BERLIN. (hpd/ots) Am kommenden Montag beginnt in Berlin eine Kampagne des Vereins "DIGNITAS - Menschenwürdig leben - Menschenwürdig sterben". Sie macht auf den Skandal aufmerksam, der darin besteht, dass die deutsche Politik vorgibt, Leben schützen zu wollen, aber gleichzeitig völlig darüber hinweg sieht, dass sich in Deutschland Jahr für Jahr etwa 10.000 Menschen das Leben nehmen und etwa 200.000 Menschen bei einem Suizidversuch mit oft schwerwiegenden Folgen scheitern.
Die 250 Fälle von begleiteter Freitodhilfe hingegen will die Politik unter allen Umständen verbieten - koste es, was es wolle.
Die Kampagne wird in der Berliner U-Bahn, auf U-Bahnhöfen und mittels mobiler Grossplakate, die durch das Regierungsviertel gefahren werden, geführt.
Deutsche Bahn verweigert Bewilligung
Ein Spot zur Kampagne ist ebenfalls verfügbar.
Ein Versuch, die Kampagne auch im Bereich des Berliner Hauptbahnhofs sichtbar zu machen, scheiterte an der Deutschen Bahn: Sie versagte die Bewilligung, obschon sie Jahr für Jahr von rund 850 Schienensuiziden betroffen wird und deshalb eigentlich ein Interesse daran haben sollte, Suizidversuche zu vermeiden. Diese sind eine der Hauptursachen der mittlerweile sprichwörtlichen Verspätungen der Deutschen Bahn.
DIGNITAS betont, dass nur eine tabufreie, offene Einstellung zum Suizid überhaupt erst die Möglichkeit eröffnet, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die ihr Leiden und Leben beenden möchten, bevor sie zu einem Versuch schreiten. Von 100 Menschen, die sich an DIGNITAS wenden, um eine Freitodbegleitung zu erhalten, und die von einem Arzt die Zusage für das dafür erforderliche Rezept erhalten haben, nehmen schliesslich 85 von diesem Entschluss Abstand: Das Wissen um die Möglichkeit eines selbstbestimmten Leidens- und Lebensendes bewirkt in den meisten Fällen, dass die Verzweiflung einer gewissen Gelassenheit weicht und für die verbleibende Zeit der Weg zurück, hin zum Leben, beschritten wird.
Zu dem Thema veröffentlichte die TAZ am Wochenende bereits am vergangenen Samstag ein ausführliches Interview mit DIGNITAS-Gründer Ludwig A. Minelli.
Pressemitteilung von DIGNITAS
2 Kommentare
Kommentare
Stefan Dewald am Permanenter Link
Streisand-Effekt! Wir verteilen diese Info als Graphik zu Tausenden online! Und an unseren Infoständen als Flyer. Und bei jeder Bahnfahrt ein paar liegen lassen.
Benkmann, Ilse am Permanenter Link
Ich bin seit über 10 Jahren Mitglied in der Schweizerischen Sterbegesellschaft, aber mußte leider vor in paar Wochen über eine Mitarbeiterin feststellen, dass es eine Freitodbegleitung bei "LEBENSMÜDIGKEIT"