiv nachweisbarer Trugschluss. Oder sind fūr Sie auch alle Ideologien gleich?
"Wenn also jemand wahllos Passagen aus dem Koran nimmt und sagt: Dieser eine Satz, den wir mal ohne Kontext hier heraus genommen haben, rechtfertigt all das Morden, dann mag das natürlich einen religiösen Mantel haben - aber Islam ist das nicht"
Warum ist das nicht Islam, wenn es doch explizit in den islamischen Schriften steht, denen dazu noch Allgūltigkeit beigemessen wird? Ihrem Literaturtip gehe ich gerne nach.
", das erstens aufzeigt, dass politischer Islam tatsächlich mehr politisch als religiös motiviert ist, "
Aber Politik ist doch fundamentaler Bestandteil der Selbstdefinition der islamischen Religion.
"welche grossen Unterschiede es zwischen politische Islam an sich und dann noch innerhalb islamistischer Gruppierungen wie Hamas, Hizbollah oder al Quaeda gibt "
Zeigt sie auch auf, welche fundamentalen Gemeinsamkeiten all diese Gruppen inkl. orthodoxer Mainstreamislam aufweisen?
"Ich finde es bedenklich, die politische Dimension von Terror komplett zu ignorieren und sich nur auf die religiösen Aspekte zu fokussieren."
Welchen politischen Aspekt ūbersehen wir, wenn ein kleiner Karrikaturist in dem kleinen harmlosen Ländchen Dänemark wegen einer Zeichnung weltweit von Muslimen angefeindet wird und seither seines Lebens nicht mehr sicher ist?
R. Hein am Permanenter Link
Aufforderung zum Angriffskrieg? Wie kann man nur so einen Schwachs... schreiben? Was denken Sie was diese krangen Individuen Kindern, Frauen und Männern antun, Händchen halten?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Interessanter Artikel, aber diskussionswürdig.
Zu 1: Die Betonung liegt m.E. auf 'auch' - ist AUCH (aber nicht nur) Ergebnis...
Zu 3: Fragwürdig.
Also warum nicht ein Statement wie: "Der Terror ist auch (aber nicht nur!) Ergebnis einer menschenverachtenden Religion."? Bzw. Ergebnis menschenverachtender Religionen und Ideologien.
Womit wieder der Aufklärungssatz schlechthin bemüht werden kann: Lasst falsche Ideen [durch Aufklärung] sterben, bevor Menschen durch falsche Ideen sterben!
Klarsicht am Permanenter Link
Den Kritikern des Artikels empfehle ich, einmal einen Blick in die Schrift zu wagen, die im nachstehend aufgeführten Link enthalten ist. Ich meine, dass ein solcher Blick zu einem Erkenntnisgewinn verhelfen könnte.
Stellungnahme der GAM e.V. zu den Pariser Terroranschlägen vom 13. November 2015:
http://www.gam-online.de/Text-Paris%20terror.html
Es grüßt
Klarsicht
Itna am Permanenter Link
Danke für den Hinweis, dieser Artikel ist wirklich lesenswert.
Olaf Sander am Permanenter Link
Ich gebe Herr Posener nur ungern Recht, aber Krieg scheint im Kampf gegen den IS wohl die letzte der verbliebenen Optionen zu sein.
Aber das ist nur der erste Schritt und schon der beinhaltet Konsequenzen, die der Westen nicht bereit ist in Kauf zu nehmen. Denn Krieg ist immer auch ein vortreffliches Geschäftsmodell, mit dem noch kein Frieden mithalten konnte. Wir, der Westen, verkaufen unsere Waffen an jeden, der sie will und bezahlen kann. Und es kümmert uns wenig, wenn diese Waffen dann ein paar durchgeknallten Gotteskriegern "in die Hände fallen". Uns ist nur wichtig, dass sie benutzt werden. Oder wie sonst ist es zu erklären, dass wir das Argument "Arbeitsplätze" bei so einer nachgewiesen kriminellen Firma wie Heckler & Koch hinnehmen, als hinge unsere Volkswirtschaft davon ab?
Politisch betrachtet ist der IS das, was Hussein, al-Gadafi und die vielen anderen vom Westen gestürzten Despoten bisher waren (und wie es der Kabarettist Volker Pispers so treffend formulierte), nämlich das Arschloch im Wandschrank, was nach Belieben herausgeholt wird, ganz so wie es gerade gebraucht wird.
Auch die Frage nach dem Danach muss vorher gestellt und beantwortet werden. Aber wer immer nur in Quartalen denkt, verlernt eben das Vorausschauen. Wir, der Westen, sind das Beispiel schlechthin, für außenpolitische Aktionen ohne langfristige Konzepte. Es sei denn, (Achtung! Verschwörungstheorie!) dass genau das gewollt ist. Denn bei all dem Chaos, was in diesen Ländern herrscht, scheint doch die Ausführung von Rohstoffen reibungslos zu funktionieren. Und das zu Preisen, die weder mit den ursprünglichen Besitzern ausgehandelt worden wären, noch dem realistischen Wert der Waren entsprechen. Wir müssten unsere Art und Weise an Rohstoffe zu kommen überdenken und bereit sein Handel zu treiben, statt hochtechnologisches Raubrittertum zu betreiben.
Und noch viel mehr müsste getan werden, um den IS zu besiegen. Die Rekrutierung von nach Sinn suchenden Jugendlichen durch den IS kann nur mit sozialpolitischen Veränderungen in unseren Gesellschaften verhindert werden. Was es braucht sind Angebote und Sozialarbeiter, Chancen und Möglichkeiten. Aber so etwas kostet Geld, vor allem aber steht es im vollkommen Gegensatz zu all jenen, die so vortrefflich an den Umständen verdienen - und einen Teil des Profites in den Lobbyismus stecken.
Der IS muss an so vielen Fronten bekämpft werden, dass einem schon mal der Überblick verloren gehen kann. Vor allem aber muss man überhaupt erst einmal anfangen, den IS ernsthaft zu bekämpfen. So lange die jeden Tag zwei Mio. Dollar mit dem Verkauf von Öl über die Türkei verdienen können, so lange kann von Kampf gegen den IS nicht die Rede sein.
Wer sagt, dass ein Krieg gegen den IS keine Lösung sei, muss auch sagen können, wie diese Mörderbande aufgehalten werden soll. Einfach einen Zaun um uns oder um "das Kalifat" zu bauen, wird nicht helfen. Hin und wieder ein paar Luftangriffe aber auch nicht.
Jürgen W. Konrad am Permanenter Link
Ich stimme Posener im Großen und Ganzen zu. Zwar ist es vor allem idiotischen CIA-Aktionen und Kriegen (insbesondere dem von Gotteskrieger G.W.
Thomas Reutner am Permanenter Link
Ab und zu hört man auch das Argument, dass ein "Krieg" gegen den "sogenannten Islamischen Staat" einer Anerkennung als Staat gleichkäme. Ich kann nicht fassen wie dumm dieses Argument ist.
Der "IS" hat staatsähnliche Strukturen. Er beansprucht ein "erobertes Gebiet" von dem aus er "militärische Aktionen" ausführt. Dadurch hat man erstmals die Möglichkeit einen "Krieg gegen den Terror" zu führen bei dem man die "Soldaten des IS" direkt und gezielt angreifen kann, ohne dabei den Tod hunderttausender Zivilisten in Kauf nehmen zu müssen, so wie das bisher im "Krieg gegen den Terror" gehandhabt wurde.
Jan-Christian Lewitz am Permanenter Link
Das "Problem IS" gäbe es vermutlich nicht oder zumindest nicht in der derzeitigen Ausprägung, wenn der demokratische Westen und die NATO nicht den gewählten Präsidenten Syriens, Herrn Assad, um jeden Preis b
Klaus Werner am Permanenter Link
Die ersten 4 Punkte gehen in die richtige Richtung, wenn auch die Kriegsrhetorik recht bedenklich ist.
Ingmar S. am Permanenter Link
Neben einiger Kritikpunkte, die von anderen Kommentatoren bereits angesprochen wurde und auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte, finde ich bereits die ersten Wörter sehr denkwürdig: "Alan Posener widerlegt
Er widerlegt Lügen?
Lügen bedeutet, dass der Lügende weiß oder vermutet, dass seine Aussagen unwahr sind und sie trotzdem als wahr hinstellt. Lügen hat also was mit Vorsatz zu tun. Die vermeintlichen Lügen sind zumeist tatsächlich aber Meinungen, die man nicht teilen muss. Andere Meinungen jedoch pauschal als Lüge zu bezeichnen, und den Menschen damit böse Absicht zu unterstellen, ist eine Frechheit.
Des weiteren wird behauptet, die Lügen würden widerlegt. Der Autor muss demnach im Besitz der Wahrheit sein, wenn er Lügen widerlegt. Im Besitz der Wahrheit bei einem solch komplexen und dynamischen Problem zu sein, ist wiederum eine ungeheure Anmaßung. Ich bezweifle, dass sich "die Wahrheit" in so wenigen Sätzen formulieren lässt (auch wenn der Autor den ein oder anderen interessanten Argumentationsansatz hat).
Mit der Behauptung "Lügen zu widerlegen" treten in der Regel Extremisten und Fundamentalisten auf (s. Pegida). Ich finde eine solche vereinfachende und despektierliche Darstellung hat beim hpd nichts zu suchen!
Bertrand am Permanenter Link
"Der Dschihadismus hat nichts mit dem Islam zu tun... [...] Aber sie können aufhören, sich und anderen die Lüge zu erzählen, der Islam habe damit nichts zu tun.
Was wollen Sie den reformieren ? Den Koran etwa neuschreiben? Soll eine Ökumene aus Sunniten, Schiiten, Salafisten, Aleviten und Sufis daran erinnern, dass im Koran die "Sprengstoffveste" so gut wie nie erwähnt wird?
