Die Angst vor Unfällen, Schicksalsschlägen und schweren Krankheiten begleitet uns ein Leben lang. Wie ein lästiger Schatten, der sich nicht abschütteln lässt. Zu oft haben wir erlebt, dass wir zerbrechlich sind und rasch aus der Bahn geworfen werden können. Denn wir wissen: Von einem Moment auf den anderen kann das Leben dramatisch auf den Kopf gestellt werden.
Esoterik wird als sanftes Wundermittel im rauen Zeitalter der grobstofflichen Realität gepriesen, in der nüchterne Technik und angeblich seelenlose Wissenschaften unser Leben prägen und dominieren. Deshalb propagiert die moderne Spiritualität eine Gegenwelt, in der Liebe und Licht, Erlösung und Erleuchtung, innere Mitte und höheres Bewusstsein, kosmische Dimensionen und ein neues Zeitalter auf uns warten sollen.
Aus einem Flugzeug heraus wurde die Slowakei als Maßnahme gegen das grassierende Virus durch einen katholischen Geistlichen gesegnet, mit Hilfe eines Artefakts, dem religiöse Wunderkräfte zugeschrieben werden. Das ist aber nicht der einzige Kult, der durch die Corona-Pandemie wiederbelebt wird: Eine gleichnamige Heilige hat ebenfalls ein Revival – zumal sie ausgerechnet die Schutzheilige gegen Seuchen ist.
Der Aberglaube ist das größte geistige Übel unserer Zeit. Er vergiftet das Bewusstsein vieler Menschen, die dadurch leicht beeinflussbar oder manipulierbar sind. Außerdem sind Abergläubische oft autoritätsgläubig und entwickeln ein verschobenes Weltbild, das den Blick auf die Realität verstellt.
"Skeptics in the Pub", das bedeutet: Wissenschaft bei Gerstensaft. Wer hätte da nicht Lust auf ein kühles Bier? Serviert in einem Glas, das vor Ihren Augen mit einer Klobürste gereinigt wurde. Nicht? Obwohl Sie zusehen konnten, wie man die Bürste dafür direkt aus der Originalverpackung genommen hat? Wem trotzdem der Appetit auf den Gerstensaft vergangen ist, der reagiert nicht rational. Dennoch lässt sich solch eine Abneigung nicht einfach ausschalten.
Selbst im 21. Jahrhundert ist der Wunsch an Wunder und Wunderheilungen zu glauben noch tief in vielen Menschen verwurzelt. In Uganda entführen und opfern vermeintliche Wunderheiler noch immer Kinder, um mit Teilen ihrer Körper Rituale durchführen zu können.
Wenige Tage nach ihrem 90. Geburtstag ist "Uriella" gestorben. Die selbsternannte Prophetin war Gründerin der Sekte "Fiat Lux" und sorgte in den 80er und 90er Jahren für Aufsehen, als sie den Weltuntergang vorhersah. Heute findet ihre Trauerfeier statt – in einer katholischen Kirche.
Das neue Sozialgesetzbuch soll nicht die Nummer 13 tragen. Stattdessen soll auf die Nummer 12 die Nummer 14 folgen. So will es das Bundessozialministerium. Aus Aberglaube.
Erst redete er in Zungen. Jetzt erzählt er in einer Talkshow, wie der liebe Gott einmal eine ganze Hand nachwachsen ließ. Der evangelikale Pastor John Kilpatrick sorgt auf YouTube zuverlässig für Erheiterung.
Als jüngst bekannt wurde, dass eine Elfenbeauftragte die Unfallgefahr auf der A2 eindämmen soll, reichten die medialen Reaktionen – zu Recht – von Irritation bis Gelächter. Doch auch im Christentum findet regelmäßig ähnlicher Zauber statt, über den die Medien jedoch ernsthaft berichten.
Neues Wunder in Lourdes - Nummer siebzig an der Zahl! Teilt stolz die Kirche mit. Sie braucht diese Geschichten. Mit ihnen zementiert sie ihre antiaufklärerische Macht - und die Rolle der Frau als unterwürfiges Wesen.
Glaube und Aberglaube nehmen in diesen Zeiten, die von einem Rückgang des Glaubens gekennzeichnet sind, zu. Auf diese Paradoxie verweist Chefredakteur Christoph Lammers im Editorial der gerade ausgelieferten MIZ 4/17.
In Rom hat sich kürzlich Jorge Mario Bergoglio, ein Argentinier im fortgeschrittenen Rentenalter, ein weißes Kostüm angezogen, eine weiße Mütze aufgesetzt, sich an sein Fenster gestellt und gesprochen: Man möge sich in Acht nehmen vor Wahrsagern und Horoskopen. Wer Wahrsager oder Horoskope konsultiere, gehe unter. Bergoglio selber, der für seine Auftritte den Namen "Franziskus" nutzt, ist Anführer des einzigen Gottesstaates in Europa, und als solcher hat er hier mit sicherem Instinkt seine Konkurrenz angegriffen: Märchenerzähler unter sich, im erbitterten Wettstreit. Ein Bedarf für ihre Dienste ist ja offenbar vorhanden, daher sei die Frage erlaubt: Glaube, Astrologie, Wahrsagerei – womit fährt man wirklich am besten? Hier ein kleiner Faktencheck.