Bereits seit längerem steht Saudi-Arabien in der Kritik, sogenanntes "Whitewashing" von Menschenrechtsverletzungen zu betreiben. Die jüngsten Vorfälle rund um den vom saudischen Königshaus ermordeten Journalisten Jamal Khashoggi und die daran anschließenden Versuche, das Image über prestigeträchtige Projekte aufzupolieren, zeigen, mit welcher Vehemenz die dortige Führungsriege folgenschwere Straftaten in den Hintergrund drängen möchte.
In Saudi-Arabien beginnt in diesen Tagen der "Haddsch", die traditionelle islamische Pilgerfahrt nach Mekka. Für gewöhnlich finden sich pro Jahr über zwei Millionen Menschen am heiligsten Ort des Islam ein. Dieses Jahr werden es nur wenige Tausend sein, Gläubige aus dem Ausland dürfen überhaupt nicht anreisen. Die coronabedingten Einschränkungen drohen indessen, die lokale Wirtschaft zu zerreiben.
Für "Reporter ohne Grenzen" hielt Christian Mihr gestern vor der Botschaft von Saudi-Arabien in Berlin eine Rede für Raif Badawi. Vor acht Jahren wurde er in dem Königreich verhaftet, im Mai 2014 zu zehn Jahren Gefängnis und 1.000 Stockhieben verurteilt. Der hpd gibt die Rede im Wortlaut wieder.
Binnen weniger Tage gab es in Saudi-Arabien gleich zwei königliche Dekrete, die sich mit Menschenrechten befassen. Eines verkündete ein Ende von öffentlichen Straf-Auspeitschungen. Das andere die Abschaffung der Todesstrafe für Straftaten, die als Minderjährige verübt wurden.
Seit Juni 2018 dürfen Frauen in Saudi Arabien selbst mit dem Auto fahren. Trotzdem sitzen Menschen, die im Mai 2018 für ihren Protest gegen das Fahrverbot und die Forderung von Frauenrechten verhaftet wurden, noch immer im Gefängnis. Diesen Monat begann der Prozess gegen eine von ihnen, die Frauenrechtlerin Loujain al-Hathloul. Sie berichtet von Folter und sexuellen Übergriffen im Gefängnis.
Das konservativste Land der Welt will sich dem Tourismus öffnen, um sich damit einen neuen Wirtschaftszweig zu schaffen. Gleichzeitig versucht es aber, seine strengen gesellschaftspolitischen Regeln aufrechtzuerhalten.
Ein neuer Erlass, initiiert vom Kronprinzen und inoffiziellen Regenten Mohammed bin Salman, macht's möglich: Frauen im wahhabitischen Gottesstaat erhalten ein weiteres bisschen Freiheit. Gleichzeitig bleiben Frauenrechtlerinnen eingesperrt und werden möglicherweise sogar gefoltert.
Die App Absher ermöglicht es Männern in Saudi-Arabien zu kontrollieren, ob ihre Frauen versuchen, ohne ihr Einverständnis zu verreisen. Die App ist sowohl über den Google Play Store als auch Apple erhältlich. Google sieht hierin keinen Verstoß gegen seine Richtlinien. Apple prüft dies noch.
Die 18-jährige Rahaf Mohammed al-Kunun wird von den thailändischen Behörden nicht zur Ausreise gezwungen. Der Flüchtlingsstatus wurde der jungen saudischen Frau durch das Hilfswerk der Vereinten Nationen zugesprochen und die Annahme wird nun von der australischen Regierung geprüft.
Eine weitere kleine Reform im wahhabitischen Gottesstaat: Bisher wurden seine Bewohnerinnen nicht zwangsläufig davon in Kenntnis gesetzt, sollten ihre Männer die Ehe beenden. Jetzt soll es keine heimlichen Scheidungen mehr geben, um den Frauen Unterhaltsforderungen zu ermöglichen und den Missbrauch von Vollmachten zu verhindern.
Der international bekannte Blogger Raif Badawi sitzt seit vier Jahren in Saudi Arabien in Haft. Nun wurden auch seine Schwester Samar Badawi und die Aktivistin Nassima al-Sadah wegen ihres Einsatzes für Frauenrechte inhaftiert.
Rana Ahmad floh unter Einsatz ihres Lebens nach Europa, weil sie es in Saudi-Arabien nicht mehr aushielt. In einer beklemmenden, äußerst lesenswerten Biographie erzählt sie ihre Geschichte. Es offenbart sich ein bisher kaum bekannter Blick auf Alltag und Gefühlswelt einer mutigen Frau im fundamentalistischsten Staat der Welt.
"Die spannendsten Geschichten schreibt das Leben selbst", Rana Ahmads uneingeschränkt empfehlenswertes Buch liefert den Beweis; ihre in Teilen "unter die Haut gehende" Biografie berührt in mehrfacher Hinsicht.
Rana Ahmad hat dem Islam abgeschworen. Sie ist von Saudi-Arabien nach Deutschland geflohen, um ein Leben in Freiheit zu führen. Am Stiftungssitz der Giordano-Bruno-Stiftung stellte sie ihre bewegende Autobiographie vor, die gerade im btb-Verlag erschienen ist.