Ihre Aussage klingt zwar auf dem ersten Blick nett, ist jedoch eine weltfremde populistische und inhaltslose Selbstbefriedigung... Es gibt fanatische Buddhistische Mönche in Birma, Fanatische Christen in den USA, Radikale Juden in Israel (und tolerante Muslims in Indonesien)... was wollen Sie den da Reformieren?
Fanatismus wird von fanatisch tendierenden Menschen ausgeübt und zwar ziemlich unabhängig davon, welches religiöse oder politisches Buch sie gerade aufschlagen... Wenn ich als narzistisch-gekränkter-Halbstarker-mit-Minderwertigkeitskomplex gezielt darauf aus bin, werde ich auch aus "Alice im Wunderland" oder aus "der Biene Maja" eine Rechtfertigung für meinen persönlichen "Religionskrieg" herauslesen...
Die Daesch Terroristen ("der Möchtegern IS") töten wehrlose Kinder (im Koran nicht erlaubt) vergewaltigen Frauen (auch nicht erlaubt) zerstören antike Städte (auch nicht im Koran). Sie nutzen ein Religion zum Vorwand, um Macht, Vermögen und Gelüste zu befriedigen, wie soll der Otto-Normal-Muslim sich damit identifizieren? indem Sie Ihm voerwerfen, dass seine Religion der Auslöser des ganzen Malheurs ist treiben Sie Ihn ja geradewegs in Hände von Daesch... Genau darauf sind diese A*schl*scher ja aus: einen Religionsstreit anzufachen, um bei uns neue Rekruten zu gewinnen... Ich bin Pariser und das ist das letzte, was ich mir für mein Land wünsche.
MFG,
Bertrand
David am Permanenter Link
"Was wollen Sie den reformieren ? Den Koran etwa neuschreiben?
Warum stellen Sie diese Frage, wenn laut Ihrer Auffassung nach doch sowieso alles nichts mit dem Islam zu tun hat? Ich beantworte Ihnen diese aber gerne. Man könnte zB damit anfangen ehrlich zu sein und nicht behaupten, dass die islamischen Texte keine Aufrufe zum Terror oder die Idee des militanten Märtyrertums beinhalten. Erst danach kann man sich Gedanken ūber weitere Reformschritte machen wie zB die historisch-kritische Rezeption.
Aber vielleicht haben Sie Recht und der Islam lässt sich tatsächlich nicht reformieren. Dann allerdings mūsste, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, unsere Positionierung zu dieser Religionsideologie ziemlich krass und intolerant ausfallen.
"Es gibt fanatische Buddhistische Mönche in Birma, Fanatische Christen in den USA, Radikale Juden in Israel (und tolerante Muslims in Indonesien)"
Ach tatsächlich? Können Sie in den genannten Beispielen einen direkten Zusammenhang zwischen den Handlungen und den in den jeweiligen Schriften erwähnten Ideen herstellen? Und selbst wenn, sollten Sie doch erkennen, dass die Parameter Häufigkeit und Intensität nur in eine ganz bestimmte Richtung zeigen.
"Wenn ich als narzistisch-gekränkter-Halbstarker-mit-Minderwertigkeitskomplex gezielt darauf aus bin, werde ich auch aus "Alice im Wunderland" oder aus "der Biene Maja" eine Rechtfertigung für meinen persönlichen "Religionskrieg" herauslesen..."
Also alles nur Zufall dass der Islam so gut wie immer im Kontext steht und sich immer nur "Verwirrte" der einen Religion zusammentun? Gab es schonmal "Verwirrte", die im kollektiven BieneMaja Wahn Terrorakte verūbt haben? Das können Sie doch nicht ernst meinen.
"Die Daesch Terroristen ("der Möchtegern IS") töten wehrlose Kinder (im Koran nicht erlaubt) vergewaltigen Frauen (auch nicht erlaubt) zerstören antike Städte (auch nicht im Koran). "
Wie kommen Sie zu dieser erstaunlichen Feststellung? Der islamische Prophet hat laut Koran/sunna doch genau dies vorgemacht.
"Sie nutzen ein Religion zum Vorwand, um Macht, Vermögen und Gelüste zu befriedigen, "
Eine andere, viel wahrscheinlichere, Möglichkeit ist, dass sie stur und wörtlich einer Religion folgen, bei deren Erfindung bereits genau diese Komponenten eine Rolle spielten.
"wie soll der Otto-Normal-Muslim sich damit identifizieren? indem Sie Ihm voerwerfen, dass seine Religion der Auslöser des ganzen Malheurs ist treiben Sie Ihn ja geradewegs in Hände von Daesch..."
Ja das ist möglich, wūrde in diesem Fall aber einer ethischen Bankrotterklärung der jeweiligen Person gleichkommen. Davon abgesehen: Plädieren Sie hier fūr Weggucken anstatt Ehrlichkeit?
"Genau darauf sind diese A*schl*scher ja aus: einen Religionsstreit anzufachen, um bei uns neue Rekruten zu gewinnen"
Wie wir wissen, findet der IS auch so bereits mehr als genug Unterstūtzer.
Bertrand am Permanenter Link
Lieber david,
Sie finden in der Bibel genügend Passagen, um auch dort Gewalt zu verherrlichen - wenn Sie eine Rechtfertigung suchen (...und davon haben Fromme und gogar Päpste in der Vergangenheit genügend gebraucht gemacht... (Religionskriege und Kreuzzüge)) ein kurzer Blick ins Deuteronomium zeigt es doch schon auf
Unser Rechtsstaat ist ein Kind französischen Revolution, der Aufklärung und des römischen Gesetzes, NICHT unserer Religion. Daher ist eine Diskussion über die Faschistoiden tendenzen in der Bibel vs im Koran auch vollkommen sinnlos, weil keine Religion darunter wesentlich BESSER oder in seinen Werten LOGISCHER oder VERNÜNFTIGER ist.
Religion hat grundsätzlich nichts mit Vernunft zu tun (es ist unvernünftig zu glauben, dass jemand mit Engeln spricht oder auf Wasser läuft), darüber zu debatieren um unseren Rechtsstaat zu rechtfertigen ist unsinnig.
Wenn ich die Bibel als Gesetzesbuch interpretiere, komme ich doch sofort selber mit unserer Rechtsprechung in Konflikt:
Hier nur mal zur erinnerung (faalls Sie nicht Bibelfest sind)...
Der Gott der Bibel ist kein gütige Himmelsvater, wie es sich die Gläubigen gerne wünschen.
Er rät zum Beispiel unmissverständlich, was mit jemandem zu tun ist, der einen anderen Gott anbetet (5. Mose 5-7): "So sollst du den Mann oder die Frau, die eine solche Übeltat begangen haben, hinausführen zu deinem Tor und sollst sie zu Tode steinigen (...) Die Hand der Zeugen soll die erste sein, ihn zu töten, und danach die Hand des ganzen Volks, daß du das Böse aus deiner Mitte wegtust."
+
(Psalm 44,6): "Herr, in deinem Namen zertreten wir unsere Gegner!"
+
Gott begleitet sein auserwähltes Volk immer wieder persönlich zum Volkermord (2. Mose 33,1-2): "Der Herr sprach zu Mose: Geh, zieh von dannen (...) in das Land, von dem ich (...) geschworen habe: Deinen Nachkommen will ich's geben. Und ich will vor dir her senden einen Engel und ausstoßen die Kanaaniter, Amoriter, Hetiter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter."
+
Als die Israeliten eines Tages mit dem Gott der Moabiter liebäugelten, war der Herr so empört, dass er umgehend ein blutiges Gemetzel anstiftete (4. Mose 25,4-5): "Nimm alle Oberen des Volks und hänge sie vor dem Herrn auf im Angesicht der Sonne (...) Und Mose sprach zu den Richtern Israels: Töte ein jeder seine Leute, die sich an den Baal-Peor (ein anderer Gott) gehängt haben."
+
Als der Herr eines Tages vom Unmut seiner Untertanen, weiter durch die Wüste Sinai zu wandern, erfuhr, tobte er und wollte gleich das ganze Volk vernichten (2. Mose 32,33): "Ich will den aus meinem Buch tilgen, der an mir sündigt."
Nur dank Moses eindringlicher Fürsprache mussten lediglich ein paar tausend Männer dran glauben (2. Mose 32,28): "Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum andern und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten. Die Söhne Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und es fielen an dem Tage vom Volk dreitausend Mann." Mit diesem Blutbad ließ sich der Herr schließlich etwas beruhigen.
+
Wer auf einen anderen Gott angesprochen wird, muss den Betreffenden sofort töten, auch wenn es ein nahes Familienmitglied sein sollte (5. Mose 13,7-11): "Wenn dich dein Bruder, deiner Mutter Sohn, oder dein Sohn oder deine Tochter oder deine Frau (...) heimlich überreden würde und sagen: Lass uns hingehen und andern Göttern dienen, (...) so willige nicht ein (...) Du sollst dich seiner nicht erbarmen und seine Schuld nicht verheimlichen, sondern sollst ihn zum Tode bringen. Deine Hand soll die erste wider ihn sein, ihn zu töten, und danach die Hand des ganzen Volks."
+
Nach einer Schlacht während der Eroberung Kanaans war dem Herrn der Sieg allein nicht genug. Gott forderte die totale Vernichtung der Einwohner und vor allem der anderen Götter. Die Israeliten sollten alle auslöschen, damit sie nicht in Versuchung geraten könnten, den Göttern der Eroberten zu huldigen (5. Mose 20,16-18): "Du sollst nichts leben lassen, was Odem hat, sondern sollst an ihnen den Bann vollstrecken, nämlich an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern. "
+
Man kann es kaum glauben, wenn man liest, dass Gott sein Volk dazu aufgerufen hat, Frauen und Kinder in Stücke zu hauen und Jungfrauen zu versklaven (4. Mose/Num. 31,15-18): "Warum habt ihr alle Frauen leben lassen? (...) So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch leben."
