Eine Reise zu sich selbst

Und die Meditation?

Altmann schreibt über zehn Tage Meditation. Und darüber, wie er sich im Schweigen dieser Tage selbst wieder begegnet – und genau diese Begegnung auch sucht. Sich eben nicht verstecken will; nicht fortlaufen vor den Erinnerungen, die ihn peinigen. Aber auch glücklich machen. „Ist ein Leben ohne Herausforderungen nicht eine furchtbare Veranstaltung? Ist es so miserabel, unser Dasein, dass alles erstrebenswerter scheint, als auf der Welt zu sein?” Er sucht nicht nach einem Guru, der ihm die Verantwortung für das eigene Leben abnimmt. Er sucht nach der uns alle innenwohnenden Kraft, die es zu entdecken gibt. Und dessen oft auch zerstörerischen Wut man sich stellen muss.

Dass das ziemlich schwer sein kann, verschweigt Altmann nicht: „Vipassana ist nicht zimperlich, es ist ein Kampfsport für Erwachsene.” Wer es schafft, in seine eigenen Abgründe zu schauen, schafft es (möglicherweise) auch, die der Anderen mit mehr Verständnis zu begegnen.

Dieses Credo sollte klar stellen, weshalb ich Andreas Altmanns Bücher mag.

Credo

Einfach nur das Leben leben. Mit allen Konsequenzen: „Ich fühle Schmerz, also bin ich. Ich verliere, also bin ich, ich platze vor Freude, also bin ich, ich empfinde Todesangst, also bin ich.”

Oder dieser grandios arrogant klingende Satz: „Alles, was ich will, ist alles. So einfach ist das”, der, wenn man darüber nachdenkt, auch das Eingeständnis der Schwäche, des Versagens und der Ängste davor ist.

“Alles, was ich will, ist alles.” Einfach ist das nicht.

Frank Nicolai

PS: Ach so: Altmann versprach ja, Buddha zu töten. Drum ist noch nachzutragen: „Jetzt hatte ich dank Buddha genug vom Buddhismus. Buddhist sein klingt in meinen Ohren heute so absurd wie Moslem sein oder Christ. Als ob eine, nur eine Lehre ausreichen würde, um mit der aberwitzigen Vielfalt des Lebens, der Welt, der Weltgeheimnisse fertig zu werden. Ich will wieder zu jenen zurückkehren, die ich schon immer für ausgesprochen attraktiv hielt: zu den Fassungslosen, den haltlos Überwältigten.“

Denn „Buddha soll dir Hebamme sein, Guru und Mentor. Um das in dir schlummernde Potential zu wecken, es zur Welt zu bringen. Aber wenn es geweckt ist, dann musst du dich verabschieden, ihn von dir weisen, ihn ‘töten’.”

Oder, wie es ein Zen-Mönch ausdrückte: „Schau, da drüben steht das Scheißhaus. Ich kann dir nur die Richtung zeigen, doch scheißen musst du selbst.”

Andreas Altmann, Triffst du Buddha, töte ihn! – DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG 2010, ISBN 978-3832195014, 18,95 Euro (eBook: 7,99 Euro).

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