Der diesjährige "World Suicide Prevention Day" (WSPD) der Weltgesundheitsorganisation WHO steht unter dem Motto "changing the narrative on suicide – start the conversation", sinngemäß also: "Ändern wir die Erzählung über Suizid – lasst uns das Gespräch beginnen". Der Verein Dignitas – Menschenwürdig leben – Menschenwürdig sterben trägt dieses Motto vollumfänglich mit.
Wir reden zwar über die zu große Arbeitslast, das zu geringe Gehalt, die anstehende Rückenoperation oder den absehbaren Altersheimeintritt der Eltern. Wir reden aber nicht – oder viel zu selten – darüber, welche Auswirkungen diese Dinge auf uns, unsere Gesundheit und unsere Lebensqualität haben. Themen wie Suizidgedanken, psychische Gesundheit und Wohlbefinden sind in den letzten Jahren zwar verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Das ist erfreulich. Wir sollten jedoch mehr und anders darüber sprechen.
Die Erzählung ändern
Die Einstellung, ein Suizid(gedanke) sei stets etwas Schlechtes, hängt oft mit religiös-konservativ geprägten Vorstellungen und dem daraus resultierenden Unwerturteil zusammen. Sie zementiert ein Tabu, das dringend aufgebrochen werden muss. Nur so kann es gelingen, einsamen, tragischen Suizidversuchen und Todesfällen durch Suizid vorzubeugen. Anlässlich des diesjährigen WSPD betont Dignitas mit Nachdruck die Bedeutung von nicht wertendem Austausch und Aufklärung über Suizid und Suizidversuche. Ein Suizid an sich ist nicht schlecht oder gut, sondern eine Handlungsmöglichkeit.
Betroffene mit Suizidgedanken können sich dann ohne Angst vor negativen Konsequenzen anderen anvertrauen, wenn sie wissen, dass sie ernst genommen werden und dass ein urteilsfreies und ergebnisoffenes Gespräch möglich ist.
Über den "Welttag der Suizidprävention"
Der Welttag der Suizidprävention wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO seit 2003 jedes Jahr am 10. September ausgerufen. Er erinnert daran, dass Suizid ein nach wie vor großes und mit viel Leid verbundenes gesellschaftliches Problem ist. So rechnet die WHO weltweit mit jährlich 700.000 Todesfällen durch Suizid; die Zahl der Suizidversuche ist um ein Vielfaches höher.
Hinter jedem Suizidversuch steht eine tragische Geschichte. Ein Suizid hinterlässt Narben bei Angehörigen und weiteren Betroffenen, auch ein gescheiterter Suizidversuch ist selten einfach eine gute Nachricht im Sinne eines geretteten Lebens. Oft bleiben gravierende gesundheitliche Schäden. Darum setzt sich Dignitas nicht nur am WSPD intensiv für die Suizidversuchsprävention ein.
Ein paar Worte an Medienschaffende
Medienschaffende haben eine ganz besondere Verantwortung. Sie erreichen regelmäßig viele Menschen. Wenn in den Medien sachlich fundiert und mit Empathie und Fingerspitzengefühl über Suizid und Suizidversuche und deren Prävention geschrieben und gesprochen wird, ist das ein wichtiger Beitrag zur Enttabuisierung und Entstigmatisierung. Darüber zu informieren und Möglichkeiten zum Umgang mit Suizidgedanken aufzuzeigen, kann Betroffenen und ihrem Umfeld eine wichtige Hilfestellung und Anstoß sein, sich jemandem anzuvertrauen. Also: Legen wir los – beginnen wir das Gespräch und ändern die Erzählung über Suizid!