Mit freundlichen Grüßen,
Bertrand
David am Permanenter Link
Lieber Bertrand, selbstverständlich ist das AT abstoßend blutig. Und? Was wollen Sie damit sagen? Dass der Islam nichts mit dem Islam zu tun hat?
Warum erwähnen Sie nicht, dass es ein NT gibt, das Christen als mentaler Rettungsanker dient, mit dem sie den religiösen Nonsense verhältnismäßig gut rationalisieren können?
Warum erwähnen Sie nicht, dass ein solches Rationalisierungsmittel bei der derzeitigen orthodoxen Islamauslegung völlig fehlt?
Warum erwähnen Sie nicht, dass sich die Schriften des Christentums von blutig (AT) zu weniger blutig (NT) gewandelt haben während sich im Islam die Situation genau umgekehrt darstellt: weniger blutig (frühe Phase Mekka) zu blutig (späte Phase Medina)?
Warum erwähnen Sie nicht, dass der christliche Prophet Jesus im Gegensatz zur islamischen Variante Mohammed keine Menschen getötet, gefoltert, versklavt, Kriege angeordnet und geführt hat?
"Unser Rechtsstaat ist ein Kind französischen Revolution, der Aufklärung und des römischen Gesetzes, NICHT unserer Religion. "
Selbstverständlich ist er das. Ich wäre der letzte, der das Gegenteil behauptet.
"Daher ist eine Diskussion über die Faschistoiden tendenzen in der Bibel vs im Koran auch vollkommen sinnlos, weil keine Religion darunter wesentlich BESSER oder in seinen Werten LOGISCHER oder VERNÜNFTIGER ist. "
Selbstverständlich sind alle Religionen eben NICHT gleich, beinhalten eben NICHT alle die gleichen Ideen. Wie können Sie so einen Unsinn behaupten, wo Sie doch selbst wissen, dass auch nicht alle Ideologien gleich sind. Ideen haben nunmal Konsequenzen. Und die durch die orthdodoxe Religionsauslegung transportierten Ideen des Islam haben leider sehr unangehme und weitreichende Konsequenzen.
"Wenn ich die Bibel als Gesetzesbuch interpretiere, komme ich doch sofort selber mit unserer Rechtsprechung in Konflikt"
Bingo! Guter Punkt. Nur eine der beiden Religionen definiert ihre Schrift als Gesetzbuch.
Bertrand am Permanenter Link
Lieber David,
Das AT, NT (und der Koran für die Muslims) bilden ein ganzes und können daher nicht so wirklich lösgelösst voneinander getrennt werden (der Name Maria erscheint im Koran öfter als im NT beispielsweisse) Sie bauen aufeinander. Sowohl der AT als auch der NT kann als Regelwerk und als Gesetzestext gelesen werden...Man kann nicht verstehen weswegen Jesus auf einem Esel am Pessach Fest nach Jerusalem kam, um mit seinen Jüngern Brot und Wein zu teilen, wenn man die Regeln (oder Gesetze) aus dem AT nicht kennt... (...im übrigen wird mit Pessach die Tötung (Ermordung) der ägyptischen männlichen Erstgeborenen durch den aach sooo "lieben" Gott (JHWH) gefeiert... )
Hier ist kein Buch besser oder schlechter: Der Monotheismus in seinem Wesen bereits intolerant (da es nur einen Gott gibt, ist er allmächtig, einen anderen Gott zu tolerieren bedeudet die allmächtigkeit meines Gottes in Frage zu stellen) und ergo auch intrinsisch Verfassungsfeindlich, weil bei EINEM Gott keine Religionsfreiheit toleriert werden kann (...und meistens auch nicht die Gleichheit der Geschlechter), dies wäre auch in Deutschland die Situation wenn wir statt einer Demokratie eine Theocratie nach vaticanischem Vorbild hätten (Nur Männer hätten dan die Macht, Homos und Geschiedene wären an den Pranger gestellt, kein Sex vor der Ehe, usw...)
Der Islam stand lange im Ruf (bis zum XVI J.h.) Toleranter und Weltoffener zu sein als unsere christlichen Gemeinshaften. Erst durch den Impuls teilweise atheistischer Eliten des XVII und XVIII JH ...z.B. Rousseau, Voltaire, Diderot, Napoléon (Code Civil + Öffnung der Judenghettos) wurde die (Christliche) Religion aus dem öffentlichen Leben verbannt (Säkularisation).
Die Säkularisation ist jedoch auch bei mehrheitlisch islamischen Staaten möglich... Ich zitiere hier Atatürk: “Seit über fünf Jahrhunderten haben die Regeln und Theorien eines alten Araberscheichs und die unsinnigen Auslegungen von Generationen schmutziger und unwissender Pfaffen in der Türkei (bzw. Osmanisches Reich) sämtliche Einzelheiten des Zivil- und Strafrechts festgelegt.
Sie haben die Form der Verfassung, die geringsten Handlungen und Gesten im Leben eines jeden Bürgers festgesetzt, seine Nahrung, die Stunden für Wachen und Schlafen, den Schnitt seiner Kleidung, was er in der Schule lernt, seine Sitten und Gewohnheiten und selbst die intimsten Gedanken.
Der Islam die absurde Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen (gemeint ist der islamische Prophet Mohammed), ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet. Er ist nichts anderes als eine entwürdigende und tote Sache.”
Zum Vergleich Voltaire "– “Tant qu’il y aura des fripons et des imbéciles, il y aura des religions. La nôtre est sans contredit la plus ridicule, la plus absurde, et la plus sanguinaire qui ait jamais infecté le monde”"
Worauf ich schon die ganze Zeit hinaus will (aber scheinbar noch nicht klar genug formuliert habe): ein "Ranking" der Religionen zwischen "Sehr Gut" und "Mangelhaft" ist unsinnig, zum einen weil wir (eine Interpretationen von) Religion mit unseren (wandelnden) Moralvorstellungen messen (Beispiel Homo-Ehe, Pro/Contra). Unsere Ethnozentrizität verhindert ohnehin jegliche objektive Feststellung...
Desweiteren ist ein "Zivilisationsclash" genau das was die Terroristen erhoffen; erst durch Anfeindungen und Ablehnung entstehet der Nährboden bei uns neu Rekruten....
Wir sollten daher Religionen nicht zum Diskutionsthema machen, als Lehrer, Polizist oder Richter interessiert es mich nicht die Bohne was Jesus Mohammed oder das Spaghetti Monster von sich gibt.... wenn beispielsweise eine Zeugin vor Gericht mit einer Burqua kommt, sollte man Sie freundliche darauf hinweisen, dass die Zeugnenaussage nicht aufgenommen werden kann, denn die Identität kann nicht geprüft und Mimiken bei der Aussage nachvollzogen werden.... und zwar vollkommen losgelöst von der Frage, ob es stimmt oder nicht, dass das Wort "Burqua" nirgends im Koran erwähnt wird... wer sich auf diese Ebene der Diskussion einlässt, hat schon verloren!
Ich kenne im Zivilen Leben Gesetze an die ich mich halte, die Religion hat in der Öffentlichkeit keine Rolle zu spielen, für mich hört die Toleranz dort auf, wo Menschen die aufgrund Ihrer Besonderen Draht zu einer vor 4000 Jahren erfundenen Gottheit Geld, Macht oder gesetzliche Ausnahmen einfordern...
(weder Kichensteuer, noch Religionsunterricht an staatlichen Schulen, noch Finanzierung Religiöser Einrichtungen oder Ämter, noch Proselytismus an Fussgängerzonen) Die Religionsgemeinschaft sollten dies bitte schön alles selber schultern und Bürger mit Ihren Ansichten ausserhalb der Gotteshäuser in ruhe lassen.
Bertrand
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich bin da ganz bei Ihnen.
Ich habe mir lange abgewöhnt, zwischen Monotheismen zu unterscheiden. Sie entstammen einer Idee, die übrigens erst vor 2.600 Jahren erfunden oder konstituiert wurde. Deren Inhalte sind lange samt und sonders als Lügen entlarvt und heute dienen sie in erster Linie zur Alimentierung ihrer Vertreter/Organisatoren.
In der Tat sollten wir als säkularer/laizistischer Rechtsstaat lediglich auf eine Einhaltung unserer Prinzipien und Gesetze achten und keine Rücksicht auf religiöse Befindlichkeiten nehmen. Das impliziert für mich unverhandelbar, dass Kinder vor dem 14. Lebensjahr vor religiöser Indoktrination geschützt werden müssen - also kein Religionsunterricht, weder in Kitas, Vorschulen, Grundschulen noch weiterführenden Schulen, auch nicht zuhause, bis eben zum 14. Lebensjahr.
Die hierdurch entstehenden Kollisionen mit der Religionsfreiheit und der elterlichen Sorge müssen gesetzlich entsprechend geregelt werden. Schließlich gibt es auch einen Jugendschutz, der z.B. Kinder (theoretisch) vor Pornographie oder Alkohol sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Elternhaus schützt.
Gerade wenn religiöse Eltern ihre Kinder aus vermeintlichen Kindeswohlgründen vor Sexualkunde, Sport oder Musik "schützen" wollen, muss der Rechtsstaat kontern, indem er mit der identischen Begründung Kinder vor Religion schützt - bis sie das Alter der Religionsmüdigkeit erreicht haben.
Dabei spielt überhaupt keine Rolle, welche Religion hiervon betroffen ist. Dies nähme auch jenen den Wind aus den Segeln, die in solchen staatlichen Maßnahmen (von denen heute noch geträumt werden muss) Diskriminierungen ihrer spezifischen Religion sähen.
