Der International Safe Abortion Day am 28. September ist ein jährlich wiederkehrender internationaler Aktionstag für einen sicheren, straffreien und kostenfreien Zugang zum Schwangerschaftsabbruch. 2021 steht der Aktionstag in Deutschland unter dem Motto: "150 Jahre Widerstand gegen § 218 – es reicht!" In rund 50 deutschen Städten soll heute ein Zeichen für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen gesetzt werden.
Anlässlich des heutigen Tages ruft die Kampagne "150 Jahre Widerstand gegen § 218 – es reicht!" in rund 50 deutschen Städten zu Aktionen auf. "Dass sich so viele Städte und Menschen beteiligen, zeigt deutlich, dass die Situation für ein Land wie Deutschland im Jahre 2021 nicht mehr tragbar ist. Die Geschichte dieses frauen*feindlichen Paragrafen muss endlich ein Ende finden!", so Eva Kubitz, eine der Mitorganisatorinnen der Kampagne. Die Regelung im Strafgesetzbuch entmündigt nicht nur die Betroffenen, sie sorgt auch dafür, dass die medizinische Versorgung in Deutschland zunehmend schlechter wird. Immer weniger Ärzt*innen führen Abbrüche durch und es ist nicht einmal Teil der Facharztausbildung Gynäkologie. Zu weniger Abbrüchen führt das allerdings nicht.
Verschiedenste Institutionen, Gruppen und Einzelaktivist*innen haben in den folgenden Städten Kundgebungen, Demos, Kunstaktionen oder Infostände auf die Beine gestellt: Aachen, Aue/Bad Schlema, Augsburg, Berlin, Bielefeld, Bonn, Chemnitz, Darmstadt, Donaueschingen, Dresden, Düsseldorf, Erfurt, Essen, Flensburg, Frankfurt, Freiburg, Gießen, Greifswald, Göttingen, Halle, Hamburg, Hannover, Husum, Karlsruhe, Kiel, Koblenz, Köln, Landshut, Limburg, Ludwigshafen, Magdeburg, Mainz, Mannheim, Merseburg, Münster, München, Nürnberg, Oberhausen, Passau, Pforzheim, Regensburg, Saarbrücken, Stuttgart, Trier, Tübingen, Verden, Wiesbaden, Wismar, Wuppertal. Alle teilnehmenden Städte und Aktionen finden Sie hier.
Der Paragraph, der Betroffene und Ärzt*innen kriminalisiert, wurde 1871 ins Strafrecht aufgenommen. Damit begann auch die Geschichte des Widerstands. Im Rahmen der Kampagne haben sich über 150 Organisationen mit einem Aufruf für die Streichung von Paragraph 218 StGB positioniert, so auch der Humanistische Verband Deutschlands. Der Bundesverband des HVD kritisiert die aktuelle Regelung im deutschen Strafgesetzbuch als stigmatisierend und unzeitgemäß und fordert eine gesetzliche Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs sowie eine flächendeckende Gesundheitsversorgung für ungewollt Schwangere. Katrin Raczynski vom HVD-Bundesvorstand sagt dazu:
"Es ist für uns nicht weiter hinnehmbar, dass Schwangerschaftsabbrüche im Paragraph 218 StGB prinzipiell unter Strafe stehen. Die aktuelle Regelung ist stigmatisierend, entwürdigend und verunsichernd – deswegen ist sie zurückzuweisen. Keine Frau sollte zu einer Beratung gemäß Paragraph 219 StGB im Namen des Lebensschutzes, das heißt zur Austragung eines Embryos, verpflichtet werden. Stattdessen sollte allen Frauen, die einen Abbruch erwägen, ein umfassendes und freiwillig zu nutzendes psychosoziales Beratungsangebot zur Verfügung stehen.
Strukturpolitisch ist zukünftig sicherzustellen, dass Schwangerschaftsabbrüche gemäß der bestmöglichen medizinischen Standards flächendeckend durchführbar sind. Dazu gehört auch die Streichung des Paragraphen 219a, der das sogenannte Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche regelt, aus dem Strafgesetzbuch, um sicherzustellen, dass ungewollt Schwangere einen niedrigschwelligen und sicheren Zugang zu Informationen zum medizinischen Eingriff und durchführenden Ärzt*innen erhalten können.
Wir unterstützen die Aktivitäten des internationalen Safe Abortion Day und wir fordern mit Nachdruck eine neue gesetzliche Regelung in Deutschland, die der Reproduktionsfreiheit von Frauen, dem heutigen biomedizinischen Kenntnisstand, dem gesellschaftlichen Wertewandel und dem weltanschaulichen Pluralismus umfassend Rechnung trägt."
Den vollständigen Aufruf zum Aktionstag finden Sie hier. Die Kampagne wird vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung gemeinsam mit vielen Aktivist*innen und Partnerorganisationen durchgeführt. In den Sozialen Netzwerken werden die Hashtags #safeabortionday, #wegmit218 und #MakeUnsafeAbortionHistory verwendet.