Mit 73 zu 84 Stimmen haben die Abgeordneten in El Salvador einen von Frauenrechtsorganisationen eingebrachten Antrag zur Reform des Paragraphen 133 des Strafgesetzbuches und somit die Entkriminalisierung von Abtreibung abgelehnt. Erst im Juni dieses Jahres hatte die Konsequenz des strikten Abtreibungsverbotes für weltweite Empörung gesorgt. Sara Rogel war freigelassen worden, eine junge Frau, deren Schwangerschaft durch einen Sturz endete. Sie war wegen vermuteter Abtreibung zu 30 Jahren Haft verurteilt und nach knapp zehn Jahren Gefangenschaft freigelassen worden.
Sara Rogel war 20 und im achten Monat schwanger, als sie blutend und bewusstlos in der Waschküche aufgefunden und ins Krankenhaus gebracht wurde. Dort wurde festgestellt, dass keine Schwangerschaft mehr bestand. Eine Untersuchung wurde eingeleitet, die Rogel nicht glaubte, dass sie beim Wäschewaschen gestürzt sei, sondern ihr Abtreibung vorwarf. Die junge Frau wurde zu 30 Jahren Haft wegen eines schweren Tötungsdeliktes verurteilt. Anfang Juni dieses Jahres und nach über neun Jahren im Gefängnis wurde Sara Rogel freigelassen und ihre Geschichte bekannt. Eine Geschichte, die sie so oder so ähnlich mit weiteren Frauen teilt, die wegen Abtreibung in Gefängnissen sitzen.
Der Fall Sara Rogel, aber auch die Erfolge der Entkriminalisierung von Abtreibung zum Beispiel in Mexiko und Argentinien hatten der Diskussion um Frauenrechte in El Salvador wieder Kraft verliehen. Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie Agrupación Ciudadana hatten eine Reform des Paragraphen 133 des Strafgesetzbuches gefordert. Dieser und folgende bestrafen Abtreibende sowie deren Unterstützer:innen mit Haft. Dass 84 Abgeordnete den Antrag ablehnten, ist besonders bitter, da er noch nicht einmal eine vollständige Entkriminalisierung beinhaltete. Er umfasste lediglich die Forderung nach einer straffreien Abtreibung bei Lebensgefahr für die schwangere Person, bei einem Fötus, der außerhalb des Uterus nicht lebensfähig wäre und wenn die Schwangerschaft Ergebnis sexualisierter Gewalt ist.
Während sich NGOs und unzählige Privatpersonen auf einen weiteren langjährigen Kampf um reproduktive Rechte einstellen, freuen sich diejenigen, die für die vollständige Kriminalisierung von Abtreibung einstehen. Einige fordern gar strengere Strafen, gäbe es doch trotz drohender hoher Haftstrafen für alle Beteiligten noch immer heimliche Schwangerschaftsabbrüche in El Salvador. Dass es diese gibt, dass diese Tatsache und sogar Details wie Kosten dazu bekannt sind, zeigt einmal mehr, dass verzweifelte Schwangere keine Wahl haben. Sie beenden die Schwangerschaft. Eine Regierung hat jedoch die Wahl: zwischen illegalen Abbrüchen in unhygienischer Umgebung und mit unsicheren Mitteln, die Jahr für Jahr unzähligen Menschen weltweit Gesundheit und Leben kosten, oder medizinisch begleiteten und legalen Abtreibungen, die Leben und Gesundheit retten können.