Religion an sich gehört aus den Köpfen von Kindern in die Privaträume von Erwachsenen.
Bertrand am Permanenter Link
Hallo,
ich habe den Ursprung des jüdisch-christlisch-islamischen Monotheismus auf die Zeit von Ramses II (Moses) berechnet (-1300 v.JC) das AT wurde jedoch (vermutlich) erst später verfasst (umgeschrieben)...
Soweit würde ich nicht gehen (Ich bin kein Atheist, sondern Agnostiker) Ich will niemanden vor einer Kirche/Religion "schützen" soweit er sein Leben und das der Anderen dadurch nicht gefährdet; wer glauben will oder sein Glauben weitergeben möchte, ...bitte schön! Er kann seine Kinder zuhause unterrichten oder Sie in den (Kirchlich finanzierten und organisierten) Katechismus schicken, in die Kirche gehen oder eine Privat-kirchliche Schule besuchen... von mir aus! Es ist dann eine reine Privatsache.
In der Öffentlichkeit sollte man den "Laizismus" in der Deuschen Verfassung aufnehmen und streng verteidigen: das heisst "Im öffentlichen Raum haben Kundgebungen, Religiöse Äusserungen, Proselytismus oder Religiös begründete Ausnahmen" einfach keinen Platz...
In Deutschland möchte keiner "Intolerant" sein (sonst wird der Nazivorwurf ausgepackt), aber Toleranz muss dort aufhören, wo Menschen Ihre Religiösität in der Vordergrund stellen, um dadurch Vorteile im Öffentlichen Raum zu gönnen. Unsere Rechtssprechung reicht hierfür normalerweise völlig aus:
Beispiel "Burqua": Diese Kleidung hat keine praktische Begründung (Sonnenschutz?) dafür eine erhebliche Religiöse Signalwirkung: die Religiösität der Trägerin wird in der Öffentlichkeit hervorgetan. Oft wird es mit einer "Schutzfunktion" begründet, damit sich "Männer an meinem Anblick nicht ergötzen (Sic.)". Unabhängig davon, dass dies von vielen als irgendwie Weltfremd angesehen wird, so steht hinter dieser Begründung zum einen die beleidigende Unterstellung. Zum anderen entsteht eine religiös-begründete übervorteilung der Anonymisierten (Verschleierten) Person gegenüber denjenigen, die sich Ihm öffentlichen Raum unverschleiert zeigen...
Der Staat hat jedoch bereits für "begründeten" Situationen dem Bürger Instrumente zur Hand gegeben: so kann/darf eine Frau sich gegen den "ergötzten Blick" eines Mannes wehren (ansprechen, Aufforderung zu gehen bzw. bei straffrechtlichem Verhalten den Mann anzeigen)....Nach unserer Rechtssprechung reicht ein einfacher Blick nicht aus, um einer Person eine (perverse) Intension zu unterstellen (sonst bewegen wir uns hier in einer Willkürjustiz) daher ist es der Frau zuzumuten, Blicke fremder Männer im öffentlichen Raum zu "ertragen" oder bei besonderer psychischer Härte, den öffentlichen Raum zu meiden - wie etwa Agoraphobiker es leider tun.
Was ich meine: Unabhängig davon, was im Koran/in der Bibel steht.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ebenfalls hallo,
"ich habe den Ursprung des jüdisch-christlisch-islamischen Monotheismus auf die Zeit von Ramses II (Moses) berechnet (-1300 v.JC) das AT wurde jedoch (vermutlich) erst später verfasst (umgeschrieben)..."
Das entspricht der ätiologisch-sagenhaften Deutung der Theologie, deckt sich jedoch nicht mit der archäologisch-historisch bekannten Realität. Es gab unter Amenophis IV. - besser bekannt als Echnaton - eine sehr kurze Phase mit einer Art Monotheismus (eher eine Monolatrie), die jedoch von den polytheistischen Priestern nach seinem Tod vernichtet wurde.
Gewisse Meme haben sich im Sagenschatz der damaligen Zeit sicher gehalten, doch sehr beeindruckt hat dies die halbnomadischen Stämme der Levante nicht. Denn die frönten bis zum 6. Jh. v.u.Z. und in schwindendem Maß auch noch darüberhinaus dem Polytheismus, der von den Monotheisten mühsam niedergerungen wurde (s. z.B. die Episode mit König Jehu).
Tatsächlich kann der Tanach ("unser" AT) erst in Babylon seine mehr oder weniger endgültige Form erhalten haben, weil sehr viele mesopotamischen Mythen den Tanach-Autoren als Quellen dienten. Insofern ist das gesamte vorexilische prophetische Personal (z.B. Noach, Abraham, Mose etc.) erfunden, bzw. auf unverstandenen Memen aufgebaut. Ein "überlebender" Monotheismus ist in der Tat erst seit 2.600 Jahren nachweisbar.
"Ich will niemanden vor einer Kirche/Religion "schützen" soweit er sein Leben und das der Anderen dadurch nicht gefährdet; wer glauben will oder sein Glauben weitergeben möchte, ...bitte schön!"
Hier bin ich dezidiert anderer Meinung. Religion an sich basiert auf einer Lüge, die wir unseren Vorfahren verzeihen dürfen, weil die es nicht besser wussten. Aber wir wissen heute, dass z.B. Naturkatastrophen auf physikalischen Effekten, nicht aber auf göttlicher Rachedurstigkeit basieren.
Sämtliche dereinst mit göttlicher Urheberschaft belegte Phänomene (Universum, Erde, Leben, Menschen etc.) können inzwischen befriedigend mit "seelenlosen" Prozessen erklärt werden. Insofern gibt es (fast) keine Lücke mehr, in der sich ein Gott verkriechen könnte.
Heute wissen wir also, dass Religion eine Lüge ist. Warum sollte ich dies meinen Kindern weitergeben wollen? Religiöse Menschen geben dies ihren Kindern ja auch nur aus dem Grund weiter, weil einst ihre Eltern ihnen dies weitergegeben haben. Eine endlose Kette der Tradierung einer Lüge.
Sollte man dies nicht langsam unterbrechen und uns Wichtigerem zuwenden? Ich zähle auch Kinder zu den "anderen", die Sie ja auch vor Schaden bewahren wollen. Kinder sind nach moderner Rechtsauffassung nicht mehr Eigentum ihrer Eltern, sondern eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Wünschen und Hoffnungen. Eltern haben die Aufgabe, diesen Lebensweg optimal vorzubereiten, d.h. den Kindern ein möglichst breites Spektrum an Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten.
Die Vermittlung von Aberglauben, der zudem mit seinen angstpädagogischen Komponenten eindeutig schädlich ist, sehe ich als kontraproduktiv an. Schließlich werden in der frühen Kindheit die Synapsen im Gehirn erst verschaltet, so dass hier die Indoktrination mit einem unsinnigen Weltbild gravierende Folgen u.U. für das ganze weitere Leben nach sich ziehen kann.
Erst ab Religionsmüdigkeit - z.Z. ab 14 Jahren - sind Menschen so weit gefestigt, dass sie an sie herangetragene, religiöse Inhalte kritisch hinterfragen und entweder annehmen oder ablehnen können. So, wie der Umgang mit Rechtsgeschäften oder Sexualität und später (ab 16 bzw. 18 Jahren) mit Alkohol oder Pornographie einem heranwachsenden Menschen zugemutet werden.
Die frühkindliche Indoktrination mit einem unsinnigen Weltbild ist hingegen ähnlich schädlich, wie übermäßiger Alkoholkonsum, der - wenn es sogar bis zum Alkoholismus ging - bestenfalls einen "trockenen Alkoholiker" ermöglicht, wenn er austherapiert ist. Für frühkindlich religiös schwer indoktrinierte Kinder (z.B. in Familien der Zeugen Jehovas) könnte man das ähnlich formulieren: Hier wäre nach einer entsprechenden Therapie von einem "trockenen Gläubigen" zu sprechen, der nie ganz die Rillen verlassen kann, die einst seine Eltern in sein Gehirn gegraben haben.
Natürlich legen die Profiteure des religiösen Systems deshalb gesteigerten Wert darauf, dass Kinder frühzeitig die "religiöse Grammatik" lernen oder "religiös musikalisch" werden, damit der Zirkus am Laufen bleibt. Müssten sich Menschen erst ab 14 Jahren für oder gegen den kindischen Geisterglauben entscheiden, dann würde dieser Unsinn innerhalb weniger Generationen aussterben - und die Menschheit wäre eine weitere Kinderkrankheit ihrer Zivilisationsgeschichte los.
Wer trotzdem einen "wie auch immer gearteten" Glauben behalten möchte, darf dies natürlich, aber derjenige sollte stets aufpassen, ob er sich damit nicht am Ende sogar selbst schädigt!
David am Permanenter Link
Lieber Bertrand,
Ihre Einschätzung der religiösen Grundlagen kann ich so nicht teilen.
Wenn wir die Sache historisch betrachten, bin ich zwar nicht weit von Ihrer Position entfernt. Aber wie auch Sie bestimmt erkennen, sieht die religiöse Praxis leider anders aus. Es ist eben nicht „alles gleich“. In beiden Systemen werden zum Teil erheblich unterschiedliche Ideen transportiert. Und diese Ideen resultieren aus dem jeweiligen Religionsverständnis, der Rezeption des jeweiligen „Propheten“ und den jeweiligen spezifischen Ideen, die politische, juristische und gesellschaftliche Komponenten zum Teil völlig gegensätzlich bewerten.
