Kolumne: Sitte & Anstand

Kreationist klagt auf 500 Millionen vom Staat

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Kreationistische Ausstellungen vermitteln den Eindruck, als hätten Dinosaurier zu Lebzeiten von Menschen noch existiert (Symbolbild).
Dinosaurier und Menschen

Gott ist groß. So irre groß. Wer an ihn glaubt, ganz doll fest glaubt, dem erscheint alles möglich. Nehmen wir etwa den US-Amerikaner Kent Hovind, unseren Gottisten der Woche. Sein Glaube war fest genug, dass er die Vereinigten Staaten auf stolze 500 Millionen Dollar Schadensersatz verklagt hat. Was haben die Vereinigten Staaten ihm getan?

Die Vereinigten Staaten haben ihn ins Gefängnis gesteckt. Schon vor Jahren. Wegen diverser Betrügereien. Kent Hovind war daraufhin eine Weile weg vom Fenster. Sein Dinosaurier-Themenpark verfiel in der Zeit. Jetzt hat er einen neuen Dinosaurier-Themenpark. Keinen besonders eindrucksvollen. Auch keinen besonders gut gesicherten: Vor einiger Zeit ist dort ein Siebenjähriger in einem Teich ertrunken, aber hey, der Glaube ist fest. Letztlich, wenn man nur glaubt, ist ja alles egal. Die Welt kann komplett ausgeblendet werden. Logik kann komplett ausgeblendet werden. Kausale Zusammenhänge können komplett ausgeblendet werden.

Es ist ein bisschen so, wie manche Drogen wohl sind: Begibst du dich in den Glauben, so geht dir alles am Hintern vorbei. Denn du bist gut drauf. Dann kannst du dich zum Tod eines Kindes auf deinem Grundstück äußern: "Solche Sachen passieren eben. Kinder tun dumme Dinge. Wissen Sie, dass dieses Jahr schon 31 Leute im Norden Floridas ertrunken sind? Was soll man tun, den Ozean einzäunen?" Fragt Kent Hovind, und teilt mit, dem Vater des ertrunkenen Jungen habe der Themenpark super gefallen, und er und seine Familie kämen auf jeden Fall wieder.

Festigkeit gibt der Gott dem, der an ihn glaubt. Man könnte sagen: Gott IST Festigkeit. Gott ist eine innere Überzeugung, dass alles schon so seine Richtigkeit hat, und dass du selber auf jeden Fall recht hast. Weil du ja glaubst. Inspektion der Faktenlage ist dabei eher hinderlich, Neugier störend. Denn Neugier verlangt von dir, deine Position und deine Überzeugungen einmal hintan zu stellen, und die Realität der Welt auf dich wirken zu lassen. Kent Hovind baut lieber Themenparks, in denen man lernt, dass die Dinos mit den Menschen zusammen auf der Erde gelebt haben. Weil man sonst ja die Dinos nicht mit der Bibel auf einen Nenner kriegt.

Folgendes lernt man auch: Evolution sei eine Religion. Hitler habe ihr angehangen. Hitler sei deswegen Rassist gewesen und habe deswegen Millionen von Menschen getötet.

Es ist atemberaubend. Man weiß ja gar nicht, wo man anfangen soll. Und ob man anfangen soll, den mehrdimensional verkanteten Unsinn auseinander zu klamüsern. Zum Glück sind wir nicht der Richter, der die 500-Millionen-Klage zu bearbeiten hatte, die dieser Tage, verständlicherweise, im hohen Bogen abgewiesen worden ist.

Welch unfassbare Verschwendung von Zeit, von gerichtlichen Ressourcen! Man kann nur hoffen, dass der Richter, während er seine Entscheidung formulierte, wenigstens auch ein bisschen lächeln konnte. Über die Anmaßung. Die fast schon kindische Frechheit der Klage. Auf genau 536.041.100 Dollar belief sie sich. Kent Hovind hatte das empfundene Unrecht bis auf den letzten Dollar ausgerechnet. Kindliche Geister tun oft kindliche Dinge.

Wie gut, dass im Normalfall ein paar Erwachsene da sind, um auf sie aufzupassen.

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