„hier ist kein buch besser“
Auch wenn es mir darauf überhaupt nicht ankommt: Doch. Natürlich. Wobei ich nicht „besser“ sagen würde, sondern „weniger schlecht“. Wenn man von der Prämisse ausgeht, dass Prophet M als das ultimative Rollenvorbild (!) verstanden wird und sein Koran das unverfälschte (!) und letzte Wort (!) „Gottes“ darstellt, dann ist im Ergebnis das andere Buch weniger schlecht als das eine und zwar deshalb, weil andere, weniger schlechte Ideen transportiert werden. Man braucht im Grunde nur die zwei Religionsgründer und ihre Ideen nebeneinander stellen, um hier ganz objektiv zu erkennen, dass hier selbstverständlich Unterschiede sowohl in der Anzahl als auch in der „Qualität“ der schlechten Ideen bestehen.
Dass Monotheismen eine inherente Anlage zur Gewalt und Intoleranz mitbringen, will ich gar nicht bestreiten. Im Gegenteil, ich halte dies sogar für ziemlich eindeutig. Das bedeutet aber nicht, dass die Probleme, die sich aus der islamischen Religion ergeben, nicht zum großen Teil auch von spezifischen islamischen Ideen befeuert werden.
„dies wäre auch in Deutschland die Situation wenn wir statt einer Demokratie eine Theocratie nach vaticanischem Vorbild hätten“
Ach tatsächlich? Ist dieser politische Anspruch in den christlichen Schriften denn vorgesehen? In den muslimischen ist er das explizit. Und selbst wenn: Wollen Sie behaupten, dass dann auch im Vatikan plötzlich Menschen die Köpfe abgeschnitten würden, Dieben Hände und Füße abgehackt und Frauen gesteinigt würden und dies damit begründet würde, dass dies Jesus ja auch so gemacht hat? Sie scheinen ein wirklich merkwürdiges Verständnis von „gleich“ zu haben.
„Der Islam stand lange im Ruf (bis zum XVI J.h.) Toleranter und Weltoffener zu sein als unsere christlichen Gemeinschaften.“
Nein. Ganz sicher nicht. Dass im Mittelalter einige muslimische Gesellschaften unter Führung freigeistlicher Herrscher weltoffener waren als christliche mag durchaus sein. Das hat aber nicht das geringste mit dem Islam zu tun. Diese vergleichsweise „offene“ Phase entstand trotz und nicht wegen des Islam. Wie wir aus den Quellen wissen war der orthodoxe Islam seit den Anfängen im dem 7. Jhd. stets präsent, mal mehr mal weniger, hat sich dann aber nach und nach durchgesetzt. Der oft und gerne erwähnte Gelehrte Averroes wurde zB Opfer eben dieser religiösen Orthodoxie und auch das oft erwähnte Cordoba hatte seine religiös-radikalen Perioden.
Die Türkei als Beispiel für gelungene Säkularisierung einer muslimischen Gemeinschaft zu bringen, erscheint höchst merkwürdig, zeigt doch die derzeitige Situation in der Türkei, dass das Experiment Atatürks weit davon entfernt ist, als Erfolg gewertet werden zu können. Die schlechten Ideen des Islam sind nach wie vor im Großteil der Bevölkerung präsent und man könnte fragen, waren sie jemals weg? Die türkische „Religionsbehörde“ zeigt jedenfalls, dass die Distanz zur Religion nie so groß war wie man vielleicht meinen mag.
„ein "Ranking" der Religionen zwischen "Sehr Gut" und "Mangelhaft" ist unsinnig“
Ich habe kein Ranking vorgenommen. Den Vergleich haben Sie als Argument eingebracht.
„zum einen weil wir (eine Interpretationen von) Religion mit unseren (wandelnden) Moralvorstellungen messen (Beispiel Homo-Ehe, Pro/Contra).“
Womit sollen wir denn sonst andere Wertvorstellungen messen wenn nicht mit unseren eigenen, von denen wir hoffentlich aufgrund guter Gründe überzeugt sind, dass sie richtig sind?
„Unsere Ethnozentrizität verhindert ohnehin jegliche objektive Feststellung...“
Wie bitte? Sie können nicht bewerten, ob das Herausschneiden der weiblichen Klitoris kritikwürdig ist oder nur „Folklore“?
„Desweiteren ist ein "Zivilisationsclash" genau das was die Terroristen erhoffen; erst durch Anfeindungen und Ablehnung entstehet der Nährboden bei uns neu Rekruten....“
Anfeindungen und Ablehnung müssen und können viele Menschen ertragen, ohne zu Terroristen zu werden. Es muss hier also etwas zusätzliche mitspielen. Davon abgesehen stellt die Kritik von Ideen keine Anfeindung dar. Ablehnung schon eher. Aber wir lehnen auch die Ideen des Faschismus oder das Nazismus ab, ohne dass wir in unserem Meinungspluralismus dadurch ein Problem sehen.
„Wir sollten daher Religionen nicht zum Diskutionsthema machen“
Warum sollte man ein Element der Problemursache ausklammern? Wäre das nicht naiv, ja sogar fahrlässig und gefährlich?
Viele Grüße
David
Bertrand am Permanenter Link
Lieber David,
ich will Sie ja nicht umstimmen, ...wenn es zu Ihrem Weltbild passt, dass eine "ideologisch kranke" Religion 1,6 Mrd Menschen in seinem Bann gezogen hat, dann bitte! Viel Spaß bei der Umkehrung....
Wenn 4 Mio Muslims in Deutschland so "geistesschwach" sind, einer so "unsinnigen" Religion wie dem Islam zu folgen, dann müsste jeden Tag in Jeder größeren Stadt Terroristen Ihre Körperteile mit dem Credo "Allah ist Groß" in den Fussgängerzone verteilen.
schauen Sie doch bitte mal genauer hin, wer sich da alles in die Luft sprengt... ausgebildete Mullahs? Tiefreligiöse Muslims ? gekränkte Palästinenser? ...Mitnichten!
Es sind hauptsächlich in unserer westlichen Welt aufgewachsene junge Männer - meistens mit westlichem Pass (davon 25% europäische Konvertieten), es ist die "zweite Generation" die bis zu Ihrer "zweiten Geburt" sich nicht die Bohne um einen muslimischen Lebensstil interessierten...
Sie haben gekifft, getrunken, Frauen in der Disko angebaggert und sich westlich gekleidet. Die Konvertiten kannten meistens nicht die Moslemischen Gemeinden bevor Sie sich konvertieren liessen...und haben sich nicht für die Palästinensersache oder den Koran interessiert.
Zugegeben, es sind jugendliche Männer, die sich sehr unwohl fühlen, 25% der jungen Muslima in Frankreich heiraten Stammfranzosen, der Typos "männlicher Araber" ist in der westlichen Gesellschaft nicht gerade attraktiv. Nach einer Weile laufen diese Gekränkt herum weil, Sie weder bei den Mädchen ankommen, noch in der Disko rein dürfen und der Weg in die Uni Ihnen verwehrt bleibt (Dafür haben Ihre Schwestern und Kusinen deutlich bessere Noten und machen Karriere, wie etwa die Ministerinnen in Frankreich). Mit den üblichen "Machoposen" konnten Sie Ihre unsicherheit noch auf dem Schulhof verbergen, doch jetzt kommen Sie mit Ihren narzistischen Kränkungen nicht mehr zurecht...
...dann finden Sie im Internet ansprechende Bilder vom Djihad und fangen an Ihre Krankhafte Wut auf die Gesellschaft mit dem Islam zu verbinden... Sie wollen eigentlich nicht Palästina retten und interessieren sich nicht die Bohne für einen Gottesstaat: Sie wollen gefürchtet werden (Mit Ihrem Bart und Ihrer Djelabba sind Sie die neuen "Rocker" und werden ängstlich vom Gutbürger beäugt, das gibt Ihnen die Illusion der Macht und der Bedeutung)... sie entwickeln allmachstfantasien vom Martyrertod, nach dem Motto "wenn mir diese Gesellschaft keine Chance gelassen hat, so bringe ich Sie mit mir selbst um"...
Das Problem ist nicht die Radikalisierung des ISLAMS, sondern die islamisierung der RADIKALITÄT...
Diese Kids waren für den GIA,... dann für Al Quaidaa,.... jetzt für ISIS/DAESCH,... egal hauptsache Wut, angst machen und draufhauen. Das Problem betrifft UNSERE Gesellschaft im Kern, UNSERE Unfähigkeit ein funktionnierendes Integrationsmodell anzubieten, auch wenn morgen ISIS weggebombt wird, werden Sie sich nach einer neuen "Lehre" umsschauen, um Ihren Hass zum ausdruck zu bringen... Die Antwort liegt bei UNS und nicht bei DENEN, wieso sind diese Kids dafür anfällig....
Zu sagen ISLAM Terroristen sind das Ergebnis des islams, ist so ähnlich wie zu behaupten Nationalsozialismus könnte es nur in Deutschland geben, weil es dem "Wesen der Deutschen" entspricht.
David, durch die Radikalität dieser "Gotteskrieger" werden Sie und viele Deutsche selber radikal und verwehren pauschal den Muslims in Deutschland Ihr Vertrauen, das schafft nur einen neuen Nährboden für weitere asozialisierte Kinder die Morgen im Internet nach alternativen zu Deutschland suchen...
David am Permanenter Link
"wenn es zu Ihrem Weltbild passt, dass eine "ideologisch kranke" Religion 1,6 Mrd Menschen in seinem Bann gezogen hat, dann bitte! Viel Spaß bei der Umkehrung...."
Was hat denn die Beurteilung eines Sachverhaltes mit den Möglichkeiten einer "Umkehrung" zu tun?
"Wenn 4 Mio Muslims in Deutschland so "geistesschwach" sind, einer so "unsinnigen" Religion wie dem Islam zu folgen, dann müsste jeden Tag in Jeder größeren Stadt Terroristen Ihre Körperteile mit dem Credo "Allah ist Groß" in den Fussgängerzone verteilen."
Nun, jeden Tag passiert das offensichtlich nicht. Aber offensichtlich regelmäßig genug. Der Umstand, dass ein Großteil der Muslime gewissen Ideen nicht folgt, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Großteil der Muslime gewisse andere Ideen mit denen der Terroristen durchaus teilt.
"schauen Sie doch bitte mal genauer hin, wer sich da alles in die Luft sprengt... ausgebildete Mullahs? Tiefreligiöse Muslims ? gekränkte Palästinenser? ...Mitnichten!"
Es sind Menschen, die von Ideen überzeugt sind, die ihren Ursprung in den religiösen Schriften und ihrer archaischen Sozialisation haben. Da ist es egal, ob es Mullahs oder "nur" Gläubige, ob es Konvertiten, ob es Palästinenser oder Nicht-Palästinenser, ob es Franzosen oder Zugereiste waren bzw sind.
"Nach einer Weile laufen diese Gekränkt herum weil, Sie weder bei den Mädchen ankommen, noch in der Disko rein dürfen und der Weg in die Uni Ihnen verwehrt bleibt (Dafür haben Ihre Schwestern und Kusinen deutlich bessere Noten und machen Karriere, wie etwa die Ministerinnen in Frankreich). Mit den üblichen "Machoposen" konnten Sie Ihre unsicherheit noch auf dem Schulhof verbergen, doch jetzt kommen Sie mit Ihren narzistischen Kränkungen nicht mehr zurecht... "
Warum kommen andere Gruppen mit ähnlichen Kränkungen zurecht?
"...dann finden Sie im Internet ansprechende Bilder vom Djihad und fangen an Ihre Krankhafte Wut auf die Gesellschaft mit dem Islam zu verbinden..."
Der Islam läßt sich also mit Wut auf andere verbinden? Das sollte einen aufmerken lassen, meinen Sie nicht? Zudem, der Islam als Droge zur Überwindung von Persönlichkeitsproblemen? Ein interessantes Gedankenspiel. Die Konsequenz müsste daraus dann aber wohl zwangsläufig sein, diese Droge so zu behandeln wie jede andere tödliche Droge: Verbot. Oder "ab 18". Aufschrift: "Islam kann tödlich sein"
" Sie wollen eigentlich nicht Palästina retten und interessieren sich nicht die Bohne für einen Gottesstaat: Sie wollen gefürchtet werden (Mit Ihrem Bart und Ihrer Djelabba sind Sie die neuen "Rocker" und werden ängstlich vom Gutbürger beäugt, das gibt Ihnen die Illusion der Macht und der Bedeutung)... "
Gefürchtet werden kann man auch bei den Hell's Angels. Das religiöse Element spielt hier durchaus eine Rolle. Ohne den weltweiten Kollektivgedanken oder der ultimativen "Legitimität" durch "Gott", die hinter den islamischen Ideen stecken, hätten diese Gedanken weit weniger Kraft.
"sie entwickeln allmachstfantasien vom Martyrertod, nach dem Motto "wenn mir diese Gesellschaft keine Chance gelassen hat, so bringe ich Sie mit mir selbst um"...
Die "Fantasien" vom Märtyrertod sind keine selbstentwickelten Fantasien sondern explizite Ideen aus dem Islam.
"Das Problem ist nicht die Radikalisierung des ISLAMS, sondern die islamisierung der RADIKALITÄT..."
Macht das den Sachverhalt irgendwie besser? Wenn sich eine bestimmte Religion ganz doll für Radikalisierung eignet, also ähnlich den Ideologien des Faschismus oder Nazismus, dann sehe ich hier keinen Grund für Entwarnung. Im Gegenteil.
"Diese Kids waren für den GIA,... dann für Al Quaidaa,.... jetzt für ISIS/DAESCH,... egal hauptsache Wut, angst machen und draufhauen. "
Also wenn es eine Ideologie fertig bringt, dass sich Kids, die in unserem Wertesystem sozialisiert sein sollten, für die absolut grotesken Gewaltideen von ISIS aussprechen, ja sogar begeistern können, dann sind die Gedanken, die diese phänomenale Gehirnwäsche ermöglichen, höchst gefährlicher Sprengstoff für jede Gesellschaft. Wie wir von Lehrern europaweit hören können, passiert genau das.
"Das Problem betrifft UNSERE Gesellschaft im Kern, UNSERE Unfähigkeit ein funktionnierendes Integrationsmodell anzubieten, ... Die Antwort liegt bei UNS und nicht bei DENEN, wieso sind diese Kids dafür anfällig....
"
Schuld sind also wieder die Opfer der Gewalt? Können Sie das bitte den Hinterbliebenen der 130 Opfer sagen? Sie werden mir nachsehen, dass mich eine solch naiv unreflektierte Position einige Tage nach dem letzten feigen Anschlag und nur einige Monate nach dem vorletzten Pariser Attentat doch etwas verstimmt.
"auch wenn morgen ISIS weggebombt wird, werden Sie sich nach einer neuen "Lehre" umsschauen, um Ihren Hass zum ausdruck zu bringen... "
Selbstverständlich werden sie das. Weil ISIS nicht das Grundproblem ist. Das Grundproblem steckt in den Ideen des orthodoxen Islam.
"Zu sagen ISLAM Terroristen sind das Ergebnis des islams, ist so ähnlich wie zu behaupten Nationalsozialismus könnte es nur in Deutschland geben, weil es dem "Wesen der Deutschen" entspricht."
Nein. Denn die Nationalsozialistischen Ideen hatten einen direkten Bezug zu Deutschland. Genau so wie die Islamischen Terroristen einen direkten Bezug zum Islam haben.
"durch die Radikalität dieser "Gotteskrieger" werden Sie und viele Deutsche selber radikal und verwehren pauschal den Muslims in Deutschland Ihr Vertrauen, "
Wieso verwehre ich pauschal Vertrauen wenn ich Ideen kritisiere? Man könnte übrigens auch anders fragen: Was machen die Islamverbände, das dem bei all den islamischen konnotierten Fehlentwicklungen verständlicherweise rückläufigen Vertrauen entgegen wirkt und unseren Gesellschaftzusammenhalt sicherstellt?
Bertrand am Permanenter Link
....So, die Argumentationskette von David wird mir langsam zu "Trollig", c.f. https://de.wikipedia.org/wiki/Troll_(Netzkultur).
Man sollte erkennen, wenn man anfängt sich im Kreis zu drehen (wiederkehrende Argumente ohne weiteren Mehrwert), statt voran zu kommen, daher werde ich auf die Anfragen von David nicht mehr reagieren.
Bertrand
David am Permanenter Link
Lieber Bertrand,
Ihren Rückzug finde ich sehr schade. Es wurde doch grade jetzt spannend.
Jedenfalls kommt man mit einer Blockadehaltung schon gar nicht "voran".
Viele Grüße
David
Little Louis am Permanenter Link
Zu Bertrand und seiner folgenden Aussage:
Der Nationalsozialismus hat (zumindest teilweise) sehr wohl, dem "Wesen" der damals zeitgenössischen Deutschen (aber auch anderer "Nationen damals wie heute) entsprochen.
Aber nicht einem "Wesen" im biologisch-genetischen Sinn, also als eine Art genetiecher Erbsünde. Sodern
1. im (kulturell) ANERZOGENEN (!) theologischen Antijudaismus.
2. im damals weltwiet grassierenden Rassismus auf der Grundlage einer Art von primitivem Sozialdarwinismus sowie
3. im ebenfalls weltweit grassierenden und mit dem Rassismus verbundenen politischen Nationalismus.
Und genauso, wie man diese 3 Ideologien für damaliges menschliches Fehlverhalten verantwortlich machen kann, kann man heute "denIslam" für das Fehlverhalten heutiger Menschen veranrwortlich machen
Aber all das gab es damals in vielen anderen Nationen und entsprang keineswegs einem (imaginiert- biologischen) Sonder- Wesen "der" Deutschen.
Dies alles jedoch taugt jedoch nur in sehr begrenztem Maß zur Relativierung oder vordergründigen Entschuldigung von (moralischen oder kriminellen) Fehlverhaltensmustern der damals beteiligten Individuen.
Bertrand am Permanenter Link
Der Vergleich, den ich hier versucht habe hinkt...
Jede "kulturelle" Erscheinung (und sei es Radikalismus) ist natürlich anerzogen, kein Tier begeht selbstmord, weil er sich daraus Zugang in einem Jenseits voller Bananen verspricht....
Die Radikalität der Terroristen liegt nicht in einer strukturellen Natur.
Man würde ja nicht auf den Gedanken kommen, die Schuld von Breivik den Norwegern als ganzes anzulasten, Wir würden nicht darauf kommen, den Massaker von Columbine den Amerikanern als ganzes anzulasten...
Hier wird werden Psychologische Kindheitstraumata als Begründung bemüht... ...nur bei Muslims gilt das nicht...
wenn ein Muslim Vater seine Tochter umbringt, weil er mit der Kränkung nicht klar kommt, dass Sie mit einem Deutschen ausgeht und die Familie verlassen will, so ist dies in der Presse ein "Religiöser Ehrenmord"....
Wenn ein Deutscher Vater seine Frau (und Kinder) umbringt, weil er mit der Kränkung nicht klar kommt, dass Sie Ihn betrogen hat und verlassen will, so ist dies in der Presse ein "Deutsches Familiendrama"...
Wenn deutsche Skinheads, Türken wahllos erschießen (NSU) und dabei Heil Hitler rufen, so sind dies "Kriminelle".
Wenn ein Deutscher Schüler in seiner Schule rumschießt, dann ist er "psyschisch gestört"
Wenn ein Muslim mit einem Sprengsatzgürtel "Allah ist Groß!" schreit und sich und andere in der Fussgängerzone zerfetzt, stehen plötzlich 1,6 Mrd Menschen wegen Ihres Glaubens im Terrorverdacht ?
Uns erscheint es logisch unter uns Deutschen nun mal einige Mitmenschen psychisch labil sind und wir kommen schnell mit einer beruhigende Erklärung (Hitler, die RAF, Mobbing, Gewaltvideos...)...
Wenn aber ein Muslim sich aus "religiösen Gründen" nicht an das Recht hält oder Terrorakte durchführt, sagen wir nicht einfach "er spinnt" sondern stellen die Religion als ganzes in Frage...
messen wir hier nicht mit zweier Maß?
David am Permanenter Link
"...dieses Kapitel der Menschheit sollte man in seiner negativen "Einzigartigkeit" in zweifelhaften Vergleichen nicht banalisieren und dadurch indirekt zu relativieren."
die Analogie und der Vergleich der Mechanismen funktioniert auch mit jeder anderen totalitären Ideologie. Sie können hier wahlweise auch Faschismus oder Kommunismus einsetzen, wenn Ihnen das lieber ist.
"Hier wird werden Psychologische Kindheitstraumata als Begründung bemüht... ...nur bei Muslims gilt das nicht..."
Natūrlich gilt das auch fūr Muslime. Es kommt selbstverständlich grundsätzlich auf den Sachverhalt an.
"wenn ein Muslim Vater seine Tochter umbringt, weil er mit der Kränkung nicht klar kommt, dass Sie mit einem Deutschen ausgeht und die Familie verlassen will, so ist dies in der Presse ein "Religiöser Ehrenmord"....
Wenn ein Deutscher Vater seine Frau (und Kinder) umbringt, weil er mit der Kränkung nicht klar kommt, dass Sie Ihn betrogen hat und verlassen will, so ist dies in der Presse ein "Deutsches Familiendrama"..."
Die Nettikette verbietet mir auszudrūcken, was ich von diesem Vergleich hier halte. Sie stellen allen ernstes eine Affekthandlung aus Eifersucht mit einem heimtūckisch konspirativen Mordanschlag auf die eigene Tochter aufgrund archaischer Ehrvorstellung der Sittlichkeit auf eine Stufe?
Ich räume gerne ein, dass dieses Mordverhalten bei "Ehrverlust" möglicherweise nur indirekt mit den religiösen Ideen des Islam in Zusammenhang steht, aber diese verniedlichende Relativierung schlägt dem Fass echt den Boden aus. Egal ob religiös oder kulturell begrūndet, das archaische Mordmotiv "Ehrverlust" projeziert auf die eigene Tochter gehört schonungslos angeprangert.
"Wenn deutsche Skinheads, Türken wahllos erschießen (NSU) und dabei Heil Hitler rufen, so sind dies "Kriminelle"."
Nein. Ideologisierte rechtsradikale Kriminelle. Und genau so werden sie auch zu Recht bezeichnet.
"Wenn ein Deutscher Schüler in seiner Schule rumschießt, dann ist er "psyschisch gestört""
Genau. So wie das auch bei Nichtdeutschen, Linkshändern oder Schnurrbartträgern der Fall ist, wenn der Sachverhalt identisch ist.
"Wenn ein Muslim mit einem Sprengsatzgürtel "Allah ist Groß!" schreit und sich und andere in der Fussgängerzone zerfetzt, stehen plötzlich 1,6 Mrd Menschen wegen Ihres Glaubens im Terrorverdacht ?"
Natūrlich nicht. Aber die Ideologie, ihre Ideen und ihr Ursprung.
"Uns erscheint es logisch unter uns Deutschen nun mal einige Mitmenschen psychisch labil sind und wir kommen schnell mit einer beruhigende Erklärung (Hitler, die RAF, Mobbing, Gewaltvideos...)"
Hitler und RAF sind ūberhaupt keine beruhigenden Erklärungen und heben sich alleine durch ihr Ausmass und das kollektive Element von "Mobbing" und "Gewaltvideos" massiv ab.
"Wenn aber ein Muslim sich aus "religiösen Gründen" nicht an das Recht hält oder Terrorakte durchführt, sagen wir nicht einfach "er spinnt" sondern stellen die Religion als ganzes in Frage..."
Nein. Wir fragen wie bei jedem anderen Fall nach dem warum. Und wir stellen fest, dass der Täter nicht nur "spinnt" sondern seine "Spinnerei" auch noch ideologisch motiviert ist und zudem im Kollektiv begangen wurde, was einen völlig anderen Sachverhalt ergibt. Der sich anschliessende Erklärungsbedarf hinsichtlich dieser Ideologie und ihres Urspungs sollte einleuchten.
Bertrand am Permanenter Link
"Sie stellen allen ernstes eine Affekthandlung aus Eifersucht mit einem heimtūckisch konspirativen Mordanschlag auf die eigene Tochter aufgrund archaischer Ehrvorstellung der Sittlichkeit auf eine Stufe?"
…Nur weil Sie sich, aufgrund gemeinsamer Wertvorstellung (erlebten?), in dem einen Fall sich besser mit der Person identifizieren können, heißt es ja nicht, dass es unmöglich wäre "de facto" die zwei Vorgänge zu vergleichen...
Es gibt wohlüberlegte und auch konspirative ermordungen des (Ehe-) partners, wie auf im Affekt handelnde Ehrenmorder. Aufgrund Ihrer kulturellen ethnozentrizität unterstellen Sie gleich dem Muslim niedere Beweggründe & Heimtücke dafür dem Deutschen gleich mildernde Umstände.
In beiden Fällen kommen jedoch Menschen nicht damit klar, dass Ihre (Selbst-)Werte vom Familienmitglied nicht respektiert werden und handeln in gleicher Weise straffällig (Mord). Wenn ich meinen Partner umbringe, weil er mich gekränkt hat, handelt es sich um eine Form von "Ehrenmord", auch wenn diese Vokabel sich in der Presse ausschließlich für Muslims "eignet".
Von "Verniedlichung" und "Relativierung" kann nicht die Rede sein: ich verurteile natürlich beides und beides sollte (unter Berücksichtung der zu bestimmenden Umstände) vom Gericht als "Mord" verurteilt werden, aber Ihr (unbewusstes) Umschreiben des Szenarios läßt tief blicken...
David am Permanenter Link
"Nur weil Sie sich, aufgrund gemeinsamer Wertvorstellung (erlebten?), in dem einen Fall sich besser mit der Person identifizieren können, heißt es ja nicht, dass es unmöglich wäre "de facto" die zwei Vo
Vergleichen kann man vieles. Einen argumentativen Sinn ergibt hier aber nur der Vergleich zweier identischer Sachverhalte. Sie setzen mit Ihrer Argumentation eine Affekthandlung mit einem geplanten Mord aus niederen Bewegründen gleich. Dieser Vergleich erübrigt sich für jeden ethisch einigermaßen normal denkenden Menschen von selbst.
"Es gibt wohlüberlegte und auch konspirative ermordungen des (Ehe-) partners, wie auf im Affekt handelnde Ehrenmorder. Aufgrund Ihrer kulturellen ethnozentrizität unterstellen Sie gleich dem Muslim niedere Beweggründe & Heimtücke dafür dem Deutschen gleich mildernde Umstände."
Natürlich gibt es die. Mord gibt es in jeder Kultur. Das Mordmotiv der durch das normale Verhalten des weiblichen Kindes verletzten "Ehre" hingegen nicht. Dies festzustellen hat weder etwas mit Ihrem skurrilen Vorwurf der „Ethnozentrizität“ noch mit einer Vorverurteilung zu tun.
„In beiden Fällen kommen jedoch Menschen nicht damit klar, dass Ihre (Selbst-)Werte vom Familienmitglied nicht respektiert werden und handeln in gleicher Weise straffällig (Mord). Wenn ich meinen Partner umbringe, weil er mich gekränkt hat, handelt es sich um eine Form von "Ehrenmord", auch wenn diese Vokabel sich in der Presse ausschließlich für Muslims "eignet". „
Nein. Sowohl die Häufigkeit als auch der Ursprung der Motive sind offensichtlich unterschiedlich. Wenn Sie Ihren Partner umbringen, weil er Sie gekränkt hat, dann ist das Motiv die Kränkung und nicht das der „Ehre“. Was reden Sie da?
„Von "Verniedlichung" und "Relativierung" kann nicht die Rede sein: ich verurteile natürlich beides und beides sollte (unter Berücksichtung der zu bestimmenden Umstände) vom Gericht als "Mord" verurteilt werden, aber Ihr (unbewusstes) Umschreiben des Szenarios läßt tief blicken...“
Das Motiv eines Mordes hat zurecht Relevanz in unserer Gesetzsprechung. Seine eigene Tochter gemeinschaftlich, konspirativ und heimtückisch zu töten, weil diese in ihrer persönlichen Entfaltung die „Ehre“ der Familie beschädigt haben soll, ist ein archaisches Gedankenkonzept, das nunmal in unserer Kultur nicht auftaucht. Dies also abgrenzend als „Ehrenmord“ zu benennen, ist ein völlig rationaler Sachverhalt, zumal viele dieser Täter das Motiv der „Ehre“ sogar selbst äußern. Das in Abrede zu stellen, ist eine Relativierung und Beschönigung des Mordmotivs.
Bertrand am Permanenter Link
"die Analogie und der Vergleich der Mechanismen funktioniert auch mit jeder
anderen totalitären Ideologie. Sie können hier wahlweise auch Faschismus
Kommunismus und Faschismus sind in erster Linie Sozialpolitische Ideologien, die die vernichtung ganzer Völker nicht "offiziell" im Parteiprogramm hielten (und in der Praxis wurden meistens "Oppositionelle" ermordet)...
...Die Industrialisierung des Mordens und das bestreben ganze "Völker" systematisch "auszurotten" und zwar aufgrund der "unreiheit Ihres Bluttes" - war bereits aus der ideologischen Schrift ("mein Kampf") abzuleiten - Die Mischung aus Faschismus und "Rassenlehre" macht den Nationalsozialismus schon zu etwas besonderem.... Salazar, Mussolini oder Franco auf die gleiche Stufe mit "Hitler" zu stellen, wäre m.E. eine verniedlichende Relativierung.
David am Permanenter Link
Da es hier um den Vergleich der Wirkmechanismen geht, ist Ihr Einwand nicht nachvollziehbar.
Carl Lang am Permanenter Link
Bei 1, 2 und 4 gehe ich mit. Punkt 3: Krieg kann denke ich allenfalls ein gutes Mittel sein, wenn es muslimische Armeen sind, die den IS besiegen.
Little Louis am Permanenter Link
Danke an alle. Eine der besten Debatten zum Thema weit und breit.
Vieles kann man allerdings auf wenige Punkte konzentrieren. Nur zwei Beispiele:
2. Wenn man Radikalisierung wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Unterprivilegisierung von Muslimen legitimiert, muss man es auch hinehmen, dass Rechtsradikale dasselbe tun.
3. Wenn jemand behauptet, Gewaltpassagen des Koran seien aus dem Kontext gerissen, dann muss er auch belegen, dass der Gesamtkontext des Koran gewaltFREI ist.
Little Louis am Permanenter Link
Nachtrag zu meinen Punkten 1-3
4. Der mantraartig vorgetragene Hinweis darauf, dass der aktuelle Terrorismus nicht (aktuell) von außen käme, sondern von einem seit längerer Zeit in Europa entstehenden muslimischen Prekariat bedeutet keinsfalls Entwarnung für Deutschland. Denn solche Zustände könnten uns hier zukünftig genauso oder in in verschärfter Form bevorstehen.
5.In einer Hinsicht haben radikalfundamentalistische Muslime eventuell sogar recht: Denn "entfundamentalisierte" Muslime sind sind eigentlich keine mehr oder allenfalls solche, die nur so tun, als wären sie welche.
Dies trifft in ähnlicher weise auch auf die meisten "nichtfundamentalen " Christen zu. Man könnte sogar behaupten, ein exegetisch entkernter Koran sein in gewisser Weise intellektuell unredlich oder verschärft gesagt ein Betrugsversuch.
6. Wie schon Joachim Kahl Ende der 60ger Jahre schrieb, ist es nahezu sinnlos, mit überzeugten Religionsanhängern kritisch zu debattieren, da negative Aspekte immer als dem persönlichen (Privat- )Glauben nicht zugehörige missbräuchliche Falschinterpretation des "wirklich wahren" Glaubenns dargestellt werden (können).
Aktuell in den Talkschows in der folgenden Form: Islamischer Terrorismus ist nicht Islam, sondern (weltliches) Verbrechertum. (J.Todenhöfer) Man versucht, auf Teufel komm raus, die Religion aus der Schusslinie zu bringen.
Lukorai am Permanenter Link
Zu Punkt 3:
Wobei ich grundsätzlich darin zustimme, dass sich Staaten militärisch verteidigen sollten, sehe ich die militärische Intervention in Syrien NICHT durch das Verteidigungsrecht gedeckt:
Zum einen ist der Angriff des IS "beendet", weshalb man grundsätzlich nicht mehr von Notwehr sprechen kann. Schließlich geht die Bedrohung durch den IS auch nicht von Langstrecken-Waffen oder Militärflugzeugen aus, sondern die IS ist vielmehr eine terroristische Miliz nach "klassischem" Muster. Das heißt die konkrete Bedrohung für den Westen entsteht vor allem durch die Rekrutierung einzelner Attentäter. Dem wirkt man mit der Putativen Intervention jedoch eben nicht entgegen, im Gegenteil, man befeuert sie sogar.
Jetzt mag man sagen, militärischen Interventionen seien notwendig, um die dortige gemäßigte Bevölkerung zu befreien, oder um mittelfristig eine Machtzunahme des IS zu verhindern. Das kann sogar sein, jedoch sollte diese Art von Eingriff nicht ständig unter Begriffen wie "Notwehr", "Ausübung des Selbstverteidigungsrecht" und dergleichen subsumiert werden. Das wäre unfaire Rhethorik, und ein gefundenes Fressen für die Anwerber des IS.
Dennoch sollte man bei einer Militärischen Intervention nicht die gleichen Fehler machen wie in den letzten 60 Jahren, in denen westliche, überwiegend amerikanische, aber auch deutsche Politik eher zu einer Verschärfung als einer Entspannung der Lage im nahen Osten geführt hat, aus der nicht zuletzt auch der IS hervorgegangen ist.
Bomben sind da wie Öl ins Feuer zu schütten, wie im Hornissennest herumzustochern. Richtig, wir sollten dem IS in der Tat zeigen, dass sie nicht so stark sind. Sowohl Militärisch, aber vor allem auch ideologisch.
WilhelmWolff am Permanenter Link
Sowohl der erste als auch der dritte Punkt erscheinen mir sehr fragwürdig.
Zum dritten Punkt ist ja hier bereits einiges geschrieben worden; meiner Meinung nach ist dieser Punkt mindestens zu strittig, um diejenigen der Lüge zu bezichtigen, die sagen, Krieg (allein) sei nicht die Lösung des Problems.
Dass ein Autor der Welt dergleichen schreibt, verwundert mich nicht; dass der HPD es übernimmt, finde ich sehr fragwürdig.
WilhelmWolff am Permanenter Link
Noch eine Ergänzung: den Kommentar unter dem folgenden Link finde ich deutlich treffender: http://www.titanic-magazin.de/news/gaertners-kritisches-sonntagsfruehstueck-eine-verantwortung-7701/
David am Permanenter Link
Vielen Dank für den link. In wie weit "treffender"? Soweit ich das sehe, gibt der Kommentar lediglich das herkömmliche Mantra "Islam hat nichts mit Islam zu tun" wider.
WilhelmWolff am Permanenter Link
Inwieweit ich Gärtner für treffender halte: er verweist auf sozio-ökonomische Ursachen von Terror, einerseits nämlich innergesellschaftliche Ungleichheit im Westen und andererseits Ungleichheit zwischen, vereinfacht g
Auf "das herkömmliche Mantra" geht er zwar ein, stimmt jedoch nicht zu, sondern sagt, dass es müßig sei, darüber zu diskutieren, weil die eigentliche Ursache sozio-ökonomischer und nicht religiöser Natur sei.
Herr Posener hingegen schreibt für die Welt und entsprechend meint er, dass Ungleichheit zwar da ist, aber keine Ursache für Terror darstellt; die Muslime sollten, so lese ich das, wie die Ostasien "mit doppelter Arbeit" reagieren, um die Ungleichheit zu beseitigen, was letztlich heißt, dass eben jeder seines eigenen Glückes Schmied sei usw. Gewaltiger Unsinn, Klassenkampf von oben eben.
David am Permanenter Link
Macht es Sie nicht stutzig, dass religiöser Terror oder spezifisch-religiös gewalttätige oder intolerante Ideen merkwürdigerweise kaum in anderen "sozio-ökonomisch" benachteiligten Regionen und Kulturkreise
Macht es Sie nicht stutzig, dass sich auch gut ausgebildete Menschen in Europa zu den kruden Ideen des radikalen Islams hingezogen fühlen?
Macht es Sie nicht stutzig, dass Saudi Arabien einer der reichsten Staaten der Erde ist und trotz der nicht vorhandenen "sozio-ökonomischen" Ungleichbehandlung eine der radikalsten Islamvarianten aufweist?
Ungleichheit ist immer ein möglicher Faktor für Radikalisierung. Ich denke, das wird keiner bestreiten wollen. Aber WIE und WOMIT man sich radikalisiert, macht schon einen Unterschied.
Ungleichbehandlung ist kein Spezifikum gegenüber Moslems sondern ein generelles Problem. Wenn aber dieses generelle Problem nur bei einer bestimmten Gruppe eine Auffälligkeit hervorruft, besteht Erklärungsbedarf.
WilhelmWolff am Permanenter Link
Klar spielt der Islam da eine große Rolle. Terror und Gewalt gibt es allerdings auch in Afrika und Lateinamerika, nur interessiert das hier weniger, weil es vor Ort ausgetragen wird.
Eine weitere Erklärung neben Ungleichheit und dem Islam an sich scheint mir übrigens auf der Hand zu liegen: nur im Nahen Osten sind in den letzten 25 Jahren NATO-Bündnisse einmarschiert.
David am Permanenter Link
"Terror und Gewalt gibt es allerdings auch in Afrika und Lateinamerika, nur interessiert das hier weniger, weil es vor Ort ausgetragen wird."
Selbstverständlich gibt es das dort auch. Aber nicht religiös motiviert oder begrūndet.
"Posener nennt es eine Lüge (1.), also scheint er es schon bestreiten zu wollen."
Nein. Er stellt nicht die Möglichkeit in Frage, dass Ungleichbehandlung zu Radikalität fūhren kann, sondern vielmehr die naive Behauptung, dass es reiner Zufall ist, dass sich durch "Ungleichbehandlung" merkwūrdigerweise nur Moslems radikalisieren.
"nur im Nahen Osten sind in den letzten 25 Jahren NATO-Bündnisse einmarschiert."
Ach, und deshalb werden Karikaturisten getötet und Islamkritiker verfolgt? Warum hat die Besetzung Deutschlands nach dem 2ten WK dann eigentlich keine Gewaltkultur erschaffen?
WilhelmWolff am Permanenter Link
Mehr Gewalt als der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg war ja nun auch nicht möglich, oder?